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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Die kleine Marina und ihr Gemahl

"noch tiefer sank" und dann unvermutet zu so großer irdischer Ehre und Herrlich¬
keit gelangte, daß der allerchristlichste König selber ihre Livree trug und ihr ge¬
stattete, sich "La France" zu nennen. Marina fand, daß das etwas ganz sonder¬
bares sei, und zuweilen grübelte sie darüber nach, ob Madame du Barry vielleicht
hier -- in dieser -- Radstube gesessen und die Kleider der feinen Damen zu¬
sammengeheftet Hütte, und ob wohl eines der Mädchen, die jetzt hier arbeiteten,
auch einmal zu ähnlichen Ehren und Würden gelangen würde. Gott lenkte doch
im Grunde die Schicksale der Menschenkinder wunderbar, wenn man richtig darüber
nachdachte -- --

Mit das alleramüsanteste, was sie kannte, war auch in der hohen Staats¬
karosse mit dem Wappen der Toledos an den Seiten durch die Straßen zu
fahren -- mit dem Kutscher in der großen Perücke und den steifen Rockschößen,
die er über den goldgefransten hohen Bock ausbreitete, und dann den beiden großen
Lakaien, die hinten auf dem Wagen standen, unbeweglich wie Bildsäulen. Die
Herzogin von Jnfcmtado schöpfte niemals auf andre Weise frische Luft, und Dona
Maria Leopoldina hatte den Fuß noch auf keine Straße in Paris gesetzt. Im
Garten war es natürlich etwas andres, da konnten sie und die Brüder umher-
spazieren, so viel sie wollten. Auch draußen in den Ställen und in dem runden
Reithaus, wo sie sich jeden Tag vor Tische eine Stunde im Reiten ^ I'^nAlaiss
übte. Dann war sie als Knabe gekleidet in kurzen, schwarzen, seidnen Beinkleidern,
Weste und langem Rock -- obendrein trug sie noch ein kleines Spitzenjabot und
auf dem Kopf einen galvnierten Hut. Das war ohne Frage die Stunde am Tage,
nach der sie sich am meisten sehnte -- namentlich da Manolito zugegen war und
die Übungen leitete. Schließlich wurde sie fast so geschickt wie eine richtige Kunst¬
reiterin, stand auf dem Pferd und konnte alle möglichen Reiterkniffe und Akrobaten¬
kunststücke. Die Herzogin von Jnfcmtado kam in der Regel jeden Tag in das
Reithaus hinunter und sah ihrer Tochter zu. Sie hatte eine richtige Loge, so wie
in der Kirche, in der ein Lehnstuhl stand mit einer Krone auf der Rücklehne, und
sie hatte gewöhnlich ihre Handarbeit bei sich. Wenn Marina dann einen ihrer
kühnen Beweise von Geschmeidigkeit und Kraft gegeben hatte, und sie nach wohl
überwundnen Schwierigkeiten wieder rittlings auf dem Pferde saß, steif und gerade,
mit ihrem kleinen flachen Hut über dem Zopf und den hellen Maroquinstiefeln,
die schlaff auf die Steigbügel herabhingen, dann klatschte Dona Maria Anna aus
Leibeskräften in die Hände und rief ihrem Bruder über die Brüstung der
Loge zu:

Sie reitet, so wahr ich lebe, schon besser als eine von den Damen in Aran-
juez . . .

Die Prinzessin von Asturien reitet wie ein Waschlappen, entgegnete Salm unehr¬
erbietig. Er stand mitten in der Manege mit seiner langen Peitsche. Es ist nicht
schwer, die zu verdunkeln.

Er hob das junge Mädchen vom Pferde herab. Jeder Nerv in ihr bebte
nach der Anstrengung -- alle Pulse schlugen ihr, als wollten sie zerspringen.

Die eine Hand unter ihrem Herzen, die andre um ihren Nacken, sah er sie
aufmerksam an.

Champagner für die Frau Marquise! befahl er laut und schnell.

Er hüllte sie in den langen, seidnen Mantel, der ans der Bank bereit lag,
und behielt sie auf dem Schoß, indem er ihr liebkosend das feuchte Haar aus der
Stirn strich. Marina lag zum Tode erschöpft in seinen Arme", ganz still, und
sah lächelnd zu ihm auf mit ihren halbgeschlossenen, goldbraunem Augen. Die
Mittagsonne schien warm durch das große runde Oberfenster und warf Gold¬
glanz auf die dichten Staubwolken, die nach dem Ritt noch bis zur Decke hinauf¬
wogten.

Der Lakai kam mit dem Wein auf einem Präsentierteller. Marina hob den
Kopf, nahm das Glas mit beiden Händen und trank durstig.


Die kleine Marina und ihr Gemahl

„noch tiefer sank" und dann unvermutet zu so großer irdischer Ehre und Herrlich¬
keit gelangte, daß der allerchristlichste König selber ihre Livree trug und ihr ge¬
stattete, sich „La France" zu nennen. Marina fand, daß das etwas ganz sonder¬
bares sei, und zuweilen grübelte sie darüber nach, ob Madame du Barry vielleicht
hier — in dieser — Radstube gesessen und die Kleider der feinen Damen zu¬
sammengeheftet Hütte, und ob wohl eines der Mädchen, die jetzt hier arbeiteten,
auch einmal zu ähnlichen Ehren und Würden gelangen würde. Gott lenkte doch
im Grunde die Schicksale der Menschenkinder wunderbar, wenn man richtig darüber
nachdachte — —

Mit das alleramüsanteste, was sie kannte, war auch in der hohen Staats¬
karosse mit dem Wappen der Toledos an den Seiten durch die Straßen zu
fahren — mit dem Kutscher in der großen Perücke und den steifen Rockschößen,
die er über den goldgefransten hohen Bock ausbreitete, und dann den beiden großen
Lakaien, die hinten auf dem Wagen standen, unbeweglich wie Bildsäulen. Die
Herzogin von Jnfcmtado schöpfte niemals auf andre Weise frische Luft, und Dona
Maria Leopoldina hatte den Fuß noch auf keine Straße in Paris gesetzt. Im
Garten war es natürlich etwas andres, da konnten sie und die Brüder umher-
spazieren, so viel sie wollten. Auch draußen in den Ställen und in dem runden
Reithaus, wo sie sich jeden Tag vor Tische eine Stunde im Reiten ^ I'^nAlaiss
übte. Dann war sie als Knabe gekleidet in kurzen, schwarzen, seidnen Beinkleidern,
Weste und langem Rock — obendrein trug sie noch ein kleines Spitzenjabot und
auf dem Kopf einen galvnierten Hut. Das war ohne Frage die Stunde am Tage,
nach der sie sich am meisten sehnte — namentlich da Manolito zugegen war und
die Übungen leitete. Schließlich wurde sie fast so geschickt wie eine richtige Kunst¬
reiterin, stand auf dem Pferd und konnte alle möglichen Reiterkniffe und Akrobaten¬
kunststücke. Die Herzogin von Jnfcmtado kam in der Regel jeden Tag in das
Reithaus hinunter und sah ihrer Tochter zu. Sie hatte eine richtige Loge, so wie
in der Kirche, in der ein Lehnstuhl stand mit einer Krone auf der Rücklehne, und
sie hatte gewöhnlich ihre Handarbeit bei sich. Wenn Marina dann einen ihrer
kühnen Beweise von Geschmeidigkeit und Kraft gegeben hatte, und sie nach wohl
überwundnen Schwierigkeiten wieder rittlings auf dem Pferde saß, steif und gerade,
mit ihrem kleinen flachen Hut über dem Zopf und den hellen Maroquinstiefeln,
die schlaff auf die Steigbügel herabhingen, dann klatschte Dona Maria Anna aus
Leibeskräften in die Hände und rief ihrem Bruder über die Brüstung der
Loge zu:

Sie reitet, so wahr ich lebe, schon besser als eine von den Damen in Aran-
juez . . .

Die Prinzessin von Asturien reitet wie ein Waschlappen, entgegnete Salm unehr¬
erbietig. Er stand mitten in der Manege mit seiner langen Peitsche. Es ist nicht
schwer, die zu verdunkeln.

Er hob das junge Mädchen vom Pferde herab. Jeder Nerv in ihr bebte
nach der Anstrengung — alle Pulse schlugen ihr, als wollten sie zerspringen.

Die eine Hand unter ihrem Herzen, die andre um ihren Nacken, sah er sie
aufmerksam an.

Champagner für die Frau Marquise! befahl er laut und schnell.

Er hüllte sie in den langen, seidnen Mantel, der ans der Bank bereit lag,
und behielt sie auf dem Schoß, indem er ihr liebkosend das feuchte Haar aus der
Stirn strich. Marina lag zum Tode erschöpft in seinen Arme», ganz still, und
sah lächelnd zu ihm auf mit ihren halbgeschlossenen, goldbraunem Augen. Die
Mittagsonne schien warm durch das große runde Oberfenster und warf Gold¬
glanz auf die dichten Staubwolken, die nach dem Ritt noch bis zur Decke hinauf¬
wogten.

Der Lakai kam mit dem Wein auf einem Präsentierteller. Marina hob den
Kopf, nahm das Glas mit beiden Händen und trank durstig.


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[0120] Die kleine Marina und ihr Gemahl „noch tiefer sank" und dann unvermutet zu so großer irdischer Ehre und Herrlich¬ keit gelangte, daß der allerchristlichste König selber ihre Livree trug und ihr ge¬ stattete, sich „La France" zu nennen. Marina fand, daß das etwas ganz sonder¬ bares sei, und zuweilen grübelte sie darüber nach, ob Madame du Barry vielleicht hier — in dieser — Radstube gesessen und die Kleider der feinen Damen zu¬ sammengeheftet Hütte, und ob wohl eines der Mädchen, die jetzt hier arbeiteten, auch einmal zu ähnlichen Ehren und Würden gelangen würde. Gott lenkte doch im Grunde die Schicksale der Menschenkinder wunderbar, wenn man richtig darüber nachdachte — — Mit das alleramüsanteste, was sie kannte, war auch in der hohen Staats¬ karosse mit dem Wappen der Toledos an den Seiten durch die Straßen zu fahren — mit dem Kutscher in der großen Perücke und den steifen Rockschößen, die er über den goldgefransten hohen Bock ausbreitete, und dann den beiden großen Lakaien, die hinten auf dem Wagen standen, unbeweglich wie Bildsäulen. Die Herzogin von Jnfcmtado schöpfte niemals auf andre Weise frische Luft, und Dona Maria Leopoldina hatte den Fuß noch auf keine Straße in Paris gesetzt. Im Garten war es natürlich etwas andres, da konnten sie und die Brüder umher- spazieren, so viel sie wollten. Auch draußen in den Ställen und in dem runden Reithaus, wo sie sich jeden Tag vor Tische eine Stunde im Reiten ^ I'^nAlaiss übte. Dann war sie als Knabe gekleidet in kurzen, schwarzen, seidnen Beinkleidern, Weste und langem Rock — obendrein trug sie noch ein kleines Spitzenjabot und auf dem Kopf einen galvnierten Hut. Das war ohne Frage die Stunde am Tage, nach der sie sich am meisten sehnte — namentlich da Manolito zugegen war und die Übungen leitete. Schließlich wurde sie fast so geschickt wie eine richtige Kunst¬ reiterin, stand auf dem Pferd und konnte alle möglichen Reiterkniffe und Akrobaten¬ kunststücke. Die Herzogin von Jnfcmtado kam in der Regel jeden Tag in das Reithaus hinunter und sah ihrer Tochter zu. Sie hatte eine richtige Loge, so wie in der Kirche, in der ein Lehnstuhl stand mit einer Krone auf der Rücklehne, und sie hatte gewöhnlich ihre Handarbeit bei sich. Wenn Marina dann einen ihrer kühnen Beweise von Geschmeidigkeit und Kraft gegeben hatte, und sie nach wohl überwundnen Schwierigkeiten wieder rittlings auf dem Pferde saß, steif und gerade, mit ihrem kleinen flachen Hut über dem Zopf und den hellen Maroquinstiefeln, die schlaff auf die Steigbügel herabhingen, dann klatschte Dona Maria Anna aus Leibeskräften in die Hände und rief ihrem Bruder über die Brüstung der Loge zu: Sie reitet, so wahr ich lebe, schon besser als eine von den Damen in Aran- juez . . . Die Prinzessin von Asturien reitet wie ein Waschlappen, entgegnete Salm unehr¬ erbietig. Er stand mitten in der Manege mit seiner langen Peitsche. Es ist nicht schwer, die zu verdunkeln. Er hob das junge Mädchen vom Pferde herab. Jeder Nerv in ihr bebte nach der Anstrengung — alle Pulse schlugen ihr, als wollten sie zerspringen. Die eine Hand unter ihrem Herzen, die andre um ihren Nacken, sah er sie aufmerksam an. Champagner für die Frau Marquise! befahl er laut und schnell. Er hüllte sie in den langen, seidnen Mantel, der ans der Bank bereit lag, und behielt sie auf dem Schoß, indem er ihr liebkosend das feuchte Haar aus der Stirn strich. Marina lag zum Tode erschöpft in seinen Arme», ganz still, und sah lächelnd zu ihm auf mit ihren halbgeschlossenen, goldbraunem Augen. Die Mittagsonne schien warm durch das große runde Oberfenster und warf Gold¬ glanz auf die dichten Staubwolken, die nach dem Ritt noch bis zur Decke hinauf¬ wogten. Der Lakai kam mit dem Wein auf einem Präsentierteller. Marina hob den Kopf, nahm das Glas mit beiden Händen und trank durstig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/120>, abgerufen am 24.06.2024.