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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

tation zu terrorisieren und sie in den Dienst natioualpolnischer Bestrebungen zu
treiben, deren Wurzeln außerhalb unsrer Grenzen liegen. Die künstliche Züch¬
tung des Polentums und seines politischen Einflusses auf den Staat, die in Öster¬
reich seit Jahrzehnten systematisch betrieben worden ist und das Polentum zu einer
dem Deutschtum überlegnen Macht im Lande gemacht hat, konnte auf die Verhält¬
nisse in den polnischen Gebietsteilen Preußens mit der Zeit nicht ohne Einfluß
bleiben. Aber wenn Österreich den Polen damit einen verspäteten Dank für die
Rettung Wiens im Jahre 1683 abträgt, so besteht für Preußen ganz und gar
kein Grund, sich an diesem Geschäft zu beteiligen. Wir haben vielmehr allen An¬
laß, gegen den terrorisierenden Bruchteil so energisch wie möglich vorzngehu, die
verführte breite Masse aber dafür um so wohlwollender zu behandeln, ohne dabei
den preußischen Staatszwecken auch nur das Geringste zu vergeben. Unsre jetzige
Polenpvlitik richtet sich in ihrer ganzen Betätigung gegen alle Polen ohne Ausnahme.
Damit wird ihre Widerstandsneigung und Widerstandskraft hervorgerufen, der Arbeit
der Agitatoren Vorschub geleistet. Wir hämmern sie zusammen, anstatt sie auseinander
zu treiben, unter Nichtbeachtung der alten Regel der Staatskunsti viviäs et. impkra!

Den Einfluß des polnischen Fanatismus abschwächen und eindämmen, ihm die
Giftzähne ausbrechen, den deutschen Einfluß stärken, die Deutschen dort selbstbewußter
machen, das lokale Zusammenwirken unter Ausschließung nationaler Gegensätze
vervielfachen, das ist die Aufgabe. Der Mitwirkung zu solchen positiven Zielen wird
sich anch der Reichstag nicht versagen können, andernfalls täte er es zu seinem und
des Reiches Schaden. Zunächst werden starke Schichdämme gegen die polnische Hoch¬
flut aufgerichtet werden müssen. Einer der wichtigsten wäre der beschleunigte
Erlaß einer Verordnung, die den Erwerb von Grundbesitz in Stadt und
Land in Ost-und Westpreußen, Posen und Schlesien von der Ableistung
des Homagicileides abhängig macht. Das sollte schnell und ohne Verzug
ins Werk gesetzt werden, im Notfalle auf dem Vervrduungswege vorbehaltlich
der einzuholenden Genehmigung des Landtags. Die Engländer haben den
Homagialeid in Südafrika eingeführt, sie wußten wohl, weshalb sie es taten. Auch
für die Ostmarken müßte der Bruch dieses Eides unter strenge Strafen
gestellt werden. Es wäre das sicherlich eine der besten Schutzmaßnahmen, die
der Staat treffen könnte, ja er würde sie im Bedarfsfall auf alle Polen in
ganz Preußen ausdehnen müssen. Mag es gelegentlich noch so sehr geleugnet
werden, die Tendenz der polnischen Bewegung bei ihren eigentlichen Leitern ist
auf die Trennung von Preußen und auf die Wiederherstellung eines polnischen
Reiches gerichtet, dessen westliche Grenze etwa die Oder sein würde. Die Sokol-
vereine bedeuten nichts andres. Gegen den Reichs- und Landesverrat richte man
den Homagialeid auf. Den treuen Bürger belastet und belästigt er nicht, den
unt "K" reuen zu schonen liegt kein Grund vor.




Militärnörgelei.

Die jüngsten Verordnungen über Änderungen an den
Offiziersmänteln haben der Presse in der Festtagszeit wieder eine willkommne Ge¬
legenheit gegeben, das alte Klagelied über die angeblich verrotteten und haltlosen
Zustände in unserm Heerwesen anzustimmen. Dieses Klagelied mit dem wehleidigem
Kehrreim: Was soll das werden, wie soll das enden! finden wir nicht nur in den
sozialdemokratischen und den liberalen Blättern, sondern auch die konservativen
Parteiführer zeigen ernste Kummerfalten, sind sehr besorgt um des Vaterlandes
Wohl und heben warnend den Zeigefinger. Ein Blatt versteigt sich sogar zu der
Behauptung, daß die Stellung des neuen Kriegsministers dem Reichstage gegen¬
über davon abhinge, welche Ansicht er über diese Mnntelvervrdnuug vortragen
würde. Welche Urteilslosigkeit und welches fade Spießbürgertum! Die Verordnung
verlangt, daß auch an dem Mantel der Dienstgrad des Offiziers erkennbar ses;
der Vorgesetzte soll wie der Untergebne an dem Abzeichen auf dem Mantel sehen,


Grenzboten I 1904 8
Maßgebliches und Unmaßgebliches

tation zu terrorisieren und sie in den Dienst natioualpolnischer Bestrebungen zu
treiben, deren Wurzeln außerhalb unsrer Grenzen liegen. Die künstliche Züch¬
tung des Polentums und seines politischen Einflusses auf den Staat, die in Öster¬
reich seit Jahrzehnten systematisch betrieben worden ist und das Polentum zu einer
dem Deutschtum überlegnen Macht im Lande gemacht hat, konnte auf die Verhält¬
nisse in den polnischen Gebietsteilen Preußens mit der Zeit nicht ohne Einfluß
bleiben. Aber wenn Österreich den Polen damit einen verspäteten Dank für die
Rettung Wiens im Jahre 1683 abträgt, so besteht für Preußen ganz und gar
kein Grund, sich an diesem Geschäft zu beteiligen. Wir haben vielmehr allen An¬
laß, gegen den terrorisierenden Bruchteil so energisch wie möglich vorzngehu, die
verführte breite Masse aber dafür um so wohlwollender zu behandeln, ohne dabei
den preußischen Staatszwecken auch nur das Geringste zu vergeben. Unsre jetzige
Polenpvlitik richtet sich in ihrer ganzen Betätigung gegen alle Polen ohne Ausnahme.
Damit wird ihre Widerstandsneigung und Widerstandskraft hervorgerufen, der Arbeit
der Agitatoren Vorschub geleistet. Wir hämmern sie zusammen, anstatt sie auseinander
zu treiben, unter Nichtbeachtung der alten Regel der Staatskunsti viviäs et. impkra!

Den Einfluß des polnischen Fanatismus abschwächen und eindämmen, ihm die
Giftzähne ausbrechen, den deutschen Einfluß stärken, die Deutschen dort selbstbewußter
machen, das lokale Zusammenwirken unter Ausschließung nationaler Gegensätze
vervielfachen, das ist die Aufgabe. Der Mitwirkung zu solchen positiven Zielen wird
sich anch der Reichstag nicht versagen können, andernfalls täte er es zu seinem und
des Reiches Schaden. Zunächst werden starke Schichdämme gegen die polnische Hoch¬
flut aufgerichtet werden müssen. Einer der wichtigsten wäre der beschleunigte
Erlaß einer Verordnung, die den Erwerb von Grundbesitz in Stadt und
Land in Ost-und Westpreußen, Posen und Schlesien von der Ableistung
des Homagicileides abhängig macht. Das sollte schnell und ohne Verzug
ins Werk gesetzt werden, im Notfalle auf dem Vervrduungswege vorbehaltlich
der einzuholenden Genehmigung des Landtags. Die Engländer haben den
Homagialeid in Südafrika eingeführt, sie wußten wohl, weshalb sie es taten. Auch
für die Ostmarken müßte der Bruch dieses Eides unter strenge Strafen
gestellt werden. Es wäre das sicherlich eine der besten Schutzmaßnahmen, die
der Staat treffen könnte, ja er würde sie im Bedarfsfall auf alle Polen in
ganz Preußen ausdehnen müssen. Mag es gelegentlich noch so sehr geleugnet
werden, die Tendenz der polnischen Bewegung bei ihren eigentlichen Leitern ist
auf die Trennung von Preußen und auf die Wiederherstellung eines polnischen
Reiches gerichtet, dessen westliche Grenze etwa die Oder sein würde. Die Sokol-
vereine bedeuten nichts andres. Gegen den Reichs- und Landesverrat richte man
den Homagialeid auf. Den treuen Bürger belastet und belästigt er nicht, den
unt »K" reuen zu schonen liegt kein Grund vor.




Militärnörgelei.

Die jüngsten Verordnungen über Änderungen an den
Offiziersmänteln haben der Presse in der Festtagszeit wieder eine willkommne Ge¬
legenheit gegeben, das alte Klagelied über die angeblich verrotteten und haltlosen
Zustände in unserm Heerwesen anzustimmen. Dieses Klagelied mit dem wehleidigem
Kehrreim: Was soll das werden, wie soll das enden! finden wir nicht nur in den
sozialdemokratischen und den liberalen Blättern, sondern auch die konservativen
Parteiführer zeigen ernste Kummerfalten, sind sehr besorgt um des Vaterlandes
Wohl und heben warnend den Zeigefinger. Ein Blatt versteigt sich sogar zu der
Behauptung, daß die Stellung des neuen Kriegsministers dem Reichstage gegen¬
über davon abhinge, welche Ansicht er über diese Mnntelvervrdnuug vortragen
würde. Welche Urteilslosigkeit und welches fade Spießbürgertum! Die Verordnung
verlangt, daß auch an dem Mantel der Dienstgrad des Offiziers erkennbar ses;
der Vorgesetzte soll wie der Untergebne an dem Abzeichen auf dem Mantel sehen,


Grenzboten I 1904 8
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[0065] Maßgebliches und Unmaßgebliches tation zu terrorisieren und sie in den Dienst natioualpolnischer Bestrebungen zu treiben, deren Wurzeln außerhalb unsrer Grenzen liegen. Die künstliche Züch¬ tung des Polentums und seines politischen Einflusses auf den Staat, die in Öster¬ reich seit Jahrzehnten systematisch betrieben worden ist und das Polentum zu einer dem Deutschtum überlegnen Macht im Lande gemacht hat, konnte auf die Verhält¬ nisse in den polnischen Gebietsteilen Preußens mit der Zeit nicht ohne Einfluß bleiben. Aber wenn Österreich den Polen damit einen verspäteten Dank für die Rettung Wiens im Jahre 1683 abträgt, so besteht für Preußen ganz und gar kein Grund, sich an diesem Geschäft zu beteiligen. Wir haben vielmehr allen An¬ laß, gegen den terrorisierenden Bruchteil so energisch wie möglich vorzngehu, die verführte breite Masse aber dafür um so wohlwollender zu behandeln, ohne dabei den preußischen Staatszwecken auch nur das Geringste zu vergeben. Unsre jetzige Polenpvlitik richtet sich in ihrer ganzen Betätigung gegen alle Polen ohne Ausnahme. Damit wird ihre Widerstandsneigung und Widerstandskraft hervorgerufen, der Arbeit der Agitatoren Vorschub geleistet. Wir hämmern sie zusammen, anstatt sie auseinander zu treiben, unter Nichtbeachtung der alten Regel der Staatskunsti viviäs et. impkra! Den Einfluß des polnischen Fanatismus abschwächen und eindämmen, ihm die Giftzähne ausbrechen, den deutschen Einfluß stärken, die Deutschen dort selbstbewußter machen, das lokale Zusammenwirken unter Ausschließung nationaler Gegensätze vervielfachen, das ist die Aufgabe. Der Mitwirkung zu solchen positiven Zielen wird sich anch der Reichstag nicht versagen können, andernfalls täte er es zu seinem und des Reiches Schaden. Zunächst werden starke Schichdämme gegen die polnische Hoch¬ flut aufgerichtet werden müssen. Einer der wichtigsten wäre der beschleunigte Erlaß einer Verordnung, die den Erwerb von Grundbesitz in Stadt und Land in Ost-und Westpreußen, Posen und Schlesien von der Ableistung des Homagicileides abhängig macht. Das sollte schnell und ohne Verzug ins Werk gesetzt werden, im Notfalle auf dem Vervrduungswege vorbehaltlich der einzuholenden Genehmigung des Landtags. Die Engländer haben den Homagialeid in Südafrika eingeführt, sie wußten wohl, weshalb sie es taten. Auch für die Ostmarken müßte der Bruch dieses Eides unter strenge Strafen gestellt werden. Es wäre das sicherlich eine der besten Schutzmaßnahmen, die der Staat treffen könnte, ja er würde sie im Bedarfsfall auf alle Polen in ganz Preußen ausdehnen müssen. Mag es gelegentlich noch so sehr geleugnet werden, die Tendenz der polnischen Bewegung bei ihren eigentlichen Leitern ist auf die Trennung von Preußen und auf die Wiederherstellung eines polnischen Reiches gerichtet, dessen westliche Grenze etwa die Oder sein würde. Die Sokol- vereine bedeuten nichts andres. Gegen den Reichs- und Landesverrat richte man den Homagialeid auf. Den treuen Bürger belastet und belästigt er nicht, den unt »K" reuen zu schonen liegt kein Grund vor. Militärnörgelei. Die jüngsten Verordnungen über Änderungen an den Offiziersmänteln haben der Presse in der Festtagszeit wieder eine willkommne Ge¬ legenheit gegeben, das alte Klagelied über die angeblich verrotteten und haltlosen Zustände in unserm Heerwesen anzustimmen. Dieses Klagelied mit dem wehleidigem Kehrreim: Was soll das werden, wie soll das enden! finden wir nicht nur in den sozialdemokratischen und den liberalen Blättern, sondern auch die konservativen Parteiführer zeigen ernste Kummerfalten, sind sehr besorgt um des Vaterlandes Wohl und heben warnend den Zeigefinger. Ein Blatt versteigt sich sogar zu der Behauptung, daß die Stellung des neuen Kriegsministers dem Reichstage gegen¬ über davon abhinge, welche Ansicht er über diese Mnntelvervrdnuug vortragen würde. Welche Urteilslosigkeit und welches fade Spießbürgertum! Die Verordnung verlangt, daß auch an dem Mantel der Dienstgrad des Offiziers erkennbar ses; der Vorgesetzte soll wie der Untergebne an dem Abzeichen auf dem Mantel sehen, Grenzboten I 1904 8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/65>, abgerufen am 01.07.2024.