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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

berg- und Taschachferner, über den Piller nach Prutz, Pfunds, Finstermünz, Trafoi,
Stilfser Joch, Bormio, Tirano, Berninastraße, Pontresina, Piz Languard, Se. Moritz,
Albula. Schynpaß, Via mala, Thusis, Chur, Ragatz, Rigi, Luzern. Flüelen, Gott-
hardstraße, Furka, Nhonegletscher, Maienwand, Grimsel, Haslital. Handeckfall,
Reichenbachfälle, Roseulaui, Große Scheidcck, Grindelwald, Kleine Scheideck,
Wengernalp, Lauterbrunnen, Jnterlaken, Gießbach, Vrienz, Bern, Baden-Baden,
Straßburg, Köln, Schildesche und von da nach erquicklichen Besuche bei Freund
M. zurück.

26. August. Der Kultusminister von Puttkamer teilte mir heute mit, daß
ich für die durch Pensionierung des Geheimrath Reichenau am 1. Oktober frei
werdende Stelle als Direktor des hiesigen Provinzialschulkollegiums in Frage ge¬
kommen sei. Er nehme aber an, daß ich die Stelle nicht haben wolle, weil ich
von da nicht weiterkommen würde. Ich bestätigte diese Annahme, aber wesentlich
aus dem Grunde, weil mir die Stelle keine Gehaltsverbesserung bietet.

27. August. Fürst Bismarck hat heute angeordnet, daß sämtliche Staats¬
minister, gleichviel ob sie hier in Berlin anwesend sind oder nicht, zu einer ver¬
traulichen Besprechung auf morgen Nachmittag zwei Uhr eingeladen werden sollen.
Ich habe an Graf Stolberg nach Rauris im Salzburgischen telegraphiert, er
kann aber nicht mehr rechtzeitig hier eintreffen. Ebensowenig der Finanzminister
aus Tarasp.

28. August. In der vertraulichen Sitzung bei dem Fürsten Bismarck habe
ich das Protokoll geführt. Der Fürst war sehr freundlich gegen mich. Der Ober¬
präsident von Boetticher soll Staatssekretär im Reichsamt des Innern werden;
der Fürst will die Leitung des preußischen Handelsministeriums einstweilen be¬
halten; im Reichsamt des Innern soll aber eine besondre Abteilung für Handel
und Gewerbe mit einem eignen Unterstaatssekretär gegründet werden. Sodann
trug der Fürst seine nächsten Gesetzgebungspläne mit bewundernswerter Klarheit
und Sachkenntnis vor. Eigentlich war die ganze Sitzung nur ein Monolog des
Fürsten, aber von unwiderstehlich überzeugender Wirkung. Die ganze Größe dieses
wunderbaren Mannes trat dabei wieder hervor. Ob es mir aber gelungen ist,
seine sprudelnde Gedankenfülle in dem Protokoll auch nur annähernd zu seiner
Zufriedenheit wiederzugeben, ist mir zweifelhaft.

36. August. Heute kam mein Protokoll von Bismarck zurück. Er hat nur
wenig daran geändert.

14. Oktober. Abends bei Boettichers. Vom Generalpostmeister Stephan hat
Bismarck gesagt, er sei ein Schiff ohne Ballast mit viel zu viel Segeln und zu
wenig Steuerung. Wieweit das zutrifft, weiß ich nicht. Aber unser Postschiff fährt
doch im ganzen und großen recht flott.

Ein feines Wort Bismarcks ist das über Napoleon den Dritten, er sei eine
ineÄpg,eit6 mßoonmig.

8. November. Wir waren mit Boettichers und Steinmanns bei dem Minister
des Innern zu Tische. Graf Eulenburg sagte mir, für die Stelle eines Präsi¬
denten des Landeskonsistoriums in Hannover wisse er nur zwei Leute, Varkhausen
und mich. Ich erwiderte, daß ich gar keine Neigung dafür habe. Er ließ das
anscheinend gelten.

15. November. Bei einem Diner saß ich heute neben dem Geheimen Rat
Se. Er sprach sich ungemein feindselig und scharf gegen Stöcker und dessen Anti-
judenagitationen aus. Gerade jetzt tobt der Streit gegen die Juden sehr heftig
aus Anlaß eines Skandals, den zwei Gymnasiallehrer mit einem jüdischen Destillateur
Kantorowicz in einem Pferdebahnwagen gehabt haben. Anscheinend ist dabei auch
das Verhalten der beiden Lehrer nicht einwandfrei gewesen. Von jüdischer und
liberaler Seite ist aber dieser Fall geflissentlich aufgebauscht worden. In den Zei¬
tungen erlassen hervorragende liberale Parteimänner, wie Forckenbeck, Mommsen,


Erinnerungen

berg- und Taschachferner, über den Piller nach Prutz, Pfunds, Finstermünz, Trafoi,
Stilfser Joch, Bormio, Tirano, Berninastraße, Pontresina, Piz Languard, Se. Moritz,
Albula. Schynpaß, Via mala, Thusis, Chur, Ragatz, Rigi, Luzern. Flüelen, Gott-
hardstraße, Furka, Nhonegletscher, Maienwand, Grimsel, Haslital. Handeckfall,
Reichenbachfälle, Roseulaui, Große Scheidcck, Grindelwald, Kleine Scheideck,
Wengernalp, Lauterbrunnen, Jnterlaken, Gießbach, Vrienz, Bern, Baden-Baden,
Straßburg, Köln, Schildesche und von da nach erquicklichen Besuche bei Freund
M. zurück.

26. August. Der Kultusminister von Puttkamer teilte mir heute mit, daß
ich für die durch Pensionierung des Geheimrath Reichenau am 1. Oktober frei
werdende Stelle als Direktor des hiesigen Provinzialschulkollegiums in Frage ge¬
kommen sei. Er nehme aber an, daß ich die Stelle nicht haben wolle, weil ich
von da nicht weiterkommen würde. Ich bestätigte diese Annahme, aber wesentlich
aus dem Grunde, weil mir die Stelle keine Gehaltsverbesserung bietet.

27. August. Fürst Bismarck hat heute angeordnet, daß sämtliche Staats¬
minister, gleichviel ob sie hier in Berlin anwesend sind oder nicht, zu einer ver¬
traulichen Besprechung auf morgen Nachmittag zwei Uhr eingeladen werden sollen.
Ich habe an Graf Stolberg nach Rauris im Salzburgischen telegraphiert, er
kann aber nicht mehr rechtzeitig hier eintreffen. Ebensowenig der Finanzminister
aus Tarasp.

28. August. In der vertraulichen Sitzung bei dem Fürsten Bismarck habe
ich das Protokoll geführt. Der Fürst war sehr freundlich gegen mich. Der Ober¬
präsident von Boetticher soll Staatssekretär im Reichsamt des Innern werden;
der Fürst will die Leitung des preußischen Handelsministeriums einstweilen be¬
halten; im Reichsamt des Innern soll aber eine besondre Abteilung für Handel
und Gewerbe mit einem eignen Unterstaatssekretär gegründet werden. Sodann
trug der Fürst seine nächsten Gesetzgebungspläne mit bewundernswerter Klarheit
und Sachkenntnis vor. Eigentlich war die ganze Sitzung nur ein Monolog des
Fürsten, aber von unwiderstehlich überzeugender Wirkung. Die ganze Größe dieses
wunderbaren Mannes trat dabei wieder hervor. Ob es mir aber gelungen ist,
seine sprudelnde Gedankenfülle in dem Protokoll auch nur annähernd zu seiner
Zufriedenheit wiederzugeben, ist mir zweifelhaft.

36. August. Heute kam mein Protokoll von Bismarck zurück. Er hat nur
wenig daran geändert.

14. Oktober. Abends bei Boettichers. Vom Generalpostmeister Stephan hat
Bismarck gesagt, er sei ein Schiff ohne Ballast mit viel zu viel Segeln und zu
wenig Steuerung. Wieweit das zutrifft, weiß ich nicht. Aber unser Postschiff fährt
doch im ganzen und großen recht flott.

Ein feines Wort Bismarcks ist das über Napoleon den Dritten, er sei eine
ineÄpg,eit6 mßoonmig.

8. November. Wir waren mit Boettichers und Steinmanns bei dem Minister
des Innern zu Tische. Graf Eulenburg sagte mir, für die Stelle eines Präsi¬
denten des Landeskonsistoriums in Hannover wisse er nur zwei Leute, Varkhausen
und mich. Ich erwiderte, daß ich gar keine Neigung dafür habe. Er ließ das
anscheinend gelten.

15. November. Bei einem Diner saß ich heute neben dem Geheimen Rat
Se. Er sprach sich ungemein feindselig und scharf gegen Stöcker und dessen Anti-
judenagitationen aus. Gerade jetzt tobt der Streit gegen die Juden sehr heftig
aus Anlaß eines Skandals, den zwei Gymnasiallehrer mit einem jüdischen Destillateur
Kantorowicz in einem Pferdebahnwagen gehabt haben. Anscheinend ist dabei auch
das Verhalten der beiden Lehrer nicht einwandfrei gewesen. Von jüdischer und
liberaler Seite ist aber dieser Fall geflissentlich aufgebauscht worden. In den Zei¬
tungen erlassen hervorragende liberale Parteimänner, wie Forckenbeck, Mommsen,


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[0654] Erinnerungen berg- und Taschachferner, über den Piller nach Prutz, Pfunds, Finstermünz, Trafoi, Stilfser Joch, Bormio, Tirano, Berninastraße, Pontresina, Piz Languard, Se. Moritz, Albula. Schynpaß, Via mala, Thusis, Chur, Ragatz, Rigi, Luzern. Flüelen, Gott- hardstraße, Furka, Nhonegletscher, Maienwand, Grimsel, Haslital. Handeckfall, Reichenbachfälle, Roseulaui, Große Scheidcck, Grindelwald, Kleine Scheideck, Wengernalp, Lauterbrunnen, Jnterlaken, Gießbach, Vrienz, Bern, Baden-Baden, Straßburg, Köln, Schildesche und von da nach erquicklichen Besuche bei Freund M. zurück. 26. August. Der Kultusminister von Puttkamer teilte mir heute mit, daß ich für die durch Pensionierung des Geheimrath Reichenau am 1. Oktober frei werdende Stelle als Direktor des hiesigen Provinzialschulkollegiums in Frage ge¬ kommen sei. Er nehme aber an, daß ich die Stelle nicht haben wolle, weil ich von da nicht weiterkommen würde. Ich bestätigte diese Annahme, aber wesentlich aus dem Grunde, weil mir die Stelle keine Gehaltsverbesserung bietet. 27. August. Fürst Bismarck hat heute angeordnet, daß sämtliche Staats¬ minister, gleichviel ob sie hier in Berlin anwesend sind oder nicht, zu einer ver¬ traulichen Besprechung auf morgen Nachmittag zwei Uhr eingeladen werden sollen. Ich habe an Graf Stolberg nach Rauris im Salzburgischen telegraphiert, er kann aber nicht mehr rechtzeitig hier eintreffen. Ebensowenig der Finanzminister aus Tarasp. 28. August. In der vertraulichen Sitzung bei dem Fürsten Bismarck habe ich das Protokoll geführt. Der Fürst war sehr freundlich gegen mich. Der Ober¬ präsident von Boetticher soll Staatssekretär im Reichsamt des Innern werden; der Fürst will die Leitung des preußischen Handelsministeriums einstweilen be¬ halten; im Reichsamt des Innern soll aber eine besondre Abteilung für Handel und Gewerbe mit einem eignen Unterstaatssekretär gegründet werden. Sodann trug der Fürst seine nächsten Gesetzgebungspläne mit bewundernswerter Klarheit und Sachkenntnis vor. Eigentlich war die ganze Sitzung nur ein Monolog des Fürsten, aber von unwiderstehlich überzeugender Wirkung. Die ganze Größe dieses wunderbaren Mannes trat dabei wieder hervor. Ob es mir aber gelungen ist, seine sprudelnde Gedankenfülle in dem Protokoll auch nur annähernd zu seiner Zufriedenheit wiederzugeben, ist mir zweifelhaft. 36. August. Heute kam mein Protokoll von Bismarck zurück. Er hat nur wenig daran geändert. 14. Oktober. Abends bei Boettichers. Vom Generalpostmeister Stephan hat Bismarck gesagt, er sei ein Schiff ohne Ballast mit viel zu viel Segeln und zu wenig Steuerung. Wieweit das zutrifft, weiß ich nicht. Aber unser Postschiff fährt doch im ganzen und großen recht flott. Ein feines Wort Bismarcks ist das über Napoleon den Dritten, er sei eine ineÄpg,eit6 mßoonmig. 8. November. Wir waren mit Boettichers und Steinmanns bei dem Minister des Innern zu Tische. Graf Eulenburg sagte mir, für die Stelle eines Präsi¬ denten des Landeskonsistoriums in Hannover wisse er nur zwei Leute, Varkhausen und mich. Ich erwiderte, daß ich gar keine Neigung dafür habe. Er ließ das anscheinend gelten. 15. November. Bei einem Diner saß ich heute neben dem Geheimen Rat Se. Er sprach sich ungemein feindselig und scharf gegen Stöcker und dessen Anti- judenagitationen aus. Gerade jetzt tobt der Streit gegen die Juden sehr heftig aus Anlaß eines Skandals, den zwei Gymnasiallehrer mit einem jüdischen Destillateur Kantorowicz in einem Pferdebahnwagen gehabt haben. Anscheinend ist dabei auch das Verhalten der beiden Lehrer nicht einwandfrei gewesen. Von jüdischer und liberaler Seite ist aber dieser Fall geflissentlich aufgebauscht worden. In den Zei¬ tungen erlassen hervorragende liberale Parteimänner, wie Forckenbeck, Mommsen,

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/654>, abgerufen am 30.06.2024.