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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wärtig mit der Fortsetzung des Wörterbuchs beschäftigt sind, jährlich zwei Hefte fertig
brächte, noch fünfzehn Jahre vergehn würden, ehe die letzte Lieferung ausgegeben
werden könnte. Tatsächlich stellt sich aber die Sache noch weit ungünstiger, da
nur eiuer von den fünfen, der in lexikalischer Arbeit geübte und durch Assistenten
unterstützte Heyne wirklich im Durchschnitt zwei Hefte im Jahre herausbringt, und
man überdies den unglaublichen Mißgriff getan hat, die Vollendung des ? (das
Malb. Lexer, als der Tod ihn abrief, nur bis zu dem Worte Todestag gebracht
hatte) und die Bearbeitung des II einem zwar nicht kenntnislosen, aber gänzlich
unproduktiven Herrn anzuvertrauen, der seit zwanzig Jahren anßer unbedeutenden
Kleinigkeiten in Zeitschriften nichts publiziert, und obwohl er schon 1895 in den
Dienst des Wörterbuchs gestellt worden ist, noch nicht einen einzigen Bogen ab¬
geliefert hat. Somit können wir, wenn nicht Wandel geschafft wird, unsre Hoffnung
auf Vollendung des Werkes ack ""tenais." xraoess vertagen.

Dies ist eine höchst bedauerliche und für die deutsche Wissenschaft beschämende
Sachlage. Denn es tut dringend not, daß der Wortschatz der deutschen Sprache
auf einer viel breitern Grundlage, als dies im Grimmschen Werke geschehen ist,
von neuem gesammelt und verarbeitet werde. Davon kann aber vor der Vollendung
des Wörterbuchs uicht die Rede sein, und es müßte darum alles daran gesetzt
werden, es in kürzester Zeit zum Abschluß zu bringen.

Daß nach Jakob Grimms Tode niemand daran gedacht hat, die Fortsetzung
des Werks an einem Orte zu zentralisieren, ist bei der damaligen Zerfahrenheit
der deutschen Verhältnisse nicht wunderbar. Wohl aber hätte man, als "der neue
deutsche Staat das Nationalwerk auf seinen Schoß nahm" (1368), soviel Einsicht
haben sollen, die Arbeit einheitlich zu organisieren, einen (oder zwei) Oberleiter zu
bestellen und der Direktion einen Generalstab von tüchtigen Gelehrten unterzuordnen.
Denn nur durch Zentralisation und zugleich durch Arbeitsteilung kann bei solchen
Unternehmungen (wie das Beispiel des lateinischen Thesaurus beweist) auch in be¬
grenzter Zeit etwas Tüchtiges geleistet werden. Wie die Dinge jetzt liegen, ist
jeder der Fortsetzer des Werks gezwungen, soweit seine eignen und die ihm zur
Verfügung gestellten -- recht kärglichen -- Mittel es erlauben, sich den ganzen
lexikalischen Apparat, den er braucht, anzuschaffen; jeder sammelt für sich und nach
eignem Gutdünken, ergeht sich in breitester Ausführlichkeit oder befleißigt sich einer
vielleicht noch weniger angebrachten Kürze, und was auf diese Weise zustande kommt,
ist alles andre als ein einheitliches Werk.

Daran ist nun leider nichts mehr zu ändern, und jetzt noch eine andre Organi¬
sation zu schaffen, ist es zu spät. Denn voraussichtlich wird sich keiner von den
Mitarbeitern, die bisher völlig selbständig gewesen sind, einem Oberleiter (und als
solcher könnte nur Heyne in Betracht kommen) unterordnen wollen. Aber es gibt
doch vielleicht eine Möglichkeit, die Räder des arg verschlämmteu Mühlwerks in
raschere Drehung zu bringen. Man setze durch höhere Dotierung die bewährten
Mitarbeiter in den Stand, eine größere Zahl tüchtiger Hilfskräfte anzustellen; wer
sich aber hinlänglich als unbrauchbar erwiesen hat, dem sollte man, wenn nicht
eigne Erkenntnis es ihm sagt, zu versteh" geben, daß es seine Pflicht sei, das
Mandat, dem seine Kräfte nicht gewachsen sind, niederzulegen. Auf diese Weise
iann es am Ende doch noch erreicht werden, daß man in etwa zehn Jahren das
Gebäude glücklich unter Dach bringt. Wurstelt mau aber in der bisherigen Art
weiter, so kann es die Welt erleben, daß im Jahre 1952 von unsern Söhnen und
Enkeln die Säkulnrfeier des unvollendeten Grimm begangen wird, während andre
Völker, die durch unsern Vorgang angeregt ihren Sprachschatz ebenfalls sammeln,
um diese Zeit, obwohl sie weit später angefangen haben, längst fertig sein werden,
weil sie die Sache von vornherein praktischer und planvoller angelegt haben.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

wärtig mit der Fortsetzung des Wörterbuchs beschäftigt sind, jährlich zwei Hefte fertig
brächte, noch fünfzehn Jahre vergehn würden, ehe die letzte Lieferung ausgegeben
werden könnte. Tatsächlich stellt sich aber die Sache noch weit ungünstiger, da
nur eiuer von den fünfen, der in lexikalischer Arbeit geübte und durch Assistenten
unterstützte Heyne wirklich im Durchschnitt zwei Hefte im Jahre herausbringt, und
man überdies den unglaublichen Mißgriff getan hat, die Vollendung des ? (das
Malb. Lexer, als der Tod ihn abrief, nur bis zu dem Worte Todestag gebracht
hatte) und die Bearbeitung des II einem zwar nicht kenntnislosen, aber gänzlich
unproduktiven Herrn anzuvertrauen, der seit zwanzig Jahren anßer unbedeutenden
Kleinigkeiten in Zeitschriften nichts publiziert, und obwohl er schon 1895 in den
Dienst des Wörterbuchs gestellt worden ist, noch nicht einen einzigen Bogen ab¬
geliefert hat. Somit können wir, wenn nicht Wandel geschafft wird, unsre Hoffnung
auf Vollendung des Werkes ack «»tenais.« xraoess vertagen.

Dies ist eine höchst bedauerliche und für die deutsche Wissenschaft beschämende
Sachlage. Denn es tut dringend not, daß der Wortschatz der deutschen Sprache
auf einer viel breitern Grundlage, als dies im Grimmschen Werke geschehen ist,
von neuem gesammelt und verarbeitet werde. Davon kann aber vor der Vollendung
des Wörterbuchs uicht die Rede sein, und es müßte darum alles daran gesetzt
werden, es in kürzester Zeit zum Abschluß zu bringen.

Daß nach Jakob Grimms Tode niemand daran gedacht hat, die Fortsetzung
des Werks an einem Orte zu zentralisieren, ist bei der damaligen Zerfahrenheit
der deutschen Verhältnisse nicht wunderbar. Wohl aber hätte man, als „der neue
deutsche Staat das Nationalwerk auf seinen Schoß nahm" (1368), soviel Einsicht
haben sollen, die Arbeit einheitlich zu organisieren, einen (oder zwei) Oberleiter zu
bestellen und der Direktion einen Generalstab von tüchtigen Gelehrten unterzuordnen.
Denn nur durch Zentralisation und zugleich durch Arbeitsteilung kann bei solchen
Unternehmungen (wie das Beispiel des lateinischen Thesaurus beweist) auch in be¬
grenzter Zeit etwas Tüchtiges geleistet werden. Wie die Dinge jetzt liegen, ist
jeder der Fortsetzer des Werks gezwungen, soweit seine eignen und die ihm zur
Verfügung gestellten — recht kärglichen — Mittel es erlauben, sich den ganzen
lexikalischen Apparat, den er braucht, anzuschaffen; jeder sammelt für sich und nach
eignem Gutdünken, ergeht sich in breitester Ausführlichkeit oder befleißigt sich einer
vielleicht noch weniger angebrachten Kürze, und was auf diese Weise zustande kommt,
ist alles andre als ein einheitliches Werk.

Daran ist nun leider nichts mehr zu ändern, und jetzt noch eine andre Organi¬
sation zu schaffen, ist es zu spät. Denn voraussichtlich wird sich keiner von den
Mitarbeitern, die bisher völlig selbständig gewesen sind, einem Oberleiter (und als
solcher könnte nur Heyne in Betracht kommen) unterordnen wollen. Aber es gibt
doch vielleicht eine Möglichkeit, die Räder des arg verschlämmteu Mühlwerks in
raschere Drehung zu bringen. Man setze durch höhere Dotierung die bewährten
Mitarbeiter in den Stand, eine größere Zahl tüchtiger Hilfskräfte anzustellen; wer
sich aber hinlänglich als unbrauchbar erwiesen hat, dem sollte man, wenn nicht
eigne Erkenntnis es ihm sagt, zu versteh» geben, daß es seine Pflicht sei, das
Mandat, dem seine Kräfte nicht gewachsen sind, niederzulegen. Auf diese Weise
iann es am Ende doch noch erreicht werden, daß man in etwa zehn Jahren das
Gebäude glücklich unter Dach bringt. Wurstelt mau aber in der bisherigen Art
weiter, so kann es die Welt erleben, daß im Jahre 1952 von unsern Söhnen und
Enkeln die Säkulnrfeier des unvollendeten Grimm begangen wird, während andre
Völker, die durch unsern Vorgang angeregt ihren Sprachschatz ebenfalls sammeln,
um diese Zeit, obwohl sie weit später angefangen haben, längst fertig sein werden,
weil sie die Sache von vornherein praktischer und planvoller angelegt haben.




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[0706] Maßgebliches und Unmaßgebliches wärtig mit der Fortsetzung des Wörterbuchs beschäftigt sind, jährlich zwei Hefte fertig brächte, noch fünfzehn Jahre vergehn würden, ehe die letzte Lieferung ausgegeben werden könnte. Tatsächlich stellt sich aber die Sache noch weit ungünstiger, da nur eiuer von den fünfen, der in lexikalischer Arbeit geübte und durch Assistenten unterstützte Heyne wirklich im Durchschnitt zwei Hefte im Jahre herausbringt, und man überdies den unglaublichen Mißgriff getan hat, die Vollendung des ? (das Malb. Lexer, als der Tod ihn abrief, nur bis zu dem Worte Todestag gebracht hatte) und die Bearbeitung des II einem zwar nicht kenntnislosen, aber gänzlich unproduktiven Herrn anzuvertrauen, der seit zwanzig Jahren anßer unbedeutenden Kleinigkeiten in Zeitschriften nichts publiziert, und obwohl er schon 1895 in den Dienst des Wörterbuchs gestellt worden ist, noch nicht einen einzigen Bogen ab¬ geliefert hat. Somit können wir, wenn nicht Wandel geschafft wird, unsre Hoffnung auf Vollendung des Werkes ack «»tenais.« xraoess vertagen. Dies ist eine höchst bedauerliche und für die deutsche Wissenschaft beschämende Sachlage. Denn es tut dringend not, daß der Wortschatz der deutschen Sprache auf einer viel breitern Grundlage, als dies im Grimmschen Werke geschehen ist, von neuem gesammelt und verarbeitet werde. Davon kann aber vor der Vollendung des Wörterbuchs uicht die Rede sein, und es müßte darum alles daran gesetzt werden, es in kürzester Zeit zum Abschluß zu bringen. Daß nach Jakob Grimms Tode niemand daran gedacht hat, die Fortsetzung des Werks an einem Orte zu zentralisieren, ist bei der damaligen Zerfahrenheit der deutschen Verhältnisse nicht wunderbar. Wohl aber hätte man, als „der neue deutsche Staat das Nationalwerk auf seinen Schoß nahm" (1368), soviel Einsicht haben sollen, die Arbeit einheitlich zu organisieren, einen (oder zwei) Oberleiter zu bestellen und der Direktion einen Generalstab von tüchtigen Gelehrten unterzuordnen. Denn nur durch Zentralisation und zugleich durch Arbeitsteilung kann bei solchen Unternehmungen (wie das Beispiel des lateinischen Thesaurus beweist) auch in be¬ grenzter Zeit etwas Tüchtiges geleistet werden. Wie die Dinge jetzt liegen, ist jeder der Fortsetzer des Werks gezwungen, soweit seine eignen und die ihm zur Verfügung gestellten — recht kärglichen — Mittel es erlauben, sich den ganzen lexikalischen Apparat, den er braucht, anzuschaffen; jeder sammelt für sich und nach eignem Gutdünken, ergeht sich in breitester Ausführlichkeit oder befleißigt sich einer vielleicht noch weniger angebrachten Kürze, und was auf diese Weise zustande kommt, ist alles andre als ein einheitliches Werk. Daran ist nun leider nichts mehr zu ändern, und jetzt noch eine andre Organi¬ sation zu schaffen, ist es zu spät. Denn voraussichtlich wird sich keiner von den Mitarbeitern, die bisher völlig selbständig gewesen sind, einem Oberleiter (und als solcher könnte nur Heyne in Betracht kommen) unterordnen wollen. Aber es gibt doch vielleicht eine Möglichkeit, die Räder des arg verschlämmteu Mühlwerks in raschere Drehung zu bringen. Man setze durch höhere Dotierung die bewährten Mitarbeiter in den Stand, eine größere Zahl tüchtiger Hilfskräfte anzustellen; wer sich aber hinlänglich als unbrauchbar erwiesen hat, dem sollte man, wenn nicht eigne Erkenntnis es ihm sagt, zu versteh» geben, daß es seine Pflicht sei, das Mandat, dem seine Kräfte nicht gewachsen sind, niederzulegen. Auf diese Weise iann es am Ende doch noch erreicht werden, daß man in etwa zehn Jahren das Gebäude glücklich unter Dach bringt. Wurstelt mau aber in der bisherigen Art weiter, so kann es die Welt erleben, daß im Jahre 1952 von unsern Söhnen und Enkeln die Säkulnrfeier des unvollendeten Grimm begangen wird, während andre Völker, die durch unsern Vorgang angeregt ihren Sprachschatz ebenfalls sammeln, um diese Zeit, obwohl sie weit später angefangen haben, längst fertig sein werden, weil sie die Sache von vornherein praktischer und planvoller angelegt haben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/706>, abgerufen am 24.11.2024.