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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Der Held von Graudenz

strenge Züchtigung, die Sie über sie verhängen. Wenn es einen solchen gibt, den
ich heben kann, so würde ich Sie bitten, mich ihn wissen zu lassen.


Genehmigen Sie, Herr Gouverneur, die Versicherung meiner Hochachtung.
Der General on erst
der kaiserlichen und königlichen Truppen vor Graudenz.
gez. Victor.

Courbieres Antwort lautete:

An Se. Exzellenz, den französischen Divisionsgeneral,
Herrn v. Victor.

Festung Graudenz, den 3. Juni 1807.

Auf Euer Exzellenz sehr geehrtes Schreiben vom 2ten dieses ermangele ich
nicht, in ganz ergebenster Antwort zu erwidern, daß sich hier in der Festung eben¬
falls eine große Anzahl Individuen befinden, die nicht zu dem Verteidigungsstand
gehören. Da diese durch das Wurfgeschütz, von welchen Euer Exzellenz seit einigen
Tagen Gebrauch machen, allein leiden, weil die Garnison in bombenfesten Kase¬
matten einquartiert ist, so bin ich wider meinen Willen genötigt gewesen, Re¬
pressalien zu gebrauchen. Da nun durch ein Bombardement die hiesige Garnison
nichts leidet und die Eroberung der Festung Graudenz um keine Stunde hierdurch
verfrüht wird, so wird es lediglich von Euer Exzellenz abhängen, ob die unglück¬
liche Stadt Graudenz, die bereits so viel gelitten hat, noch mehr leiden wird
oder nicht.

Wenn Euer Exzellenz von dero Geschütz Gebrauch machen, um die hiesigen
Festungswerke und das daraufstehende Geschütz zu beschädigen, so werde ich der
unglücklichen Stadt Graudenz mit meinem Willen keinen Schaden zufügen; wenn
aber Euer Exzellenz für gut befinden, die hiesige Festung zu bombardieren, wodurch
nichts als wehrlose Leute leiden, so werde ich wider meinen Willen und Wünsche
genötigt sein, mit mehr Nachdruck, wie bishero geschehen ist, zu bombardieren, um
der dortigen Besatzung bemerklich zu machen, daß es unangenehm ist, in seinen
Kantonnierungsquartieren durch Wurfgeschütz beunruhigt zu werden.


Ich ergreife die Gelegenheit mit besonderem Vergnügen, um Euer Exzellenz
zu versichern, daß ich mit der vollkommensten Hochachtung die Ehre habe zu sein
E ^.
gez. Courbiere. uer Exzellenz usw.

Zugleich hatte auch der Magistrat der beschossenen Stadt durch den Justiz¬
bürgermeister Fischer brieflich um Schonung gebeten und diese Bitte bald darauf
noch in einer mündlichen Unterredung, die mit Genehmigung Victors erfolgte,
verstärkt. Am 3. Juli schrieb der General Victor wieder, wie folgt:

3. Juni 1807.


c-
Herr General!

Die Festung, die Sie kommandieren, ist dazu bestimmt, bombardiert zu werden,
aber die friedliche Stadt Graudenz ist nicht in diesem Falle. Sie sind Herr, sie
zu verbrennen und die Einwohner darin zu vernichten, wenn dies so in Ihrem
Willen liegt. Ihre Erhaltung hat für uns kein andres Gewicht als das Interesse,
das die Gerechtigkeit und die Menschlichkeit einflößen. Es ist dies aber kein Grund,
uns zu verhindern, die Festung anzugreifen, wie und wann wir wollen.


Ich bitte Euer Exzellenz die Versicherung meiner Hochachtung zu genehmigen.
Der General su "reck
der Truppen Sr. Kaiserl. u. Königl. Majestät vor Graudenz.
gez. Victor.
Der Held von Graudenz

strenge Züchtigung, die Sie über sie verhängen. Wenn es einen solchen gibt, den
ich heben kann, so würde ich Sie bitten, mich ihn wissen zu lassen.


Genehmigen Sie, Herr Gouverneur, die Versicherung meiner Hochachtung.
Der General on erst
der kaiserlichen und königlichen Truppen vor Graudenz.
gez. Victor.

Courbieres Antwort lautete:

An Se. Exzellenz, den französischen Divisionsgeneral,
Herrn v. Victor.

Festung Graudenz, den 3. Juni 1807.

Auf Euer Exzellenz sehr geehrtes Schreiben vom 2ten dieses ermangele ich
nicht, in ganz ergebenster Antwort zu erwidern, daß sich hier in der Festung eben¬
falls eine große Anzahl Individuen befinden, die nicht zu dem Verteidigungsstand
gehören. Da diese durch das Wurfgeschütz, von welchen Euer Exzellenz seit einigen
Tagen Gebrauch machen, allein leiden, weil die Garnison in bombenfesten Kase¬
matten einquartiert ist, so bin ich wider meinen Willen genötigt gewesen, Re¬
pressalien zu gebrauchen. Da nun durch ein Bombardement die hiesige Garnison
nichts leidet und die Eroberung der Festung Graudenz um keine Stunde hierdurch
verfrüht wird, so wird es lediglich von Euer Exzellenz abhängen, ob die unglück¬
liche Stadt Graudenz, die bereits so viel gelitten hat, noch mehr leiden wird
oder nicht.

Wenn Euer Exzellenz von dero Geschütz Gebrauch machen, um die hiesigen
Festungswerke und das daraufstehende Geschütz zu beschädigen, so werde ich der
unglücklichen Stadt Graudenz mit meinem Willen keinen Schaden zufügen; wenn
aber Euer Exzellenz für gut befinden, die hiesige Festung zu bombardieren, wodurch
nichts als wehrlose Leute leiden, so werde ich wider meinen Willen und Wünsche
genötigt sein, mit mehr Nachdruck, wie bishero geschehen ist, zu bombardieren, um
der dortigen Besatzung bemerklich zu machen, daß es unangenehm ist, in seinen
Kantonnierungsquartieren durch Wurfgeschütz beunruhigt zu werden.


Ich ergreife die Gelegenheit mit besonderem Vergnügen, um Euer Exzellenz
zu versichern, daß ich mit der vollkommensten Hochachtung die Ehre habe zu sein
E ^.
gez. Courbiere. uer Exzellenz usw.

Zugleich hatte auch der Magistrat der beschossenen Stadt durch den Justiz¬
bürgermeister Fischer brieflich um Schonung gebeten und diese Bitte bald darauf
noch in einer mündlichen Unterredung, die mit Genehmigung Victors erfolgte,
verstärkt. Am 3. Juli schrieb der General Victor wieder, wie folgt:

3. Juni 1807.


c-
Herr General!

Die Festung, die Sie kommandieren, ist dazu bestimmt, bombardiert zu werden,
aber die friedliche Stadt Graudenz ist nicht in diesem Falle. Sie sind Herr, sie
zu verbrennen und die Einwohner darin zu vernichten, wenn dies so in Ihrem
Willen liegt. Ihre Erhaltung hat für uns kein andres Gewicht als das Interesse,
das die Gerechtigkeit und die Menschlichkeit einflößen. Es ist dies aber kein Grund,
uns zu verhindern, die Festung anzugreifen, wie und wann wir wollen.


Ich bitte Euer Exzellenz die Versicherung meiner Hochachtung zu genehmigen.
Der General su «reck
der Truppen Sr. Kaiserl. u. Königl. Majestät vor Graudenz.
gez. Victor.
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[0470] Der Held von Graudenz strenge Züchtigung, die Sie über sie verhängen. Wenn es einen solchen gibt, den ich heben kann, so würde ich Sie bitten, mich ihn wissen zu lassen. Genehmigen Sie, Herr Gouverneur, die Versicherung meiner Hochachtung. Der General on erst der kaiserlichen und königlichen Truppen vor Graudenz. gez. Victor. Courbieres Antwort lautete: An Se. Exzellenz, den französischen Divisionsgeneral, Herrn v. Victor. Festung Graudenz, den 3. Juni 1807. Auf Euer Exzellenz sehr geehrtes Schreiben vom 2ten dieses ermangele ich nicht, in ganz ergebenster Antwort zu erwidern, daß sich hier in der Festung eben¬ falls eine große Anzahl Individuen befinden, die nicht zu dem Verteidigungsstand gehören. Da diese durch das Wurfgeschütz, von welchen Euer Exzellenz seit einigen Tagen Gebrauch machen, allein leiden, weil die Garnison in bombenfesten Kase¬ matten einquartiert ist, so bin ich wider meinen Willen genötigt gewesen, Re¬ pressalien zu gebrauchen. Da nun durch ein Bombardement die hiesige Garnison nichts leidet und die Eroberung der Festung Graudenz um keine Stunde hierdurch verfrüht wird, so wird es lediglich von Euer Exzellenz abhängen, ob die unglück¬ liche Stadt Graudenz, die bereits so viel gelitten hat, noch mehr leiden wird oder nicht. Wenn Euer Exzellenz von dero Geschütz Gebrauch machen, um die hiesigen Festungswerke und das daraufstehende Geschütz zu beschädigen, so werde ich der unglücklichen Stadt Graudenz mit meinem Willen keinen Schaden zufügen; wenn aber Euer Exzellenz für gut befinden, die hiesige Festung zu bombardieren, wodurch nichts als wehrlose Leute leiden, so werde ich wider meinen Willen und Wünsche genötigt sein, mit mehr Nachdruck, wie bishero geschehen ist, zu bombardieren, um der dortigen Besatzung bemerklich zu machen, daß es unangenehm ist, in seinen Kantonnierungsquartieren durch Wurfgeschütz beunruhigt zu werden. Ich ergreife die Gelegenheit mit besonderem Vergnügen, um Euer Exzellenz zu versichern, daß ich mit der vollkommensten Hochachtung die Ehre habe zu sein E ^. gez. Courbiere. uer Exzellenz usw. Zugleich hatte auch der Magistrat der beschossenen Stadt durch den Justiz¬ bürgermeister Fischer brieflich um Schonung gebeten und diese Bitte bald darauf noch in einer mündlichen Unterredung, die mit Genehmigung Victors erfolgte, verstärkt. Am 3. Juli schrieb der General Victor wieder, wie folgt: 3. Juni 1807. c- Herr General! Die Festung, die Sie kommandieren, ist dazu bestimmt, bombardiert zu werden, aber die friedliche Stadt Graudenz ist nicht in diesem Falle. Sie sind Herr, sie zu verbrennen und die Einwohner darin zu vernichten, wenn dies so in Ihrem Willen liegt. Ihre Erhaltung hat für uns kein andres Gewicht als das Interesse, das die Gerechtigkeit und die Menschlichkeit einflößen. Es ist dies aber kein Grund, uns zu verhindern, die Festung anzugreifen, wie und wann wir wollen. Ich bitte Euer Exzellenz die Versicherung meiner Hochachtung zu genehmigen. Der General su «reck der Truppen Sr. Kaiserl. u. Königl. Majestät vor Graudenz. gez. Victor.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/470>, abgerufen am 01.07.2024.