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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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vom Hohcnstailfon zum Hohenzollern

Mus oder wie seine Kollegen an der Hochschule zu Athen sind freilich unsterblich,
und sie können sich, wesentlich unverändert, in allen Jahrhunderten erhalten;
aber Völker leben nicht von der Kost der Rhetoren und Philosophen."

(Schluß folgt)




vom Hohenstaufen zum Hohenzollern
Line Fußwcindrung

cum im Sommer so manchen Deutschen die alte frohe Wander¬
lust in ferne Lüuder treibt, so scheint es wohl um Platze, daran
zu erinnern, wie viel Schönes sich doch auch in unserm deutscheu
Vaterlande findet. Von den vielen, die alljährlich zwischen Schwarz¬
wald und Vogesen das Rheintal aufwärts ziehn, hat es ja wohl
manchen gereizt, in deren Wälder und Berge einen Blick zu tun; aber Wetter
nach Osten, in die an den Schwarzwald grenzende Schwäbische Alb dringt der
Neisestrom nur wenig. Sehr zu Unrecht; denn tatsächlich bietet die Schwäbische
Alb. das Herz Schwabens, auch für ein kritisches Ange so große, eigentümliche
Schönheiten und so mannigfaltige Anregungen, daß es wohl angezeigt erscheint,
ihr Lob anch weitern Kreisen zu verkünden.

Wer nur für einen kurzen Bestich Zeit übrig hat. findet dazu schon durch
die Bcnntnmg der Bahnlinie Stuttgart-Tübingen-Singen Gelegenheit, denn
er kommt dadurch den wichtigste" Punkten nahe; viel lohnender ist natürlich
der Fußinarsch, auf dein mau Laud und Leute ganz anders kennen lernt,
und der durch die immer leicht erreichbare Eisenbahn nach Belieben abgekürzt
Werden kann. Als Ausgangspunkt wählt man am besten Stuttgart, und
niemand wird es bereuen, dort von der Uhlandshöhe einen Blick auf die so
anmutig im weiten Talkessel liegende württembergische Residenz zu werfen,
die sich mit hell leuchtende" Villen die grünen Rebhügel hinanfreckt, sonne
den prächtigen Schloßplatz und den Schloßgarten zu bewundern, die sowoy u>
der Großartigkeit wie in der Schönheit der Anlage ihresgleichen in Deutsch¬
land suchen. Von da empfiehlt sich folgender Neisewcg: über Gmünd um
Remstal ans den Hohenstaufen und die Teck ins Lenninger Tal; dann auf
den Hohenneuffen. über Urach uach Reutlingen mit einem Abstecher auf die
Achalm und Schloß Lichtenstein; dann nach der alten Musenstadt Tnlnngen
mit dem Kloster Vebenhausen, auf deu Hohenzollern. die Schnlksburg und die
Löcher; endlich über Sigmaringen und Kloster Benron nach Singen. wo
eine Besteigung des 5,ohentwiels den schönen Abschluß der Reise macht. L)lese
Orte bezeichnen zugleich die Punkte, die am sehenswertesten send, und die um
besten einen Einblick in die Art der Landschaft gewähren.

Die Schwäbische Alb. deren Hauptmasse zwischen Neckar und Donau liegt,
ist abweichend von den meisten deutschen Gebirge,, ein zusammenhängender
Gebirgsstock, der eine sich von Südwesten nach Nordosten hinziehende 180 Kilo¬
meter lange und 20 bis 40 Kilometer breite Hochebne bildet. Im Norden


vom Hohcnstailfon zum Hohenzollern

Mus oder wie seine Kollegen an der Hochschule zu Athen sind freilich unsterblich,
und sie können sich, wesentlich unverändert, in allen Jahrhunderten erhalten;
aber Völker leben nicht von der Kost der Rhetoren und Philosophen."

(Schluß folgt)




vom Hohenstaufen zum Hohenzollern
Line Fußwcindrung

cum im Sommer so manchen Deutschen die alte frohe Wander¬
lust in ferne Lüuder treibt, so scheint es wohl um Platze, daran
zu erinnern, wie viel Schönes sich doch auch in unserm deutscheu
Vaterlande findet. Von den vielen, die alljährlich zwischen Schwarz¬
wald und Vogesen das Rheintal aufwärts ziehn, hat es ja wohl
manchen gereizt, in deren Wälder und Berge einen Blick zu tun; aber Wetter
nach Osten, in die an den Schwarzwald grenzende Schwäbische Alb dringt der
Neisestrom nur wenig. Sehr zu Unrecht; denn tatsächlich bietet die Schwäbische
Alb. das Herz Schwabens, auch für ein kritisches Ange so große, eigentümliche
Schönheiten und so mannigfaltige Anregungen, daß es wohl angezeigt erscheint,
ihr Lob anch weitern Kreisen zu verkünden.

Wer nur für einen kurzen Bestich Zeit übrig hat. findet dazu schon durch
die Bcnntnmg der Bahnlinie Stuttgart-Tübingen-Singen Gelegenheit, denn
er kommt dadurch den wichtigste» Punkten nahe; viel lohnender ist natürlich
der Fußinarsch, auf dein mau Laud und Leute ganz anders kennen lernt,
und der durch die immer leicht erreichbare Eisenbahn nach Belieben abgekürzt
Werden kann. Als Ausgangspunkt wählt man am besten Stuttgart, und
niemand wird es bereuen, dort von der Uhlandshöhe einen Blick auf die so
anmutig im weiten Talkessel liegende württembergische Residenz zu werfen,
die sich mit hell leuchtende» Villen die grünen Rebhügel hinanfreckt, sonne
den prächtigen Schloßplatz und den Schloßgarten zu bewundern, die sowoy u>
der Großartigkeit wie in der Schönheit der Anlage ihresgleichen in Deutsch¬
land suchen. Von da empfiehlt sich folgender Neisewcg: über Gmünd um
Remstal ans den Hohenstaufen und die Teck ins Lenninger Tal; dann auf
den Hohenneuffen. über Urach uach Reutlingen mit einem Abstecher auf die
Achalm und Schloß Lichtenstein; dann nach der alten Musenstadt Tnlnngen
mit dem Kloster Vebenhausen, auf deu Hohenzollern. die Schnlksburg und die
Löcher; endlich über Sigmaringen und Kloster Benron nach Singen. wo
eine Besteigung des 5,ohentwiels den schönen Abschluß der Reise macht. L)lese
Orte bezeichnen zugleich die Punkte, die am sehenswertesten send, und die um
besten einen Einblick in die Art der Landschaft gewähren.

Die Schwäbische Alb. deren Hauptmasse zwischen Neckar und Donau liegt,
ist abweichend von den meisten deutschen Gebirge,, ein zusammenhängender
Gebirgsstock, der eine sich von Südwesten nach Nordosten hinziehende 180 Kilo¬
meter lange und 20 bis 40 Kilometer breite Hochebne bildet. Im Norden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/31>, abgerufen am 24.07.2024.