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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Philosophische Bibliothek hat einen würdigen und zweckmäßigen Abschluß gefunden
in der Geschichte der Philosophie von Dr. Karl Vorländer (Band 105
und 106 der Philosophischen Bibliothek). Die Studierenden und die Laien haben
damit wieder einen Leitfaden bekommen, wie ihn Albert Schwegler vor sechsund¬
fünfzig Jahren der damaligen Jugend beschert hat. Neubearbeitungen vermögen
dieses veraltete Werk dem heutigen Erkenntnisgrade und dem heutigen Wissen nicht
mehr anzupassen. In Vorländers Kompendium ist gleich schon die kurze Geschichte
des Wortes Philosophie und seiner Bedeutung vortrefflich. Da bei Giordano Bruno
auch dessen Lehre von den Minima oder Monaden kurz erwähnt wird, so hätten
wir bei dieser Gelegenheit gern einmal das Urteil eines Fachmanns über die Be¬
hauptung Eugen Dührings vernommen, daß Leibniz mit seiner Monadenlehre ein
Plagiat an dem Italiener begangen habe. Auch die neuern und die allerneusten
Philosophen werden gebührend berücksichtigt. Die gute Charakteristik Nietzsches als
eines anarchistischen Aristokraten oder aristokratischen Anarchisten läßt sehr deutlich
die Verwandtschaft mit Gobineau erkennen, die Vorländer nicht erwähnt, vielleicht
auch nicht kennt; doch gehört diese moderne Anthropologie eigentlich in eine Ge¬
schichte der Philosophie hinein. Die Sozialisten, Utopisten, Soziologen, Darwinianer,
die Philosophierenden Physiker und Chemiker wie Mach und Ostwald, die Religions¬
philosophen werden erwähnt, sodaß bei der großen Zahl von Autoren der zweite
Band am Schluß in eine Bibliographie ausläuft. -- Ein Stück Geschichte der
Philosophie ganz andrer Art stellen die acht Vorträge dar, die Alois nicht unter
dem Titel: Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart (Leipzig,
B. G. Teubner, 1903) veröffentlicht. Sie behandeln: die Philosophie des Altertums,
das Verhältnis der neuern Philosophie zu den exakten Wissenschaften, die
kritische Philosophie, die Grundlagen der Erkenntnis, den naturwissenschaft¬
lichen und den philosophischen Monismus, Probleme der Lebensanschauung,
Schopenhauer und Nietzsche, Gegenwart und Zukunft der Philosophie. Die wert¬
vollsten dieser Vorträge sind der vierte, der die Lehre Humes von der Kausalität
kritisiert und die Leistung Kants befriedigender darstellt als irgend einer der vielen
Darsteller, die wir gelesen haben, und der fünfte, der die Bedeutung Robert Mayers
für die Philosophie würdigt, was, soviel wir wissen, außer Eugen Dühring vor
Riehl noch kein Philosoph getan hat. An die Darstellung des Mayerschen Kraft¬
begriffs schließt sich eine Kritik des Versuchs von Ostwald, den Materialismus durch
den Energismus zu überwinden. Riehl zeigt darin, daß eine rein mechanistische
Welterklärung notwendig zum Dualismus führe, weil doch eben die Innenwelt der
mit Bewußtsein begabten Wesen etwas von der bewegten Masse grundverschiednes
ist. Seine Lösung des Problems lautet: "Die Welt ist nur einmal da; aber sie ist
dem objektiven, auf die äußern Dinge bezognen Bewußtsein als Zusammenhang
quantitativer physischer Vorgänge und Dinge gegeben, während ein Teil derselben
Welt einem bestimmten organischen Individuum als seine bewußten Funktionen und
deren Zusammenhang gegeben ist. Diese Auffassung des Psychischen und des
Physischen nenne ich den philosophischen Monismus." Nietzsche wertet der Verfasser
sehr hoch; er charakterisiert seinen Jmmoralismus als Übermoral und findet in
seinen Werken zwar viel Krautes, aber doch weit mehr Gesundes als Krautes.
Der letzte Vortrag schließt mit den Sätzen: "Und so ist die Philosophie keine
Sache bloß der Schule, sie ist eine Angelegenheit der Menschheit selbst, und
darum hat sie sich nicht überlebt und wird sich nie überleben. Umsonst, daß
der Mensch sich gleichgiltig Verhalten wollte zu den Problemen der Philosophie;
sind sie doch die wahren und wesentlichen Probleme seines Wissens und seines
Lebens."

Ein sehr nützliches Buch ist das Lehrbuch der Psychologie von Professor
Dr. Wilhelm Jerusalem, dritte, vollständig umgearbeitete Auflage des Lehrbuchs
der empirischen Psychologie. Mit zwanzig Abbildungen im Texte. (Approbiert mit
H. Mtnisterialerlaß vom 19. Juni 1902. Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Philosophische Bibliothek hat einen würdigen und zweckmäßigen Abschluß gefunden
in der Geschichte der Philosophie von Dr. Karl Vorländer (Band 105
und 106 der Philosophischen Bibliothek). Die Studierenden und die Laien haben
damit wieder einen Leitfaden bekommen, wie ihn Albert Schwegler vor sechsund¬
fünfzig Jahren der damaligen Jugend beschert hat. Neubearbeitungen vermögen
dieses veraltete Werk dem heutigen Erkenntnisgrade und dem heutigen Wissen nicht
mehr anzupassen. In Vorländers Kompendium ist gleich schon die kurze Geschichte
des Wortes Philosophie und seiner Bedeutung vortrefflich. Da bei Giordano Bruno
auch dessen Lehre von den Minima oder Monaden kurz erwähnt wird, so hätten
wir bei dieser Gelegenheit gern einmal das Urteil eines Fachmanns über die Be¬
hauptung Eugen Dührings vernommen, daß Leibniz mit seiner Monadenlehre ein
Plagiat an dem Italiener begangen habe. Auch die neuern und die allerneusten
Philosophen werden gebührend berücksichtigt. Die gute Charakteristik Nietzsches als
eines anarchistischen Aristokraten oder aristokratischen Anarchisten läßt sehr deutlich
die Verwandtschaft mit Gobineau erkennen, die Vorländer nicht erwähnt, vielleicht
auch nicht kennt; doch gehört diese moderne Anthropologie eigentlich in eine Ge¬
schichte der Philosophie hinein. Die Sozialisten, Utopisten, Soziologen, Darwinianer,
die Philosophierenden Physiker und Chemiker wie Mach und Ostwald, die Religions¬
philosophen werden erwähnt, sodaß bei der großen Zahl von Autoren der zweite
Band am Schluß in eine Bibliographie ausläuft. — Ein Stück Geschichte der
Philosophie ganz andrer Art stellen die acht Vorträge dar, die Alois nicht unter
dem Titel: Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart (Leipzig,
B. G. Teubner, 1903) veröffentlicht. Sie behandeln: die Philosophie des Altertums,
das Verhältnis der neuern Philosophie zu den exakten Wissenschaften, die
kritische Philosophie, die Grundlagen der Erkenntnis, den naturwissenschaft¬
lichen und den philosophischen Monismus, Probleme der Lebensanschauung,
Schopenhauer und Nietzsche, Gegenwart und Zukunft der Philosophie. Die wert¬
vollsten dieser Vorträge sind der vierte, der die Lehre Humes von der Kausalität
kritisiert und die Leistung Kants befriedigender darstellt als irgend einer der vielen
Darsteller, die wir gelesen haben, und der fünfte, der die Bedeutung Robert Mayers
für die Philosophie würdigt, was, soviel wir wissen, außer Eugen Dühring vor
Riehl noch kein Philosoph getan hat. An die Darstellung des Mayerschen Kraft¬
begriffs schließt sich eine Kritik des Versuchs von Ostwald, den Materialismus durch
den Energismus zu überwinden. Riehl zeigt darin, daß eine rein mechanistische
Welterklärung notwendig zum Dualismus führe, weil doch eben die Innenwelt der
mit Bewußtsein begabten Wesen etwas von der bewegten Masse grundverschiednes
ist. Seine Lösung des Problems lautet: „Die Welt ist nur einmal da; aber sie ist
dem objektiven, auf die äußern Dinge bezognen Bewußtsein als Zusammenhang
quantitativer physischer Vorgänge und Dinge gegeben, während ein Teil derselben
Welt einem bestimmten organischen Individuum als seine bewußten Funktionen und
deren Zusammenhang gegeben ist. Diese Auffassung des Psychischen und des
Physischen nenne ich den philosophischen Monismus." Nietzsche wertet der Verfasser
sehr hoch; er charakterisiert seinen Jmmoralismus als Übermoral und findet in
seinen Werken zwar viel Krautes, aber doch weit mehr Gesundes als Krautes.
Der letzte Vortrag schließt mit den Sätzen: „Und so ist die Philosophie keine
Sache bloß der Schule, sie ist eine Angelegenheit der Menschheit selbst, und
darum hat sie sich nicht überlebt und wird sich nie überleben. Umsonst, daß
der Mensch sich gleichgiltig Verhalten wollte zu den Problemen der Philosophie;
sind sie doch die wahren und wesentlichen Probleme seines Wissens und seines
Lebens."

Ein sehr nützliches Buch ist das Lehrbuch der Psychologie von Professor
Dr. Wilhelm Jerusalem, dritte, vollständig umgearbeitete Auflage des Lehrbuchs
der empirischen Psychologie. Mit zwanzig Abbildungen im Texte. (Approbiert mit
H. Mtnisterialerlaß vom 19. Juni 1902. Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller,


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[0066] Maßgebliches und Unmaßgebliches Philosophische Bibliothek hat einen würdigen und zweckmäßigen Abschluß gefunden in der Geschichte der Philosophie von Dr. Karl Vorländer (Band 105 und 106 der Philosophischen Bibliothek). Die Studierenden und die Laien haben damit wieder einen Leitfaden bekommen, wie ihn Albert Schwegler vor sechsund¬ fünfzig Jahren der damaligen Jugend beschert hat. Neubearbeitungen vermögen dieses veraltete Werk dem heutigen Erkenntnisgrade und dem heutigen Wissen nicht mehr anzupassen. In Vorländers Kompendium ist gleich schon die kurze Geschichte des Wortes Philosophie und seiner Bedeutung vortrefflich. Da bei Giordano Bruno auch dessen Lehre von den Minima oder Monaden kurz erwähnt wird, so hätten wir bei dieser Gelegenheit gern einmal das Urteil eines Fachmanns über die Be¬ hauptung Eugen Dührings vernommen, daß Leibniz mit seiner Monadenlehre ein Plagiat an dem Italiener begangen habe. Auch die neuern und die allerneusten Philosophen werden gebührend berücksichtigt. Die gute Charakteristik Nietzsches als eines anarchistischen Aristokraten oder aristokratischen Anarchisten läßt sehr deutlich die Verwandtschaft mit Gobineau erkennen, die Vorländer nicht erwähnt, vielleicht auch nicht kennt; doch gehört diese moderne Anthropologie eigentlich in eine Ge¬ schichte der Philosophie hinein. Die Sozialisten, Utopisten, Soziologen, Darwinianer, die Philosophierenden Physiker und Chemiker wie Mach und Ostwald, die Religions¬ philosophen werden erwähnt, sodaß bei der großen Zahl von Autoren der zweite Band am Schluß in eine Bibliographie ausläuft. — Ein Stück Geschichte der Philosophie ganz andrer Art stellen die acht Vorträge dar, die Alois nicht unter dem Titel: Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart (Leipzig, B. G. Teubner, 1903) veröffentlicht. Sie behandeln: die Philosophie des Altertums, das Verhältnis der neuern Philosophie zu den exakten Wissenschaften, die kritische Philosophie, die Grundlagen der Erkenntnis, den naturwissenschaft¬ lichen und den philosophischen Monismus, Probleme der Lebensanschauung, Schopenhauer und Nietzsche, Gegenwart und Zukunft der Philosophie. Die wert¬ vollsten dieser Vorträge sind der vierte, der die Lehre Humes von der Kausalität kritisiert und die Leistung Kants befriedigender darstellt als irgend einer der vielen Darsteller, die wir gelesen haben, und der fünfte, der die Bedeutung Robert Mayers für die Philosophie würdigt, was, soviel wir wissen, außer Eugen Dühring vor Riehl noch kein Philosoph getan hat. An die Darstellung des Mayerschen Kraft¬ begriffs schließt sich eine Kritik des Versuchs von Ostwald, den Materialismus durch den Energismus zu überwinden. Riehl zeigt darin, daß eine rein mechanistische Welterklärung notwendig zum Dualismus führe, weil doch eben die Innenwelt der mit Bewußtsein begabten Wesen etwas von der bewegten Masse grundverschiednes ist. Seine Lösung des Problems lautet: „Die Welt ist nur einmal da; aber sie ist dem objektiven, auf die äußern Dinge bezognen Bewußtsein als Zusammenhang quantitativer physischer Vorgänge und Dinge gegeben, während ein Teil derselben Welt einem bestimmten organischen Individuum als seine bewußten Funktionen und deren Zusammenhang gegeben ist. Diese Auffassung des Psychischen und des Physischen nenne ich den philosophischen Monismus." Nietzsche wertet der Verfasser sehr hoch; er charakterisiert seinen Jmmoralismus als Übermoral und findet in seinen Werken zwar viel Krautes, aber doch weit mehr Gesundes als Krautes. Der letzte Vortrag schließt mit den Sätzen: „Und so ist die Philosophie keine Sache bloß der Schule, sie ist eine Angelegenheit der Menschheit selbst, und darum hat sie sich nicht überlebt und wird sich nie überleben. Umsonst, daß der Mensch sich gleichgiltig Verhalten wollte zu den Problemen der Philosophie; sind sie doch die wahren und wesentlichen Probleme seines Wissens und seines Lebens." Ein sehr nützliches Buch ist das Lehrbuch der Psychologie von Professor Dr. Wilhelm Jerusalem, dritte, vollständig umgearbeitete Auflage des Lehrbuchs der empirischen Psychologie. Mit zwanzig Abbildungen im Texte. (Approbiert mit H. Mtnisterialerlaß vom 19. Juni 1902. Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/66>, abgerufen am 25.07.2024.