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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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von der Spree zur Oder

Dieses muß in der Tat bald darauf in seinen Besitz übergegangen sein, denn
er macht am 20. Oktober 1253 der Sankt Georgenkirche zu Schiedlo eine be¬
deutende Stiftung. In derselben Zeit, um 1250, gründet er etwas abwärts von
Schiedlo auf dem linken Oderufer die Stadt Fürstenberg, deren Name an das
von Ottokar von Böhmen 1255 gegründete Königsberg in Ostpreußen erinnert;
schon fünfzehn Jahre früher hatte Heinrich dem dnrch die Reiße mit der Oder
verbundnen Hafen Guben das Stadtrecht verliehen (s. o. S. 289). Hält man das
alles zusammen, so hat man den Eindruck, daß Heinrich der Erlauchte entschlossen
war, sich an der Strecke der mittlern Oder, die der polnisch-deutsche Verkehr und
der Handel mit dem aufstrebenden Weichselländischen Ordensgebiete zu überschreiten
pflegte, eine gesicherte, auch auf das rechte, polnische Ufer hinübergreifende Stellung
zu schaffe".

Schiedlo konnte der Ausgangspunkt einer weiter nach Osten gerichteten Er¬
oberung werden. Aber in den Jahren 1256 bis 1264 wurde Heinrich durch die
Entwicklung des Erbstteits in Thüringen gezwungen, seine Hauptmacht dorthin zu
werfen. Und als er sich endlich das schöne Land durch den Frieden gesichert
hatte, war es für eine ungehinderte Ausbreitung der wettinischen Macht nach Osten
zu spät: denn unterdes hatten die mächtig ausgreifenden Askanier Otio und Johann
von Brandenburg 1260 die Neumark, das Bistum Lebus und das Land Stern¬
berg erworben und damit das wettinische Gebiet nach Nordosten zu umklammert.
Noch blieb der Weg über Krossen nach Osten frei, wenn nur Heinrich der Er¬
lauchte nicht eben damals schon die ersten Anzeichen von Regierungsmüdigkeit ge¬
geben hätte, indem er den größten Teil seiner Länder den Söhnen überließ.

Immerhin geschah noch manches zum Ausbau der wettinischen Stellung an
der Oder: 1268 stiftete Heinrich selbst das wichtige Cisterzienserklöster Neuzelle,
wenige Kilometer westlich von Schiedlo auf dem linken Ufer der Oder, die nörd¬
lichste kirchliche Gründung der Wettiner. Seinen Sohn Dietrich von Landsberg
finden wir 1272 im Ordenslande, wo er nach dem Beispiel des Vaters Krieg
führt und wettinische Vasallen zurückläßt. Dietrich war kurz vor seinem Tode im
Winter 1284/85 in Schlesien, wo er seine Tochter Gertrud mit dem Herzoge
Bolko dem Ersten von Schweidnitz verlobte. Auch Albrecht der Entartete vermählte
seinen Sohn Heinrich mit einer polnischen Prinzessin, mit Hedwig, der Tochter
Heinrichs des Dritten von Breslau, und der Sohn aus dieser Ehe Friedrich
(geb. 1273) ging 1233 nach Schlesien zu seinem Oheim Heinrich dem Vierten,
der ihm 1290 bei seinem Tode durch Tausch das Land Krossen verschaffen wollte.
Doch dieses wichtigen Landes bemächtigte sich bald nach 1300 der Markgraf
Waldemar von Brandenburg, und die Wettiner, in den alten Erbländer von den
damaligen Kaisern schwer bedroht, waren nicht imstande, sich des länderlosen Vetters
anzunehmen. Im Jahre 1301 kommt das vasrrum 8et>Lade,Iowe> (Schiedlo) noch
einmal in einer Urkunde Diezmanns vor, dann aber sah sich dieser 1303/04 ge¬
zwungen, die ganze Niederlausitz, den ältesten Besitz seines Hauses, an den gewaltig
aufstrebenden Waldemar von Brandenburg zu verlaufen.

Zwar hat es auch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert nicht an
Plänen der Wettiner gefehlt, die Niederlausitz wieder zu erwerben oder Teile
Schlesiens zu gewinnen, aber weder das Jahrzehnt wettinischer Pfandherrschaft in
der Niederlausitz unter Friedrich dem Strengen und seinen Brüdern (1353 bis
1364), noch die Erwerbung des Fürstentums Sagen und der biebersteinischen Ge¬
biete unter den Brüdern Ernst und Albrecht führte zu einem dauernden Besitze.
So verschwindet der Name Schiedlo wieder auf Jahrhunderte ans den wettinischen
Urkunden; aber ein großer Gewinn aus dem Zeitalter Heinrichs des Erlauchten
blieb doch zurück: der rege Handelsverkehr zwischen den wettinischen Ursitzen der
Kultur und den östlichen und nördlichen Kolonialländern. Wie die sächsischen
Fürsten und Städte während des ganzen fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts
auf das eifrigste bemüht Ware", die Privilegien der "hohen Straße" zu schützen,


von der Spree zur Oder

Dieses muß in der Tat bald darauf in seinen Besitz übergegangen sein, denn
er macht am 20. Oktober 1253 der Sankt Georgenkirche zu Schiedlo eine be¬
deutende Stiftung. In derselben Zeit, um 1250, gründet er etwas abwärts von
Schiedlo auf dem linken Oderufer die Stadt Fürstenberg, deren Name an das
von Ottokar von Böhmen 1255 gegründete Königsberg in Ostpreußen erinnert;
schon fünfzehn Jahre früher hatte Heinrich dem dnrch die Reiße mit der Oder
verbundnen Hafen Guben das Stadtrecht verliehen (s. o. S. 289). Hält man das
alles zusammen, so hat man den Eindruck, daß Heinrich der Erlauchte entschlossen
war, sich an der Strecke der mittlern Oder, die der polnisch-deutsche Verkehr und
der Handel mit dem aufstrebenden Weichselländischen Ordensgebiete zu überschreiten
pflegte, eine gesicherte, auch auf das rechte, polnische Ufer hinübergreifende Stellung
zu schaffe».

Schiedlo konnte der Ausgangspunkt einer weiter nach Osten gerichteten Er¬
oberung werden. Aber in den Jahren 1256 bis 1264 wurde Heinrich durch die
Entwicklung des Erbstteits in Thüringen gezwungen, seine Hauptmacht dorthin zu
werfen. Und als er sich endlich das schöne Land durch den Frieden gesichert
hatte, war es für eine ungehinderte Ausbreitung der wettinischen Macht nach Osten
zu spät: denn unterdes hatten die mächtig ausgreifenden Askanier Otio und Johann
von Brandenburg 1260 die Neumark, das Bistum Lebus und das Land Stern¬
berg erworben und damit das wettinische Gebiet nach Nordosten zu umklammert.
Noch blieb der Weg über Krossen nach Osten frei, wenn nur Heinrich der Er¬
lauchte nicht eben damals schon die ersten Anzeichen von Regierungsmüdigkeit ge¬
geben hätte, indem er den größten Teil seiner Länder den Söhnen überließ.

Immerhin geschah noch manches zum Ausbau der wettinischen Stellung an
der Oder: 1268 stiftete Heinrich selbst das wichtige Cisterzienserklöster Neuzelle,
wenige Kilometer westlich von Schiedlo auf dem linken Ufer der Oder, die nörd¬
lichste kirchliche Gründung der Wettiner. Seinen Sohn Dietrich von Landsberg
finden wir 1272 im Ordenslande, wo er nach dem Beispiel des Vaters Krieg
führt und wettinische Vasallen zurückläßt. Dietrich war kurz vor seinem Tode im
Winter 1284/85 in Schlesien, wo er seine Tochter Gertrud mit dem Herzoge
Bolko dem Ersten von Schweidnitz verlobte. Auch Albrecht der Entartete vermählte
seinen Sohn Heinrich mit einer polnischen Prinzessin, mit Hedwig, der Tochter
Heinrichs des Dritten von Breslau, und der Sohn aus dieser Ehe Friedrich
(geb. 1273) ging 1233 nach Schlesien zu seinem Oheim Heinrich dem Vierten,
der ihm 1290 bei seinem Tode durch Tausch das Land Krossen verschaffen wollte.
Doch dieses wichtigen Landes bemächtigte sich bald nach 1300 der Markgraf
Waldemar von Brandenburg, und die Wettiner, in den alten Erbländer von den
damaligen Kaisern schwer bedroht, waren nicht imstande, sich des länderlosen Vetters
anzunehmen. Im Jahre 1301 kommt das vasrrum 8et>Lade,Iowe> (Schiedlo) noch
einmal in einer Urkunde Diezmanns vor, dann aber sah sich dieser 1303/04 ge¬
zwungen, die ganze Niederlausitz, den ältesten Besitz seines Hauses, an den gewaltig
aufstrebenden Waldemar von Brandenburg zu verlaufen.

Zwar hat es auch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert nicht an
Plänen der Wettiner gefehlt, die Niederlausitz wieder zu erwerben oder Teile
Schlesiens zu gewinnen, aber weder das Jahrzehnt wettinischer Pfandherrschaft in
der Niederlausitz unter Friedrich dem Strengen und seinen Brüdern (1353 bis
1364), noch die Erwerbung des Fürstentums Sagen und der biebersteinischen Ge¬
biete unter den Brüdern Ernst und Albrecht führte zu einem dauernden Besitze.
So verschwindet der Name Schiedlo wieder auf Jahrhunderte ans den wettinischen
Urkunden; aber ein großer Gewinn aus dem Zeitalter Heinrichs des Erlauchten
blieb doch zurück: der rege Handelsverkehr zwischen den wettinischen Ursitzen der
Kultur und den östlichen und nördlichen Kolonialländern. Wie die sächsischen
Fürsten und Städte während des ganzen fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts
auf das eifrigste bemüht Ware», die Privilegien der „hohen Straße" zu schützen,


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[0300] von der Spree zur Oder Dieses muß in der Tat bald darauf in seinen Besitz übergegangen sein, denn er macht am 20. Oktober 1253 der Sankt Georgenkirche zu Schiedlo eine be¬ deutende Stiftung. In derselben Zeit, um 1250, gründet er etwas abwärts von Schiedlo auf dem linken Oderufer die Stadt Fürstenberg, deren Name an das von Ottokar von Böhmen 1255 gegründete Königsberg in Ostpreußen erinnert; schon fünfzehn Jahre früher hatte Heinrich dem dnrch die Reiße mit der Oder verbundnen Hafen Guben das Stadtrecht verliehen (s. o. S. 289). Hält man das alles zusammen, so hat man den Eindruck, daß Heinrich der Erlauchte entschlossen war, sich an der Strecke der mittlern Oder, die der polnisch-deutsche Verkehr und der Handel mit dem aufstrebenden Weichselländischen Ordensgebiete zu überschreiten pflegte, eine gesicherte, auch auf das rechte, polnische Ufer hinübergreifende Stellung zu schaffe». Schiedlo konnte der Ausgangspunkt einer weiter nach Osten gerichteten Er¬ oberung werden. Aber in den Jahren 1256 bis 1264 wurde Heinrich durch die Entwicklung des Erbstteits in Thüringen gezwungen, seine Hauptmacht dorthin zu werfen. Und als er sich endlich das schöne Land durch den Frieden gesichert hatte, war es für eine ungehinderte Ausbreitung der wettinischen Macht nach Osten zu spät: denn unterdes hatten die mächtig ausgreifenden Askanier Otio und Johann von Brandenburg 1260 die Neumark, das Bistum Lebus und das Land Stern¬ berg erworben und damit das wettinische Gebiet nach Nordosten zu umklammert. Noch blieb der Weg über Krossen nach Osten frei, wenn nur Heinrich der Er¬ lauchte nicht eben damals schon die ersten Anzeichen von Regierungsmüdigkeit ge¬ geben hätte, indem er den größten Teil seiner Länder den Söhnen überließ. Immerhin geschah noch manches zum Ausbau der wettinischen Stellung an der Oder: 1268 stiftete Heinrich selbst das wichtige Cisterzienserklöster Neuzelle, wenige Kilometer westlich von Schiedlo auf dem linken Ufer der Oder, die nörd¬ lichste kirchliche Gründung der Wettiner. Seinen Sohn Dietrich von Landsberg finden wir 1272 im Ordenslande, wo er nach dem Beispiel des Vaters Krieg führt und wettinische Vasallen zurückläßt. Dietrich war kurz vor seinem Tode im Winter 1284/85 in Schlesien, wo er seine Tochter Gertrud mit dem Herzoge Bolko dem Ersten von Schweidnitz verlobte. Auch Albrecht der Entartete vermählte seinen Sohn Heinrich mit einer polnischen Prinzessin, mit Hedwig, der Tochter Heinrichs des Dritten von Breslau, und der Sohn aus dieser Ehe Friedrich (geb. 1273) ging 1233 nach Schlesien zu seinem Oheim Heinrich dem Vierten, der ihm 1290 bei seinem Tode durch Tausch das Land Krossen verschaffen wollte. Doch dieses wichtigen Landes bemächtigte sich bald nach 1300 der Markgraf Waldemar von Brandenburg, und die Wettiner, in den alten Erbländer von den damaligen Kaisern schwer bedroht, waren nicht imstande, sich des länderlosen Vetters anzunehmen. Im Jahre 1301 kommt das vasrrum 8et>Lade,Iowe> (Schiedlo) noch einmal in einer Urkunde Diezmanns vor, dann aber sah sich dieser 1303/04 ge¬ zwungen, die ganze Niederlausitz, den ältesten Besitz seines Hauses, an den gewaltig aufstrebenden Waldemar von Brandenburg zu verlaufen. Zwar hat es auch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert nicht an Plänen der Wettiner gefehlt, die Niederlausitz wieder zu erwerben oder Teile Schlesiens zu gewinnen, aber weder das Jahrzehnt wettinischer Pfandherrschaft in der Niederlausitz unter Friedrich dem Strengen und seinen Brüdern (1353 bis 1364), noch die Erwerbung des Fürstentums Sagen und der biebersteinischen Ge¬ biete unter den Brüdern Ernst und Albrecht führte zu einem dauernden Besitze. So verschwindet der Name Schiedlo wieder auf Jahrhunderte ans den wettinischen Urkunden; aber ein großer Gewinn aus dem Zeitalter Heinrichs des Erlauchten blieb doch zurück: der rege Handelsverkehr zwischen den wettinischen Ursitzen der Kultur und den östlichen und nördlichen Kolonialländern. Wie die sächsischen Fürsten und Städte während des ganzen fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts auf das eifrigste bemüht Ware», die Privilegien der „hohen Straße" zu schützen,

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/300>, abgerufen am 24.08.2024.