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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Einen andern Beweis für die späte Errichtung liefert die große Anzahl von
Tonfcherben, nicht allein auf dem ganzen Stadtboden, sondern auf dem nackten
Felsen unter der Stadtmauer. Nicht eine einzige ist dabei, die das hohe Alter der
mykenischen Kultur aufwiese. Was eiuer griechisch-etruskischen Periode angehört
haben könnte, ist sehr zweifelhaft. Was sich vorfindet, muß sicher als römisch-
kampanischer Art anerkannt werden. Also kann die Anlage nicht über diese Zeit
hinausreichen.

Von den vorhandnen Gebäuden kann man am besten die vier Tempelanlagen
feststellen, von denen man die Überreste gefunden hat. Sie standen hoch über den
andern Stadtbauten auf den natürlichen Erhöhungen des Felsplateaus und waren
nach einer Zerstörung oder vielleicht aus Notwendigkeit vergrößert wieder auf den
frühern kleinern Tempelfuudamentcu neu aufgebaut. Diese Bauten bestanden aus
Holzwerk und in der Sonne getrockneten Ziegeln, aber die buntfarbigen Terrakotta¬
platten, von denen sich viele Stücke gefunden haben, verliehen dem ärmlichen Kern
einen leuchtenden Schmuck.

Nach einem Tongefäß mit einer Widmung an Diana und zwei Bronze¬
inschriften, in ihrer Sprachweise an die Schreibart auf dem Scipionensarkophag
erinnernd, Juno Lucina gewidmet, darf wohl der Kultus in zwei dieser Tempel
diesen altlateinischen Gottheiten zugeschrieben werden. Für einen Unterbau des
ganzen heiligen Bezirks sorgte man durch starke Stützmauern, die zugleich dazu
dienten, breite Terrassen zu schaffen, auf deuen sich Spuren der sie umgebenden
Säulenhallen erhalten haben. Sie dienten, da sie die Stadtmauer überragen, wohl
nicht allein als Beobachtungspunkte, sondern erlaubten auch den Einwohnern, die
herrliche Umgebung zu genießen, gerade so wie sich jetzt an Sonntagen in den
kleinen Ortschaften ini Albanergebirge die Leute den Tag über an solchen Rampen
vereinigen. Daß sie aber als zum Tempelbezirk gehörend galten, zeigten Tast¬
versuche. Auf einer der besterhaltnen solcher Terrassen liegt in der Mitte des
Säulenumgangs ein in der Mitte sorgfältig mit flachen, am Rande steil gestellten
Steinchen ausgeführtes Pflaster. Es stellte sich heraus, daß sich schon früher hier
eine tiefer liegende ähnliche Anlage gelegen hat. Die Erhöhung und die Ver¬
größerung geschahen durch Einbettung einer großen Anzahl Tongefäße, Figürchen
in der Art der bekannten aus Tanagra, Metallgegenständen dekorativer und figür¬
licher Art. Nachbildungen von menschlichen Gliedern, kurzum Weihgeschenken an
die Gottheit, die hier eine absichtliche Bergung fanden, als im Tempel kein Platz
mehr für sie war, oder aus irgend einem religiösen Grunde. Ähnliches ist ja auch
unter dem Schwarzen Stein im Forum Romanum zutage getreten, der die Gräber
der ersten Heroen der Römer bergen soll.

Die Tempelanlagen waren durch gepflasterte Straßen untereinander verbunden,
zu denen Treppen hinabführten. Von Häusern findet man geringe Spuren. Man
geht wohl nicht fehl, wenn man sich für einen Vergleich, wie solche ausgesehen
haben mögen, an die heutigen italienischen Felscnnester hält. Von Kunstgegen¬
ständen hat man ein paar hübsche kleine weibliche Bronzestatuetten gefunden. Ver¬
schiebe Marmorstücke liefern den Beweis, daß mich zur Kaiserzeit die Stadt bewohnt
war; ja Überreste mittelalterlichen Kalksteinschmucks sowie Gräber in und außerha b
der Tempel weisen auf Spuren christlichen Gottesdienstes. Leider ,se es bis icht
noch nicht gelungen, die Nekropolis der Stadt aufzufinden. Gerade diese Grabstätten
würden über vieles Aufschluß gebe", was jetzt noch Mutmaßung bleiben muß.

Zieht man nun das Schlußresultat der gründlichen Untersuchungen. so ergibt
sich, daß Norba. wenn es seinen Anspruch auf pelasgische Herstammung aufgeben
muß - und dieses Urteil wird doch wahrscheinlich auch du andern Nachbarstädten
segni. Cori u. c... mit ähnlichen Mauern maßgebend sem -. dagegen em nicht
minder fesselndes Bild aufweist, nämlich wie wir uns die Bauart und das Aus¬
sehen einer kleinen römischen Stadt zur ersten Zeit der Republik bis zu ihrem
Übergang in die Kaiserzeit vorstellen müssen.


5 Brunswick
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Einen andern Beweis für die späte Errichtung liefert die große Anzahl von
Tonfcherben, nicht allein auf dem ganzen Stadtboden, sondern auf dem nackten
Felsen unter der Stadtmauer. Nicht eine einzige ist dabei, die das hohe Alter der
mykenischen Kultur aufwiese. Was eiuer griechisch-etruskischen Periode angehört
haben könnte, ist sehr zweifelhaft. Was sich vorfindet, muß sicher als römisch-
kampanischer Art anerkannt werden. Also kann die Anlage nicht über diese Zeit
hinausreichen.

Von den vorhandnen Gebäuden kann man am besten die vier Tempelanlagen
feststellen, von denen man die Überreste gefunden hat. Sie standen hoch über den
andern Stadtbauten auf den natürlichen Erhöhungen des Felsplateaus und waren
nach einer Zerstörung oder vielleicht aus Notwendigkeit vergrößert wieder auf den
frühern kleinern Tempelfuudamentcu neu aufgebaut. Diese Bauten bestanden aus
Holzwerk und in der Sonne getrockneten Ziegeln, aber die buntfarbigen Terrakotta¬
platten, von denen sich viele Stücke gefunden haben, verliehen dem ärmlichen Kern
einen leuchtenden Schmuck.

Nach einem Tongefäß mit einer Widmung an Diana und zwei Bronze¬
inschriften, in ihrer Sprachweise an die Schreibart auf dem Scipionensarkophag
erinnernd, Juno Lucina gewidmet, darf wohl der Kultus in zwei dieser Tempel
diesen altlateinischen Gottheiten zugeschrieben werden. Für einen Unterbau des
ganzen heiligen Bezirks sorgte man durch starke Stützmauern, die zugleich dazu
dienten, breite Terrassen zu schaffen, auf deuen sich Spuren der sie umgebenden
Säulenhallen erhalten haben. Sie dienten, da sie die Stadtmauer überragen, wohl
nicht allein als Beobachtungspunkte, sondern erlaubten auch den Einwohnern, die
herrliche Umgebung zu genießen, gerade so wie sich jetzt an Sonntagen in den
kleinen Ortschaften ini Albanergebirge die Leute den Tag über an solchen Rampen
vereinigen. Daß sie aber als zum Tempelbezirk gehörend galten, zeigten Tast¬
versuche. Auf einer der besterhaltnen solcher Terrassen liegt in der Mitte des
Säulenumgangs ein in der Mitte sorgfältig mit flachen, am Rande steil gestellten
Steinchen ausgeführtes Pflaster. Es stellte sich heraus, daß sich schon früher hier
eine tiefer liegende ähnliche Anlage gelegen hat. Die Erhöhung und die Ver¬
größerung geschahen durch Einbettung einer großen Anzahl Tongefäße, Figürchen
in der Art der bekannten aus Tanagra, Metallgegenständen dekorativer und figür¬
licher Art. Nachbildungen von menschlichen Gliedern, kurzum Weihgeschenken an
die Gottheit, die hier eine absichtliche Bergung fanden, als im Tempel kein Platz
mehr für sie war, oder aus irgend einem religiösen Grunde. Ähnliches ist ja auch
unter dem Schwarzen Stein im Forum Romanum zutage getreten, der die Gräber
der ersten Heroen der Römer bergen soll.

Die Tempelanlagen waren durch gepflasterte Straßen untereinander verbunden,
zu denen Treppen hinabführten. Von Häusern findet man geringe Spuren. Man
geht wohl nicht fehl, wenn man sich für einen Vergleich, wie solche ausgesehen
haben mögen, an die heutigen italienischen Felscnnester hält. Von Kunstgegen¬
ständen hat man ein paar hübsche kleine weibliche Bronzestatuetten gefunden. Ver¬
schiebe Marmorstücke liefern den Beweis, daß mich zur Kaiserzeit die Stadt bewohnt
war; ja Überreste mittelalterlichen Kalksteinschmucks sowie Gräber in und außerha b
der Tempel weisen auf Spuren christlichen Gottesdienstes. Leider ,se es bis icht
noch nicht gelungen, die Nekropolis der Stadt aufzufinden. Gerade diese Grabstätten
würden über vieles Aufschluß gebe», was jetzt noch Mutmaßung bleiben muß.

Zieht man nun das Schlußresultat der gründlichen Untersuchungen. so ergibt
sich, daß Norba. wenn es seinen Anspruch auf pelasgische Herstammung aufgeben
muß - und dieses Urteil wird doch wahrscheinlich auch du andern Nachbarstädten
segni. Cori u. c... mit ähnlichen Mauern maßgebend sem -. dagegen em nicht
minder fesselndes Bild aufweist, nämlich wie wir uns die Bauart und das Aus¬
sehen einer kleinen römischen Stadt zur ersten Zeit der Republik bis zu ihrem
Übergang in die Kaiserzeit vorstellen müssen.


5 Brunswick
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[0189] Maßgebliches und Unmaßgebliches Einen andern Beweis für die späte Errichtung liefert die große Anzahl von Tonfcherben, nicht allein auf dem ganzen Stadtboden, sondern auf dem nackten Felsen unter der Stadtmauer. Nicht eine einzige ist dabei, die das hohe Alter der mykenischen Kultur aufwiese. Was eiuer griechisch-etruskischen Periode angehört haben könnte, ist sehr zweifelhaft. Was sich vorfindet, muß sicher als römisch- kampanischer Art anerkannt werden. Also kann die Anlage nicht über diese Zeit hinausreichen. Von den vorhandnen Gebäuden kann man am besten die vier Tempelanlagen feststellen, von denen man die Überreste gefunden hat. Sie standen hoch über den andern Stadtbauten auf den natürlichen Erhöhungen des Felsplateaus und waren nach einer Zerstörung oder vielleicht aus Notwendigkeit vergrößert wieder auf den frühern kleinern Tempelfuudamentcu neu aufgebaut. Diese Bauten bestanden aus Holzwerk und in der Sonne getrockneten Ziegeln, aber die buntfarbigen Terrakotta¬ platten, von denen sich viele Stücke gefunden haben, verliehen dem ärmlichen Kern einen leuchtenden Schmuck. Nach einem Tongefäß mit einer Widmung an Diana und zwei Bronze¬ inschriften, in ihrer Sprachweise an die Schreibart auf dem Scipionensarkophag erinnernd, Juno Lucina gewidmet, darf wohl der Kultus in zwei dieser Tempel diesen altlateinischen Gottheiten zugeschrieben werden. Für einen Unterbau des ganzen heiligen Bezirks sorgte man durch starke Stützmauern, die zugleich dazu dienten, breite Terrassen zu schaffen, auf deuen sich Spuren der sie umgebenden Säulenhallen erhalten haben. Sie dienten, da sie die Stadtmauer überragen, wohl nicht allein als Beobachtungspunkte, sondern erlaubten auch den Einwohnern, die herrliche Umgebung zu genießen, gerade so wie sich jetzt an Sonntagen in den kleinen Ortschaften ini Albanergebirge die Leute den Tag über an solchen Rampen vereinigen. Daß sie aber als zum Tempelbezirk gehörend galten, zeigten Tast¬ versuche. Auf einer der besterhaltnen solcher Terrassen liegt in der Mitte des Säulenumgangs ein in der Mitte sorgfältig mit flachen, am Rande steil gestellten Steinchen ausgeführtes Pflaster. Es stellte sich heraus, daß sich schon früher hier eine tiefer liegende ähnliche Anlage gelegen hat. Die Erhöhung und die Ver¬ größerung geschahen durch Einbettung einer großen Anzahl Tongefäße, Figürchen in der Art der bekannten aus Tanagra, Metallgegenständen dekorativer und figür¬ licher Art. Nachbildungen von menschlichen Gliedern, kurzum Weihgeschenken an die Gottheit, die hier eine absichtliche Bergung fanden, als im Tempel kein Platz mehr für sie war, oder aus irgend einem religiösen Grunde. Ähnliches ist ja auch unter dem Schwarzen Stein im Forum Romanum zutage getreten, der die Gräber der ersten Heroen der Römer bergen soll. Die Tempelanlagen waren durch gepflasterte Straßen untereinander verbunden, zu denen Treppen hinabführten. Von Häusern findet man geringe Spuren. Man geht wohl nicht fehl, wenn man sich für einen Vergleich, wie solche ausgesehen haben mögen, an die heutigen italienischen Felscnnester hält. Von Kunstgegen¬ ständen hat man ein paar hübsche kleine weibliche Bronzestatuetten gefunden. Ver¬ schiebe Marmorstücke liefern den Beweis, daß mich zur Kaiserzeit die Stadt bewohnt war; ja Überreste mittelalterlichen Kalksteinschmucks sowie Gräber in und außerha b der Tempel weisen auf Spuren christlichen Gottesdienstes. Leider ,se es bis icht noch nicht gelungen, die Nekropolis der Stadt aufzufinden. Gerade diese Grabstätten würden über vieles Aufschluß gebe», was jetzt noch Mutmaßung bleiben muß. Zieht man nun das Schlußresultat der gründlichen Untersuchungen. so ergibt sich, daß Norba. wenn es seinen Anspruch auf pelasgische Herstammung aufgeben muß - und dieses Urteil wird doch wahrscheinlich auch du andern Nachbarstädten segni. Cori u. c... mit ähnlichen Mauern maßgebend sem -. dagegen em nicht minder fesselndes Bild aufweist, nämlich wie wir uns die Bauart und das Aus¬ sehen einer kleinen römischen Stadt zur ersten Zeit der Republik bis zu ihrem Übergang in die Kaiserzeit vorstellen müssen. 5 Brunswick

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/189>, abgerufen am 30.06.2024.