Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wanderungen in der Niederlausitz

Dorf Jnworka Wein-Immer) überweist. Kaiser Karl der Vierte hat den Tausch
"auf dem Felde vor dem Dorfe Dobir" genehmigt.

Im sechzehnten und im siebzehnten Jahrhundert scheint Altdöbern viel Besitz¬
wechsel durchgemacht zu haben: die Birkholtz, Dieskau, Schlieben, Kommerstadt,
Knoch und Bomsdorf erscheinen nacheinander als Eigentümer. Ein turmgekröntes
Schloß muß schon 1645 vorhanden gewesen sein; denn wir hören, daß den 4. Juli
dieses Jahres der Donner in das Schloßtürmlein einschlägt und einen Brand ver¬
ursacht. Der Schloßherr, ein Herr von Kommerstadt, ist nicht da, aber an seiner
Stelle leitet der Pfarrer die Löscharbeit und verheißt den Leuten erst ein Viertel,
dann ein Faß Bier "zum recompens, sobald der von Kommerstadt ans dem Kriege
käme. . . Als nnn Herr Ernst von Kommerstadt im Marklo 1646 nacher Hause
gelanget, hat ihm der Pfarrer den gantzen Verlaufs der sehr gefährlichen Anzündung
erzehlet und darbey freundlich erinnert der Zusage, so er bei höchster Feuersgefahr
denen Löschern damals gethan. . . Hat ihme der von Kommerstadt zur Antwort
dieß gegeben: "Ich wollte, daß der Donner noch in das Haus schlüge, damit
alles zu Pulver verbraunt würde!" Und das eben war das Faß Bier, das die
getreuen und redlichen Leute mit höchster Gefahr ihres Lebens zum recompens be¬
kommen haben, Undank in tuo tadorna. Irret euch aber nicht, Gott läßt sich
nicht spotten. M. Dieser Kommerstadt ist in Polen von den Polacken in einem
Hause mit seiner fünf verbrannt worden."

Im Jahre 1712 kaufte Altdöbern der General Alexander Dietrich von Eick-
stedt, der sich schon 1765 mit einem Fräulein von Knoch, der Tochter eines Vor¬
besitzers, vermählt hatte. In dieser Zeit, als das Vorbild Augusts des Starken
auch den sächsischen Adel zu größerer Baulust mit fortriß, wurde wohl das mittel¬
alterliche Schloß abgebrochen und durch eiuen Barockbau ersetzt, aus dem das jetzige
Gebäude hervorgewachsen ist. Wenigstens zeigt ein im Altdöberner Rendant hängender
Plan das Schloß der Eickstedtischen Zeit in einer Gestalt, die ganz der spätern
entspricht, nur fehlen die Türme und ein Stockwerk. Der General starb 1727;
danach verwaltete seine Witwe das Schloß bis 1736, dann war sein Sohn Heinrich
Alexander von Eickstedt, der Generaladjutant des Herzogs Johann Adolf von Sachsen-
Weißenfels, Besitzer. Daß nach dessen Tode Altdöbern im Jahre 1746 an den
Küchenmeister Roller und durch diesen 1749 an seinen Schwiegersohn Heineren kam,
ist schon früher erwähnt worden.

Heineken hat -- vermutlich in den Jahren 1754 und 1755 -- das Schloß
nach seinem Geschmack unigebaut, indem er ein Stockwerk und die beiden viereckigen
Türme aufsetzte und das Ganze mit einem in französischem Stile angelegten Garten
und Park umgab. Der Park ist durch deu jetzigen Besitzer, den Grafen Witzleben,
in eine herrliche Anlage englischen Geschmacks umgewandelt worden, die sich hinter
dem Schlosse in grünen Wiesenflächen und wundervollen Baumgruppen bis an den
großen seeartigen Teich und an dessen Ufern hinzieht, voll von lauschigen Plätzen
und anmutigen Durchblicken. Aber die Gartenanlagen vor und zu beiden Seiten
des Schlosses sind mit großer Sorgfalt wieder so hergerichtet worden, wie sie
Heineken hinterlassen hat. Zu ihrer Ausschmückung hatte sich Heineren besonders
zweier Künstler bedient, des Malers Stephan Torelli (gestorben 1784 in Peters¬
burg), eines Schülers Solimenas, der aber vorzugsweise in Caraccischer Manier
malte, und des Hofbildhauers Gottfried Knöffler (geboren 1715 in Zschölka bei
Delitzsch, gestorben als Akademieprofessor in Dresden 1779).

Heineken, dem Diktator des Dresdner Kunstlebens, dem Unternehmer der gro߬
artigen Schloßbauten Brühls, standen natürlich alle Dresdner Künstler zur Ver¬
fügung; sie gaben für ihn wohl ihr Bestes und noch dazu halb umsonst, er wußte
sie durch andre lohnendere Bestellungen zu entschädigen. So hat ihm Torelli die
Plafonds "in zwei Kabinetten des Gartens zu Altdöbern" gemalt, leider ist nichts
mehr davon vorhanden. Knöffler aber, einer der tüchtigsten Bildhauer seiner Zeit
-- von ihm sind z. B. die beiden Sphinxe hinter dem Belvedere der Brühlschen


Wanderungen in der Niederlausitz

Dorf Jnworka Wein-Immer) überweist. Kaiser Karl der Vierte hat den Tausch
„auf dem Felde vor dem Dorfe Dobir" genehmigt.

Im sechzehnten und im siebzehnten Jahrhundert scheint Altdöbern viel Besitz¬
wechsel durchgemacht zu haben: die Birkholtz, Dieskau, Schlieben, Kommerstadt,
Knoch und Bomsdorf erscheinen nacheinander als Eigentümer. Ein turmgekröntes
Schloß muß schon 1645 vorhanden gewesen sein; denn wir hören, daß den 4. Juli
dieses Jahres der Donner in das Schloßtürmlein einschlägt und einen Brand ver¬
ursacht. Der Schloßherr, ein Herr von Kommerstadt, ist nicht da, aber an seiner
Stelle leitet der Pfarrer die Löscharbeit und verheißt den Leuten erst ein Viertel,
dann ein Faß Bier „zum recompens, sobald der von Kommerstadt ans dem Kriege
käme. . . Als nnn Herr Ernst von Kommerstadt im Marklo 1646 nacher Hause
gelanget, hat ihm der Pfarrer den gantzen Verlaufs der sehr gefährlichen Anzündung
erzehlet und darbey freundlich erinnert der Zusage, so er bei höchster Feuersgefahr
denen Löschern damals gethan. . . Hat ihme der von Kommerstadt zur Antwort
dieß gegeben: »Ich wollte, daß der Donner noch in das Haus schlüge, damit
alles zu Pulver verbraunt würde!« Und das eben war das Faß Bier, das die
getreuen und redlichen Leute mit höchster Gefahr ihres Lebens zum recompens be¬
kommen haben, Undank in tuo tadorna. Irret euch aber nicht, Gott läßt sich
nicht spotten. M. Dieser Kommerstadt ist in Polen von den Polacken in einem
Hause mit seiner fünf verbrannt worden."

Im Jahre 1712 kaufte Altdöbern der General Alexander Dietrich von Eick-
stedt, der sich schon 1765 mit einem Fräulein von Knoch, der Tochter eines Vor¬
besitzers, vermählt hatte. In dieser Zeit, als das Vorbild Augusts des Starken
auch den sächsischen Adel zu größerer Baulust mit fortriß, wurde wohl das mittel¬
alterliche Schloß abgebrochen und durch eiuen Barockbau ersetzt, aus dem das jetzige
Gebäude hervorgewachsen ist. Wenigstens zeigt ein im Altdöberner Rendant hängender
Plan das Schloß der Eickstedtischen Zeit in einer Gestalt, die ganz der spätern
entspricht, nur fehlen die Türme und ein Stockwerk. Der General starb 1727;
danach verwaltete seine Witwe das Schloß bis 1736, dann war sein Sohn Heinrich
Alexander von Eickstedt, der Generaladjutant des Herzogs Johann Adolf von Sachsen-
Weißenfels, Besitzer. Daß nach dessen Tode Altdöbern im Jahre 1746 an den
Küchenmeister Roller und durch diesen 1749 an seinen Schwiegersohn Heineren kam,
ist schon früher erwähnt worden.

Heineken hat — vermutlich in den Jahren 1754 und 1755 — das Schloß
nach seinem Geschmack unigebaut, indem er ein Stockwerk und die beiden viereckigen
Türme aufsetzte und das Ganze mit einem in französischem Stile angelegten Garten
und Park umgab. Der Park ist durch deu jetzigen Besitzer, den Grafen Witzleben,
in eine herrliche Anlage englischen Geschmacks umgewandelt worden, die sich hinter
dem Schlosse in grünen Wiesenflächen und wundervollen Baumgruppen bis an den
großen seeartigen Teich und an dessen Ufern hinzieht, voll von lauschigen Plätzen
und anmutigen Durchblicken. Aber die Gartenanlagen vor und zu beiden Seiten
des Schlosses sind mit großer Sorgfalt wieder so hergerichtet worden, wie sie
Heineken hinterlassen hat. Zu ihrer Ausschmückung hatte sich Heineren besonders
zweier Künstler bedient, des Malers Stephan Torelli (gestorben 1784 in Peters¬
burg), eines Schülers Solimenas, der aber vorzugsweise in Caraccischer Manier
malte, und des Hofbildhauers Gottfried Knöffler (geboren 1715 in Zschölka bei
Delitzsch, gestorben als Akademieprofessor in Dresden 1779).

Heineken, dem Diktator des Dresdner Kunstlebens, dem Unternehmer der gro߬
artigen Schloßbauten Brühls, standen natürlich alle Dresdner Künstler zur Ver¬
fügung; sie gaben für ihn wohl ihr Bestes und noch dazu halb umsonst, er wußte
sie durch andre lohnendere Bestellungen zu entschädigen. So hat ihm Torelli die
Plafonds „in zwei Kabinetten des Gartens zu Altdöbern" gemalt, leider ist nichts
mehr davon vorhanden. Knöffler aber, einer der tüchtigsten Bildhauer seiner Zeit
— von ihm sind z. B. die beiden Sphinxe hinter dem Belvedere der Brühlschen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0590" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242660"/>
          <fw type="header" place="top"> Wanderungen in der Niederlausitz</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2155" prev="#ID_2154"> Dorf Jnworka Wein-Immer) überweist. Kaiser Karl der Vierte hat den Tausch<lb/>
&#x201E;auf dem Felde vor dem Dorfe Dobir" genehmigt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2156"> Im sechzehnten und im siebzehnten Jahrhundert scheint Altdöbern viel Besitz¬<lb/>
wechsel durchgemacht zu haben: die Birkholtz, Dieskau, Schlieben, Kommerstadt,<lb/>
Knoch und Bomsdorf erscheinen nacheinander als Eigentümer. Ein turmgekröntes<lb/>
Schloß muß schon 1645 vorhanden gewesen sein; denn wir hören, daß den 4. Juli<lb/>
dieses Jahres der Donner in das Schloßtürmlein einschlägt und einen Brand ver¬<lb/>
ursacht. Der Schloßherr, ein Herr von Kommerstadt, ist nicht da, aber an seiner<lb/>
Stelle leitet der Pfarrer die Löscharbeit und verheißt den Leuten erst ein Viertel,<lb/>
dann ein Faß Bier &#x201E;zum recompens, sobald der von Kommerstadt ans dem Kriege<lb/>
käme. . . Als nnn Herr Ernst von Kommerstadt im Marklo 1646 nacher Hause<lb/>
gelanget, hat ihm der Pfarrer den gantzen Verlaufs der sehr gefährlichen Anzündung<lb/>
erzehlet und darbey freundlich erinnert der Zusage, so er bei höchster Feuersgefahr<lb/>
denen Löschern damals gethan. . . Hat ihme der von Kommerstadt zur Antwort<lb/>
dieß gegeben: »Ich wollte, daß der Donner noch in das Haus schlüge, damit<lb/>
alles zu Pulver verbraunt würde!« Und das eben war das Faß Bier, das die<lb/>
getreuen und redlichen Leute mit höchster Gefahr ihres Lebens zum recompens be¬<lb/>
kommen haben, Undank in tuo tadorna. Irret euch aber nicht, Gott läßt sich<lb/>
nicht spotten. M. Dieser Kommerstadt ist in Polen von den Polacken in einem<lb/>
Hause mit seiner fünf verbrannt worden."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2157"> Im Jahre 1712 kaufte Altdöbern der General Alexander Dietrich von Eick-<lb/>
stedt, der sich schon 1765 mit einem Fräulein von Knoch, der Tochter eines Vor¬<lb/>
besitzers, vermählt hatte. In dieser Zeit, als das Vorbild Augusts des Starken<lb/>
auch den sächsischen Adel zu größerer Baulust mit fortriß, wurde wohl das mittel¬<lb/>
alterliche Schloß abgebrochen und durch eiuen Barockbau ersetzt, aus dem das jetzige<lb/>
Gebäude hervorgewachsen ist. Wenigstens zeigt ein im Altdöberner Rendant hängender<lb/>
Plan das Schloß der Eickstedtischen Zeit in einer Gestalt, die ganz der spätern<lb/>
entspricht, nur fehlen die Türme und ein Stockwerk. Der General starb 1727;<lb/>
danach verwaltete seine Witwe das Schloß bis 1736, dann war sein Sohn Heinrich<lb/>
Alexander von Eickstedt, der Generaladjutant des Herzogs Johann Adolf von Sachsen-<lb/>
Weißenfels, Besitzer. Daß nach dessen Tode Altdöbern im Jahre 1746 an den<lb/>
Küchenmeister Roller und durch diesen 1749 an seinen Schwiegersohn Heineren kam,<lb/>
ist schon früher erwähnt worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2158"> Heineken hat &#x2014; vermutlich in den Jahren 1754 und 1755 &#x2014; das Schloß<lb/>
nach seinem Geschmack unigebaut, indem er ein Stockwerk und die beiden viereckigen<lb/>
Türme aufsetzte und das Ganze mit einem in französischem Stile angelegten Garten<lb/>
und Park umgab. Der Park ist durch deu jetzigen Besitzer, den Grafen Witzleben,<lb/>
in eine herrliche Anlage englischen Geschmacks umgewandelt worden, die sich hinter<lb/>
dem Schlosse in grünen Wiesenflächen und wundervollen Baumgruppen bis an den<lb/>
großen seeartigen Teich und an dessen Ufern hinzieht, voll von lauschigen Plätzen<lb/>
und anmutigen Durchblicken. Aber die Gartenanlagen vor und zu beiden Seiten<lb/>
des Schlosses sind mit großer Sorgfalt wieder so hergerichtet worden, wie sie<lb/>
Heineken hinterlassen hat. Zu ihrer Ausschmückung hatte sich Heineren besonders<lb/>
zweier Künstler bedient, des Malers Stephan Torelli (gestorben 1784 in Peters¬<lb/>
burg), eines Schülers Solimenas, der aber vorzugsweise in Caraccischer Manier<lb/>
malte, und des Hofbildhauers Gottfried Knöffler (geboren 1715 in Zschölka bei<lb/>
Delitzsch, gestorben als Akademieprofessor in Dresden 1779).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2159" next="#ID_2160"> Heineken, dem Diktator des Dresdner Kunstlebens, dem Unternehmer der gro߬<lb/>
artigen Schloßbauten Brühls, standen natürlich alle Dresdner Künstler zur Ver¬<lb/>
fügung; sie gaben für ihn wohl ihr Bestes und noch dazu halb umsonst, er wußte<lb/>
sie durch andre lohnendere Bestellungen zu entschädigen. So hat ihm Torelli die<lb/>
Plafonds &#x201E;in zwei Kabinetten des Gartens zu Altdöbern" gemalt, leider ist nichts<lb/>
mehr davon vorhanden. Knöffler aber, einer der tüchtigsten Bildhauer seiner Zeit<lb/>
&#x2014; von ihm sind z. B. die beiden Sphinxe hinter dem Belvedere der Brühlschen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0590] Wanderungen in der Niederlausitz Dorf Jnworka Wein-Immer) überweist. Kaiser Karl der Vierte hat den Tausch „auf dem Felde vor dem Dorfe Dobir" genehmigt. Im sechzehnten und im siebzehnten Jahrhundert scheint Altdöbern viel Besitz¬ wechsel durchgemacht zu haben: die Birkholtz, Dieskau, Schlieben, Kommerstadt, Knoch und Bomsdorf erscheinen nacheinander als Eigentümer. Ein turmgekröntes Schloß muß schon 1645 vorhanden gewesen sein; denn wir hören, daß den 4. Juli dieses Jahres der Donner in das Schloßtürmlein einschlägt und einen Brand ver¬ ursacht. Der Schloßherr, ein Herr von Kommerstadt, ist nicht da, aber an seiner Stelle leitet der Pfarrer die Löscharbeit und verheißt den Leuten erst ein Viertel, dann ein Faß Bier „zum recompens, sobald der von Kommerstadt ans dem Kriege käme. . . Als nnn Herr Ernst von Kommerstadt im Marklo 1646 nacher Hause gelanget, hat ihm der Pfarrer den gantzen Verlaufs der sehr gefährlichen Anzündung erzehlet und darbey freundlich erinnert der Zusage, so er bei höchster Feuersgefahr denen Löschern damals gethan. . . Hat ihme der von Kommerstadt zur Antwort dieß gegeben: »Ich wollte, daß der Donner noch in das Haus schlüge, damit alles zu Pulver verbraunt würde!« Und das eben war das Faß Bier, das die getreuen und redlichen Leute mit höchster Gefahr ihres Lebens zum recompens be¬ kommen haben, Undank in tuo tadorna. Irret euch aber nicht, Gott läßt sich nicht spotten. M. Dieser Kommerstadt ist in Polen von den Polacken in einem Hause mit seiner fünf verbrannt worden." Im Jahre 1712 kaufte Altdöbern der General Alexander Dietrich von Eick- stedt, der sich schon 1765 mit einem Fräulein von Knoch, der Tochter eines Vor¬ besitzers, vermählt hatte. In dieser Zeit, als das Vorbild Augusts des Starken auch den sächsischen Adel zu größerer Baulust mit fortriß, wurde wohl das mittel¬ alterliche Schloß abgebrochen und durch eiuen Barockbau ersetzt, aus dem das jetzige Gebäude hervorgewachsen ist. Wenigstens zeigt ein im Altdöberner Rendant hängender Plan das Schloß der Eickstedtischen Zeit in einer Gestalt, die ganz der spätern entspricht, nur fehlen die Türme und ein Stockwerk. Der General starb 1727; danach verwaltete seine Witwe das Schloß bis 1736, dann war sein Sohn Heinrich Alexander von Eickstedt, der Generaladjutant des Herzogs Johann Adolf von Sachsen- Weißenfels, Besitzer. Daß nach dessen Tode Altdöbern im Jahre 1746 an den Küchenmeister Roller und durch diesen 1749 an seinen Schwiegersohn Heineren kam, ist schon früher erwähnt worden. Heineken hat — vermutlich in den Jahren 1754 und 1755 — das Schloß nach seinem Geschmack unigebaut, indem er ein Stockwerk und die beiden viereckigen Türme aufsetzte und das Ganze mit einem in französischem Stile angelegten Garten und Park umgab. Der Park ist durch deu jetzigen Besitzer, den Grafen Witzleben, in eine herrliche Anlage englischen Geschmacks umgewandelt worden, die sich hinter dem Schlosse in grünen Wiesenflächen und wundervollen Baumgruppen bis an den großen seeartigen Teich und an dessen Ufern hinzieht, voll von lauschigen Plätzen und anmutigen Durchblicken. Aber die Gartenanlagen vor und zu beiden Seiten des Schlosses sind mit großer Sorgfalt wieder so hergerichtet worden, wie sie Heineken hinterlassen hat. Zu ihrer Ausschmückung hatte sich Heineren besonders zweier Künstler bedient, des Malers Stephan Torelli (gestorben 1784 in Peters¬ burg), eines Schülers Solimenas, der aber vorzugsweise in Caraccischer Manier malte, und des Hofbildhauers Gottfried Knöffler (geboren 1715 in Zschölka bei Delitzsch, gestorben als Akademieprofessor in Dresden 1779). Heineken, dem Diktator des Dresdner Kunstlebens, dem Unternehmer der gro߬ artigen Schloßbauten Brühls, standen natürlich alle Dresdner Künstler zur Ver¬ fügung; sie gaben für ihn wohl ihr Bestes und noch dazu halb umsonst, er wußte sie durch andre lohnendere Bestellungen zu entschädigen. So hat ihm Torelli die Plafonds „in zwei Kabinetten des Gartens zu Altdöbern" gemalt, leider ist nichts mehr davon vorhanden. Knöffler aber, einer der tüchtigsten Bildhauer seiner Zeit — von ihm sind z. B. die beiden Sphinxe hinter dem Belvedere der Brühlschen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/590
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/590>, abgerufen am 22.07.2024.