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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Auch die Tatsache, die Jean Paul am 27. Januar 1799 an Otto berichtet: "Schiller
näherte sich sehr der Titanide und sagte schon dreimal zu ihr: Wir müssen mit¬
einander nach Paris. Hier ist alles revolutionär kühn, und Gattinnen gelten nichts"
durfte uicht verschwiegen werden. Der Gatte Charlottens, Heinrich von Kalb, wird
viel zu günstig beurteilt. "Leichtlebig" is. 247) ist ein zu mildes Urteil gegen¬
über seinen schweren sittlichen Verfehlungen, die ja eine lange Trennung Charlottens
von ihm hervorriefen. Die Vermutung des Autors, die Scheidung Charlottens
und ihr Plan, sich mit Jean Paul zu verheiraten, seien auch an Vorbehalten des
Gatten gescheitert (S. 256), ist unrichtig. Der Gatte war vielmehr bedingungslos
einverstanden (vergl. den Brief Jean Pauls an Otto vom 2. Februar 1799); aber Jean
Paul weigerte sich. In der Note zu Seite 256 führt der Autor das Urteil Schlön-
bachs an: Jean Paul habe sich gegen Charlotte unedel benommen, desgleichen den
abgeschmackten Sah Nerrlichs: "Niemals hat ein Dichter so wenig zu lieben ver¬
standen wie der des Hesperus." Indem der Autor diese Vorwürfe ohne Kommentar
wiedergibt, schließt er sich ihnen an, aber er hätte dann mindestens die Verpflichtung
gehabt, anzugeben, worin Jean Paul unedel gewesen sei. Es ist überhaupt eine
Unart des Autors, da, wo man von ihm eine Entscheidung erwartet, fremde
Autoritäten anzuführen und sich so des eignen abschließenden Urteils zu begeben.
So führt er auf Seite 487 das Urteil Nerrlichs über das "Cmnpcmertal" an: es
sei das Verfehlteste, was Jean Paul geschrieben habe; hier aber setzt er gutmütig
hinzu, es habe trotzdem ursprünglich eine freudige Aufnahme bet seinen Ver¬
ehrerinnen gefunden.

Das Buch enthält wichtige historische Aufschlüsse; wenige werden z. B. wissen,
daß der Gatte Charlottens, damals Major in französischen Diensten, Führer der
französischen Königsfamilie bei dem ersten Fluchtprojekt 1796 nach Belgien werden
sollte. Eine Menge kulturgeschichtlicher Bemerkungen sind eingestreut; die Geschichte
der Stammdörfer Marschalk-Ostheim, Dankenfeld, Trabelsdorf, Wnltershausen und
die von Kalbsrieth ist eingehend dargestellt; viel bisher ungedrucktes Material ist
in den Beilagen am Schluß abgedruckt. Hier hätte jedoch eine strenge chronologische
Ordnung eingehalten werden sollen; auch die zu breite und unübersichtliche Dar¬
legung des Erbschaftsprozesses, die immer wieder durch andre Kapitel unterbrochen
wird, ist ein Mangel. Im ganzen aber ist das Werk ein wertvoller Beitrag zur
I°sef Müller Kultur- und Literaturgeschichte.


Ein deutsches Kaisergrab in Rom.

Der Einzug unsers Kaisers in Rom
und sein manchem Deutschen natürlich sehr mit Unrecht anstößiger Besuch im Vatikan
lenkt den Blick unwillkürlich zurück auf das Grab des einzigen deutsch-römischen
Kaisers, der in Rom seine letzte Ruhestätte gefunden hat, Ottos des Zweiten, im
Jahre 983. Es hat nämlich jetzt nicht nur ein deutscher katholischer Forscher,
C. M. Kaufmann, dieses Grabmal knnsthistorisch und bildlich eingehend dargestellt
(Das Kaisergrab in den Vatikanischen Grotten, München 1902), Sündern es besteht
auch an maßgebender Stelle die Absicht, dieses Denkmal, das bei dem Neubau der
Peterskirche in die sogenannten Vatikanischen Grotten, d. h. in den Nest der
mittelalterlichen Kirche unter der modernen gebracht und gänzlich verändert worden
ist, wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen und ihm die Inschrift bei¬
zufügen: ^roam... in torann xristinam rocivAit röFNÄUls I^vous XIII. ?ook!. Ah,x.
Imxorator Auilolmus II. Kaufmann schlägt daneben vor, es in die herrliche Vor¬
halle der heutigen Peterskirche zu übertragen, wo auch die modernen Reiterstatuen
Konstantins des Großen und Karls des Großen stehn. Manchen wird das alles
freilich nicht nur als Romantik, sondern auch als "Umschnicichelung des Vatikans"
erscheinen, von der jetzt so viele betrübende Beispiele vorlagen. H^veaut sibi.
Goethe war weder Romantiker noch hat er jemals den Vatikan "umschmeichelt"
,
* aber Rom ist ihm allezeit eine ehrwürdige Stätte gewesen.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Auch die Tatsache, die Jean Paul am 27. Januar 1799 an Otto berichtet: „Schiller
näherte sich sehr der Titanide und sagte schon dreimal zu ihr: Wir müssen mit¬
einander nach Paris. Hier ist alles revolutionär kühn, und Gattinnen gelten nichts"
durfte uicht verschwiegen werden. Der Gatte Charlottens, Heinrich von Kalb, wird
viel zu günstig beurteilt. „Leichtlebig" is. 247) ist ein zu mildes Urteil gegen¬
über seinen schweren sittlichen Verfehlungen, die ja eine lange Trennung Charlottens
von ihm hervorriefen. Die Vermutung des Autors, die Scheidung Charlottens
und ihr Plan, sich mit Jean Paul zu verheiraten, seien auch an Vorbehalten des
Gatten gescheitert (S. 256), ist unrichtig. Der Gatte war vielmehr bedingungslos
einverstanden (vergl. den Brief Jean Pauls an Otto vom 2. Februar 1799); aber Jean
Paul weigerte sich. In der Note zu Seite 256 führt der Autor das Urteil Schlön-
bachs an: Jean Paul habe sich gegen Charlotte unedel benommen, desgleichen den
abgeschmackten Sah Nerrlichs: „Niemals hat ein Dichter so wenig zu lieben ver¬
standen wie der des Hesperus." Indem der Autor diese Vorwürfe ohne Kommentar
wiedergibt, schließt er sich ihnen an, aber er hätte dann mindestens die Verpflichtung
gehabt, anzugeben, worin Jean Paul unedel gewesen sei. Es ist überhaupt eine
Unart des Autors, da, wo man von ihm eine Entscheidung erwartet, fremde
Autoritäten anzuführen und sich so des eignen abschließenden Urteils zu begeben.
So führt er auf Seite 487 das Urteil Nerrlichs über das „Cmnpcmertal" an: es
sei das Verfehlteste, was Jean Paul geschrieben habe; hier aber setzt er gutmütig
hinzu, es habe trotzdem ursprünglich eine freudige Aufnahme bet seinen Ver¬
ehrerinnen gefunden.

Das Buch enthält wichtige historische Aufschlüsse; wenige werden z. B. wissen,
daß der Gatte Charlottens, damals Major in französischen Diensten, Führer der
französischen Königsfamilie bei dem ersten Fluchtprojekt 1796 nach Belgien werden
sollte. Eine Menge kulturgeschichtlicher Bemerkungen sind eingestreut; die Geschichte
der Stammdörfer Marschalk-Ostheim, Dankenfeld, Trabelsdorf, Wnltershausen und
die von Kalbsrieth ist eingehend dargestellt; viel bisher ungedrucktes Material ist
in den Beilagen am Schluß abgedruckt. Hier hätte jedoch eine strenge chronologische
Ordnung eingehalten werden sollen; auch die zu breite und unübersichtliche Dar¬
legung des Erbschaftsprozesses, die immer wieder durch andre Kapitel unterbrochen
wird, ist ein Mangel. Im ganzen aber ist das Werk ein wertvoller Beitrag zur
I°sef Müller Kultur- und Literaturgeschichte.


Ein deutsches Kaisergrab in Rom.

Der Einzug unsers Kaisers in Rom
und sein manchem Deutschen natürlich sehr mit Unrecht anstößiger Besuch im Vatikan
lenkt den Blick unwillkürlich zurück auf das Grab des einzigen deutsch-römischen
Kaisers, der in Rom seine letzte Ruhestätte gefunden hat, Ottos des Zweiten, im
Jahre 983. Es hat nämlich jetzt nicht nur ein deutscher katholischer Forscher,
C. M. Kaufmann, dieses Grabmal knnsthistorisch und bildlich eingehend dargestellt
(Das Kaisergrab in den Vatikanischen Grotten, München 1902), Sündern es besteht
auch an maßgebender Stelle die Absicht, dieses Denkmal, das bei dem Neubau der
Peterskirche in die sogenannten Vatikanischen Grotten, d. h. in den Nest der
mittelalterlichen Kirche unter der modernen gebracht und gänzlich verändert worden
ist, wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen und ihm die Inschrift bei¬
zufügen: ^roam... in torann xristinam rocivAit röFNÄUls I^vous XIII. ?ook!. Ah,x.
Imxorator Auilolmus II. Kaufmann schlägt daneben vor, es in die herrliche Vor¬
halle der heutigen Peterskirche zu übertragen, wo auch die modernen Reiterstatuen
Konstantins des Großen und Karls des Großen stehn. Manchen wird das alles
freilich nicht nur als Romantik, sondern auch als „Umschnicichelung des Vatikans"
erscheinen, von der jetzt so viele betrübende Beispiele vorlagen. H^veaut sibi.
Goethe war weder Romantiker noch hat er jemals den Vatikan „umschmeichelt"
,
* aber Rom ist ihm allezeit eine ehrwürdige Stätte gewesen.




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[0374] Maßgebliches und Unmaßgebliches Auch die Tatsache, die Jean Paul am 27. Januar 1799 an Otto berichtet: „Schiller näherte sich sehr der Titanide und sagte schon dreimal zu ihr: Wir müssen mit¬ einander nach Paris. Hier ist alles revolutionär kühn, und Gattinnen gelten nichts" durfte uicht verschwiegen werden. Der Gatte Charlottens, Heinrich von Kalb, wird viel zu günstig beurteilt. „Leichtlebig" is. 247) ist ein zu mildes Urteil gegen¬ über seinen schweren sittlichen Verfehlungen, die ja eine lange Trennung Charlottens von ihm hervorriefen. Die Vermutung des Autors, die Scheidung Charlottens und ihr Plan, sich mit Jean Paul zu verheiraten, seien auch an Vorbehalten des Gatten gescheitert (S. 256), ist unrichtig. Der Gatte war vielmehr bedingungslos einverstanden (vergl. den Brief Jean Pauls an Otto vom 2. Februar 1799); aber Jean Paul weigerte sich. In der Note zu Seite 256 führt der Autor das Urteil Schlön- bachs an: Jean Paul habe sich gegen Charlotte unedel benommen, desgleichen den abgeschmackten Sah Nerrlichs: „Niemals hat ein Dichter so wenig zu lieben ver¬ standen wie der des Hesperus." Indem der Autor diese Vorwürfe ohne Kommentar wiedergibt, schließt er sich ihnen an, aber er hätte dann mindestens die Verpflichtung gehabt, anzugeben, worin Jean Paul unedel gewesen sei. Es ist überhaupt eine Unart des Autors, da, wo man von ihm eine Entscheidung erwartet, fremde Autoritäten anzuführen und sich so des eignen abschließenden Urteils zu begeben. So führt er auf Seite 487 das Urteil Nerrlichs über das „Cmnpcmertal" an: es sei das Verfehlteste, was Jean Paul geschrieben habe; hier aber setzt er gutmütig hinzu, es habe trotzdem ursprünglich eine freudige Aufnahme bet seinen Ver¬ ehrerinnen gefunden. Das Buch enthält wichtige historische Aufschlüsse; wenige werden z. B. wissen, daß der Gatte Charlottens, damals Major in französischen Diensten, Führer der französischen Königsfamilie bei dem ersten Fluchtprojekt 1796 nach Belgien werden sollte. Eine Menge kulturgeschichtlicher Bemerkungen sind eingestreut; die Geschichte der Stammdörfer Marschalk-Ostheim, Dankenfeld, Trabelsdorf, Wnltershausen und die von Kalbsrieth ist eingehend dargestellt; viel bisher ungedrucktes Material ist in den Beilagen am Schluß abgedruckt. Hier hätte jedoch eine strenge chronologische Ordnung eingehalten werden sollen; auch die zu breite und unübersichtliche Dar¬ legung des Erbschaftsprozesses, die immer wieder durch andre Kapitel unterbrochen wird, ist ein Mangel. Im ganzen aber ist das Werk ein wertvoller Beitrag zur I°sef Müller Kultur- und Literaturgeschichte. Ein deutsches Kaisergrab in Rom. Der Einzug unsers Kaisers in Rom und sein manchem Deutschen natürlich sehr mit Unrecht anstößiger Besuch im Vatikan lenkt den Blick unwillkürlich zurück auf das Grab des einzigen deutsch-römischen Kaisers, der in Rom seine letzte Ruhestätte gefunden hat, Ottos des Zweiten, im Jahre 983. Es hat nämlich jetzt nicht nur ein deutscher katholischer Forscher, C. M. Kaufmann, dieses Grabmal knnsthistorisch und bildlich eingehend dargestellt (Das Kaisergrab in den Vatikanischen Grotten, München 1902), Sündern es besteht auch an maßgebender Stelle die Absicht, dieses Denkmal, das bei dem Neubau der Peterskirche in die sogenannten Vatikanischen Grotten, d. h. in den Nest der mittelalterlichen Kirche unter der modernen gebracht und gänzlich verändert worden ist, wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen und ihm die Inschrift bei¬ zufügen: ^roam... in torann xristinam rocivAit röFNÄUls I^vous XIII. ?ook!. Ah,x. Imxorator Auilolmus II. Kaufmann schlägt daneben vor, es in die herrliche Vor¬ halle der heutigen Peterskirche zu übertragen, wo auch die modernen Reiterstatuen Konstantins des Großen und Karls des Großen stehn. Manchen wird das alles freilich nicht nur als Romantik, sondern auch als „Umschnicichelung des Vatikans" erscheinen, von der jetzt so viele betrübende Beispiele vorlagen. H^veaut sibi. Goethe war weder Romantiker noch hat er jemals den Vatikan „umschmeichelt" , * aber Rom ist ihm allezeit eine ehrwürdige Stätte gewesen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/374>, abgerufen am 22.07.2024.