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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

waren und darum in Wirklichkeit nicht kirchenfördernd und kirchenbauend, sondern
im tiefsten Grunde zerbröckelnd und allmählich zerstörend wirken würden.

Dem Präsidenten Herrmann gegenüber machte ich weder aus meiner dogma¬
tischen noch aus meiner kirchenpolitischen Stellung ein Hehl. Ich sagte ihm, daß
ich mich unter den obwaltenden Verhältnissen als ungeeignet ansehe, in die praktische
kirchliche Verwaltung einzutreten. Er ließ das aber nicht gelten, und ich erbat
mir von ihm einige Bedenkzeit. Ich sagte ihm auch, daß ich mich unter allen
Umständen der Zustimmung meines Ministers glaube versichern zu müssen. Davon
wollte aber Herrmann, was mich stutzig machte, nichts wissen. So überlegte ich
denn die Sache nochmals für mich und kam bald angesichts der damaligen Zer¬
fahrenheit unsrer kirchlichen Verhältnisse zu dem Entschlüsse, dankend aber entschieden
abzulehnen. Das habe ich deun auch schriftlich getan, und damit war die Sache
zu Ende.

Fröhlich und zufrieden durchlebte ich in reichlich bemessener Amtsarbeit das
Jahr 1877. Einige größere Dienstreisen führten mich durch die mir bis dahin
unbekannt gewesenen Provinzen Posen, Preußen, Hessen-Nassau und durch Ober¬
schlesien. Wohin ich kam, fand ich an den höhern Schulen ein frisches, geistiges
Leben, und der Verkehr mit hervorragenden Provinzialschulrttten und Direktoren,
sowie die Verhandlungen mit den Oberpräsidenten als Vorsitzenden der Provinzial-
schulkollegien und mit deren Justitiarien gaben eine Fülle dienstlich wertvoller An¬
regungen, aber auch neuer, wohltuender und fruchtbarer persönlicher Beziehungen.
Dabei lernte ich Land und Leute kennen und gewann ganz neue Einsichten in die
wirtschaftlichen, administrativen und Kulturverhältnisse der Landesteile, die mir bis
dahin fremd gewesen waren. Ich regte eine ganze Anzahl von Neubauten für
höhere Unterrichtsanstalten an und setzte die Bewilligung der dazu nötigen
Mittel durch. Das alles erweiterte meinen Gesichtskreis und gab mir Mut und
Freudigkeit zu meiner dienstlichen Wirksamkeit. Auch mein erstes Auftreten im
Abgeordnetenhause bei der Beratung des Kultusetats verlief glücklich. Ich hatte
bei dem Finanzminister einen neuen Vermerk zum Etat beantragt, der uns bei der
Subveutionierung von Kommunalgymnasien, bei denen zum Teil wegen mangelnder
Mittel erbarmungswürdige Zustände herrschten, freier stellen sollte. Als mein Etat
im Abgeordnetenhause an die Reihe kommen sollte, sagte mir dort der als
Kommissar des Finanzministers anwesende Geheime Oberfinanzrat Scholz, er habe
die Sache seinem Chef vorgetragen, und dieser sei mit unserm Vorschlag unter der
Bedingung einverstanden, daß er vorsichtig genug formuliert werde, um zu weit
gehende Ansprüche der Kommunen auszuschließen, und daß dies dem Hause auch
unzweideutig in einer vom Kultusministerium abzugebenden Erklärung gesagt werde.
Scholz fragte mich, ob ich den Etatsvermerk und die abzugebende Erklärung sofort
formulieren könne. Ich erklärte mich -- einigermaßen leichtsinnig -- dazu bereit,
setzte mich ini Vorzimmer hin und legte den Entwurf des Vermerks und der dazu
abzugebenden Erklärung nach einer halben Stunde Herrn Schulz vor. Beides
faud Gnade vor seinen Augen, und ich konnte noch an demselben Tage die Er¬
klärung in einer vielleicht zehn Minuten dauernden Rede vor dem Plenum des
Hauses abgeben. Sie wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Das war meine
parlamentarische Jungfernrede. Sie war ein gutes Omen. Ich bin im Parlament
im allgemeinen immer sehr gut behandelt worden. Aber auch meine Vorgesetzten
waren mit diesem ersten kleinen parlamentarischen Erfolge zufrieden, und das er¬
freute mich begreiflicherweise am meisten.




Unsre Wohnung war am Lützowplcch und gehörte kirchlich zur Zwölfapostel-
gemeinde. Indessen sagten uus Gottesdienst und Predigt in der Zwölfapostelkirche da¬
mals nicht recht zu. Ich beschloß darum, von dem Rechte Gebrauch zu machen, daß in
Berlin Neunngezogne für die Zugehörigkeit zur Dom- oder Parochialkirchengemeinde


Erinnerungen

waren und darum in Wirklichkeit nicht kirchenfördernd und kirchenbauend, sondern
im tiefsten Grunde zerbröckelnd und allmählich zerstörend wirken würden.

Dem Präsidenten Herrmann gegenüber machte ich weder aus meiner dogma¬
tischen noch aus meiner kirchenpolitischen Stellung ein Hehl. Ich sagte ihm, daß
ich mich unter den obwaltenden Verhältnissen als ungeeignet ansehe, in die praktische
kirchliche Verwaltung einzutreten. Er ließ das aber nicht gelten, und ich erbat
mir von ihm einige Bedenkzeit. Ich sagte ihm auch, daß ich mich unter allen
Umständen der Zustimmung meines Ministers glaube versichern zu müssen. Davon
wollte aber Herrmann, was mich stutzig machte, nichts wissen. So überlegte ich
denn die Sache nochmals für mich und kam bald angesichts der damaligen Zer¬
fahrenheit unsrer kirchlichen Verhältnisse zu dem Entschlüsse, dankend aber entschieden
abzulehnen. Das habe ich deun auch schriftlich getan, und damit war die Sache
zu Ende.

Fröhlich und zufrieden durchlebte ich in reichlich bemessener Amtsarbeit das
Jahr 1877. Einige größere Dienstreisen führten mich durch die mir bis dahin
unbekannt gewesenen Provinzen Posen, Preußen, Hessen-Nassau und durch Ober¬
schlesien. Wohin ich kam, fand ich an den höhern Schulen ein frisches, geistiges
Leben, und der Verkehr mit hervorragenden Provinzialschulrttten und Direktoren,
sowie die Verhandlungen mit den Oberpräsidenten als Vorsitzenden der Provinzial-
schulkollegien und mit deren Justitiarien gaben eine Fülle dienstlich wertvoller An¬
regungen, aber auch neuer, wohltuender und fruchtbarer persönlicher Beziehungen.
Dabei lernte ich Land und Leute kennen und gewann ganz neue Einsichten in die
wirtschaftlichen, administrativen und Kulturverhältnisse der Landesteile, die mir bis
dahin fremd gewesen waren. Ich regte eine ganze Anzahl von Neubauten für
höhere Unterrichtsanstalten an und setzte die Bewilligung der dazu nötigen
Mittel durch. Das alles erweiterte meinen Gesichtskreis und gab mir Mut und
Freudigkeit zu meiner dienstlichen Wirksamkeit. Auch mein erstes Auftreten im
Abgeordnetenhause bei der Beratung des Kultusetats verlief glücklich. Ich hatte
bei dem Finanzminister einen neuen Vermerk zum Etat beantragt, der uns bei der
Subveutionierung von Kommunalgymnasien, bei denen zum Teil wegen mangelnder
Mittel erbarmungswürdige Zustände herrschten, freier stellen sollte. Als mein Etat
im Abgeordnetenhause an die Reihe kommen sollte, sagte mir dort der als
Kommissar des Finanzministers anwesende Geheime Oberfinanzrat Scholz, er habe
die Sache seinem Chef vorgetragen, und dieser sei mit unserm Vorschlag unter der
Bedingung einverstanden, daß er vorsichtig genug formuliert werde, um zu weit
gehende Ansprüche der Kommunen auszuschließen, und daß dies dem Hause auch
unzweideutig in einer vom Kultusministerium abzugebenden Erklärung gesagt werde.
Scholz fragte mich, ob ich den Etatsvermerk und die abzugebende Erklärung sofort
formulieren könne. Ich erklärte mich — einigermaßen leichtsinnig — dazu bereit,
setzte mich ini Vorzimmer hin und legte den Entwurf des Vermerks und der dazu
abzugebenden Erklärung nach einer halben Stunde Herrn Schulz vor. Beides
faud Gnade vor seinen Augen, und ich konnte noch an demselben Tage die Er¬
klärung in einer vielleicht zehn Minuten dauernden Rede vor dem Plenum des
Hauses abgeben. Sie wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Das war meine
parlamentarische Jungfernrede. Sie war ein gutes Omen. Ich bin im Parlament
im allgemeinen immer sehr gut behandelt worden. Aber auch meine Vorgesetzten
waren mit diesem ersten kleinen parlamentarischen Erfolge zufrieden, und das er¬
freute mich begreiflicherweise am meisten.




Unsre Wohnung war am Lützowplcch und gehörte kirchlich zur Zwölfapostel-
gemeinde. Indessen sagten uus Gottesdienst und Predigt in der Zwölfapostelkirche da¬
mals nicht recht zu. Ich beschloß darum, von dem Rechte Gebrauch zu machen, daß in
Berlin Neunngezogne für die Zugehörigkeit zur Dom- oder Parochialkirchengemeinde


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[0044] Erinnerungen waren und darum in Wirklichkeit nicht kirchenfördernd und kirchenbauend, sondern im tiefsten Grunde zerbröckelnd und allmählich zerstörend wirken würden. Dem Präsidenten Herrmann gegenüber machte ich weder aus meiner dogma¬ tischen noch aus meiner kirchenpolitischen Stellung ein Hehl. Ich sagte ihm, daß ich mich unter den obwaltenden Verhältnissen als ungeeignet ansehe, in die praktische kirchliche Verwaltung einzutreten. Er ließ das aber nicht gelten, und ich erbat mir von ihm einige Bedenkzeit. Ich sagte ihm auch, daß ich mich unter allen Umständen der Zustimmung meines Ministers glaube versichern zu müssen. Davon wollte aber Herrmann, was mich stutzig machte, nichts wissen. So überlegte ich denn die Sache nochmals für mich und kam bald angesichts der damaligen Zer¬ fahrenheit unsrer kirchlichen Verhältnisse zu dem Entschlüsse, dankend aber entschieden abzulehnen. Das habe ich deun auch schriftlich getan, und damit war die Sache zu Ende. Fröhlich und zufrieden durchlebte ich in reichlich bemessener Amtsarbeit das Jahr 1877. Einige größere Dienstreisen führten mich durch die mir bis dahin unbekannt gewesenen Provinzen Posen, Preußen, Hessen-Nassau und durch Ober¬ schlesien. Wohin ich kam, fand ich an den höhern Schulen ein frisches, geistiges Leben, und der Verkehr mit hervorragenden Provinzialschulrttten und Direktoren, sowie die Verhandlungen mit den Oberpräsidenten als Vorsitzenden der Provinzial- schulkollegien und mit deren Justitiarien gaben eine Fülle dienstlich wertvoller An¬ regungen, aber auch neuer, wohltuender und fruchtbarer persönlicher Beziehungen. Dabei lernte ich Land und Leute kennen und gewann ganz neue Einsichten in die wirtschaftlichen, administrativen und Kulturverhältnisse der Landesteile, die mir bis dahin fremd gewesen waren. Ich regte eine ganze Anzahl von Neubauten für höhere Unterrichtsanstalten an und setzte die Bewilligung der dazu nötigen Mittel durch. Das alles erweiterte meinen Gesichtskreis und gab mir Mut und Freudigkeit zu meiner dienstlichen Wirksamkeit. Auch mein erstes Auftreten im Abgeordnetenhause bei der Beratung des Kultusetats verlief glücklich. Ich hatte bei dem Finanzminister einen neuen Vermerk zum Etat beantragt, der uns bei der Subveutionierung von Kommunalgymnasien, bei denen zum Teil wegen mangelnder Mittel erbarmungswürdige Zustände herrschten, freier stellen sollte. Als mein Etat im Abgeordnetenhause an die Reihe kommen sollte, sagte mir dort der als Kommissar des Finanzministers anwesende Geheime Oberfinanzrat Scholz, er habe die Sache seinem Chef vorgetragen, und dieser sei mit unserm Vorschlag unter der Bedingung einverstanden, daß er vorsichtig genug formuliert werde, um zu weit gehende Ansprüche der Kommunen auszuschließen, und daß dies dem Hause auch unzweideutig in einer vom Kultusministerium abzugebenden Erklärung gesagt werde. Scholz fragte mich, ob ich den Etatsvermerk und die abzugebende Erklärung sofort formulieren könne. Ich erklärte mich — einigermaßen leichtsinnig — dazu bereit, setzte mich ini Vorzimmer hin und legte den Entwurf des Vermerks und der dazu abzugebenden Erklärung nach einer halben Stunde Herrn Schulz vor. Beides faud Gnade vor seinen Augen, und ich konnte noch an demselben Tage die Er¬ klärung in einer vielleicht zehn Minuten dauernden Rede vor dem Plenum des Hauses abgeben. Sie wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Das war meine parlamentarische Jungfernrede. Sie war ein gutes Omen. Ich bin im Parlament im allgemeinen immer sehr gut behandelt worden. Aber auch meine Vorgesetzten waren mit diesem ersten kleinen parlamentarischen Erfolge zufrieden, und das er¬ freute mich begreiflicherweise am meisten. Unsre Wohnung war am Lützowplcch und gehörte kirchlich zur Zwölfapostel- gemeinde. Indessen sagten uus Gottesdienst und Predigt in der Zwölfapostelkirche da¬ mals nicht recht zu. Ich beschloß darum, von dem Rechte Gebrauch zu machen, daß in Berlin Neunngezogne für die Zugehörigkeit zur Dom- oder Parochialkirchengemeinde

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/44>, abgerufen am 05.07.2024.