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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

also auf den damaligen Konflikt wegen der geplanten Ernennung Kogels und
Banrs in den Oberkirchenrat. Ich soll sie durchsehen und ihm wegen der Auf¬
bewahrung Vorschlage machen. Es sind vertrauliche Briefe des Kaisers dabei, die
der Graf nicht gern zu den Akten geben will. Bedenkliches finde ich nicht darunter,
Wohl aber einen Brief Bismarcks an Stolberg, der mir wieder bestätigt, wie über¬
legen -- auch im Empfinden, im Auffinden und Betonen der ethischen und
Gewissensgesichtspunkte -- der Fürst allen seinen Mitarbeitern ist. Er allein
weist auf die konstitutionelle Seite der Sache hin und macht damit Ernst, indem
er darauf besteht, die Frage vertraulich, aber amtlich ans Staatsministerium zu
bringen, das Staatsministerium als solches damit zu befassen. Wie sehr schlägt
das die gewöhnliche Auffassung, als ob sich Bismarck über die Rücksichten auf die
Verfassung und auf die übrigen Minister leichtfertig hinwegsehe. Er hat ein sehr
feines Gewissen, und ich bin gewiß, ein täglich vor Gott gestelltes.

12. August. Beyschlags Biographie des Professors Albert Wolter mit hohem
Genuß und innerlichem Gewinn ausgelesen. Ich kenne Beyschlag nicht persönlich
und höre nur, wie stark er in kirchlichen Kreisen angefeindet wird. Aber wieviel
an den gegen ihn erhobnen Beschuldigungen wahr oder unwahr sein mag, der
Mann, der dieses Lebensbild Wolters geschrieben hat, bedeutet etwas und ist ein
erfahrner Christ, vor dem sich mancher, der ihn schmäht, zu schämen hat. Was
er in der Arbeit über Wolters sagt, sind keine bloßen Redensarten. Beyschlag ist
ja ein ausgesprochner Parteimann, und seine literarischen Zornausbrüche sind nicht
immer schön, zuweilen auch von verletzender Schärfe. Aber einen Mann, der so
sicher auf christlichem Boden steht, müßte man doch anders behandeln, als es von
unsern Parteimäunern geschieht.

Uuterstaatssekretttr Starke war bei mir und erwähnte, er habe den Minister
des Innern auf mich für ein Regiernngspräsidium aufmerksam gemacht. Graf
Eulenburg habe gesagt, es verstehe sich von selbst, daß er seinerzeit an mich denken
werde, aber ich müsse zunächst für das Präsidium des Laudeskonsistoriums in
Hannover aufgespart werden. Starke habe eingewandt, es käme doch auch darauf
an. ob ich Lust dazu hätte; er glaube, daß ich froh sei, wieder in der allgemeinen
Verwaltung zu sein. Graf Eulenburg habe erwidert: "Ja. ich weiß aber vor¬
läufig keinen andern." Das würde freilich meinen Wünschen nicht entsprechen.
Aber ich sorge mich darum nicht; das sind ja völlig unsichere, müßige Erwägungen
für Fälle, die noch gar nicht eingetreten sind. Ich bin hier völlig zufrieden.

Mittags kam an das Bureau des Staatsministeriums eine an mich gerichtete
Antwort des Fürsten Bismarck auf eine von uns an die Reichskanzlei gerichtete
Anfrage wegen der Behandlung einer Jmmediatvorstellung des Herzogs von Cam¬
bridge über den Welfenfonds. Ich trug eine Abschrift des Bismarckischen Schreibens
persönlich zum Finanzminister Bitter. Er ließ sich mit mir in ein eingehendes
Gespräch über die schwebenden politischen Fragen ein: Steuererleichterungen, Etats¬
defizit, Stellungnahme der Regierung angesichts der Wahlen usw. Der Minister
Bitter hat sich seine Stellung zu diesen Fragen sorgfältig zurechtgelegt und ver¬
steht auch ganz plausibel dafür zu plädieren. ^ . .

14. August. Graf Stolberg kam heute für einige Tage von Wernigerode
hierher. Er sieht die Dinge sehr gleichmütig an und findet es ganz natürlich, daß
alle Minister fort sind. Als ich darauf hinwies, daß die Regierung doch für die
Landtagswahlen erklären lassen müsse, was sie eigentlich will, um ihren Freunden
eine feste Direktive zu geben, stimmte er zu, meinte aber, das habe noch Zeit, und
er habe ja. solange die Minister fort seien, doch kein Programm geben können.

Die Rede, die der Kultusminister v. Puttkamer in Kostin bei der Einweihung
des Gymnasiums gehalten hat, hat den Grafen Stolberg natürlich frappiert, und
er hielt sie, auch nach der mildesten Version, für bedenklich. Er erzählte mir.
Puttkamer habe im Konzept eines Jmmediatberichts, den er kürzlich wegen des
Ausgleichs mit Rom an den Kaiser habe mit ihm zusammen erstatten sollen, gesagt,


Erinnerungen

also auf den damaligen Konflikt wegen der geplanten Ernennung Kogels und
Banrs in den Oberkirchenrat. Ich soll sie durchsehen und ihm wegen der Auf¬
bewahrung Vorschlage machen. Es sind vertrauliche Briefe des Kaisers dabei, die
der Graf nicht gern zu den Akten geben will. Bedenkliches finde ich nicht darunter,
Wohl aber einen Brief Bismarcks an Stolberg, der mir wieder bestätigt, wie über¬
legen — auch im Empfinden, im Auffinden und Betonen der ethischen und
Gewissensgesichtspunkte — der Fürst allen seinen Mitarbeitern ist. Er allein
weist auf die konstitutionelle Seite der Sache hin und macht damit Ernst, indem
er darauf besteht, die Frage vertraulich, aber amtlich ans Staatsministerium zu
bringen, das Staatsministerium als solches damit zu befassen. Wie sehr schlägt
das die gewöhnliche Auffassung, als ob sich Bismarck über die Rücksichten auf die
Verfassung und auf die übrigen Minister leichtfertig hinwegsehe. Er hat ein sehr
feines Gewissen, und ich bin gewiß, ein täglich vor Gott gestelltes.

12. August. Beyschlags Biographie des Professors Albert Wolter mit hohem
Genuß und innerlichem Gewinn ausgelesen. Ich kenne Beyschlag nicht persönlich
und höre nur, wie stark er in kirchlichen Kreisen angefeindet wird. Aber wieviel
an den gegen ihn erhobnen Beschuldigungen wahr oder unwahr sein mag, der
Mann, der dieses Lebensbild Wolters geschrieben hat, bedeutet etwas und ist ein
erfahrner Christ, vor dem sich mancher, der ihn schmäht, zu schämen hat. Was
er in der Arbeit über Wolters sagt, sind keine bloßen Redensarten. Beyschlag ist
ja ein ausgesprochner Parteimann, und seine literarischen Zornausbrüche sind nicht
immer schön, zuweilen auch von verletzender Schärfe. Aber einen Mann, der so
sicher auf christlichem Boden steht, müßte man doch anders behandeln, als es von
unsern Parteimäunern geschieht.

Uuterstaatssekretttr Starke war bei mir und erwähnte, er habe den Minister
des Innern auf mich für ein Regiernngspräsidium aufmerksam gemacht. Graf
Eulenburg habe gesagt, es verstehe sich von selbst, daß er seinerzeit an mich denken
werde, aber ich müsse zunächst für das Präsidium des Laudeskonsistoriums in
Hannover aufgespart werden. Starke habe eingewandt, es käme doch auch darauf
an. ob ich Lust dazu hätte; er glaube, daß ich froh sei, wieder in der allgemeinen
Verwaltung zu sein. Graf Eulenburg habe erwidert: „Ja. ich weiß aber vor¬
läufig keinen andern." Das würde freilich meinen Wünschen nicht entsprechen.
Aber ich sorge mich darum nicht; das sind ja völlig unsichere, müßige Erwägungen
für Fälle, die noch gar nicht eingetreten sind. Ich bin hier völlig zufrieden.

Mittags kam an das Bureau des Staatsministeriums eine an mich gerichtete
Antwort des Fürsten Bismarck auf eine von uns an die Reichskanzlei gerichtete
Anfrage wegen der Behandlung einer Jmmediatvorstellung des Herzogs von Cam¬
bridge über den Welfenfonds. Ich trug eine Abschrift des Bismarckischen Schreibens
persönlich zum Finanzminister Bitter. Er ließ sich mit mir in ein eingehendes
Gespräch über die schwebenden politischen Fragen ein: Steuererleichterungen, Etats¬
defizit, Stellungnahme der Regierung angesichts der Wahlen usw. Der Minister
Bitter hat sich seine Stellung zu diesen Fragen sorgfältig zurechtgelegt und ver¬
steht auch ganz plausibel dafür zu plädieren. ^ . .

14. August. Graf Stolberg kam heute für einige Tage von Wernigerode
hierher. Er sieht die Dinge sehr gleichmütig an und findet es ganz natürlich, daß
alle Minister fort sind. Als ich darauf hinwies, daß die Regierung doch für die
Landtagswahlen erklären lassen müsse, was sie eigentlich will, um ihren Freunden
eine feste Direktive zu geben, stimmte er zu, meinte aber, das habe noch Zeit, und
er habe ja. solange die Minister fort seien, doch kein Programm geben können.

Die Rede, die der Kultusminister v. Puttkamer in Kostin bei der Einweihung
des Gymnasiums gehalten hat, hat den Grafen Stolberg natürlich frappiert, und
er hielt sie, auch nach der mildesten Version, für bedenklich. Er erzählte mir.
Puttkamer habe im Konzept eines Jmmediatberichts, den er kürzlich wegen des
Ausgleichs mit Rom an den Kaiser habe mit ihm zusammen erstatten sollen, gesagt,


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[0535] Erinnerungen also auf den damaligen Konflikt wegen der geplanten Ernennung Kogels und Banrs in den Oberkirchenrat. Ich soll sie durchsehen und ihm wegen der Auf¬ bewahrung Vorschlage machen. Es sind vertrauliche Briefe des Kaisers dabei, die der Graf nicht gern zu den Akten geben will. Bedenkliches finde ich nicht darunter, Wohl aber einen Brief Bismarcks an Stolberg, der mir wieder bestätigt, wie über¬ legen — auch im Empfinden, im Auffinden und Betonen der ethischen und Gewissensgesichtspunkte — der Fürst allen seinen Mitarbeitern ist. Er allein weist auf die konstitutionelle Seite der Sache hin und macht damit Ernst, indem er darauf besteht, die Frage vertraulich, aber amtlich ans Staatsministerium zu bringen, das Staatsministerium als solches damit zu befassen. Wie sehr schlägt das die gewöhnliche Auffassung, als ob sich Bismarck über die Rücksichten auf die Verfassung und auf die übrigen Minister leichtfertig hinwegsehe. Er hat ein sehr feines Gewissen, und ich bin gewiß, ein täglich vor Gott gestelltes. 12. August. Beyschlags Biographie des Professors Albert Wolter mit hohem Genuß und innerlichem Gewinn ausgelesen. Ich kenne Beyschlag nicht persönlich und höre nur, wie stark er in kirchlichen Kreisen angefeindet wird. Aber wieviel an den gegen ihn erhobnen Beschuldigungen wahr oder unwahr sein mag, der Mann, der dieses Lebensbild Wolters geschrieben hat, bedeutet etwas und ist ein erfahrner Christ, vor dem sich mancher, der ihn schmäht, zu schämen hat. Was er in der Arbeit über Wolters sagt, sind keine bloßen Redensarten. Beyschlag ist ja ein ausgesprochner Parteimann, und seine literarischen Zornausbrüche sind nicht immer schön, zuweilen auch von verletzender Schärfe. Aber einen Mann, der so sicher auf christlichem Boden steht, müßte man doch anders behandeln, als es von unsern Parteimäunern geschieht. Uuterstaatssekretttr Starke war bei mir und erwähnte, er habe den Minister des Innern auf mich für ein Regiernngspräsidium aufmerksam gemacht. Graf Eulenburg habe gesagt, es verstehe sich von selbst, daß er seinerzeit an mich denken werde, aber ich müsse zunächst für das Präsidium des Laudeskonsistoriums in Hannover aufgespart werden. Starke habe eingewandt, es käme doch auch darauf an. ob ich Lust dazu hätte; er glaube, daß ich froh sei, wieder in der allgemeinen Verwaltung zu sein. Graf Eulenburg habe erwidert: „Ja. ich weiß aber vor¬ läufig keinen andern." Das würde freilich meinen Wünschen nicht entsprechen. Aber ich sorge mich darum nicht; das sind ja völlig unsichere, müßige Erwägungen für Fälle, die noch gar nicht eingetreten sind. Ich bin hier völlig zufrieden. Mittags kam an das Bureau des Staatsministeriums eine an mich gerichtete Antwort des Fürsten Bismarck auf eine von uns an die Reichskanzlei gerichtete Anfrage wegen der Behandlung einer Jmmediatvorstellung des Herzogs von Cam¬ bridge über den Welfenfonds. Ich trug eine Abschrift des Bismarckischen Schreibens persönlich zum Finanzminister Bitter. Er ließ sich mit mir in ein eingehendes Gespräch über die schwebenden politischen Fragen ein: Steuererleichterungen, Etats¬ defizit, Stellungnahme der Regierung angesichts der Wahlen usw. Der Minister Bitter hat sich seine Stellung zu diesen Fragen sorgfältig zurechtgelegt und ver¬ steht auch ganz plausibel dafür zu plädieren. ^ . . 14. August. Graf Stolberg kam heute für einige Tage von Wernigerode hierher. Er sieht die Dinge sehr gleichmütig an und findet es ganz natürlich, daß alle Minister fort sind. Als ich darauf hinwies, daß die Regierung doch für die Landtagswahlen erklären lassen müsse, was sie eigentlich will, um ihren Freunden eine feste Direktive zu geben, stimmte er zu, meinte aber, das habe noch Zeit, und er habe ja. solange die Minister fort seien, doch kein Programm geben können. Die Rede, die der Kultusminister v. Puttkamer in Kostin bei der Einweihung des Gymnasiums gehalten hat, hat den Grafen Stolberg natürlich frappiert, und er hielt sie, auch nach der mildesten Version, für bedenklich. Er erzählte mir. Puttkamer habe im Konzept eines Jmmediatberichts, den er kürzlich wegen des Ausgleichs mit Rom an den Kaiser habe mit ihm zusammen erstatten sollen, gesagt,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/535>, abgerufen am 25.07.2024.