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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Älatmnkcchraße

In Jetta stieg die Erinnerung ein die Stadt noch oft auf, ganz besonders, Wenn
Tante Asta ihr etwas erzählte. Woran das lag, konnte niemand ergründen; vor
allem nicht die Stiftsdnmc, die dielleicht deswegen an alte halb vergessene Familien¬
geschichten dachte. Asta hatte keinen besondern Dünkel; nnr gerade jetzt hatte sie
das Bedürfnis, den Kindern von der Familie zu berichten, der sie angehörten, und
es war für sie ein stolzes Gefühl, daß der kleine Rüdeger auf einem Herrensitz
groß wurde, der ihm auch später gehören sollte. Während Jetta plötzlich von
Onkel Schlüter berichtete und von Tante Heinemcmn, die solchen süßen Laden mit
Knöpfen, Fingerhüten und Badepuppen gehabt hatte, suchte die Taute nach andern
Erinnerungen, die mit dem Namen der Wolffenradts verknüpft werden konnten.

Asta war seit einer Woche auf dem Dovenhof. Die freundliche Einladung
Elisabeths hatte sie zuerst kühl ablehnen wollen, dann erfuhr sie, daß Elsie schon
mit ihrer Erzieherin ans dem Gut ihren Einzug gehalten hätte, und dieser Umstand
änderte ihre Absichten. Sie fühlte sich einsam in Wittekind, und die bittre
Empfindung, hier zur Seite stehn zu müsse", wo ihr Ehrgeiz etwas andres bean¬
spruchte, wurde immer stärker in ihr. Es war besser, einmal in eine fremde Um¬
gebung zu gehn und neue Eindrücke auf sich wirken zu lassen. So war sie also
gekommen, redete sich ein, daß sie diesen Besuch nur im Interesse der Familie
mache, und freute sich im stille", ihren Bruder nicht vorzufinden. Gleich nachdem
Melitta und ihr Zögling auf dem Dovenhof eingetroffen waren, war Baron Wolf
auf Reisen gegangen. Er hatte verschiednes zu besorgen, Pferde- und Maschinen-
eiukäufe zu machen und sich in andern landwirtschaftlichen Betrieben umzusehen.

Sie müssen meiner Frau hübsch Gesellschaft leisten, sagte er zu Melitta, die
ihm bald nach ihrer Ankunft allein im Garten begegnet war und ihn eben so
fremd begrüßte, wie er es getan hatte. Sie trug ein eng anliegendes graues Kleid
und einen großen schwarzen Hut, unter dem ihr zartgefärbtes Gesicht hervorblickte.

Jetzt lächelte sie verbindlich.

Ich werde mein Möglichstes tun, den Herrn Baron zufrieden zu stelle".

Mit artigen Gruß wollte er weitergehn, drehte sich aber noch einmal um.

Wie ists denn auf der Wolffenburg gegangen?

Sehr gut, Herr Baron.

Wer hat Ihnen denn dort den Hof gemacht?

Mir den Hof gemacht? Melitta öffnete die Augen rin gut gespielter Ver¬
wunderung. Einer armen Erzieherin macht man nicht den Hof, Herr Baron. Sie
wird kaum beachtet.

Elsie kam mit den kleinen Cousinen durch den Garten gelaufen, und Wolf
ging ans einem Seitenweg dem Wirtschaftshofe zu. Am nächsten Tage reiste er,
und als Asta anlangte, mußte sie sich von Elisabeth allein empfangen lassen. Die
junge Frau kam der ältern Schwägerin mit unbefangner Freundlichkeit entgegen,
und Asta empfand diese Unbefangenheit so angenehm, daß sie liebenswürdiger war,
als sie es beabsichtigt hatte.

Das Sommerleben auf einem Gutshof ist zwanglos; man kann die Einsamkeit
oder die Menschen aufsuchen; niemand bekümmert sich darum. Asta kam mit ihrer
Schwägerin nur bei den Mahlzeiten zusammen; sonst suchte sie sich mit den Kindern
zu beschäftigen und freute sich, an Melitta eine angenehme Gesellschaft zu haben.
Das junge Mädchen schien ihr gesetzter und ernsthafter geworden zu sein. Das
war ihr angenehm, und daß Melitta ihr in zarter Weise den Hof machte; freute
sie natürlich auch. Sie war nicht verwöhnt dnrch Aufmerksamkeiten.

Tante Asta, bist du mal in der Klabunkerstraße gewesen? fragte Jetta jetzt.
Die Tante berichtete gerade von einer Ahnfrau, die täglich hundert Arme aus ihrer
Küche gespeist hatte.

Asta stand auf. Nun wollen wir einmal sehen, wie es der Mama geht, und
was Elsie macht.

Elisabeth mußte wieder mit ihrer Gesundheit kämpfe", und der Arzt hatte ihr


Die Älatmnkcchraße

In Jetta stieg die Erinnerung ein die Stadt noch oft auf, ganz besonders, Wenn
Tante Asta ihr etwas erzählte. Woran das lag, konnte niemand ergründen; vor
allem nicht die Stiftsdnmc, die dielleicht deswegen an alte halb vergessene Familien¬
geschichten dachte. Asta hatte keinen besondern Dünkel; nnr gerade jetzt hatte sie
das Bedürfnis, den Kindern von der Familie zu berichten, der sie angehörten, und
es war für sie ein stolzes Gefühl, daß der kleine Rüdeger auf einem Herrensitz
groß wurde, der ihm auch später gehören sollte. Während Jetta plötzlich von
Onkel Schlüter berichtete und von Tante Heinemcmn, die solchen süßen Laden mit
Knöpfen, Fingerhüten und Badepuppen gehabt hatte, suchte die Taute nach andern
Erinnerungen, die mit dem Namen der Wolffenradts verknüpft werden konnten.

Asta war seit einer Woche auf dem Dovenhof. Die freundliche Einladung
Elisabeths hatte sie zuerst kühl ablehnen wollen, dann erfuhr sie, daß Elsie schon
mit ihrer Erzieherin ans dem Gut ihren Einzug gehalten hätte, und dieser Umstand
änderte ihre Absichten. Sie fühlte sich einsam in Wittekind, und die bittre
Empfindung, hier zur Seite stehn zu müsse», wo ihr Ehrgeiz etwas andres bean¬
spruchte, wurde immer stärker in ihr. Es war besser, einmal in eine fremde Um¬
gebung zu gehn und neue Eindrücke auf sich wirken zu lassen. So war sie also
gekommen, redete sich ein, daß sie diesen Besuch nur im Interesse der Familie
mache, und freute sich im stille», ihren Bruder nicht vorzufinden. Gleich nachdem
Melitta und ihr Zögling auf dem Dovenhof eingetroffen waren, war Baron Wolf
auf Reisen gegangen. Er hatte verschiednes zu besorgen, Pferde- und Maschinen-
eiukäufe zu machen und sich in andern landwirtschaftlichen Betrieben umzusehen.

Sie müssen meiner Frau hübsch Gesellschaft leisten, sagte er zu Melitta, die
ihm bald nach ihrer Ankunft allein im Garten begegnet war und ihn eben so
fremd begrüßte, wie er es getan hatte. Sie trug ein eng anliegendes graues Kleid
und einen großen schwarzen Hut, unter dem ihr zartgefärbtes Gesicht hervorblickte.

Jetzt lächelte sie verbindlich.

Ich werde mein Möglichstes tun, den Herrn Baron zufrieden zu stelle».

Mit artigen Gruß wollte er weitergehn, drehte sich aber noch einmal um.

Wie ists denn auf der Wolffenburg gegangen?

Sehr gut, Herr Baron.

Wer hat Ihnen denn dort den Hof gemacht?

Mir den Hof gemacht? Melitta öffnete die Augen rin gut gespielter Ver¬
wunderung. Einer armen Erzieherin macht man nicht den Hof, Herr Baron. Sie
wird kaum beachtet.

Elsie kam mit den kleinen Cousinen durch den Garten gelaufen, und Wolf
ging ans einem Seitenweg dem Wirtschaftshofe zu. Am nächsten Tage reiste er,
und als Asta anlangte, mußte sie sich von Elisabeth allein empfangen lassen. Die
junge Frau kam der ältern Schwägerin mit unbefangner Freundlichkeit entgegen,
und Asta empfand diese Unbefangenheit so angenehm, daß sie liebenswürdiger war,
als sie es beabsichtigt hatte.

Das Sommerleben auf einem Gutshof ist zwanglos; man kann die Einsamkeit
oder die Menschen aufsuchen; niemand bekümmert sich darum. Asta kam mit ihrer
Schwägerin nur bei den Mahlzeiten zusammen; sonst suchte sie sich mit den Kindern
zu beschäftigen und freute sich, an Melitta eine angenehme Gesellschaft zu haben.
Das junge Mädchen schien ihr gesetzter und ernsthafter geworden zu sein. Das
war ihr angenehm, und daß Melitta ihr in zarter Weise den Hof machte; freute
sie natürlich auch. Sie war nicht verwöhnt dnrch Aufmerksamkeiten.

Tante Asta, bist du mal in der Klabunkerstraße gewesen? fragte Jetta jetzt.
Die Tante berichtete gerade von einer Ahnfrau, die täglich hundert Arme aus ihrer
Küche gespeist hatte.

Asta stand auf. Nun wollen wir einmal sehen, wie es der Mama geht, und
was Elsie macht.

Elisabeth mußte wieder mit ihrer Gesundheit kämpfe», und der Arzt hatte ihr


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[0488] Die Älatmnkcchraße In Jetta stieg die Erinnerung ein die Stadt noch oft auf, ganz besonders, Wenn Tante Asta ihr etwas erzählte. Woran das lag, konnte niemand ergründen; vor allem nicht die Stiftsdnmc, die dielleicht deswegen an alte halb vergessene Familien¬ geschichten dachte. Asta hatte keinen besondern Dünkel; nnr gerade jetzt hatte sie das Bedürfnis, den Kindern von der Familie zu berichten, der sie angehörten, und es war für sie ein stolzes Gefühl, daß der kleine Rüdeger auf einem Herrensitz groß wurde, der ihm auch später gehören sollte. Während Jetta plötzlich von Onkel Schlüter berichtete und von Tante Heinemcmn, die solchen süßen Laden mit Knöpfen, Fingerhüten und Badepuppen gehabt hatte, suchte die Taute nach andern Erinnerungen, die mit dem Namen der Wolffenradts verknüpft werden konnten. Asta war seit einer Woche auf dem Dovenhof. Die freundliche Einladung Elisabeths hatte sie zuerst kühl ablehnen wollen, dann erfuhr sie, daß Elsie schon mit ihrer Erzieherin ans dem Gut ihren Einzug gehalten hätte, und dieser Umstand änderte ihre Absichten. Sie fühlte sich einsam in Wittekind, und die bittre Empfindung, hier zur Seite stehn zu müsse», wo ihr Ehrgeiz etwas andres bean¬ spruchte, wurde immer stärker in ihr. Es war besser, einmal in eine fremde Um¬ gebung zu gehn und neue Eindrücke auf sich wirken zu lassen. So war sie also gekommen, redete sich ein, daß sie diesen Besuch nur im Interesse der Familie mache, und freute sich im stille», ihren Bruder nicht vorzufinden. Gleich nachdem Melitta und ihr Zögling auf dem Dovenhof eingetroffen waren, war Baron Wolf auf Reisen gegangen. Er hatte verschiednes zu besorgen, Pferde- und Maschinen- eiukäufe zu machen und sich in andern landwirtschaftlichen Betrieben umzusehen. Sie müssen meiner Frau hübsch Gesellschaft leisten, sagte er zu Melitta, die ihm bald nach ihrer Ankunft allein im Garten begegnet war und ihn eben so fremd begrüßte, wie er es getan hatte. Sie trug ein eng anliegendes graues Kleid und einen großen schwarzen Hut, unter dem ihr zartgefärbtes Gesicht hervorblickte. Jetzt lächelte sie verbindlich. Ich werde mein Möglichstes tun, den Herrn Baron zufrieden zu stelle». Mit artigen Gruß wollte er weitergehn, drehte sich aber noch einmal um. Wie ists denn auf der Wolffenburg gegangen? Sehr gut, Herr Baron. Wer hat Ihnen denn dort den Hof gemacht? Mir den Hof gemacht? Melitta öffnete die Augen rin gut gespielter Ver¬ wunderung. Einer armen Erzieherin macht man nicht den Hof, Herr Baron. Sie wird kaum beachtet. Elsie kam mit den kleinen Cousinen durch den Garten gelaufen, und Wolf ging ans einem Seitenweg dem Wirtschaftshofe zu. Am nächsten Tage reiste er, und als Asta anlangte, mußte sie sich von Elisabeth allein empfangen lassen. Die junge Frau kam der ältern Schwägerin mit unbefangner Freundlichkeit entgegen, und Asta empfand diese Unbefangenheit so angenehm, daß sie liebenswürdiger war, als sie es beabsichtigt hatte. Das Sommerleben auf einem Gutshof ist zwanglos; man kann die Einsamkeit oder die Menschen aufsuchen; niemand bekümmert sich darum. Asta kam mit ihrer Schwägerin nur bei den Mahlzeiten zusammen; sonst suchte sie sich mit den Kindern zu beschäftigen und freute sich, an Melitta eine angenehme Gesellschaft zu haben. Das junge Mädchen schien ihr gesetzter und ernsthafter geworden zu sein. Das war ihr angenehm, und daß Melitta ihr in zarter Weise den Hof machte; freute sie natürlich auch. Sie war nicht verwöhnt dnrch Aufmerksamkeiten. Tante Asta, bist du mal in der Klabunkerstraße gewesen? fragte Jetta jetzt. Die Tante berichtete gerade von einer Ahnfrau, die täglich hundert Arme aus ihrer Küche gespeist hatte. Asta stand auf. Nun wollen wir einmal sehen, wie es der Mama geht, und was Elsie macht. Elisabeth mußte wieder mit ihrer Gesundheit kämpfe», und der Arzt hatte ihr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/488>, abgerufen am 01.07.2024.