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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Das japanische Heer

Marschall, Generalleutnant (Altersgrenze 70 Jahre), Generalmajor (65 Jahre)
Oberst (54 Jahre), Oberstleutnant (ebenso), Major (51 Jahre), Hauptmann
(48 Jahre), Leutnant und Unterleutnant (45 Jahre).

Die Ergänzung des Pferdebestandes geschieht im Frieden durch be¬
sondre Remontekommissionen. Gelaufe werden zwei- bis dreijährige Tiere zum
mittlern Preise von 80 Jen; sie werden dann in sechs Depots zugeritten. Im
Kriege findet die Requirierung auf Grund besondrer Bestimmungen statt. Nach
dem Friedensetat sollen 21,6 bis 21,7 Tausend Pferde vorhanden sein; im Kriege
73,4 Tausend. Von diesen kommen 79,9 Prozent auf das stehende Heer,
3,7 Prozent auf Verwaltung usw., 16,1 Prozent auf die Territorialarmee und
0,3 Prozent auf die Miliz. 36,1 Prozent des Pferdebestandes kommen im
Frieden auf die Kavallerie, 27,5 Prozent auf die Feldartillerie und 18,7 Prozent
ans den Train. Im Kriege kommen dagegen 68,2 Prozent auf den Train.

Inwieweit die Bevölkerung Japans im Vergleich mit andern Staaten am
Militärdienst teilnimmt, geht aus folgenden Ziffern hervor:

Von tausend Einwohnern stehn bei der Fahne in

Im Frieden Im Kriege
Japan........... 3,0 7,7
Rußland............ 8,3 23,3
Italien............. 7,4 35,9
Österreich-Ungarn......... 8,1 36,2
Deutschland........... 10.4 S3,9
Frankreich ........... 14,6 70,6

Was die Geldkasten anbetrifft, so kostet jeder Soldat dem Lande jährlich
261 Jen, mit den außerordentlichen Ausgaben 374 Jen. Jeder Einwohner
trägt hierzu 1,14 Jen oder Rubel bei (Jen -- Rubel). Die Jahresausgaben
betragen in Rubel in

^^Be-
Für 1 Soldaten wohner entfallen
Japan........... 374,3 1,14
Nußland.......... 310,3 2,6
Österreich-Ungarn....... 312,4 2,5
Italien .......... 421,1 3,1
Deutschland......... 427,0 4,4
Frankreich ......... 442,3 6,4

So steht also in der Billigkeit des Soldaten Japan hinter Rußland zurück;
da aber die japanische Armee im Frieden mehr als siebenmal schwächer ist als
die russische, während die Bevölkerung dreimal kleiner ist, bezahlt der einzelne
Bewohner weniger. Die relative Bedeutung dieses Betrags für das Einkommen
ist bei den Bewohnern beider Länder ungefähr dieselbe, soweit der Geldvorrat
in Frage kommt.

Die japanische Armee außer den Truppen auf Formosa ist auf ein Areal
von 310000 Quadratwerst verteilt (1 Werst ^ 1066,79 in) und schützt eine
Landesgrenze an der See von 15000 Werst auf den Inseln Chondo, Kiu-sin,
Sikok, Chokkaido und Zusima sowie einigen kleinern Inseln im Binnenmeer.
Im Mittel kommen auf einen Soldaten im Frieden fast 0,15 Werst Küstenschutz,
2,19 Quadratwerst Landesschutz und 306 Einwohner. Im Kriege vermindert


Das japanische Heer

Marschall, Generalleutnant (Altersgrenze 70 Jahre), Generalmajor (65 Jahre)
Oberst (54 Jahre), Oberstleutnant (ebenso), Major (51 Jahre), Hauptmann
(48 Jahre), Leutnant und Unterleutnant (45 Jahre).

Die Ergänzung des Pferdebestandes geschieht im Frieden durch be¬
sondre Remontekommissionen. Gelaufe werden zwei- bis dreijährige Tiere zum
mittlern Preise von 80 Jen; sie werden dann in sechs Depots zugeritten. Im
Kriege findet die Requirierung auf Grund besondrer Bestimmungen statt. Nach
dem Friedensetat sollen 21,6 bis 21,7 Tausend Pferde vorhanden sein; im Kriege
73,4 Tausend. Von diesen kommen 79,9 Prozent auf das stehende Heer,
3,7 Prozent auf Verwaltung usw., 16,1 Prozent auf die Territorialarmee und
0,3 Prozent auf die Miliz. 36,1 Prozent des Pferdebestandes kommen im
Frieden auf die Kavallerie, 27,5 Prozent auf die Feldartillerie und 18,7 Prozent
ans den Train. Im Kriege kommen dagegen 68,2 Prozent auf den Train.

Inwieweit die Bevölkerung Japans im Vergleich mit andern Staaten am
Militärdienst teilnimmt, geht aus folgenden Ziffern hervor:

Von tausend Einwohnern stehn bei der Fahne in

Im Frieden Im Kriege
Japan........... 3,0 7,7
Rußland............ 8,3 23,3
Italien............. 7,4 35,9
Österreich-Ungarn......... 8,1 36,2
Deutschland........... 10.4 S3,9
Frankreich ........... 14,6 70,6

Was die Geldkasten anbetrifft, so kostet jeder Soldat dem Lande jährlich
261 Jen, mit den außerordentlichen Ausgaben 374 Jen. Jeder Einwohner
trägt hierzu 1,14 Jen oder Rubel bei (Jen — Rubel). Die Jahresausgaben
betragen in Rubel in

^^Be-
Für 1 Soldaten wohner entfallen
Japan........... 374,3 1,14
Nußland.......... 310,3 2,6
Österreich-Ungarn....... 312,4 2,5
Italien .......... 421,1 3,1
Deutschland......... 427,0 4,4
Frankreich ......... 442,3 6,4

So steht also in der Billigkeit des Soldaten Japan hinter Rußland zurück;
da aber die japanische Armee im Frieden mehr als siebenmal schwächer ist als
die russische, während die Bevölkerung dreimal kleiner ist, bezahlt der einzelne
Bewohner weniger. Die relative Bedeutung dieses Betrags für das Einkommen
ist bei den Bewohnern beider Länder ungefähr dieselbe, soweit der Geldvorrat
in Frage kommt.

Die japanische Armee außer den Truppen auf Formosa ist auf ein Areal
von 310000 Quadratwerst verteilt (1 Werst ^ 1066,79 in) und schützt eine
Landesgrenze an der See von 15000 Werst auf den Inseln Chondo, Kiu-sin,
Sikok, Chokkaido und Zusima sowie einigen kleinern Inseln im Binnenmeer.
Im Mittel kommen auf einen Soldaten im Frieden fast 0,15 Werst Küstenschutz,
2,19 Quadratwerst Landesschutz und 306 Einwohner. Im Kriege vermindert


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[0202] Das japanische Heer Marschall, Generalleutnant (Altersgrenze 70 Jahre), Generalmajor (65 Jahre) Oberst (54 Jahre), Oberstleutnant (ebenso), Major (51 Jahre), Hauptmann (48 Jahre), Leutnant und Unterleutnant (45 Jahre). Die Ergänzung des Pferdebestandes geschieht im Frieden durch be¬ sondre Remontekommissionen. Gelaufe werden zwei- bis dreijährige Tiere zum mittlern Preise von 80 Jen; sie werden dann in sechs Depots zugeritten. Im Kriege findet die Requirierung auf Grund besondrer Bestimmungen statt. Nach dem Friedensetat sollen 21,6 bis 21,7 Tausend Pferde vorhanden sein; im Kriege 73,4 Tausend. Von diesen kommen 79,9 Prozent auf das stehende Heer, 3,7 Prozent auf Verwaltung usw., 16,1 Prozent auf die Territorialarmee und 0,3 Prozent auf die Miliz. 36,1 Prozent des Pferdebestandes kommen im Frieden auf die Kavallerie, 27,5 Prozent auf die Feldartillerie und 18,7 Prozent ans den Train. Im Kriege kommen dagegen 68,2 Prozent auf den Train. Inwieweit die Bevölkerung Japans im Vergleich mit andern Staaten am Militärdienst teilnimmt, geht aus folgenden Ziffern hervor: Von tausend Einwohnern stehn bei der Fahne in Im Frieden Im Kriege Japan........... 3,0 7,7 Rußland............ 8,3 23,3 Italien............. 7,4 35,9 Österreich-Ungarn......... 8,1 36,2 Deutschland........... 10.4 S3,9 Frankreich ........... 14,6 70,6 Was die Geldkasten anbetrifft, so kostet jeder Soldat dem Lande jährlich 261 Jen, mit den außerordentlichen Ausgaben 374 Jen. Jeder Einwohner trägt hierzu 1,14 Jen oder Rubel bei (Jen — Rubel). Die Jahresausgaben betragen in Rubel in ^^Be- Für 1 Soldaten wohner entfallen Japan........... 374,3 1,14 Nußland.......... 310,3 2,6 Österreich-Ungarn....... 312,4 2,5 Italien .......... 421,1 3,1 Deutschland......... 427,0 4,4 Frankreich ......... 442,3 6,4 So steht also in der Billigkeit des Soldaten Japan hinter Rußland zurück; da aber die japanische Armee im Frieden mehr als siebenmal schwächer ist als die russische, während die Bevölkerung dreimal kleiner ist, bezahlt der einzelne Bewohner weniger. Die relative Bedeutung dieses Betrags für das Einkommen ist bei den Bewohnern beider Länder ungefähr dieselbe, soweit der Geldvorrat in Frage kommt. Die japanische Armee außer den Truppen auf Formosa ist auf ein Areal von 310000 Quadratwerst verteilt (1 Werst ^ 1066,79 in) und schützt eine Landesgrenze an der See von 15000 Werst auf den Inseln Chondo, Kiu-sin, Sikok, Chokkaido und Zusima sowie einigen kleinern Inseln im Binnenmeer. Im Mittel kommen auf einen Soldaten im Frieden fast 0,15 Werst Küstenschutz, 2,19 Quadratwerst Landesschutz und 306 Einwohner. Im Kriege vermindert

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/202>, abgerufen am 25.07.2024.