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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Maszgeblichcs und Unmaßgel'liebes

sorgsanffte ausgewählt. Stark gesalzne oder sonst gewürzte Speisen, die Durst er¬
zeugen könnten, werden streng vermieden. Als Getränke gibt es nur Tee, Kakao
und Brauselimonade, diese als Beigabe zum Mittag- und Abendbrot. Bei dem
reichlichen Bedarf hat sich die Anschaffung einer eignen Branselimonadenerzengungs-
maschine, die im Keller eines Nebengebäudes aufgestellt ist und ohne besondre tech¬
nische Kenntnisse gebraucht werden kann, vorzüglich bewährt. Sie erzeugt ein
überaus wohlschmeckendes, erfrischendes Getränk, das sicher zur Erleichterung der
'llkoholentwöhnnng wesentlich mit beiträgt. Die Mahlzeiten finden in einem ge¬
meinsamen Speisesaal zu streng geregelten Zeiten statt. Durch ein regelmäßiges
Zweites Frühstück und dnrch ein Vesperbrot ist dafür gesorgt, daß zwischen den
ewzelnen Tagesmahlzeiten niemals größere Zwischenräume liegen.

Auch die übrige Tagesordnung der Pfleglinge ist dem zweiten der erwähnten
^citstttze entsprechend bis ins einzelne hinein geordnet. In den vier Sommer¬
monaten Mui, Juni, Juli und August steht man um sechs Uhr, im Frühjahr
und Herbst um halb sieben Uhr, in den vier Wintermonaten um halb acht Uhr
"uf. Nach dem ersten Frühstück und einer gemeinsamen Hausandacht gehn die
Pfleglinge sofort an die Arbeit, die hauptsächlich im Freien erledigt wird und dort
der Bearbeitung des zu der Heilstätte gehörenden großen Gartens, sowie des
Ackers und Wiesenlandes besteht. Daneben gibt es im Hause noch eine Tischler¬
werkstatt, in der einzelne Pfleglinge je nach Neigung und Fähigkeit beschäftigt werden,
^e Beschäftigung ist für jeden Pflegling, gleichviel welchen Standes er ist, obli¬
gatorisch und unentgeltlich; andrerseits wird von der Anstaltsleitung aber mich nicht
^n bestimmtes Arbeitsresultat von der Tagesleistung eines jeden mit Strenge ver¬
engt, sondern es wird, namentlich in den ersten Wochen nach dem Eintritt des
Wegliugs, mit einer gewissen Behaglichkeit gearbeitet und so dem Pflegling die
^'edergewöhnuug an eine regelmäßige und stetige Tätigkeit jedenfalls wesentlich
erleichtert. Nur müde sollen die Pfleglinge jeden Abend sein und dadurch auch
"hre Narkotika einen gesunden Schlaf finden lernen. Die Arbeit dauert mit einer
Kürzern Frühstücks- und Vesper-, sowie einer -- je nach der Jahreszeit -- ein-
"is zweistündigen Mittagpause bis sechs oder siehe" Uhr Abends. In den Winter-
"wurden während der Abendstunden, sowie an Tagen mit ganz schlechter Witterung
an Stelle der Arbeit im Freien häusliche Beschäftigung, entweder in der
^'schlerwerfftatt oder sonst im Hause. Die Arbeit der Pfleglinge wird nnr im
Interesse der Heilstätte verwertet, die dadurch mit in die Lage gesetzt ist, ihre
Pensionspreise so niedrig zu bemessen (160 Mark für das erste. 120 Mark für
zweite, 80 Mark für das dritte und 40 Mark für das vierte Anfenthalts-
Plartnl), daß auch Minderbemittelte und für ganz arme Personen die Armenver-
"nde oder private Wohltätigkeitsanstalten die Hilfe der Trinkerheilstätte sogar ans
engere Monate hinaus in Anspruch nehmen können.

Eine längere Dauer der Wegezeit, und zwar mindestens eine Dauer von
^ Monaten, ist aber anch zur Erreichung eines wirklichen Erfolges unbedingt
notwendig.

"5..... 3war glauben die Pfleglinge selbst meist nach mehrwöchiger regelmäßiger
"^"gkeit und einwandfreier Haltung, daß sie nun für alle Zeit das Laster ab¬
legt und gegen alle Versuchungen der Zukunft genügende Widerstandskraft er-
d>ils ^ben. Sie, und besonders die Verheirateten unter ihnen, wünschen sich des-
häufig schon nach sechs- bis achtwvchigem Aufenthalt mehr oder weniger
Mgend in ihre Heimat und Familie zurück, .hier heißt es dann für die Austalts-
ren?" ^bleiben und dem Pflegling seinen törichten Wunsch, dessen Erfüllung
bei^ >^ lenzen Heilerfolg umstoßen würde, ausreden. Denn die Sicher¬
et mit der der Pflegling in die Zukunft sieht, ist durchaus trügerisch, was ihm
^ der Heilstätte selbst auf folgende Weise vor die Unger geführt zu werden pflegt:
mi^"^ ^ ^ erwachenden Selbstbewußtseins heran, so wird der bisher völlig
Mas c "'^ "'^ Schritt und Tritt uuter Aufsicht gehaltne Pflegling gelegentlich ein-
"ufgefordert, eine Besorgung für die Heilstätte in der benachbarten Kreisstadt zu


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sorgsanffte ausgewählt. Stark gesalzne oder sonst gewürzte Speisen, die Durst er¬
zeugen könnten, werden streng vermieden. Als Getränke gibt es nur Tee, Kakao
und Brauselimonade, diese als Beigabe zum Mittag- und Abendbrot. Bei dem
reichlichen Bedarf hat sich die Anschaffung einer eignen Branselimonadenerzengungs-
maschine, die im Keller eines Nebengebäudes aufgestellt ist und ohne besondre tech¬
nische Kenntnisse gebraucht werden kann, vorzüglich bewährt. Sie erzeugt ein
überaus wohlschmeckendes, erfrischendes Getränk, das sicher zur Erleichterung der
'llkoholentwöhnnng wesentlich mit beiträgt. Die Mahlzeiten finden in einem ge¬
meinsamen Speisesaal zu streng geregelten Zeiten statt. Durch ein regelmäßiges
Zweites Frühstück und dnrch ein Vesperbrot ist dafür gesorgt, daß zwischen den
ewzelnen Tagesmahlzeiten niemals größere Zwischenräume liegen.

Auch die übrige Tagesordnung der Pfleglinge ist dem zweiten der erwähnten
^citstttze entsprechend bis ins einzelne hinein geordnet. In den vier Sommer¬
monaten Mui, Juni, Juli und August steht man um sechs Uhr, im Frühjahr
und Herbst um halb sieben Uhr, in den vier Wintermonaten um halb acht Uhr
"uf. Nach dem ersten Frühstück und einer gemeinsamen Hausandacht gehn die
Pfleglinge sofort an die Arbeit, die hauptsächlich im Freien erledigt wird und dort
der Bearbeitung des zu der Heilstätte gehörenden großen Gartens, sowie des
Ackers und Wiesenlandes besteht. Daneben gibt es im Hause noch eine Tischler¬
werkstatt, in der einzelne Pfleglinge je nach Neigung und Fähigkeit beschäftigt werden,
^e Beschäftigung ist für jeden Pflegling, gleichviel welchen Standes er ist, obli¬
gatorisch und unentgeltlich; andrerseits wird von der Anstaltsleitung aber mich nicht
^n bestimmtes Arbeitsresultat von der Tagesleistung eines jeden mit Strenge ver¬
engt, sondern es wird, namentlich in den ersten Wochen nach dem Eintritt des
Wegliugs, mit einer gewissen Behaglichkeit gearbeitet und so dem Pflegling die
^'edergewöhnuug an eine regelmäßige und stetige Tätigkeit jedenfalls wesentlich
erleichtert. Nur müde sollen die Pfleglinge jeden Abend sein und dadurch auch
"hre Narkotika einen gesunden Schlaf finden lernen. Die Arbeit dauert mit einer
Kürzern Frühstücks- und Vesper-, sowie einer — je nach der Jahreszeit — ein-
"is zweistündigen Mittagpause bis sechs oder siehe» Uhr Abends. In den Winter-
"wurden während der Abendstunden, sowie an Tagen mit ganz schlechter Witterung
an Stelle der Arbeit im Freien häusliche Beschäftigung, entweder in der
^'schlerwerfftatt oder sonst im Hause. Die Arbeit der Pfleglinge wird nnr im
Interesse der Heilstätte verwertet, die dadurch mit in die Lage gesetzt ist, ihre
Pensionspreise so niedrig zu bemessen (160 Mark für das erste. 120 Mark für
zweite, 80 Mark für das dritte und 40 Mark für das vierte Anfenthalts-
Plartnl), daß auch Minderbemittelte und für ganz arme Personen die Armenver-
"nde oder private Wohltätigkeitsanstalten die Hilfe der Trinkerheilstätte sogar ans
engere Monate hinaus in Anspruch nehmen können.

Eine längere Dauer der Wegezeit, und zwar mindestens eine Dauer von
^ Monaten, ist aber anch zur Erreichung eines wirklichen Erfolges unbedingt
notwendig.

«5..... 3war glauben die Pfleglinge selbst meist nach mehrwöchiger regelmäßiger
"^"gkeit und einwandfreier Haltung, daß sie nun für alle Zeit das Laster ab¬
legt und gegen alle Versuchungen der Zukunft genügende Widerstandskraft er-
d>ils ^ben. Sie, und besonders die Verheirateten unter ihnen, wünschen sich des-
häufig schon nach sechs- bis achtwvchigem Aufenthalt mehr oder weniger
Mgend in ihre Heimat und Familie zurück, .hier heißt es dann für die Austalts-
ren?" ^bleiben und dem Pflegling seinen törichten Wunsch, dessen Erfüllung
bei^ >^ lenzen Heilerfolg umstoßen würde, ausreden. Denn die Sicher¬
et mit der der Pflegling in die Zukunft sieht, ist durchaus trügerisch, was ihm
^ der Heilstätte selbst auf folgende Weise vor die Unger geführt zu werden pflegt:
mi^"^ ^ ^ erwachenden Selbstbewußtseins heran, so wird der bisher völlig
Mas c "'^ "'^ Schritt und Tritt uuter Aufsicht gehaltne Pflegling gelegentlich ein-
"ufgefordert, eine Besorgung für die Heilstätte in der benachbarten Kreisstadt zu


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[0563] Maszgeblichcs und Unmaßgel'liebes sorgsanffte ausgewählt. Stark gesalzne oder sonst gewürzte Speisen, die Durst er¬ zeugen könnten, werden streng vermieden. Als Getränke gibt es nur Tee, Kakao und Brauselimonade, diese als Beigabe zum Mittag- und Abendbrot. Bei dem reichlichen Bedarf hat sich die Anschaffung einer eignen Branselimonadenerzengungs- maschine, die im Keller eines Nebengebäudes aufgestellt ist und ohne besondre tech¬ nische Kenntnisse gebraucht werden kann, vorzüglich bewährt. Sie erzeugt ein überaus wohlschmeckendes, erfrischendes Getränk, das sicher zur Erleichterung der 'llkoholentwöhnnng wesentlich mit beiträgt. Die Mahlzeiten finden in einem ge¬ meinsamen Speisesaal zu streng geregelten Zeiten statt. Durch ein regelmäßiges Zweites Frühstück und dnrch ein Vesperbrot ist dafür gesorgt, daß zwischen den ewzelnen Tagesmahlzeiten niemals größere Zwischenräume liegen. Auch die übrige Tagesordnung der Pfleglinge ist dem zweiten der erwähnten ^citstttze entsprechend bis ins einzelne hinein geordnet. In den vier Sommer¬ monaten Mui, Juni, Juli und August steht man um sechs Uhr, im Frühjahr und Herbst um halb sieben Uhr, in den vier Wintermonaten um halb acht Uhr "uf. Nach dem ersten Frühstück und einer gemeinsamen Hausandacht gehn die Pfleglinge sofort an die Arbeit, die hauptsächlich im Freien erledigt wird und dort der Bearbeitung des zu der Heilstätte gehörenden großen Gartens, sowie des Ackers und Wiesenlandes besteht. Daneben gibt es im Hause noch eine Tischler¬ werkstatt, in der einzelne Pfleglinge je nach Neigung und Fähigkeit beschäftigt werden, ^e Beschäftigung ist für jeden Pflegling, gleichviel welchen Standes er ist, obli¬ gatorisch und unentgeltlich; andrerseits wird von der Anstaltsleitung aber mich nicht ^n bestimmtes Arbeitsresultat von der Tagesleistung eines jeden mit Strenge ver¬ engt, sondern es wird, namentlich in den ersten Wochen nach dem Eintritt des Wegliugs, mit einer gewissen Behaglichkeit gearbeitet und so dem Pflegling die ^'edergewöhnuug an eine regelmäßige und stetige Tätigkeit jedenfalls wesentlich erleichtert. Nur müde sollen die Pfleglinge jeden Abend sein und dadurch auch "hre Narkotika einen gesunden Schlaf finden lernen. Die Arbeit dauert mit einer Kürzern Frühstücks- und Vesper-, sowie einer — je nach der Jahreszeit — ein- "is zweistündigen Mittagpause bis sechs oder siehe» Uhr Abends. In den Winter- "wurden während der Abendstunden, sowie an Tagen mit ganz schlechter Witterung an Stelle der Arbeit im Freien häusliche Beschäftigung, entweder in der ^'schlerwerfftatt oder sonst im Hause. Die Arbeit der Pfleglinge wird nnr im Interesse der Heilstätte verwertet, die dadurch mit in die Lage gesetzt ist, ihre Pensionspreise so niedrig zu bemessen (160 Mark für das erste. 120 Mark für zweite, 80 Mark für das dritte und 40 Mark für das vierte Anfenthalts- Plartnl), daß auch Minderbemittelte und für ganz arme Personen die Armenver- "nde oder private Wohltätigkeitsanstalten die Hilfe der Trinkerheilstätte sogar ans engere Monate hinaus in Anspruch nehmen können. Eine längere Dauer der Wegezeit, und zwar mindestens eine Dauer von ^ Monaten, ist aber anch zur Erreichung eines wirklichen Erfolges unbedingt notwendig. «5..... 3war glauben die Pfleglinge selbst meist nach mehrwöchiger regelmäßiger "^"gkeit und einwandfreier Haltung, daß sie nun für alle Zeit das Laster ab¬ legt und gegen alle Versuchungen der Zukunft genügende Widerstandskraft er- d>ils ^ben. Sie, und besonders die Verheirateten unter ihnen, wünschen sich des- häufig schon nach sechs- bis achtwvchigem Aufenthalt mehr oder weniger Mgend in ihre Heimat und Familie zurück, .hier heißt es dann für die Austalts- ren?" ^bleiben und dem Pflegling seinen törichten Wunsch, dessen Erfüllung bei^ >^ lenzen Heilerfolg umstoßen würde, ausreden. Denn die Sicher¬ et mit der der Pflegling in die Zukunft sieht, ist durchaus trügerisch, was ihm ^ der Heilstätte selbst auf folgende Weise vor die Unger geführt zu werden pflegt: mi^"^ ^ ^ erwachenden Selbstbewußtseins heran, so wird der bisher völlig Mas c "'^ "'^ Schritt und Tritt uuter Aufsicht gehaltne Pflegling gelegentlich ein- "ufgefordert, eine Besorgung für die Heilstätte in der benachbarten Kreisstadt zu

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/563>, abgerufen am 22.07.2024.