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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Von dem der Volkskraft, behandelt und zeigt, daß eine Organisation, wie sie die
Rücksicht auf das Gemeinwohl fordert, zugleich auch den materiellen Nöten der
Ärzte gründlich abhelfen würde. Der hannöversche Arzt Dr. Knicke hat im 5. Hefte
von Dr. Woltmanns Politisch-anthropologischer Revue unter der Überschrift "Die
Verstaatlichung des Ärztewesens" die unheilvollen Wirkungen der freien ärztlichen
Konkurrenz in ihrer heutigen Form scharf beleuchtet, ist aber trotzdem nicht zur
Forderung völliger Verstaatlichung der Hciltntigkeit gelangt. Sein positives Programm
nicht einer Verstaatlichung des Krankenheilens sondern einer öffentlichen Gesundheits¬
fürsorge und Gesundheitspflege hat er in der Broschüre entwickelt: Die Kassenarzt¬
frage und das öffentliche Gesundheitswesen in Beziehung zu der sozialpolitischen
Gesetzgebung ^Berlin, Verlag der Arbeiterversvrgung, A. Troschel, 1903). Die
Ur. 19 des Ärztlichen Zentralanzeigers vom 11. Mai enthält einen Auszug aus
dieser Schrift. Indem wir die Interessenten und die Sachverständigen ans die
angegebnen Quellen verweisen, teilen wir mir noch zur Charakteristik von Dr. Kniekes
Programm einige Sätze daraus mit. "Das Medizinalwesen der sozialen Ver¬
sicherung, besonders der Kranken- und der Invalidenversicherung, zeigt die innerliche
Tendenz, nach großen Gesichtspunkten geregelt zu werden. Ärztliche Behandlung
und Heilmittel im wissenschaftlichen Sinne des Worts lassen sich keineswegs mehr
ausschließlich gewähren als Arbcitprodukt einzelner Kassenärzte und als Apotheker¬
ware. Die Beschaffung dieser Leistungen ist Sache vieler geworden durch die in¬
einander greifende gleichwertige Tätigkeit großer zusammenwirkender Kreise. Mit
der ursprünglichen Form ärztlicher Therapie, mit Arzneien und chirurgische" Ein¬
griffen, ist es längst nicht mehr getan. Heute haben wir wichtigere Heilmethoden:
Sorge für gute Luft, Zusammensetzung der Nahrung, Regelung der Körperbewegung,
Beschaffung aller physiologisch notwendigen Lebensreize, z. B. Beeinflussung der
Körperoberflsiche durch die Einwirkung des Wassers, des Lichtes, der Luft, Ein¬
wirkung auf die Seelenstimmung usw. Das alles läßt sich nicht in der Apotheke
kaufen. Die moderne Medizin läßt die Apotheke in den Hintergrund treten und
wirkt mit Sorgenheimstätten, Wöchnerinnenheimcn, Erholungsstätten, mit besserer
Pflege der unehelichen und der Waisenkinder, mit Ferienkolonien, mit Kinderheimen,
mit Spaziergängen und Lungcngymunstik, mit Baden, Schwimmen, Rudern, Turnen,
mit Volksküchen, mit Arbciterschntz, um eine vernünftige Gestaltung der äußern
Erhaltuugs- und Eiitivicklungsbedingungen zu erreichen. Ebenso wie für die Ent¬
wicklung des geistigen und des moralischen verlangt die Wissenschaft für die des
körperlichen Menschen Erziehungs- und Bilduugsiustitute. Die soziale Versicherung
ist nnn berufen, zum Schutze des Volkswohls und der Volksgröße mehr wie jede
andre Institution große Reformen in der Lebensführung der Versicherten anzubahnen
und selbständige Verwaltungskörper für ihr Gesundheitswesen zu schaffen, in denen
svzialmedizinisch geschulte Ärzte und einsichtige Vertreter der Versicherungsanstalten
zusammenarbeiten uuter Mitwirkung der Medizinalbeamten und der Regierung.
Solche Korporationen, in denen Ärzte, Versicherte und Staatsbehörden zur Einheit
verschmolzen wären, würden eine weitgehende Eiitwicklungsmöglichkcit und Freiheit
haben, je nach den örtlichen Bedürfnissen. Als Anfsichts- und Zentralbehörde
scheint mir das Neichsgesuuoheitsmnt geeignet, falls man nicht aus verwaltungs¬
technischen oder staatsrechtlichen Gründen die Angliedernng an die Gesundheits¬
behörden der Einzelstaaten vorzieht. Die Gesundheitsämter würden dann als
hygienische Kulturkräfte und Pflanzschulen wirken. Sich bei der Hygiene des
Wohnuugsivescns, des Nahruugsmittelvertehrs, der Lebensgewohnheiten geltend zu
machen, würden sich ihnen viele Wege, direkte und indirekte, darbieten. Ich denke
auch an die Mitwirkung der Berufsorganisationen, z. B. der Innungen und der
Handelskammern."




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Von dem der Volkskraft, behandelt und zeigt, daß eine Organisation, wie sie die
Rücksicht auf das Gemeinwohl fordert, zugleich auch den materiellen Nöten der
Ärzte gründlich abhelfen würde. Der hannöversche Arzt Dr. Knicke hat im 5. Hefte
von Dr. Woltmanns Politisch-anthropologischer Revue unter der Überschrift „Die
Verstaatlichung des Ärztewesens" die unheilvollen Wirkungen der freien ärztlichen
Konkurrenz in ihrer heutigen Form scharf beleuchtet, ist aber trotzdem nicht zur
Forderung völliger Verstaatlichung der Hciltntigkeit gelangt. Sein positives Programm
nicht einer Verstaatlichung des Krankenheilens sondern einer öffentlichen Gesundheits¬
fürsorge und Gesundheitspflege hat er in der Broschüre entwickelt: Die Kassenarzt¬
frage und das öffentliche Gesundheitswesen in Beziehung zu der sozialpolitischen
Gesetzgebung ^Berlin, Verlag der Arbeiterversvrgung, A. Troschel, 1903). Die
Ur. 19 des Ärztlichen Zentralanzeigers vom 11. Mai enthält einen Auszug aus
dieser Schrift. Indem wir die Interessenten und die Sachverständigen ans die
angegebnen Quellen verweisen, teilen wir mir noch zur Charakteristik von Dr. Kniekes
Programm einige Sätze daraus mit. „Das Medizinalwesen der sozialen Ver¬
sicherung, besonders der Kranken- und der Invalidenversicherung, zeigt die innerliche
Tendenz, nach großen Gesichtspunkten geregelt zu werden. Ärztliche Behandlung
und Heilmittel im wissenschaftlichen Sinne des Worts lassen sich keineswegs mehr
ausschließlich gewähren als Arbcitprodukt einzelner Kassenärzte und als Apotheker¬
ware. Die Beschaffung dieser Leistungen ist Sache vieler geworden durch die in¬
einander greifende gleichwertige Tätigkeit großer zusammenwirkender Kreise. Mit
der ursprünglichen Form ärztlicher Therapie, mit Arzneien und chirurgische» Ein¬
griffen, ist es längst nicht mehr getan. Heute haben wir wichtigere Heilmethoden:
Sorge für gute Luft, Zusammensetzung der Nahrung, Regelung der Körperbewegung,
Beschaffung aller physiologisch notwendigen Lebensreize, z. B. Beeinflussung der
Körperoberflsiche durch die Einwirkung des Wassers, des Lichtes, der Luft, Ein¬
wirkung auf die Seelenstimmung usw. Das alles läßt sich nicht in der Apotheke
kaufen. Die moderne Medizin läßt die Apotheke in den Hintergrund treten und
wirkt mit Sorgenheimstätten, Wöchnerinnenheimcn, Erholungsstätten, mit besserer
Pflege der unehelichen und der Waisenkinder, mit Ferienkolonien, mit Kinderheimen,
mit Spaziergängen und Lungcngymunstik, mit Baden, Schwimmen, Rudern, Turnen,
mit Volksküchen, mit Arbciterschntz, um eine vernünftige Gestaltung der äußern
Erhaltuugs- und Eiitivicklungsbedingungen zu erreichen. Ebenso wie für die Ent¬
wicklung des geistigen und des moralischen verlangt die Wissenschaft für die des
körperlichen Menschen Erziehungs- und Bilduugsiustitute. Die soziale Versicherung
ist nnn berufen, zum Schutze des Volkswohls und der Volksgröße mehr wie jede
andre Institution große Reformen in der Lebensführung der Versicherten anzubahnen
und selbständige Verwaltungskörper für ihr Gesundheitswesen zu schaffen, in denen
svzialmedizinisch geschulte Ärzte und einsichtige Vertreter der Versicherungsanstalten
zusammenarbeiten uuter Mitwirkung der Medizinalbeamten und der Regierung.
Solche Korporationen, in denen Ärzte, Versicherte und Staatsbehörden zur Einheit
verschmolzen wären, würden eine weitgehende Eiitwicklungsmöglichkcit und Freiheit
haben, je nach den örtlichen Bedürfnissen. Als Anfsichts- und Zentralbehörde
scheint mir das Neichsgesuuoheitsmnt geeignet, falls man nicht aus verwaltungs¬
technischen oder staatsrechtlichen Gründen die Angliedernng an die Gesundheits¬
behörden der Einzelstaaten vorzieht. Die Gesundheitsämter würden dann als
hygienische Kulturkräfte und Pflanzschulen wirken. Sich bei der Hygiene des
Wohnuugsivescns, des Nahruugsmittelvertehrs, der Lebensgewohnheiten geltend zu
machen, würden sich ihnen viele Wege, direkte und indirekte, darbieten. Ich denke
auch an die Mitwirkung der Berufsorganisationen, z. B. der Innungen und der
Handelskammern."




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[0474] Maßgebliches und Unmaßgebliches Von dem der Volkskraft, behandelt und zeigt, daß eine Organisation, wie sie die Rücksicht auf das Gemeinwohl fordert, zugleich auch den materiellen Nöten der Ärzte gründlich abhelfen würde. Der hannöversche Arzt Dr. Knicke hat im 5. Hefte von Dr. Woltmanns Politisch-anthropologischer Revue unter der Überschrift „Die Verstaatlichung des Ärztewesens" die unheilvollen Wirkungen der freien ärztlichen Konkurrenz in ihrer heutigen Form scharf beleuchtet, ist aber trotzdem nicht zur Forderung völliger Verstaatlichung der Hciltntigkeit gelangt. Sein positives Programm nicht einer Verstaatlichung des Krankenheilens sondern einer öffentlichen Gesundheits¬ fürsorge und Gesundheitspflege hat er in der Broschüre entwickelt: Die Kassenarzt¬ frage und das öffentliche Gesundheitswesen in Beziehung zu der sozialpolitischen Gesetzgebung ^Berlin, Verlag der Arbeiterversvrgung, A. Troschel, 1903). Die Ur. 19 des Ärztlichen Zentralanzeigers vom 11. Mai enthält einen Auszug aus dieser Schrift. Indem wir die Interessenten und die Sachverständigen ans die angegebnen Quellen verweisen, teilen wir mir noch zur Charakteristik von Dr. Kniekes Programm einige Sätze daraus mit. „Das Medizinalwesen der sozialen Ver¬ sicherung, besonders der Kranken- und der Invalidenversicherung, zeigt die innerliche Tendenz, nach großen Gesichtspunkten geregelt zu werden. Ärztliche Behandlung und Heilmittel im wissenschaftlichen Sinne des Worts lassen sich keineswegs mehr ausschließlich gewähren als Arbcitprodukt einzelner Kassenärzte und als Apotheker¬ ware. Die Beschaffung dieser Leistungen ist Sache vieler geworden durch die in¬ einander greifende gleichwertige Tätigkeit großer zusammenwirkender Kreise. Mit der ursprünglichen Form ärztlicher Therapie, mit Arzneien und chirurgische» Ein¬ griffen, ist es längst nicht mehr getan. Heute haben wir wichtigere Heilmethoden: Sorge für gute Luft, Zusammensetzung der Nahrung, Regelung der Körperbewegung, Beschaffung aller physiologisch notwendigen Lebensreize, z. B. Beeinflussung der Körperoberflsiche durch die Einwirkung des Wassers, des Lichtes, der Luft, Ein¬ wirkung auf die Seelenstimmung usw. Das alles läßt sich nicht in der Apotheke kaufen. Die moderne Medizin läßt die Apotheke in den Hintergrund treten und wirkt mit Sorgenheimstätten, Wöchnerinnenheimcn, Erholungsstätten, mit besserer Pflege der unehelichen und der Waisenkinder, mit Ferienkolonien, mit Kinderheimen, mit Spaziergängen und Lungcngymunstik, mit Baden, Schwimmen, Rudern, Turnen, mit Volksküchen, mit Arbciterschntz, um eine vernünftige Gestaltung der äußern Erhaltuugs- und Eiitivicklungsbedingungen zu erreichen. Ebenso wie für die Ent¬ wicklung des geistigen und des moralischen verlangt die Wissenschaft für die des körperlichen Menschen Erziehungs- und Bilduugsiustitute. Die soziale Versicherung ist nnn berufen, zum Schutze des Volkswohls und der Volksgröße mehr wie jede andre Institution große Reformen in der Lebensführung der Versicherten anzubahnen und selbständige Verwaltungskörper für ihr Gesundheitswesen zu schaffen, in denen svzialmedizinisch geschulte Ärzte und einsichtige Vertreter der Versicherungsanstalten zusammenarbeiten uuter Mitwirkung der Medizinalbeamten und der Regierung. Solche Korporationen, in denen Ärzte, Versicherte und Staatsbehörden zur Einheit verschmolzen wären, würden eine weitgehende Eiitwicklungsmöglichkcit und Freiheit haben, je nach den örtlichen Bedürfnissen. Als Anfsichts- und Zentralbehörde scheint mir das Neichsgesuuoheitsmnt geeignet, falls man nicht aus verwaltungs¬ technischen oder staatsrechtlichen Gründen die Angliedernng an die Gesundheits¬ behörden der Einzelstaaten vorzieht. Die Gesundheitsämter würden dann als hygienische Kulturkräfte und Pflanzschulen wirken. Sich bei der Hygiene des Wohnuugsivescns, des Nahruugsmittelvertehrs, der Lebensgewohnheiten geltend zu machen, würden sich ihnen viele Wege, direkte und indirekte, darbieten. Ich denke auch an die Mitwirkung der Berufsorganisationen, z. B. der Innungen und der Handelskammern."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/474>, abgerufen am 24.08.2024.