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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Der Mönch von Weinfelder

raten, denn jeder von ihnen schien in seinem Äußern zwei verschleime Stände zu
verkörpern. Der jüngere, ein bartloser reckenhafter Mensch in der Mitte der
Dreißiger, trug eine an ihrem untern Saum offenbar verkürzte Mönchskutte und
dazu derbe Ledcrschuhe und eine Banernmütze aus grobem Filz, der andre, der
etwa fünf Jahre älter sein mochte, zu der französischen Hoftracht das pelzverbrämte
schwarze Barett eines deutschen Gelehrten. Beide führten an der Seite eine Waffe,
der ältere einen Degen mit Bügel und langer Pnrierstnnge, der jüngere ein breites
deutsches Schwert, dessen Spitze aus der zerrissenen Lederscheide hervorsah.

Beide waren aber mehr, als ihre seltsame Kleidung verriet. Der Mann
in der Mönchskutte war Ägidius, oder wie man den Namen abzukürzen liebte,
Gyllis, Herr zu Manderscheid und Dann, der letzte Sproß einer Seitenlinie des
alten Eifeler Dynastengeschlechts, der auf die Kunde voni Tode seines kinderlosen
Bruders aus dem Kloster Prüm entwichen war und allen Protesten des Trierer
Kurfürsten zum Trotz das väterliche Burghaus zu Weinfelder und die Herrschaft
über das Dorf behauptete. War er so Kleriker, Bauer und Ritter in einer Person,
so durfte sich sein Begleiter rühmen, vom Kaiser Maximilian deu Ritterschlag und
das Hauptmannspatent, von der Universität Pavia die Würde eines Doktors der
Medizin und der Rechte und vom König Franz dem Ersten von Frankreich den
Titel eines Leibarztes der Königinmutter empfangen zu haben. Aber alle diese
Titel und Würden hatten dem Manne, dessen Wiege im Hause eiues mäßig be¬
güterte" Kölner Bürgers gestanden hatte, nichts eingebracht als Mißgunst und Haß;
das Gold, das ihm in den Schoß gerollt war, war unter seinen Händen ebenso
schnell wieder zerronnen, und er nannte auf dieser Erde nichts sein als das Kleid,
das er auf dem Leibe trug, und den Pudel, den er einst in Italien halb ver¬
hungert von der Straße aufgelesen hatte, und der seine Fürsorge und Liebe mit
hündischer Treue vergalt. Und Heinrich Cornelius Agrippa vou Nettesheim -- das
war der volle Name des Mannes -- bedürfte dieser Treue jetzt mehr als je. Er
durchirrte als Flüchtling die Länder, verfolgt und gehetzt von den Dunkelmännern,
deren Klauen er schon manches der Hexerei angeklagte arme Weib entrissen hatte,
und die ihn deshalb nicht so ganz ohne Berechtigung der Ketzerei und der Hin¬
neigung zum Protestantismus beschuldigten. Auf seinen Irrfahrten war er nach
Weinfelder gelangt und von Herrn Gyllis, der in dem Fremden eine ihm ver¬
wandte Natur erkannt haben mochte, im Bnrghause gastlich aufgenommen worden.

Das dünnstimmige Glöcklein einer Dorfkirche klang aus der Tiefe enipor, und
zugleich lohte auf der Kuppe des Hohen Lifts ein Feuer auf, das die Dorfjugend
von Schnlkenmehren, die den völligen Anbruch der Nacht offenbar nicht hatte er¬
warten könne" singend umtanzte und mit gewaltigen Bündeln dürren Reisigs
nährte.

Was bedeutet das? fragte Agrippa, indem er an Gyllis herantrat und auf
das Feuer wies.

Sie feiern Se. Martinsabend, antwortete dieser. Da drüben, setzte er hinzu,
während er sich langsam wieder gen Westen wandte, wo. seinem leiblichen Auge
unerreichbar, die alte Reichsabtei Prüm in ihrem stillen Waldtale lag, da drüben
rüsten sie jetzt das Refektorium zum Karpfenschmaus. Bruder Mamertus sitzt ge¬
wißlich schon auf seinem Lektorstuhl und sucht in des Gregorii Niraoulmum lidris
nach einer recht erbaulichen Stelle.

Laßt Euchs nicht gereuen, daß Ihr entwichen seid, sagte der Gast, der in den
Zügen seines neuen Freundes etwas wie Heimweh nach dem beschaulichen und
wohlgeregelten Leben im Kloster zu erkennen glaubte, ich kenne einen, der es
nicht anders gemacht hat als Ihr, und dem heute zum Nachtmahl der Karpfen
oder gar ein gebratues Gänslein darum nicht schlechter munden wird. Denkt an
Doktor Maremmen von Wittenberg!

Und als wollte er Herrn Gyllis um jeden Preis auf andre Gedanken bringen,
legte er die Hände auf des Recken Schultern und drehte ihn noch einmal um, daß


Der Mönch von Weinfelder

raten, denn jeder von ihnen schien in seinem Äußern zwei verschleime Stände zu
verkörpern. Der jüngere, ein bartloser reckenhafter Mensch in der Mitte der
Dreißiger, trug eine an ihrem untern Saum offenbar verkürzte Mönchskutte und
dazu derbe Ledcrschuhe und eine Banernmütze aus grobem Filz, der andre, der
etwa fünf Jahre älter sein mochte, zu der französischen Hoftracht das pelzverbrämte
schwarze Barett eines deutschen Gelehrten. Beide führten an der Seite eine Waffe,
der ältere einen Degen mit Bügel und langer Pnrierstnnge, der jüngere ein breites
deutsches Schwert, dessen Spitze aus der zerrissenen Lederscheide hervorsah.

Beide waren aber mehr, als ihre seltsame Kleidung verriet. Der Mann
in der Mönchskutte war Ägidius, oder wie man den Namen abzukürzen liebte,
Gyllis, Herr zu Manderscheid und Dann, der letzte Sproß einer Seitenlinie des
alten Eifeler Dynastengeschlechts, der auf die Kunde voni Tode seines kinderlosen
Bruders aus dem Kloster Prüm entwichen war und allen Protesten des Trierer
Kurfürsten zum Trotz das väterliche Burghaus zu Weinfelder und die Herrschaft
über das Dorf behauptete. War er so Kleriker, Bauer und Ritter in einer Person,
so durfte sich sein Begleiter rühmen, vom Kaiser Maximilian deu Ritterschlag und
das Hauptmannspatent, von der Universität Pavia die Würde eines Doktors der
Medizin und der Rechte und vom König Franz dem Ersten von Frankreich den
Titel eines Leibarztes der Königinmutter empfangen zu haben. Aber alle diese
Titel und Würden hatten dem Manne, dessen Wiege im Hause eiues mäßig be¬
güterte» Kölner Bürgers gestanden hatte, nichts eingebracht als Mißgunst und Haß;
das Gold, das ihm in den Schoß gerollt war, war unter seinen Händen ebenso
schnell wieder zerronnen, und er nannte auf dieser Erde nichts sein als das Kleid,
das er auf dem Leibe trug, und den Pudel, den er einst in Italien halb ver¬
hungert von der Straße aufgelesen hatte, und der seine Fürsorge und Liebe mit
hündischer Treue vergalt. Und Heinrich Cornelius Agrippa vou Nettesheim — das
war der volle Name des Mannes — bedürfte dieser Treue jetzt mehr als je. Er
durchirrte als Flüchtling die Länder, verfolgt und gehetzt von den Dunkelmännern,
deren Klauen er schon manches der Hexerei angeklagte arme Weib entrissen hatte,
und die ihn deshalb nicht so ganz ohne Berechtigung der Ketzerei und der Hin¬
neigung zum Protestantismus beschuldigten. Auf seinen Irrfahrten war er nach
Weinfelder gelangt und von Herrn Gyllis, der in dem Fremden eine ihm ver¬
wandte Natur erkannt haben mochte, im Bnrghause gastlich aufgenommen worden.

Das dünnstimmige Glöcklein einer Dorfkirche klang aus der Tiefe enipor, und
zugleich lohte auf der Kuppe des Hohen Lifts ein Feuer auf, das die Dorfjugend
von Schnlkenmehren, die den völligen Anbruch der Nacht offenbar nicht hatte er¬
warten könne» singend umtanzte und mit gewaltigen Bündeln dürren Reisigs
nährte.

Was bedeutet das? fragte Agrippa, indem er an Gyllis herantrat und auf
das Feuer wies.

Sie feiern Se. Martinsabend, antwortete dieser. Da drüben, setzte er hinzu,
während er sich langsam wieder gen Westen wandte, wo. seinem leiblichen Auge
unerreichbar, die alte Reichsabtei Prüm in ihrem stillen Waldtale lag, da drüben
rüsten sie jetzt das Refektorium zum Karpfenschmaus. Bruder Mamertus sitzt ge¬
wißlich schon auf seinem Lektorstuhl und sucht in des Gregorii Niraoulmum lidris
nach einer recht erbaulichen Stelle.

Laßt Euchs nicht gereuen, daß Ihr entwichen seid, sagte der Gast, der in den
Zügen seines neuen Freundes etwas wie Heimweh nach dem beschaulichen und
wohlgeregelten Leben im Kloster zu erkennen glaubte, ich kenne einen, der es
nicht anders gemacht hat als Ihr, und dem heute zum Nachtmahl der Karpfen
oder gar ein gebratues Gänslein darum nicht schlechter munden wird. Denkt an
Doktor Maremmen von Wittenberg!

Und als wollte er Herrn Gyllis um jeden Preis auf andre Gedanken bringen,
legte er die Hände auf des Recken Schultern und drehte ihn noch einmal um, daß


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[0233] Der Mönch von Weinfelder raten, denn jeder von ihnen schien in seinem Äußern zwei verschleime Stände zu verkörpern. Der jüngere, ein bartloser reckenhafter Mensch in der Mitte der Dreißiger, trug eine an ihrem untern Saum offenbar verkürzte Mönchskutte und dazu derbe Ledcrschuhe und eine Banernmütze aus grobem Filz, der andre, der etwa fünf Jahre älter sein mochte, zu der französischen Hoftracht das pelzverbrämte schwarze Barett eines deutschen Gelehrten. Beide führten an der Seite eine Waffe, der ältere einen Degen mit Bügel und langer Pnrierstnnge, der jüngere ein breites deutsches Schwert, dessen Spitze aus der zerrissenen Lederscheide hervorsah. Beide waren aber mehr, als ihre seltsame Kleidung verriet. Der Mann in der Mönchskutte war Ägidius, oder wie man den Namen abzukürzen liebte, Gyllis, Herr zu Manderscheid und Dann, der letzte Sproß einer Seitenlinie des alten Eifeler Dynastengeschlechts, der auf die Kunde voni Tode seines kinderlosen Bruders aus dem Kloster Prüm entwichen war und allen Protesten des Trierer Kurfürsten zum Trotz das väterliche Burghaus zu Weinfelder und die Herrschaft über das Dorf behauptete. War er so Kleriker, Bauer und Ritter in einer Person, so durfte sich sein Begleiter rühmen, vom Kaiser Maximilian deu Ritterschlag und das Hauptmannspatent, von der Universität Pavia die Würde eines Doktors der Medizin und der Rechte und vom König Franz dem Ersten von Frankreich den Titel eines Leibarztes der Königinmutter empfangen zu haben. Aber alle diese Titel und Würden hatten dem Manne, dessen Wiege im Hause eiues mäßig be¬ güterte» Kölner Bürgers gestanden hatte, nichts eingebracht als Mißgunst und Haß; das Gold, das ihm in den Schoß gerollt war, war unter seinen Händen ebenso schnell wieder zerronnen, und er nannte auf dieser Erde nichts sein als das Kleid, das er auf dem Leibe trug, und den Pudel, den er einst in Italien halb ver¬ hungert von der Straße aufgelesen hatte, und der seine Fürsorge und Liebe mit hündischer Treue vergalt. Und Heinrich Cornelius Agrippa vou Nettesheim — das war der volle Name des Mannes — bedürfte dieser Treue jetzt mehr als je. Er durchirrte als Flüchtling die Länder, verfolgt und gehetzt von den Dunkelmännern, deren Klauen er schon manches der Hexerei angeklagte arme Weib entrissen hatte, und die ihn deshalb nicht so ganz ohne Berechtigung der Ketzerei und der Hin¬ neigung zum Protestantismus beschuldigten. Auf seinen Irrfahrten war er nach Weinfelder gelangt und von Herrn Gyllis, der in dem Fremden eine ihm ver¬ wandte Natur erkannt haben mochte, im Bnrghause gastlich aufgenommen worden. Das dünnstimmige Glöcklein einer Dorfkirche klang aus der Tiefe enipor, und zugleich lohte auf der Kuppe des Hohen Lifts ein Feuer auf, das die Dorfjugend von Schnlkenmehren, die den völligen Anbruch der Nacht offenbar nicht hatte er¬ warten könne» singend umtanzte und mit gewaltigen Bündeln dürren Reisigs nährte. Was bedeutet das? fragte Agrippa, indem er an Gyllis herantrat und auf das Feuer wies. Sie feiern Se. Martinsabend, antwortete dieser. Da drüben, setzte er hinzu, während er sich langsam wieder gen Westen wandte, wo. seinem leiblichen Auge unerreichbar, die alte Reichsabtei Prüm in ihrem stillen Waldtale lag, da drüben rüsten sie jetzt das Refektorium zum Karpfenschmaus. Bruder Mamertus sitzt ge¬ wißlich schon auf seinem Lektorstuhl und sucht in des Gregorii Niraoulmum lidris nach einer recht erbaulichen Stelle. Laßt Euchs nicht gereuen, daß Ihr entwichen seid, sagte der Gast, der in den Zügen seines neuen Freundes etwas wie Heimweh nach dem beschaulichen und wohlgeregelten Leben im Kloster zu erkennen glaubte, ich kenne einen, der es nicht anders gemacht hat als Ihr, und dem heute zum Nachtmahl der Karpfen oder gar ein gebratues Gänslein darum nicht schlechter munden wird. Denkt an Doktor Maremmen von Wittenberg! Und als wollte er Herrn Gyllis um jeden Preis auf andre Gedanken bringen, legte er die Hände auf des Recken Schultern und drehte ihn noch einmal um, daß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/233>, abgerufen am 25.07.2024.