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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

Kriegs gekommen war, war unser Städtchen in einem kläglichen Zustande, ein
Gegenstand des Mitleids der kursächsischen Landesherrschaft, die doch, weil nach
allen Seiten hin Hilfe begehrt wurde, nicht viel leisten konnte. Unselige Zer¬
splitterung der Kraft kam hinzu: nach dem Willen des 1656 verstorbnen Kurfürsten
Johann Georg des Ersten wurden durch den Dresdner Hauptvergleich vom
22. April 1657 vom Kurstaate, den Johann Georg der Zweite übernahm, ab¬
getrennt die Linien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Zeitz (bis 1718) und
Sachsen-Merseburg (bis 1738), und das in einer Zeit, wo der Große Kurfürst
von Brandenburg allen Fleiß aufwandte, ans seinen verschiedenartigen Hoheitsrechten
und getrennt regierten Territorien einen einheitlichen Staat aufzurichten. Herzog
Christian von Sachsen-Merseburg erhielt damals außer dem Stiftslande auch die
Niederlausitz. Er war ein wohlmeinender, fürsorglicher Herr; sein im Ständesaal
des Lübbener Landhauses erhaltues Ölbild zeigt geistig belebte, tatkräftige Gesichts-
züge. Dem in Brandenburg in Bedrängnis geratnen frommen Dichter Paul Ger¬
hardt bot er die Schloßpredigerstelle in Merseburg an (siehe unten). Statt der
doch nur ans zwei Augen gestellten Landvogtei schuf er 1666 die aus einem Prä¬
sidenten und vier Räten bestehende Oberamtsregierung und etwas später auch das
Konsistorium; die Landeshauptmannschaft (seit 1563), die die unmittelbaren landes¬
herrlichen Steuern und Einkünfte zu verwalten hatte, wurde beibehalten. So war
zum Beispiel 1680 Präsident der Oberamtsregierung und des Konsistoriums zu¬
gleich jener Otto Hieronymus von Stntterheim, dessen Grab wir in Ogrosse"
kennen gelernt haben. Ferner ließ Herzog Christian das Lübbener Schloß erneuern
und machte es zum Sitz der genannten Behörden. Das Tor des Schloßgebäudes,
in dem jetzt der preußische Landrat seine Wohnung hat, trägt noch heute die
Jahreszahl 1682 und zwischen zwei in Stein gehauenen Krebsen die Initialen des
herzoglichen Namens und seiner Titel, darunter sind, um den Fischreichtum des
Landes anzudeuten, zwei Welse (?) mit stachlichten Rücken und geringelte"
Schwänzen eingemeißelt, während die Fensterwände des Schlosses mit Trauben
geschmückt siud, ein dem jetzigen Anbau des Landes kaum mehr entsprechendes
Motiv. Endlich bemühte sich der Herzog auch um die Vergrößerung und die
Hebung der Stadt: er regte die Erbauung der Neustadt an, gab deu Ansiedler"
dieselben Rechte wie den Altbürgern, außerdem acht Freijahre und teilweise freie"
Bauholz und freie Ziegel. Der letzte Herzog der Sachsen-Merseburger Linie
Heinrich (1731 bis 1738), der meist im Schlosse zu Spremberg residierte. Di°
Feierlichkeiten, die im Juni 1736 in Lübben stattfanden, als er mit seiner Ge¬
mahlin Elisabeth dort seinen Einzug hielt, liefern ewige für die Kultur jener M
charakteristische Züge. , .

"Am 28. Juni morgens zogen fünfzig Knaben mit Gewehr, klingendem Spie
und fliegenden Fähnlein eine halbe Meile auf der Straße entgegen und stellten se )
dort auf. Ihnen folgten mittags die bäuerlichen Wirte aus sämtlichen Dorfschaft^
in weißen Leinwandröcken, jeder einen weißen Stab führend, an dem sich entweve
ein Kranz oder die Buchstaben H oder aus Korn- und andern Blumen g.
flochten, befanden. Vor jeder Gemeine zog der Schulze einher, begleitet von eine
Dudelsack und einigen Geigen. Sie lagerten sich an der Lnckauerstraße, und an 1
schloß sich näher der Stadt die Schützengilde. Um 4 Uhr rückten die Herren Sta'no '
zum Johannislandtag versammelt, und zwar über vierzig zu Pferde und celi)
dreißig Carossen dem Herzog eine Viertelmeile entgegen, ebenso Oberst von Natzw
und sämtliche Offiziere des in Garnison liegenden Regiments zweiter Garde. ^
6 Uhr erfolgt die Ankunft und die offiziellen Begrüßungen. Der Aufenthalt
Fürstenpaares dauert eine Woche, während derselben folgt Fest auf Fest, le> .
2. Juli ein Nedeactus, in dem sechs Schüler des Lyceums auftreten, am 3. c6
ein Ball der Dörfler auf dem Markte, am 4. eine Illumination, wobei die D"r ^
tauchten im Wagen herumfuhren und die Transparents studierten. Beim Kamme
Bergan las man unter dem sächsischen Wappen:


Wanderungen in der Niederlausitz

Kriegs gekommen war, war unser Städtchen in einem kläglichen Zustande, ein
Gegenstand des Mitleids der kursächsischen Landesherrschaft, die doch, weil nach
allen Seiten hin Hilfe begehrt wurde, nicht viel leisten konnte. Unselige Zer¬
splitterung der Kraft kam hinzu: nach dem Willen des 1656 verstorbnen Kurfürsten
Johann Georg des Ersten wurden durch den Dresdner Hauptvergleich vom
22. April 1657 vom Kurstaate, den Johann Georg der Zweite übernahm, ab¬
getrennt die Linien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Zeitz (bis 1718) und
Sachsen-Merseburg (bis 1738), und das in einer Zeit, wo der Große Kurfürst
von Brandenburg allen Fleiß aufwandte, ans seinen verschiedenartigen Hoheitsrechten
und getrennt regierten Territorien einen einheitlichen Staat aufzurichten. Herzog
Christian von Sachsen-Merseburg erhielt damals außer dem Stiftslande auch die
Niederlausitz. Er war ein wohlmeinender, fürsorglicher Herr; sein im Ständesaal
des Lübbener Landhauses erhaltues Ölbild zeigt geistig belebte, tatkräftige Gesichts-
züge. Dem in Brandenburg in Bedrängnis geratnen frommen Dichter Paul Ger¬
hardt bot er die Schloßpredigerstelle in Merseburg an (siehe unten). Statt der
doch nur ans zwei Augen gestellten Landvogtei schuf er 1666 die aus einem Prä¬
sidenten und vier Räten bestehende Oberamtsregierung und etwas später auch das
Konsistorium; die Landeshauptmannschaft (seit 1563), die die unmittelbaren landes¬
herrlichen Steuern und Einkünfte zu verwalten hatte, wurde beibehalten. So war
zum Beispiel 1680 Präsident der Oberamtsregierung und des Konsistoriums zu¬
gleich jener Otto Hieronymus von Stntterheim, dessen Grab wir in Ogrosse«
kennen gelernt haben. Ferner ließ Herzog Christian das Lübbener Schloß erneuern
und machte es zum Sitz der genannten Behörden. Das Tor des Schloßgebäudes,
in dem jetzt der preußische Landrat seine Wohnung hat, trägt noch heute die
Jahreszahl 1682 und zwischen zwei in Stein gehauenen Krebsen die Initialen des
herzoglichen Namens und seiner Titel, darunter sind, um den Fischreichtum des
Landes anzudeuten, zwei Welse (?) mit stachlichten Rücken und geringelte«
Schwänzen eingemeißelt, während die Fensterwände des Schlosses mit Trauben
geschmückt siud, ein dem jetzigen Anbau des Landes kaum mehr entsprechendes
Motiv. Endlich bemühte sich der Herzog auch um die Vergrößerung und die
Hebung der Stadt: er regte die Erbauung der Neustadt an, gab deu Ansiedler«
dieselben Rechte wie den Altbürgern, außerdem acht Freijahre und teilweise freie»
Bauholz und freie Ziegel. Der letzte Herzog der Sachsen-Merseburger Linie
Heinrich (1731 bis 1738), der meist im Schlosse zu Spremberg residierte. Di°
Feierlichkeiten, die im Juni 1736 in Lübben stattfanden, als er mit seiner Ge¬
mahlin Elisabeth dort seinen Einzug hielt, liefern ewige für die Kultur jener M
charakteristische Züge. , .

„Am 28. Juni morgens zogen fünfzig Knaben mit Gewehr, klingendem Spie
und fliegenden Fähnlein eine halbe Meile auf der Straße entgegen und stellten se )
dort auf. Ihnen folgten mittags die bäuerlichen Wirte aus sämtlichen Dorfschaft^
in weißen Leinwandröcken, jeder einen weißen Stab führend, an dem sich entweve
ein Kranz oder die Buchstaben H oder aus Korn- und andern Blumen g.
flochten, befanden. Vor jeder Gemeine zog der Schulze einher, begleitet von eine
Dudelsack und einigen Geigen. Sie lagerten sich an der Lnckauerstraße, und an 1
schloß sich näher der Stadt die Schützengilde. Um 4 Uhr rückten die Herren Sta'no '
zum Johannislandtag versammelt, und zwar über vierzig zu Pferde und celi)
dreißig Carossen dem Herzog eine Viertelmeile entgegen, ebenso Oberst von Natzw
und sämtliche Offiziere des in Garnison liegenden Regiments zweiter Garde. ^
6 Uhr erfolgt die Ankunft und die offiziellen Begrüßungen. Der Aufenthalt
Fürstenpaares dauert eine Woche, während derselben folgt Fest auf Fest, le> .
2. Juli ein Nedeactus, in dem sechs Schüler des Lyceums auftreten, am 3. c6
ein Ball der Dörfler auf dem Markte, am 4. eine Illumination, wobei die D»r ^
tauchten im Wagen herumfuhren und die Transparents studierten. Beim Kamme
Bergan las man unter dem sächsischen Wappen:


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[0712] Wanderungen in der Niederlausitz Kriegs gekommen war, war unser Städtchen in einem kläglichen Zustande, ein Gegenstand des Mitleids der kursächsischen Landesherrschaft, die doch, weil nach allen Seiten hin Hilfe begehrt wurde, nicht viel leisten konnte. Unselige Zer¬ splitterung der Kraft kam hinzu: nach dem Willen des 1656 verstorbnen Kurfürsten Johann Georg des Ersten wurden durch den Dresdner Hauptvergleich vom 22. April 1657 vom Kurstaate, den Johann Georg der Zweite übernahm, ab¬ getrennt die Linien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Zeitz (bis 1718) und Sachsen-Merseburg (bis 1738), und das in einer Zeit, wo der Große Kurfürst von Brandenburg allen Fleiß aufwandte, ans seinen verschiedenartigen Hoheitsrechten und getrennt regierten Territorien einen einheitlichen Staat aufzurichten. Herzog Christian von Sachsen-Merseburg erhielt damals außer dem Stiftslande auch die Niederlausitz. Er war ein wohlmeinender, fürsorglicher Herr; sein im Ständesaal des Lübbener Landhauses erhaltues Ölbild zeigt geistig belebte, tatkräftige Gesichts- züge. Dem in Brandenburg in Bedrängnis geratnen frommen Dichter Paul Ger¬ hardt bot er die Schloßpredigerstelle in Merseburg an (siehe unten). Statt der doch nur ans zwei Augen gestellten Landvogtei schuf er 1666 die aus einem Prä¬ sidenten und vier Räten bestehende Oberamtsregierung und etwas später auch das Konsistorium; die Landeshauptmannschaft (seit 1563), die die unmittelbaren landes¬ herrlichen Steuern und Einkünfte zu verwalten hatte, wurde beibehalten. So war zum Beispiel 1680 Präsident der Oberamtsregierung und des Konsistoriums zu¬ gleich jener Otto Hieronymus von Stntterheim, dessen Grab wir in Ogrosse« kennen gelernt haben. Ferner ließ Herzog Christian das Lübbener Schloß erneuern und machte es zum Sitz der genannten Behörden. Das Tor des Schloßgebäudes, in dem jetzt der preußische Landrat seine Wohnung hat, trägt noch heute die Jahreszahl 1682 und zwischen zwei in Stein gehauenen Krebsen die Initialen des herzoglichen Namens und seiner Titel, darunter sind, um den Fischreichtum des Landes anzudeuten, zwei Welse (?) mit stachlichten Rücken und geringelte« Schwänzen eingemeißelt, während die Fensterwände des Schlosses mit Trauben geschmückt siud, ein dem jetzigen Anbau des Landes kaum mehr entsprechendes Motiv. Endlich bemühte sich der Herzog auch um die Vergrößerung und die Hebung der Stadt: er regte die Erbauung der Neustadt an, gab deu Ansiedler« dieselben Rechte wie den Altbürgern, außerdem acht Freijahre und teilweise freie» Bauholz und freie Ziegel. Der letzte Herzog der Sachsen-Merseburger Linie Heinrich (1731 bis 1738), der meist im Schlosse zu Spremberg residierte. Di° Feierlichkeiten, die im Juni 1736 in Lübben stattfanden, als er mit seiner Ge¬ mahlin Elisabeth dort seinen Einzug hielt, liefern ewige für die Kultur jener M charakteristische Züge. , . „Am 28. Juni morgens zogen fünfzig Knaben mit Gewehr, klingendem Spie und fliegenden Fähnlein eine halbe Meile auf der Straße entgegen und stellten se ) dort auf. Ihnen folgten mittags die bäuerlichen Wirte aus sämtlichen Dorfschaft^ in weißen Leinwandröcken, jeder einen weißen Stab führend, an dem sich entweve ein Kranz oder die Buchstaben H oder aus Korn- und andern Blumen g. flochten, befanden. Vor jeder Gemeine zog der Schulze einher, begleitet von eine Dudelsack und einigen Geigen. Sie lagerten sich an der Lnckauerstraße, und an 1 schloß sich näher der Stadt die Schützengilde. Um 4 Uhr rückten die Herren Sta'no ' zum Johannislandtag versammelt, und zwar über vierzig zu Pferde und celi) dreißig Carossen dem Herzog eine Viertelmeile entgegen, ebenso Oberst von Natzw und sämtliche Offiziere des in Garnison liegenden Regiments zweiter Garde. ^ 6 Uhr erfolgt die Ankunft und die offiziellen Begrüßungen. Der Aufenthalt Fürstenpaares dauert eine Woche, während derselben folgt Fest auf Fest, le> . 2. Juli ein Nedeactus, in dem sechs Schüler des Lyceums auftreten, am 3. c6 ein Ball der Dörfler auf dem Markte, am 4. eine Illumination, wobei die D»r ^ tauchten im Wagen herumfuhren und die Transparents studierten. Beim Kamme Bergan las man unter dem sächsischen Wappen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/712>, abgerufen am 25.07.2024.