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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

schlecht informiert, sonst würde sie wissen, daß die Familien der zur Übung ein¬
gezognen Männer entschädigt werden, und daß die Zeit, wo der Soldat keinen
Vollbart tragen durfte, längst vergesse,, ist. "Gestern mußten die in Goldstein
ihre Kartoffel unreif herausnehmen," berichtet einer der Unzufriedneu, "weil sie nach
dem Durchmarsch der Truppe" keine mehr finden würden. Natürlich werden sie
um Entschädigung bitten, aber mau weiß ja, was dabei herauskommt. Und alles
Mehl in der Mühle ist auf Befehl der Regierung für die Truppen zurückgehalten
worden, sodaß die Leute wegen ihres Brots bis nach Rcisiug gehn müssen . . ."
Die Einrichtung unsrer Militärbäckereien scheint Madame de Longgarde ebenfalls
unbekannt geblieben zu sein, und was die Entschädigung für die zertretnen Felder
betrifft, so schließt schon die Art unsrer Flurabschätzung, die dnrch zwei Sachver¬
ständige aus dem Kreise in Gegenwart des Landrath vorgenommen wird, jeden
Nachteil für die Landbevölkerung aus.

Das ganze Buch ist voll solcher kleinen und großen Übertreibungen und Irr¬
tümer, die beweisen, daß sich die Verfasserin von den in England herrschenden
Ansichten über den Soldatenstand durchaus nicht hat frei machen können. Das britische
Unabhängigkeitsgefühl empört sich gegen die allgemeine Wehrpflicht. Es sieht in
dem strikten Gehorsam gegen den Vorgesetzten, der eine unerläßliche Maßregel der
Disziplin ist, eine Beeinträchtigung der freien individuellen Entwicklung der Per¬
sönlichkeit. In England ist das Heer eben nicht eine erziehende Einrichtung wie
bei uns, sondern ein Zufluchtsort für gescheiterte Existenzen, die natürlich nicht
dazu beitragen können, dem Soldatenstand die allgemeine Achtung zu erringen. --
Die zum Schluß von Madame de Longgarde vorgeschlagne Reform der englischen
Armee durch eine militärische Erziehung der männlichen Jugend von den Schulen
aus ist nicht neu, da ähnliche Einrichtungen in Frankreich besteh,,.

Madame de Longgarde äußert an einer Stelle, daß das eigentliche Wesen der
englischen Nation sogar für den intelligenten Ausländer ein Buch mit sieben Siegeln
bleiben müsse. Das mag bis zu einem gewissen Grade wahr sein. Doch möchten
wir der Verfasserin in ihrem eignen Interesse raten, dieses weise Wort auch auf
die nicht englischen Völker anzuwenden, dann würde sie vielleicht zu der Einsicht
kommen, daß es Dinge gibt, die ihrem Verständnis als Engländerin und als Frau
B. prllixx entrückt sind.


Katholische Moral.

Nicht durch die Pamphlete bekannter Art, sondern durch
die wissenschaftliche Polemik protestantischer Theologen und Philosophen hat sich Dr.
Joseph Mausbach, Professor der Moral und der Apologetik an der Akademie zu
Münster, veranlaßt gesehen, die Schrift zu verfassen: Die katholische Moral, ihre
Methoden, Grundsätze und Aufgaben (Köln, Kommissionsverlag und Druck von I. P.
Bachen,; zweite, vermehrte Auflage 1902). Das erste Kapitel behandelt die Stellung
der Kasuistik in der katholischen Moral. Mausbach gibt eiuzelue Übertreibungen und
Mißbräuche zu, sowie daß die veränderten Zeitumstände manche Änderung verlangen,
sucht aber die Kasuistik der Ordeusschriftsteller und besonders Liguoris im ganzen zu
rechtfertigen. Das genügt dem Professor or. Anton Koch nicht, der im ersten dies¬
jährige" Hefte der Renaissance eine gründliche Reform nicht der katholischen Moral
aber ihrer BeHandlungsweise fordert. Er erklärt eiuzelue Angaben Mausbachs
für unrichtig und schreibt u. a.: "Wem, Herr Professor Mnusbach mitteilt, daß
"der jetzige römische Moralprofessor für die ganze Materie jdas sechste Gebots eine
Stunde verwendet", so können auch wir auf Grund eines ganz zuverlässigen Be¬
richts die Mitteilung machen, daß ?. de Luca L. ^l. in Rom das Eherecht so
ungeniert behandelt, daß die einen seiner Schüler rot werden und in Verlegenheit
geraten, die andern' lachen." (Die von Dr. Joseph Müller in München heraus-
gegebne, bei Karl Bongard in Straßburg i. E. in Kommission erscheinende Monat¬
schrift Renaissance ist das bedeutendste Organ der Reformkatholiken und bringt
gute Aufsätze, auch solche von allgemeinen, Interesse.) Diese Meinuugsverschieden-


Grenzboten I 1903 103
Maßgebliches und Unmaßgebliches

schlecht informiert, sonst würde sie wissen, daß die Familien der zur Übung ein¬
gezognen Männer entschädigt werden, und daß die Zeit, wo der Soldat keinen
Vollbart tragen durfte, längst vergesse,, ist. „Gestern mußten die in Goldstein
ihre Kartoffel unreif herausnehmen," berichtet einer der Unzufriedneu, „weil sie nach
dem Durchmarsch der Truppe« keine mehr finden würden. Natürlich werden sie
um Entschädigung bitten, aber mau weiß ja, was dabei herauskommt. Und alles
Mehl in der Mühle ist auf Befehl der Regierung für die Truppen zurückgehalten
worden, sodaß die Leute wegen ihres Brots bis nach Rcisiug gehn müssen . . ."
Die Einrichtung unsrer Militärbäckereien scheint Madame de Longgarde ebenfalls
unbekannt geblieben zu sein, und was die Entschädigung für die zertretnen Felder
betrifft, so schließt schon die Art unsrer Flurabschätzung, die dnrch zwei Sachver¬
ständige aus dem Kreise in Gegenwart des Landrath vorgenommen wird, jeden
Nachteil für die Landbevölkerung aus.

Das ganze Buch ist voll solcher kleinen und großen Übertreibungen und Irr¬
tümer, die beweisen, daß sich die Verfasserin von den in England herrschenden
Ansichten über den Soldatenstand durchaus nicht hat frei machen können. Das britische
Unabhängigkeitsgefühl empört sich gegen die allgemeine Wehrpflicht. Es sieht in
dem strikten Gehorsam gegen den Vorgesetzten, der eine unerläßliche Maßregel der
Disziplin ist, eine Beeinträchtigung der freien individuellen Entwicklung der Per¬
sönlichkeit. In England ist das Heer eben nicht eine erziehende Einrichtung wie
bei uns, sondern ein Zufluchtsort für gescheiterte Existenzen, die natürlich nicht
dazu beitragen können, dem Soldatenstand die allgemeine Achtung zu erringen. —
Die zum Schluß von Madame de Longgarde vorgeschlagne Reform der englischen
Armee durch eine militärische Erziehung der männlichen Jugend von den Schulen
aus ist nicht neu, da ähnliche Einrichtungen in Frankreich besteh,,.

Madame de Longgarde äußert an einer Stelle, daß das eigentliche Wesen der
englischen Nation sogar für den intelligenten Ausländer ein Buch mit sieben Siegeln
bleiben müsse. Das mag bis zu einem gewissen Grade wahr sein. Doch möchten
wir der Verfasserin in ihrem eignen Interesse raten, dieses weise Wort auch auf
die nicht englischen Völker anzuwenden, dann würde sie vielleicht zu der Einsicht
kommen, daß es Dinge gibt, die ihrem Verständnis als Engländerin und als Frau
B. prllixx entrückt sind.


Katholische Moral.

Nicht durch die Pamphlete bekannter Art, sondern durch
die wissenschaftliche Polemik protestantischer Theologen und Philosophen hat sich Dr.
Joseph Mausbach, Professor der Moral und der Apologetik an der Akademie zu
Münster, veranlaßt gesehen, die Schrift zu verfassen: Die katholische Moral, ihre
Methoden, Grundsätze und Aufgaben (Köln, Kommissionsverlag und Druck von I. P.
Bachen,; zweite, vermehrte Auflage 1902). Das erste Kapitel behandelt die Stellung
der Kasuistik in der katholischen Moral. Mausbach gibt eiuzelue Übertreibungen und
Mißbräuche zu, sowie daß die veränderten Zeitumstände manche Änderung verlangen,
sucht aber die Kasuistik der Ordeusschriftsteller und besonders Liguoris im ganzen zu
rechtfertigen. Das genügt dem Professor or. Anton Koch nicht, der im ersten dies¬
jährige» Hefte der Renaissance eine gründliche Reform nicht der katholischen Moral
aber ihrer BeHandlungsweise fordert. Er erklärt eiuzelue Angaben Mausbachs
für unrichtig und schreibt u. a.: „Wem, Herr Professor Mnusbach mitteilt, daß
»der jetzige römische Moralprofessor für die ganze Materie jdas sechste Gebots eine
Stunde verwendet«, so können auch wir auf Grund eines ganz zuverlässigen Be¬
richts die Mitteilung machen, daß ?. de Luca L. ^l. in Rom das Eherecht so
ungeniert behandelt, daß die einen seiner Schüler rot werden und in Verlegenheit
geraten, die andern' lachen." (Die von Dr. Joseph Müller in München heraus-
gegebne, bei Karl Bongard in Straßburg i. E. in Kommission erscheinende Monat¬
schrift Renaissance ist das bedeutendste Organ der Reformkatholiken und bringt
gute Aufsätze, auch solche von allgemeinen, Interesse.) Diese Meinuugsverschieden-


Grenzboten I 1903 103
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[0817] Maßgebliches und Unmaßgebliches schlecht informiert, sonst würde sie wissen, daß die Familien der zur Übung ein¬ gezognen Männer entschädigt werden, und daß die Zeit, wo der Soldat keinen Vollbart tragen durfte, längst vergesse,, ist. „Gestern mußten die in Goldstein ihre Kartoffel unreif herausnehmen," berichtet einer der Unzufriedneu, „weil sie nach dem Durchmarsch der Truppe« keine mehr finden würden. Natürlich werden sie um Entschädigung bitten, aber mau weiß ja, was dabei herauskommt. Und alles Mehl in der Mühle ist auf Befehl der Regierung für die Truppen zurückgehalten worden, sodaß die Leute wegen ihres Brots bis nach Rcisiug gehn müssen . . ." Die Einrichtung unsrer Militärbäckereien scheint Madame de Longgarde ebenfalls unbekannt geblieben zu sein, und was die Entschädigung für die zertretnen Felder betrifft, so schließt schon die Art unsrer Flurabschätzung, die dnrch zwei Sachver¬ ständige aus dem Kreise in Gegenwart des Landrath vorgenommen wird, jeden Nachteil für die Landbevölkerung aus. Das ganze Buch ist voll solcher kleinen und großen Übertreibungen und Irr¬ tümer, die beweisen, daß sich die Verfasserin von den in England herrschenden Ansichten über den Soldatenstand durchaus nicht hat frei machen können. Das britische Unabhängigkeitsgefühl empört sich gegen die allgemeine Wehrpflicht. Es sieht in dem strikten Gehorsam gegen den Vorgesetzten, der eine unerläßliche Maßregel der Disziplin ist, eine Beeinträchtigung der freien individuellen Entwicklung der Per¬ sönlichkeit. In England ist das Heer eben nicht eine erziehende Einrichtung wie bei uns, sondern ein Zufluchtsort für gescheiterte Existenzen, die natürlich nicht dazu beitragen können, dem Soldatenstand die allgemeine Achtung zu erringen. — Die zum Schluß von Madame de Longgarde vorgeschlagne Reform der englischen Armee durch eine militärische Erziehung der männlichen Jugend von den Schulen aus ist nicht neu, da ähnliche Einrichtungen in Frankreich besteh,,. Madame de Longgarde äußert an einer Stelle, daß das eigentliche Wesen der englischen Nation sogar für den intelligenten Ausländer ein Buch mit sieben Siegeln bleiben müsse. Das mag bis zu einem gewissen Grade wahr sein. Doch möchten wir der Verfasserin in ihrem eignen Interesse raten, dieses weise Wort auch auf die nicht englischen Völker anzuwenden, dann würde sie vielleicht zu der Einsicht kommen, daß es Dinge gibt, die ihrem Verständnis als Engländerin und als Frau B. prllixx entrückt sind. Katholische Moral. Nicht durch die Pamphlete bekannter Art, sondern durch die wissenschaftliche Polemik protestantischer Theologen und Philosophen hat sich Dr. Joseph Mausbach, Professor der Moral und der Apologetik an der Akademie zu Münster, veranlaßt gesehen, die Schrift zu verfassen: Die katholische Moral, ihre Methoden, Grundsätze und Aufgaben (Köln, Kommissionsverlag und Druck von I. P. Bachen,; zweite, vermehrte Auflage 1902). Das erste Kapitel behandelt die Stellung der Kasuistik in der katholischen Moral. Mausbach gibt eiuzelue Übertreibungen und Mißbräuche zu, sowie daß die veränderten Zeitumstände manche Änderung verlangen, sucht aber die Kasuistik der Ordeusschriftsteller und besonders Liguoris im ganzen zu rechtfertigen. Das genügt dem Professor or. Anton Koch nicht, der im ersten dies¬ jährige» Hefte der Renaissance eine gründliche Reform nicht der katholischen Moral aber ihrer BeHandlungsweise fordert. Er erklärt eiuzelue Angaben Mausbachs für unrichtig und schreibt u. a.: „Wem, Herr Professor Mnusbach mitteilt, daß »der jetzige römische Moralprofessor für die ganze Materie jdas sechste Gebots eine Stunde verwendet«, so können auch wir auf Grund eines ganz zuverlässigen Be¬ richts die Mitteilung machen, daß ?. de Luca L. ^l. in Rom das Eherecht so ungeniert behandelt, daß die einen seiner Schüler rot werden und in Verlegenheit geraten, die andern' lachen." (Die von Dr. Joseph Müller in München heraus- gegebne, bei Karl Bongard in Straßburg i. E. in Kommission erscheinende Monat¬ schrift Renaissance ist das bedeutendste Organ der Reformkatholiken und bringt gute Aufsätze, auch solche von allgemeinen, Interesse.) Diese Meinuugsverschieden- Grenzboten I 1903 103

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/817>, abgerufen am 24.11.2024.