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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Gin Soiuinorurlaul' in Pommern

hätten, was doch, da sie stärker waren als ich und obendrein die Majorität hatten,
ihr Recht gewesen wäre.

Damit soll nnn freilich nicht behauptet werden, daß meine Eltern auf den
Besuch, als er vorüber war, als auf eine besonders ruhige Zeit zurückgesehen hätten.
In der Sattelkammer hatten sie alles kurz und klein geschlagen, sogar den Ofen
im Eßzimmer, der sehr monumentaler Art war, hatte der ältere bei einer Jagd
nach dem jüngern, der sich da mit tatzenhafter Behendigkeit an den glatten Kacheln
hinaufgeschwungen hatte, halb eingerissen, und obwohl die beiden Jungen nicht bloß
das Herz meiner Eltern, sondern auch das aller frühern Verehrer der schönen
Nadiegeda durch ihr harmlos liebenswürdiges Wesen im Sturm erobert hatten,
wurden sie doch in der mündlich überlieferten Hauschronik kurzweg als die beiden
Tektosagen bezeichnet. Ich für meine Person hatte nie, seitdem ich denken konnte,
eine so fidele Weihnachtszeit erlebt, und die Mühe, die der Tischler, der Sattler
-- er vertrat in solchen Fällen den Tapezier -- und der Ofensetzer daran ge¬
wandt haben konnten, viles wieder in Ordnung zu bringen, war durch das Ver¬
gnügen, das alle, auch die Ordonnanzen und die Dienstboten an und mit den Tekto¬
sagen gehabt hatten, mehr als aufgewogen. Ich kann mich noch heute der Öde und
der Stille erinnern, die mir in deu ersten Tagen nach ihrer Abreise geradezu
unheimlich waren.

Die Eltern dieser lieben Freunde und Vettern, Onkel Rudolf und Tante
Nadiegeda, waren anfangs der sechziger Jahre so freundlich, mich, nachdem ich aus¬
studiert und ein Paar Jahre bei verschiednen Behörden gearbeitet hatte, aufzufordern,
meinen Sominerurlcmb bei ihnen zu verbringen, und da mit diesem Besuche ein
kurzer Aufenthalt in Heringsdorf zum Zweck einiger Seebäder verbunden werden
sollte, so fuhr ich mit der Bahn über Berlin nach Stettin, von wo mich dos Dampf¬
boot die Oder hinab und durchs Haff nach Swinemünde brachte. Von einer Eisen¬
bahngelegenheit bis Heringsdorf war damals noch ebensowenig die Rede, wie der
Ort überhaupt etwas andres war als eine reizend gelegne Sommerfrische, in der
man zum Baden, Bootfahren und zu herrlichen Fußpartien in die nächste Um¬
gebung Gelegenheit fand. Es war alles noch primitiv, und der Aufenthalt gehörte
infolge der wenig zahlreichen und wahrhaft guten Gesellschaft, die sich dn zusammen¬
fand, zu den ruhigsten und angenehmsten, die ich habe kennen lernen.

Mit einer Beschreibung meiner Person den Leser zu ermüden liegt kein Grund
vor. Nur das eine sollte vielleicht im Vorübergehn bemerkt werden, daß ich, was
Welterfahrung und Selbstvertrauen anlangt, jederzeit weit hinter meinen Alters¬
genossen zurück gewesen bin. Noch heutigestags kenne ich Gymnasiasten und
Studenten, die es mir in diesen beiden Stücken zuvortu", und um sich von meiner
damaligen Gesamtverfassung einen Begriff zu machen, soweit dieser etwa zum bessern
Verständnis der ohnehin äußerst einfachen Erlebnisse jener Wochen beitragen könnte,
wird man am besten tun, sich einen sehr harmlosen und lebensfroher Mulus vorzu¬
stellen. Den überwältigenden Eindruck eines Referendars dürfte ich so leicht auf
niemand gemacht haben.

In Heringsdorf, wo Lindemanns Hotel das einzige war, gab es -- und das
wäre ein untrügliches Mittel, die mir nicht ganz klare Jahreszahl zu fixieren --
in jenem Jahre zwei durch Schönheit und Eleganz ausgezeichnete Frauen: Frau
Kommerzienrat B.....und die Fürstin H....... Frau B....., die von
meiner Existenz sicherlich nie mehr zu erfahren bekommen hat als der Mond von
einem der zahllosen am nächtlichen Himmel flimmernden Duodezsternchen, hatte mir
den Kopf verdreht, die Fürstin H.......den Fischern, die während der langen
Bootfahrten, die ich mit ihnen machte, nicht müde wurden, mir von deren Uner-
schrockenheit zu Wasser und zu Lande zu erzählen, und die kein größeres Vergnügen
kannten, als mir anzuvertrauen, was sie von der Fürstin dachten, und was sie
wünschten: beides war für die Fürstin als Frau beinahe noch schmeichelhafter als
im strengsten Sinne des Wortes ehrerbietig. Übrigens benutze ich mit Freuden


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hätten, was doch, da sie stärker waren als ich und obendrein die Majorität hatten,
ihr Recht gewesen wäre.

Damit soll nnn freilich nicht behauptet werden, daß meine Eltern auf den
Besuch, als er vorüber war, als auf eine besonders ruhige Zeit zurückgesehen hätten.
In der Sattelkammer hatten sie alles kurz und klein geschlagen, sogar den Ofen
im Eßzimmer, der sehr monumentaler Art war, hatte der ältere bei einer Jagd
nach dem jüngern, der sich da mit tatzenhafter Behendigkeit an den glatten Kacheln
hinaufgeschwungen hatte, halb eingerissen, und obwohl die beiden Jungen nicht bloß
das Herz meiner Eltern, sondern auch das aller frühern Verehrer der schönen
Nadiegeda durch ihr harmlos liebenswürdiges Wesen im Sturm erobert hatten,
wurden sie doch in der mündlich überlieferten Hauschronik kurzweg als die beiden
Tektosagen bezeichnet. Ich für meine Person hatte nie, seitdem ich denken konnte,
eine so fidele Weihnachtszeit erlebt, und die Mühe, die der Tischler, der Sattler
— er vertrat in solchen Fällen den Tapezier — und der Ofensetzer daran ge¬
wandt haben konnten, viles wieder in Ordnung zu bringen, war durch das Ver¬
gnügen, das alle, auch die Ordonnanzen und die Dienstboten an und mit den Tekto¬
sagen gehabt hatten, mehr als aufgewogen. Ich kann mich noch heute der Öde und
der Stille erinnern, die mir in deu ersten Tagen nach ihrer Abreise geradezu
unheimlich waren.

Die Eltern dieser lieben Freunde und Vettern, Onkel Rudolf und Tante
Nadiegeda, waren anfangs der sechziger Jahre so freundlich, mich, nachdem ich aus¬
studiert und ein Paar Jahre bei verschiednen Behörden gearbeitet hatte, aufzufordern,
meinen Sominerurlcmb bei ihnen zu verbringen, und da mit diesem Besuche ein
kurzer Aufenthalt in Heringsdorf zum Zweck einiger Seebäder verbunden werden
sollte, so fuhr ich mit der Bahn über Berlin nach Stettin, von wo mich dos Dampf¬
boot die Oder hinab und durchs Haff nach Swinemünde brachte. Von einer Eisen¬
bahngelegenheit bis Heringsdorf war damals noch ebensowenig die Rede, wie der
Ort überhaupt etwas andres war als eine reizend gelegne Sommerfrische, in der
man zum Baden, Bootfahren und zu herrlichen Fußpartien in die nächste Um¬
gebung Gelegenheit fand. Es war alles noch primitiv, und der Aufenthalt gehörte
infolge der wenig zahlreichen und wahrhaft guten Gesellschaft, die sich dn zusammen¬
fand, zu den ruhigsten und angenehmsten, die ich habe kennen lernen.

Mit einer Beschreibung meiner Person den Leser zu ermüden liegt kein Grund
vor. Nur das eine sollte vielleicht im Vorübergehn bemerkt werden, daß ich, was
Welterfahrung und Selbstvertrauen anlangt, jederzeit weit hinter meinen Alters¬
genossen zurück gewesen bin. Noch heutigestags kenne ich Gymnasiasten und
Studenten, die es mir in diesen beiden Stücken zuvortu«, und um sich von meiner
damaligen Gesamtverfassung einen Begriff zu machen, soweit dieser etwa zum bessern
Verständnis der ohnehin äußerst einfachen Erlebnisse jener Wochen beitragen könnte,
wird man am besten tun, sich einen sehr harmlosen und lebensfroher Mulus vorzu¬
stellen. Den überwältigenden Eindruck eines Referendars dürfte ich so leicht auf
niemand gemacht haben.

In Heringsdorf, wo Lindemanns Hotel das einzige war, gab es — und das
wäre ein untrügliches Mittel, die mir nicht ganz klare Jahreszahl zu fixieren —
in jenem Jahre zwei durch Schönheit und Eleganz ausgezeichnete Frauen: Frau
Kommerzienrat B.....und die Fürstin H....... Frau B....., die von
meiner Existenz sicherlich nie mehr zu erfahren bekommen hat als der Mond von
einem der zahllosen am nächtlichen Himmel flimmernden Duodezsternchen, hatte mir
den Kopf verdreht, die Fürstin H.......den Fischern, die während der langen
Bootfahrten, die ich mit ihnen machte, nicht müde wurden, mir von deren Uner-
schrockenheit zu Wasser und zu Lande zu erzählen, und die kein größeres Vergnügen
kannten, als mir anzuvertrauen, was sie von der Fürstin dachten, und was sie
wünschten: beides war für die Fürstin als Frau beinahe noch schmeichelhafter als
im strengsten Sinne des Wortes ehrerbietig. Übrigens benutze ich mit Freuden


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[0670] Gin Soiuinorurlaul' in Pommern hätten, was doch, da sie stärker waren als ich und obendrein die Majorität hatten, ihr Recht gewesen wäre. Damit soll nnn freilich nicht behauptet werden, daß meine Eltern auf den Besuch, als er vorüber war, als auf eine besonders ruhige Zeit zurückgesehen hätten. In der Sattelkammer hatten sie alles kurz und klein geschlagen, sogar den Ofen im Eßzimmer, der sehr monumentaler Art war, hatte der ältere bei einer Jagd nach dem jüngern, der sich da mit tatzenhafter Behendigkeit an den glatten Kacheln hinaufgeschwungen hatte, halb eingerissen, und obwohl die beiden Jungen nicht bloß das Herz meiner Eltern, sondern auch das aller frühern Verehrer der schönen Nadiegeda durch ihr harmlos liebenswürdiges Wesen im Sturm erobert hatten, wurden sie doch in der mündlich überlieferten Hauschronik kurzweg als die beiden Tektosagen bezeichnet. Ich für meine Person hatte nie, seitdem ich denken konnte, eine so fidele Weihnachtszeit erlebt, und die Mühe, die der Tischler, der Sattler — er vertrat in solchen Fällen den Tapezier — und der Ofensetzer daran ge¬ wandt haben konnten, viles wieder in Ordnung zu bringen, war durch das Ver¬ gnügen, das alle, auch die Ordonnanzen und die Dienstboten an und mit den Tekto¬ sagen gehabt hatten, mehr als aufgewogen. Ich kann mich noch heute der Öde und der Stille erinnern, die mir in deu ersten Tagen nach ihrer Abreise geradezu unheimlich waren. Die Eltern dieser lieben Freunde und Vettern, Onkel Rudolf und Tante Nadiegeda, waren anfangs der sechziger Jahre so freundlich, mich, nachdem ich aus¬ studiert und ein Paar Jahre bei verschiednen Behörden gearbeitet hatte, aufzufordern, meinen Sominerurlcmb bei ihnen zu verbringen, und da mit diesem Besuche ein kurzer Aufenthalt in Heringsdorf zum Zweck einiger Seebäder verbunden werden sollte, so fuhr ich mit der Bahn über Berlin nach Stettin, von wo mich dos Dampf¬ boot die Oder hinab und durchs Haff nach Swinemünde brachte. Von einer Eisen¬ bahngelegenheit bis Heringsdorf war damals noch ebensowenig die Rede, wie der Ort überhaupt etwas andres war als eine reizend gelegne Sommerfrische, in der man zum Baden, Bootfahren und zu herrlichen Fußpartien in die nächste Um¬ gebung Gelegenheit fand. Es war alles noch primitiv, und der Aufenthalt gehörte infolge der wenig zahlreichen und wahrhaft guten Gesellschaft, die sich dn zusammen¬ fand, zu den ruhigsten und angenehmsten, die ich habe kennen lernen. Mit einer Beschreibung meiner Person den Leser zu ermüden liegt kein Grund vor. Nur das eine sollte vielleicht im Vorübergehn bemerkt werden, daß ich, was Welterfahrung und Selbstvertrauen anlangt, jederzeit weit hinter meinen Alters¬ genossen zurück gewesen bin. Noch heutigestags kenne ich Gymnasiasten und Studenten, die es mir in diesen beiden Stücken zuvortu«, und um sich von meiner damaligen Gesamtverfassung einen Begriff zu machen, soweit dieser etwa zum bessern Verständnis der ohnehin äußerst einfachen Erlebnisse jener Wochen beitragen könnte, wird man am besten tun, sich einen sehr harmlosen und lebensfroher Mulus vorzu¬ stellen. Den überwältigenden Eindruck eines Referendars dürfte ich so leicht auf niemand gemacht haben. In Heringsdorf, wo Lindemanns Hotel das einzige war, gab es — und das wäre ein untrügliches Mittel, die mir nicht ganz klare Jahreszahl zu fixieren — in jenem Jahre zwei durch Schönheit und Eleganz ausgezeichnete Frauen: Frau Kommerzienrat B.....und die Fürstin H....... Frau B....., die von meiner Existenz sicherlich nie mehr zu erfahren bekommen hat als der Mond von einem der zahllosen am nächtlichen Himmel flimmernden Duodezsternchen, hatte mir den Kopf verdreht, die Fürstin H.......den Fischern, die während der langen Bootfahrten, die ich mit ihnen machte, nicht müde wurden, mir von deren Uner- schrockenheit zu Wasser und zu Lande zu erzählen, und die kein größeres Vergnügen kannten, als mir anzuvertrauen, was sie von der Fürstin dachten, und was sie wünschten: beides war für die Fürstin als Frau beinahe noch schmeichelhafter als im strengsten Sinne des Wortes ehrerbietig. Übrigens benutze ich mit Freuden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/670>, abgerufen am 24.11.2024.