Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.T>er Marquis von Marigny weder der Tochter noch ihrem gelbsandiger Schutzbefohlnen Beachtung, sondern Was verschafft uns das Vergnügen, Sie schon so bald hier in Koblenz zu Villeroi überhörte den Spott, der in diesen Worten lag, und entgegnete bHat man vielleicht Ihre Person verdächtigt? Haben Sie Unvorsichtigkeiten Nichts von alledem. Nennen Sie es Torheit, Schwärmerei oder wie Sie Halt! unterbrach ihn Mariguy, indem er seinen Hut über den Mcssiugkuauf Er würde vermutlich noch weiter geklagt haben, wenn der Kakadu, der in die . Ich will nicht leugnen, sagte er verbindlich, daß Sie nicht so ganz Unrecht , Hörst dus, Mcirguerite? rief Marigny triumphierend, und du bildetest dir Daß ich aber außer einem Magen, den Sie, solange ich zurückdenken kann, T>er Marquis von Marigny weder der Tochter noch ihrem gelbsandiger Schutzbefohlnen Beachtung, sondern Was verschafft uns das Vergnügen, Sie schon so bald hier in Koblenz zu Villeroi überhörte den Spott, der in diesen Worten lag, und entgegnete bHat man vielleicht Ihre Person verdächtigt? Haben Sie Unvorsichtigkeiten Nichts von alledem. Nennen Sie es Torheit, Schwärmerei oder wie Sie Halt! unterbrach ihn Mariguy, indem er seinen Hut über den Mcssiugkuauf Er würde vermutlich noch weiter geklagt haben, wenn der Kakadu, der in die . Ich will nicht leugnen, sagte er verbindlich, daß Sie nicht so ganz Unrecht , Hörst dus, Mcirguerite? rief Marigny triumphierend, und du bildetest dir Daß ich aber außer einem Magen, den Sie, solange ich zurückdenken kann, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0555" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240937"/> <fw type="header" place="top"> T>er Marquis von Marigny</fw><lb/> <p xml:id="ID_2675" prev="#ID_2674"> weder der Tochter noch ihrem gelbsandiger Schutzbefohlnen Beachtung, sondern<lb/> wandte sich sogleich an Villeroi, der sich bei seinem Gruße erhob und die darge¬<lb/> botene Hand mit Wärme schüttelte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2676"> Was verschafft uns das Vergnügen, Sie schon so bald hier in Koblenz zu<lb/> sehen, bester Henri? Haben sich etwa Ihre zwei Bauern zusammengerottet und<lb/> Sie ans dem Schlosse Ihrer Väter Vertrieben?</p><lb/> <p xml:id="ID_2677"> Villeroi überhörte den Spott, der in diesen Worten lag, und entgegnete<lb/> ruhig: Meiner zwei Bauern hätte ich mich vielleicht noch erwehren können, wenn<lb/> diese braven Leute überhaupt auf den Gedanken gekommen wären, etwas gegen<lb/> unes zu unternehmen. Aber ich glaube, meine Bauern wissen selbst, daß sich ein<lb/> Sturm auf mein Schloß, wie Sie das Waldhäuschen zu benennen belieben, nicht recht<lb/> lohnen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_2678"> bHat man vielleicht Ihre Person verdächtigt? Haben Sie Unvorsichtigkeiten<lb/> ^gangen, oder hat Ihnen Ihr Starrkopf wieder einen Streich gespielt wie damals<lb/> beim Regiment in Donai?</p><lb/> <p xml:id="ID_2679"> Nichts von alledem. Nennen Sie es Torheit, Schwärmerei oder wie Sie<lb/> wollen, aber seit Sie und Mcirguerite Aigremont verlassen hatten, schien mir alles<lb/> verödet. Mir schmeckte weder Speise noch Trank —</p><lb/> <p xml:id="ID_2680"> Halt! unterbrach ihn Mariguy, indem er seinen Hut über den Mcssiugkuauf<lb/> ^es Käfigs stülpte, das ist ein Grund, der sich hören läßt! Sie vermißten die<lb/> Fleischtöpfe von Aigremont. Soll ich Ihnen sagen, was daran schuld ist? Das<lb/> ^alni von Fasan, das wir Ihnen am Dienstag vor acht Tagen vorsetzten. Leugnen<lb/> ^>e es nicht! Gestehn Sie getrost ein, daß ich Recht habe. Geben Sie zu, daß<lb/> dieses Salmi einzig in seiner Art war, daß Mortier selbst es nicht besser hätte<lb/> zubereiten können! Und das ganze Geheimnis? Der Koch hatte ans meine An¬<lb/> ordnung statt des Xeres ein Gläschen Se. Perrh zur Sauce genommen — das<lb/> war alles. Aber, guter Freund, auf so etwas brauchen Sie sich in diesem arm-<lb/> '^"gen Neste nicht zu spitzen. Hier muß man zufrieden sein, wenn man ein paar<lb/> ^>er auftreibt, die mau in eine Omelette verwandelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2681"> Er würde vermutlich noch weiter geklagt haben, wenn der Kakadu, der in die<lb/> ^"PPel des Käfigs hinaufgeklettert war und sich damit beschäftigte, den Hut des<lb/> >ewnen Futters zu berauben, seinen Gedanken nicht eine andre Richtung gegeben<lb/> kalte. Während er die gefährdete Kopfbedeckung in Sicherheit brachte, gelang es<lb/> Henri, endlich zu Worte zu kommen. Er kannte die Schwäche seines väterlichen<lb/> Meundes zu genan, daß er nicht hätte wissen sollen, man müsse ihr kleine Zuge-<lb/> 1 "udnisse machen, wenn man und dem Marquis auf gutem Fuße leben wollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2682"> . Ich will nicht leugnen, sagte er verbindlich, daß Sie nicht so ganz Unrecht<lb/> ^> en, nud daß die Küche von Aigremont jederzeit eine nicht geringe Anziehnngs-<lb/> rwft auf mich ausgeübt hat —</p><lb/> <p xml:id="ID_2683"> , Hörst dus, Mcirguerite? rief Marigny triumphierend, und du bildetest dir<lb/> "mener el», er käme unsertwegen!<lb/> ^</p><lb/> <p xml:id="ID_2684" next="#ID_2685"> Daß ich aber außer einem Magen, den Sie, solange ich zurückdenken kann,<lb/> Dankbarkeit verpflichtet haben, fuhr Henri fort, auch ein Herz habe, wird<lb/> ti/^ .vielleicht meine Ankunft hier in Koblenz beweisen. Hierher hat mich nnr<lb/> ^'nunc des Herzens gerufen. Ich weiß, daß mau in der Fremde unter<lb/> ^ oehrnngen lebt, daß man Ungemach und sogar Gefahren ausgesetzt ist, und um<lb/> kick ^ Ihnen zu teilen, habe auch ich Frankreich verlassen. Sie, mein Väter¬<lb/> dur t ^""d' sind nicht mehr jung, Marguerite ist ein schwaches Mädchen, das.<lb/> d ^ ^'h^e Liebe verwöhnt, die Unbequemlichkeiten der freiwilligen Verbannung<lb/> PPclt sehen^- empfinden muß. Dies alles kam mir zum Bewußtsein, als ich Sie<lb/> Ana"'Sö" ,^"'rge" w die Reisekntsche steigen sah. Jetzt ist, so sagte ich mir, der<lb/> uns ^ K^nennen, mo du deinen Freunden nützlich werden kannst. Ich entschloß<lb/> nack !p ^' ^'"^ »leinen Mantelsack und sicherte mir eiuen Platz auf der Post<lb/> ) -"aucy. In Chälons traf ich mit einem ehemaligen Kameraden zusammen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0555]
T>er Marquis von Marigny
weder der Tochter noch ihrem gelbsandiger Schutzbefohlnen Beachtung, sondern
wandte sich sogleich an Villeroi, der sich bei seinem Gruße erhob und die darge¬
botene Hand mit Wärme schüttelte.
Was verschafft uns das Vergnügen, Sie schon so bald hier in Koblenz zu
sehen, bester Henri? Haben sich etwa Ihre zwei Bauern zusammengerottet und
Sie ans dem Schlosse Ihrer Väter Vertrieben?
Villeroi überhörte den Spott, der in diesen Worten lag, und entgegnete
ruhig: Meiner zwei Bauern hätte ich mich vielleicht noch erwehren können, wenn
diese braven Leute überhaupt auf den Gedanken gekommen wären, etwas gegen
unes zu unternehmen. Aber ich glaube, meine Bauern wissen selbst, daß sich ein
Sturm auf mein Schloß, wie Sie das Waldhäuschen zu benennen belieben, nicht recht
lohnen würde.
bHat man vielleicht Ihre Person verdächtigt? Haben Sie Unvorsichtigkeiten
^gangen, oder hat Ihnen Ihr Starrkopf wieder einen Streich gespielt wie damals
beim Regiment in Donai?
Nichts von alledem. Nennen Sie es Torheit, Schwärmerei oder wie Sie
wollen, aber seit Sie und Mcirguerite Aigremont verlassen hatten, schien mir alles
verödet. Mir schmeckte weder Speise noch Trank —
Halt! unterbrach ihn Mariguy, indem er seinen Hut über den Mcssiugkuauf
^es Käfigs stülpte, das ist ein Grund, der sich hören läßt! Sie vermißten die
Fleischtöpfe von Aigremont. Soll ich Ihnen sagen, was daran schuld ist? Das
^alni von Fasan, das wir Ihnen am Dienstag vor acht Tagen vorsetzten. Leugnen
^>e es nicht! Gestehn Sie getrost ein, daß ich Recht habe. Geben Sie zu, daß
dieses Salmi einzig in seiner Art war, daß Mortier selbst es nicht besser hätte
zubereiten können! Und das ganze Geheimnis? Der Koch hatte ans meine An¬
ordnung statt des Xeres ein Gläschen Se. Perrh zur Sauce genommen — das
war alles. Aber, guter Freund, auf so etwas brauchen Sie sich in diesem arm-
'^"gen Neste nicht zu spitzen. Hier muß man zufrieden sein, wenn man ein paar
^>er auftreibt, die mau in eine Omelette verwandelt.
Er würde vermutlich noch weiter geklagt haben, wenn der Kakadu, der in die
^"PPel des Käfigs hinaufgeklettert war und sich damit beschäftigte, den Hut des
>ewnen Futters zu berauben, seinen Gedanken nicht eine andre Richtung gegeben
kalte. Während er die gefährdete Kopfbedeckung in Sicherheit brachte, gelang es
Henri, endlich zu Worte zu kommen. Er kannte die Schwäche seines väterlichen
Meundes zu genan, daß er nicht hätte wissen sollen, man müsse ihr kleine Zuge-
1 "udnisse machen, wenn man und dem Marquis auf gutem Fuße leben wollte.
. Ich will nicht leugnen, sagte er verbindlich, daß Sie nicht so ganz Unrecht
^> en, nud daß die Küche von Aigremont jederzeit eine nicht geringe Anziehnngs-
rwft auf mich ausgeübt hat —
, Hörst dus, Mcirguerite? rief Marigny triumphierend, und du bildetest dir
"mener el», er käme unsertwegen!
^
Daß ich aber außer einem Magen, den Sie, solange ich zurückdenken kann,
Dankbarkeit verpflichtet haben, fuhr Henri fort, auch ein Herz habe, wird
ti/^ .vielleicht meine Ankunft hier in Koblenz beweisen. Hierher hat mich nnr
^'nunc des Herzens gerufen. Ich weiß, daß mau in der Fremde unter
^ oehrnngen lebt, daß man Ungemach und sogar Gefahren ausgesetzt ist, und um
kick ^ Ihnen zu teilen, habe auch ich Frankreich verlassen. Sie, mein Väter¬
dur t ^""d' sind nicht mehr jung, Marguerite ist ein schwaches Mädchen, das.
d ^ ^'h^e Liebe verwöhnt, die Unbequemlichkeiten der freiwilligen Verbannung
PPclt sehen^- empfinden muß. Dies alles kam mir zum Bewußtsein, als ich Sie
Ana"'Sö" ,^"'rge" w die Reisekntsche steigen sah. Jetzt ist, so sagte ich mir, der
uns ^ K^nennen, mo du deinen Freunden nützlich werden kannst. Ich entschloß
nack !p ^' ^'"^ »leinen Mantelsack und sicherte mir eiuen Platz auf der Post
) -"aucy. In Chälons traf ich mit einem ehemaligen Kameraden zusammen,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |