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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Seele"

Ich hatte erklärt, auf der Bank vor der Hütte bleiben zu wollen, und mau
gab mir eine Decke, in die ich mich gehorsam, trotz der milden und warmen Luft,
einhüllte. Es wurde nun still unter dem weiten Himmel, eine Zeit lang klang es
noch von fernher herüber, aber die Stimmen versanken endlich alle im Schweigen
der Nacht, und es sprachen nur noch die Sterne und die Stimme in meiner Seele.
Da zogen sie hin, die stillen Lichter, und schonten sanft und mit freundlichen Augen
auf die dunkle Erde nieder, und zwischen ihnen, zuweilen in silbernen Wolken ver¬
sinkend, wandelte der Mond und beleuchtete die schwarzen Wälder und die scharf
ausgeschnittner Felsspitzen. Schon lange war über mich eine tiefe Traurigkeit ge¬
kommen, unter dem Singen und Jubeln war sie stärker und stärker geworden und
füllte jetzt meine ganze Seele. In der Traurigkeit aber war zugleich eine tiefe
Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. So, denke ich mir, wird es einem
Menschen zumute sein, der es fühlt, daß er stirbt, und dessen Seele, nachdem sie
sich unter Schmerzen vom Leben losgerungen hat, das Licht einer andern Welt
empfangen hat.

Ich schlief endlich ein, erwachte noch einmal und sank dann in einen festen
Schlaf, worin ich noch einmal träumte, einen Traum, der, was wohl längst still
und unklar durch meine Seele geflossen war, in ein deutliches Licht emporhob.
Mir wars, als stiege ich in einem finstern Wald empor, einem Schein entgegen,
der über den Wipfeln lag. Ich sah nicht, wo ich ging, wußte nicht, wohin ich
wandelte, und verfolgte ein Ziel, das mir unbekannt war, aber ich wußte, daß ich
ein Ziel hatte, und daß ich es, wenn ich nur unablässig weiterginge und mich von
nichts zurückhalten ließe, auch sicher erreichen würde. Endlich lag die Finsternis
hinter mir, und ich betrat eine freie, lichte Höhe, von der das Land nach allen
Seiten zu nächtlichen Tiefen abstürzte. Über mir leuchteten die Gestirne in nie
gesehener Pracht, und eine fast schmerzhafte Schönheit war in dieser Sternennacht.
Wie ich dastand und hinaus in die unendliche Weite sah, entdeckte ich ein Licht,
das Heller als alle andern leuchtete, strahlend wie die Sonne war und doch i"
einem Glänze schimmerte, den meine Augen ertragen konnten. Nun erkannte ich
es: es war mein Stern, auf dessen Erscheinen ich schon solange gewartet hatte.
Langsam kam er näher, wurde immer größer und füllte endlich den ganzen Nacht-
Himmel vor mir aus. Jetzt war er so nahe, daß ich Gestalten in seinem Lichte
gehn sah, aber eine tiefe finstre Kluft lag zwischen mir und ihm. Eine der Ge¬
stalten jedoch, deren Züge ich kannte, da es das Antlitz der Geliebten war, kettete
eine silberne Brücke los und legte sie zu mir herüber. Freudestrahlend betrat ich
sie und war nun auch in dem wonnigen Licht, aber die Gestalt, die sich meiner
angenommen hatte, war nicht mehr zu sehen. Ich wurde dennoch nicht traurig,
sondern sagte: Nun kann ich sie nicht wieder verlieren, sondern werde sie wieder¬
finden. Geduldig will ich warten, bis ich ihr wieder begegne. Dann zog das
Licht weiter in die Unendlichkeit, unter mir aber versank die Erde in Finsternis.

Es rührte mich etwas an, und ich erwachte. Maria stand vor mir.

Ich hörte dich seufzen, so schwer und schmerzlich! sagte sie.

Habe ich geseufzt? Ich war doch so glücklich, ich habe schön geträumt. Auch
von dir, Maria.

Sie sah mich schweigend an. Die Nacht war schon im Vergehn, das Sternen¬
licht erbleichte.

Du siehst so ernst ans, sagte Maria wieder. Und du bist so bleich. Was
mag dich nur betrüben?

Es ist die Nacht, Maria. Und das Dunkel und das Schweigen, die Stille
um mich her. Laß es tagen, und ich werde wieder wie sonst sein.

Sie sah sich um und schaute mich dann wieder ernst und schweigend an. Der
Tag bricht an, sagte sie dann plötzlich. Ich kann nicht mehr ruhn. Laß uns
hinausgehn. Wir wollen die Sonne erwarten.

Ich stand auf und wußte nun schon, daß ich dem Ende zuschreite.


Zwei Seele»

Ich hatte erklärt, auf der Bank vor der Hütte bleiben zu wollen, und mau
gab mir eine Decke, in die ich mich gehorsam, trotz der milden und warmen Luft,
einhüllte. Es wurde nun still unter dem weiten Himmel, eine Zeit lang klang es
noch von fernher herüber, aber die Stimmen versanken endlich alle im Schweigen
der Nacht, und es sprachen nur noch die Sterne und die Stimme in meiner Seele.
Da zogen sie hin, die stillen Lichter, und schonten sanft und mit freundlichen Augen
auf die dunkle Erde nieder, und zwischen ihnen, zuweilen in silbernen Wolken ver¬
sinkend, wandelte der Mond und beleuchtete die schwarzen Wälder und die scharf
ausgeschnittner Felsspitzen. Schon lange war über mich eine tiefe Traurigkeit ge¬
kommen, unter dem Singen und Jubeln war sie stärker und stärker geworden und
füllte jetzt meine ganze Seele. In der Traurigkeit aber war zugleich eine tiefe
Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. So, denke ich mir, wird es einem
Menschen zumute sein, der es fühlt, daß er stirbt, und dessen Seele, nachdem sie
sich unter Schmerzen vom Leben losgerungen hat, das Licht einer andern Welt
empfangen hat.

Ich schlief endlich ein, erwachte noch einmal und sank dann in einen festen
Schlaf, worin ich noch einmal träumte, einen Traum, der, was wohl längst still
und unklar durch meine Seele geflossen war, in ein deutliches Licht emporhob.
Mir wars, als stiege ich in einem finstern Wald empor, einem Schein entgegen,
der über den Wipfeln lag. Ich sah nicht, wo ich ging, wußte nicht, wohin ich
wandelte, und verfolgte ein Ziel, das mir unbekannt war, aber ich wußte, daß ich
ein Ziel hatte, und daß ich es, wenn ich nur unablässig weiterginge und mich von
nichts zurückhalten ließe, auch sicher erreichen würde. Endlich lag die Finsternis
hinter mir, und ich betrat eine freie, lichte Höhe, von der das Land nach allen
Seiten zu nächtlichen Tiefen abstürzte. Über mir leuchteten die Gestirne in nie
gesehener Pracht, und eine fast schmerzhafte Schönheit war in dieser Sternennacht.
Wie ich dastand und hinaus in die unendliche Weite sah, entdeckte ich ein Licht,
das Heller als alle andern leuchtete, strahlend wie die Sonne war und doch i«
einem Glänze schimmerte, den meine Augen ertragen konnten. Nun erkannte ich
es: es war mein Stern, auf dessen Erscheinen ich schon solange gewartet hatte.
Langsam kam er näher, wurde immer größer und füllte endlich den ganzen Nacht-
Himmel vor mir aus. Jetzt war er so nahe, daß ich Gestalten in seinem Lichte
gehn sah, aber eine tiefe finstre Kluft lag zwischen mir und ihm. Eine der Ge¬
stalten jedoch, deren Züge ich kannte, da es das Antlitz der Geliebten war, kettete
eine silberne Brücke los und legte sie zu mir herüber. Freudestrahlend betrat ich
sie und war nun auch in dem wonnigen Licht, aber die Gestalt, die sich meiner
angenommen hatte, war nicht mehr zu sehen. Ich wurde dennoch nicht traurig,
sondern sagte: Nun kann ich sie nicht wieder verlieren, sondern werde sie wieder¬
finden. Geduldig will ich warten, bis ich ihr wieder begegne. Dann zog das
Licht weiter in die Unendlichkeit, unter mir aber versank die Erde in Finsternis.

Es rührte mich etwas an, und ich erwachte. Maria stand vor mir.

Ich hörte dich seufzen, so schwer und schmerzlich! sagte sie.

Habe ich geseufzt? Ich war doch so glücklich, ich habe schön geträumt. Auch
von dir, Maria.

Sie sah mich schweigend an. Die Nacht war schon im Vergehn, das Sternen¬
licht erbleichte.

Du siehst so ernst ans, sagte Maria wieder. Und du bist so bleich. Was
mag dich nur betrüben?

Es ist die Nacht, Maria. Und das Dunkel und das Schweigen, die Stille
um mich her. Laß es tagen, und ich werde wieder wie sonst sein.

Sie sah sich um und schaute mich dann wieder ernst und schweigend an. Der
Tag bricht an, sagte sie dann plötzlich. Ich kann nicht mehr ruhn. Laß uns
hinausgehn. Wir wollen die Sonne erwarten.

Ich stand auf und wußte nun schon, daß ich dem Ende zuschreite.


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[0874] Zwei Seele» Ich hatte erklärt, auf der Bank vor der Hütte bleiben zu wollen, und mau gab mir eine Decke, in die ich mich gehorsam, trotz der milden und warmen Luft, einhüllte. Es wurde nun still unter dem weiten Himmel, eine Zeit lang klang es noch von fernher herüber, aber die Stimmen versanken endlich alle im Schweigen der Nacht, und es sprachen nur noch die Sterne und die Stimme in meiner Seele. Da zogen sie hin, die stillen Lichter, und schonten sanft und mit freundlichen Augen auf die dunkle Erde nieder, und zwischen ihnen, zuweilen in silbernen Wolken ver¬ sinkend, wandelte der Mond und beleuchtete die schwarzen Wälder und die scharf ausgeschnittner Felsspitzen. Schon lange war über mich eine tiefe Traurigkeit ge¬ kommen, unter dem Singen und Jubeln war sie stärker und stärker geworden und füllte jetzt meine ganze Seele. In der Traurigkeit aber war zugleich eine tiefe Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. So, denke ich mir, wird es einem Menschen zumute sein, der es fühlt, daß er stirbt, und dessen Seele, nachdem sie sich unter Schmerzen vom Leben losgerungen hat, das Licht einer andern Welt empfangen hat. Ich schlief endlich ein, erwachte noch einmal und sank dann in einen festen Schlaf, worin ich noch einmal träumte, einen Traum, der, was wohl längst still und unklar durch meine Seele geflossen war, in ein deutliches Licht emporhob. Mir wars, als stiege ich in einem finstern Wald empor, einem Schein entgegen, der über den Wipfeln lag. Ich sah nicht, wo ich ging, wußte nicht, wohin ich wandelte, und verfolgte ein Ziel, das mir unbekannt war, aber ich wußte, daß ich ein Ziel hatte, und daß ich es, wenn ich nur unablässig weiterginge und mich von nichts zurückhalten ließe, auch sicher erreichen würde. Endlich lag die Finsternis hinter mir, und ich betrat eine freie, lichte Höhe, von der das Land nach allen Seiten zu nächtlichen Tiefen abstürzte. Über mir leuchteten die Gestirne in nie gesehener Pracht, und eine fast schmerzhafte Schönheit war in dieser Sternennacht. Wie ich dastand und hinaus in die unendliche Weite sah, entdeckte ich ein Licht, das Heller als alle andern leuchtete, strahlend wie die Sonne war und doch i« einem Glänze schimmerte, den meine Augen ertragen konnten. Nun erkannte ich es: es war mein Stern, auf dessen Erscheinen ich schon solange gewartet hatte. Langsam kam er näher, wurde immer größer und füllte endlich den ganzen Nacht- Himmel vor mir aus. Jetzt war er so nahe, daß ich Gestalten in seinem Lichte gehn sah, aber eine tiefe finstre Kluft lag zwischen mir und ihm. Eine der Ge¬ stalten jedoch, deren Züge ich kannte, da es das Antlitz der Geliebten war, kettete eine silberne Brücke los und legte sie zu mir herüber. Freudestrahlend betrat ich sie und war nun auch in dem wonnigen Licht, aber die Gestalt, die sich meiner angenommen hatte, war nicht mehr zu sehen. Ich wurde dennoch nicht traurig, sondern sagte: Nun kann ich sie nicht wieder verlieren, sondern werde sie wieder¬ finden. Geduldig will ich warten, bis ich ihr wieder begegne. Dann zog das Licht weiter in die Unendlichkeit, unter mir aber versank die Erde in Finsternis. Es rührte mich etwas an, und ich erwachte. Maria stand vor mir. Ich hörte dich seufzen, so schwer und schmerzlich! sagte sie. Habe ich geseufzt? Ich war doch so glücklich, ich habe schön geträumt. Auch von dir, Maria. Sie sah mich schweigend an. Die Nacht war schon im Vergehn, das Sternen¬ licht erbleichte. Du siehst so ernst ans, sagte Maria wieder. Und du bist so bleich. Was mag dich nur betrüben? Es ist die Nacht, Maria. Und das Dunkel und das Schweigen, die Stille um mich her. Laß es tagen, und ich werde wieder wie sonst sein. Sie sah sich um und schaute mich dann wieder ernst und schweigend an. Der Tag bricht an, sagte sie dann plötzlich. Ich kann nicht mehr ruhn. Laß uns hinausgehn. Wir wollen die Sonne erwarten. Ich stand auf und wußte nun schon, daß ich dem Ende zuschreite.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/874>, abgerufen am 22.07.2024.