Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Feuer!

Freilich war das ganze Verdienst dabei auf der Seite von Alexander Andrejewitsch.
Wir hätten ohne ihn schmählich den kürzern gezogen.

Kaum war die Rede auf die Wirtin gekommen, so schnatterten die Freun¬
dinnen -- es waren Mahadas Schulfreundinue", wie sich während der Unterhaltung
ergab -- alle zu gleicher Zeit los und überboten sich in boshaften Bemerkungen
und Ausfüllen gegen sie. Ich wurde allmählich ruhiger und besah mir die drei
jungen Mädchen. Schönheiten waren es gerade nicht, aber sie hatten frische Ge¬
sichter und konnten durch ihre ungezwungne Natürlichkeit und Lebhaftigkeit wohl
gefallen. Sie lachten bis zu Tränen, als ich auf Mahadas Erkundigung erzählte,
wie ich am ersten Abend der Wirtin im Hof entflohu war, ohne auf irgend etwas
Rücksicht zu nehmen.

Die Ssawinskis lachten auch, aber die Mutter teilte mir bei dieser Gelegenheit
mit, daß jener Abend den Entschluß, eine andre Wohnung zu suchen, unwider¬
ruflich gemacht habe. Die Schtschepin plage sie feit der Zeit so unaufhörlich und
fo grob mit Vorwürfen, daß keine Möglichkeit mehr sei, mit ihr auszukommen.
Mir war das natürlich höchst unangenehm, und ich erbot mich, die Sache wieder
in das alte Geleise zu bringen, indem ich zur Wirtin ginge und ihre Klagen, die
sie mir damals hatte mitteilen wollen, geduldig anhörte. Sie baten mich aber das
nicht zu tun, denn sie zögen jedenfalls aus, stünden auch schon in Unterhandlung
wegen einer andern Wohnung.

Die Freundinnen ließen es sich nicht nehmen, mich wegen meiner Opfer¬
willigkeit zur Zielscheibe einiger Sticheleien zu machen, und ich hätte ihnen allen
dafür um den Hals fallen mögen, als ich bemerkte, daß Mahada mich dabei besorgt
ansah und mich gewissermaßen in ihren Schutz nahm, indem sie geschickt das Ge¬
spräch auf andre Gegenstände lenkte.

Ich wurde von einem der Mädchen gefragt, wann das erwartete Regiment
eintreffen werde. Ich hatte noch nichts davon gehört, daß überhaupt eins komme.
Nun fielen alle vereint über mich her. Vou mir, dem Polizeibeamten, hatte" sie
gehofft, genaue Auskunft zu erhalten, wie das Regiment heiße, woher es komme,
ob es in vollem Bestand in der Stadt bleiben oder zum Teil in die Kreisstädte
gelegt werden solle. Des Regiments wegen, sagte die Mutter, müßten sie sich
eben mit dem Umziehn beeilen, denn sei das erst da, werde es zur Unmöglichkeit,
kleine Wohnungen zu finde". Es heiße, erzählte eine der Freundinnen, diese Truppen
kämen weit, weit her, fast aus einen: andern Weltteil, und die Offiziere seien voll¬
ständig wild, säßen nicht auf Stühlen, sonder" mit gekreuzten. Beinen ans Teppichen,
äßen nur rohes Fleisch und tränken Pferdemilch statt Wasser oder Tee.

Die Mutter lachte herzlich über das Geschwätz und erklärte, daß die Offiziere
überall dieselbe Erziehung und dieselbe Art und Weise hätten wie in der früher"
hiesige" Garniso". Ich konnte mich nicht enthalten, zu fragen, ob sie mit de"
Offizieren der frühern Garnison viel verkehrt hätte. Trotz meines festen Entschlusses,
das Gerede des Brandmeisters zu vergesse", fühlte ich doch, daß es mich innerlich
wie mit Nadeln prickelte, während über die Offiziere geplaudert wurde.

Ach ja, antwortete sie, die jüngern Offiziere gingen bei nur ein und ans, als
ob sie zur Familie gehörten. Was wolle" Sie, Alexander Andrejewitsch! Die
jungen Leute hatten meinen Mann wie einen Vater betrachtet. Viele von ihnen
waren sozusagen mit Mahada zusammen aufgewachsen.

Ich kann nicht sagen, daß die Auskunft mich sehr erfreut hätte. Anderseits
ließ sich aber auch wenig daran aussetzen. Die Sache verhielt sich jedenfalls so,
wie die Frau sagte. Sowohl vou ihrer wie von Mahadas Seite war der Unigang
mit den Offizieren etwas natürliches gewesen. Die Mutter hatte mütterlich und
die Tochter kameradschaftlich mit den jungen Leuten verkehrt. Daß vielleicht einige,
die in dieses Verhältnis mehr Wärme hatten bringen wollen, in ihre Schranken
zurückgewiesen worden waren, lag in der Natur der Sache, und selbstverständlich
hatte das Anlaß zu Klatschereien gegeben.


Feuer!

Freilich war das ganze Verdienst dabei auf der Seite von Alexander Andrejewitsch.
Wir hätten ohne ihn schmählich den kürzern gezogen.

Kaum war die Rede auf die Wirtin gekommen, so schnatterten die Freun¬
dinnen — es waren Mahadas Schulfreundinue», wie sich während der Unterhaltung
ergab — alle zu gleicher Zeit los und überboten sich in boshaften Bemerkungen
und Ausfüllen gegen sie. Ich wurde allmählich ruhiger und besah mir die drei
jungen Mädchen. Schönheiten waren es gerade nicht, aber sie hatten frische Ge¬
sichter und konnten durch ihre ungezwungne Natürlichkeit und Lebhaftigkeit wohl
gefallen. Sie lachten bis zu Tränen, als ich auf Mahadas Erkundigung erzählte,
wie ich am ersten Abend der Wirtin im Hof entflohu war, ohne auf irgend etwas
Rücksicht zu nehmen.

Die Ssawinskis lachten auch, aber die Mutter teilte mir bei dieser Gelegenheit
mit, daß jener Abend den Entschluß, eine andre Wohnung zu suchen, unwider¬
ruflich gemacht habe. Die Schtschepin plage sie feit der Zeit so unaufhörlich und
fo grob mit Vorwürfen, daß keine Möglichkeit mehr sei, mit ihr auszukommen.
Mir war das natürlich höchst unangenehm, und ich erbot mich, die Sache wieder
in das alte Geleise zu bringen, indem ich zur Wirtin ginge und ihre Klagen, die
sie mir damals hatte mitteilen wollen, geduldig anhörte. Sie baten mich aber das
nicht zu tun, denn sie zögen jedenfalls aus, stünden auch schon in Unterhandlung
wegen einer andern Wohnung.

Die Freundinnen ließen es sich nicht nehmen, mich wegen meiner Opfer¬
willigkeit zur Zielscheibe einiger Sticheleien zu machen, und ich hätte ihnen allen
dafür um den Hals fallen mögen, als ich bemerkte, daß Mahada mich dabei besorgt
ansah und mich gewissermaßen in ihren Schutz nahm, indem sie geschickt das Ge¬
spräch auf andre Gegenstände lenkte.

Ich wurde von einem der Mädchen gefragt, wann das erwartete Regiment
eintreffen werde. Ich hatte noch nichts davon gehört, daß überhaupt eins komme.
Nun fielen alle vereint über mich her. Vou mir, dem Polizeibeamten, hatte» sie
gehofft, genaue Auskunft zu erhalten, wie das Regiment heiße, woher es komme,
ob es in vollem Bestand in der Stadt bleiben oder zum Teil in die Kreisstädte
gelegt werden solle. Des Regiments wegen, sagte die Mutter, müßten sie sich
eben mit dem Umziehn beeilen, denn sei das erst da, werde es zur Unmöglichkeit,
kleine Wohnungen zu finde». Es heiße, erzählte eine der Freundinnen, diese Truppen
kämen weit, weit her, fast aus einen: andern Weltteil, und die Offiziere seien voll¬
ständig wild, säßen nicht auf Stühlen, sonder» mit gekreuzten. Beinen ans Teppichen,
äßen nur rohes Fleisch und tränken Pferdemilch statt Wasser oder Tee.

Die Mutter lachte herzlich über das Geschwätz und erklärte, daß die Offiziere
überall dieselbe Erziehung und dieselbe Art und Weise hätten wie in der früher»
hiesige» Garniso». Ich konnte mich nicht enthalten, zu fragen, ob sie mit de»
Offizieren der frühern Garnison viel verkehrt hätte. Trotz meines festen Entschlusses,
das Gerede des Brandmeisters zu vergesse», fühlte ich doch, daß es mich innerlich
wie mit Nadeln prickelte, während über die Offiziere geplaudert wurde.

Ach ja, antwortete sie, die jüngern Offiziere gingen bei nur ein und ans, als
ob sie zur Familie gehörten. Was wolle» Sie, Alexander Andrejewitsch! Die
jungen Leute hatten meinen Mann wie einen Vater betrachtet. Viele von ihnen
waren sozusagen mit Mahada zusammen aufgewachsen.

Ich kann nicht sagen, daß die Auskunft mich sehr erfreut hätte. Anderseits
ließ sich aber auch wenig daran aussetzen. Die Sache verhielt sich jedenfalls so,
wie die Frau sagte. Sowohl vou ihrer wie von Mahadas Seite war der Unigang
mit den Offizieren etwas natürliches gewesen. Die Mutter hatte mütterlich und
die Tochter kameradschaftlich mit den jungen Leuten verkehrt. Daß vielleicht einige,
die in dieses Verhältnis mehr Wärme hatten bringen wollen, in ihre Schranken
zurückgewiesen worden waren, lag in der Natur der Sache, und selbstverständlich
hatte das Anlaß zu Klatschereien gegeben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0568" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240124"/>
          <fw type="header" place="top"> Feuer!</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3080" prev="#ID_3079"> Freilich war das ganze Verdienst dabei auf der Seite von Alexander Andrejewitsch.<lb/>
Wir hätten ohne ihn schmählich den kürzern gezogen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3081"> Kaum war die Rede auf die Wirtin gekommen, so schnatterten die Freun¬<lb/>
dinnen &#x2014; es waren Mahadas Schulfreundinue», wie sich während der Unterhaltung<lb/>
ergab &#x2014; alle zu gleicher Zeit los und überboten sich in boshaften Bemerkungen<lb/>
und Ausfüllen gegen sie. Ich wurde allmählich ruhiger und besah mir die drei<lb/>
jungen Mädchen. Schönheiten waren es gerade nicht, aber sie hatten frische Ge¬<lb/>
sichter und konnten durch ihre ungezwungne Natürlichkeit und Lebhaftigkeit wohl<lb/>
gefallen. Sie lachten bis zu Tränen, als ich auf Mahadas Erkundigung erzählte,<lb/>
wie ich am ersten Abend der Wirtin im Hof entflohu war, ohne auf irgend etwas<lb/>
Rücksicht zu nehmen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3082"> Die Ssawinskis lachten auch, aber die Mutter teilte mir bei dieser Gelegenheit<lb/>
mit, daß jener Abend den Entschluß, eine andre Wohnung zu suchen, unwider¬<lb/>
ruflich gemacht habe. Die Schtschepin plage sie feit der Zeit so unaufhörlich und<lb/>
fo grob mit Vorwürfen, daß keine Möglichkeit mehr sei, mit ihr auszukommen.<lb/>
Mir war das natürlich höchst unangenehm, und ich erbot mich, die Sache wieder<lb/>
in das alte Geleise zu bringen, indem ich zur Wirtin ginge und ihre Klagen, die<lb/>
sie mir damals hatte mitteilen wollen, geduldig anhörte. Sie baten mich aber das<lb/>
nicht zu tun, denn sie zögen jedenfalls aus, stünden auch schon in Unterhandlung<lb/>
wegen einer andern Wohnung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3083"> Die Freundinnen ließen es sich nicht nehmen, mich wegen meiner Opfer¬<lb/>
willigkeit zur Zielscheibe einiger Sticheleien zu machen, und ich hätte ihnen allen<lb/>
dafür um den Hals fallen mögen, als ich bemerkte, daß Mahada mich dabei besorgt<lb/>
ansah und mich gewissermaßen in ihren Schutz nahm, indem sie geschickt das Ge¬<lb/>
spräch auf andre Gegenstände lenkte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3084"> Ich wurde von einem der Mädchen gefragt, wann das erwartete Regiment<lb/>
eintreffen werde. Ich hatte noch nichts davon gehört, daß überhaupt eins komme.<lb/>
Nun fielen alle vereint über mich her. Vou mir, dem Polizeibeamten, hatte» sie<lb/>
gehofft, genaue Auskunft zu erhalten, wie das Regiment heiße, woher es komme,<lb/>
ob es in vollem Bestand in der Stadt bleiben oder zum Teil in die Kreisstädte<lb/>
gelegt werden solle. Des Regiments wegen, sagte die Mutter, müßten sie sich<lb/>
eben mit dem Umziehn beeilen, denn sei das erst da, werde es zur Unmöglichkeit,<lb/>
kleine Wohnungen zu finde». Es heiße, erzählte eine der Freundinnen, diese Truppen<lb/>
kämen weit, weit her, fast aus einen: andern Weltteil, und die Offiziere seien voll¬<lb/>
ständig wild, säßen nicht auf Stühlen, sonder» mit gekreuzten. Beinen ans Teppichen,<lb/>
äßen nur rohes Fleisch und tränken Pferdemilch statt Wasser oder Tee.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3085"> Die Mutter lachte herzlich über das Geschwätz und erklärte, daß die Offiziere<lb/>
überall dieselbe Erziehung und dieselbe Art und Weise hätten wie in der früher»<lb/>
hiesige» Garniso». Ich konnte mich nicht enthalten, zu fragen, ob sie mit de»<lb/>
Offizieren der frühern Garnison viel verkehrt hätte. Trotz meines festen Entschlusses,<lb/>
das Gerede des Brandmeisters zu vergesse», fühlte ich doch, daß es mich innerlich<lb/>
wie mit Nadeln prickelte, während über die Offiziere geplaudert wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3086"> Ach ja, antwortete sie, die jüngern Offiziere gingen bei nur ein und ans, als<lb/>
ob sie zur Familie gehörten. Was wolle» Sie, Alexander Andrejewitsch! Die<lb/>
jungen Leute hatten meinen Mann wie einen Vater betrachtet. Viele von ihnen<lb/>
waren sozusagen mit Mahada zusammen aufgewachsen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3087"> Ich kann nicht sagen, daß die Auskunft mich sehr erfreut hätte. Anderseits<lb/>
ließ sich aber auch wenig daran aussetzen. Die Sache verhielt sich jedenfalls so,<lb/>
wie die Frau sagte. Sowohl vou ihrer wie von Mahadas Seite war der Unigang<lb/>
mit den Offizieren etwas natürliches gewesen. Die Mutter hatte mütterlich und<lb/>
die Tochter kameradschaftlich mit den jungen Leuten verkehrt. Daß vielleicht einige,<lb/>
die in dieses Verhältnis mehr Wärme hatten bringen wollen, in ihre Schranken<lb/>
zurückgewiesen worden waren, lag in der Natur der Sache, und selbstverständlich<lb/>
hatte das Anlaß zu Klatschereien gegeben.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0568] Feuer! Freilich war das ganze Verdienst dabei auf der Seite von Alexander Andrejewitsch. Wir hätten ohne ihn schmählich den kürzern gezogen. Kaum war die Rede auf die Wirtin gekommen, so schnatterten die Freun¬ dinnen — es waren Mahadas Schulfreundinue», wie sich während der Unterhaltung ergab — alle zu gleicher Zeit los und überboten sich in boshaften Bemerkungen und Ausfüllen gegen sie. Ich wurde allmählich ruhiger und besah mir die drei jungen Mädchen. Schönheiten waren es gerade nicht, aber sie hatten frische Ge¬ sichter und konnten durch ihre ungezwungne Natürlichkeit und Lebhaftigkeit wohl gefallen. Sie lachten bis zu Tränen, als ich auf Mahadas Erkundigung erzählte, wie ich am ersten Abend der Wirtin im Hof entflohu war, ohne auf irgend etwas Rücksicht zu nehmen. Die Ssawinskis lachten auch, aber die Mutter teilte mir bei dieser Gelegenheit mit, daß jener Abend den Entschluß, eine andre Wohnung zu suchen, unwider¬ ruflich gemacht habe. Die Schtschepin plage sie feit der Zeit so unaufhörlich und fo grob mit Vorwürfen, daß keine Möglichkeit mehr sei, mit ihr auszukommen. Mir war das natürlich höchst unangenehm, und ich erbot mich, die Sache wieder in das alte Geleise zu bringen, indem ich zur Wirtin ginge und ihre Klagen, die sie mir damals hatte mitteilen wollen, geduldig anhörte. Sie baten mich aber das nicht zu tun, denn sie zögen jedenfalls aus, stünden auch schon in Unterhandlung wegen einer andern Wohnung. Die Freundinnen ließen es sich nicht nehmen, mich wegen meiner Opfer¬ willigkeit zur Zielscheibe einiger Sticheleien zu machen, und ich hätte ihnen allen dafür um den Hals fallen mögen, als ich bemerkte, daß Mahada mich dabei besorgt ansah und mich gewissermaßen in ihren Schutz nahm, indem sie geschickt das Ge¬ spräch auf andre Gegenstände lenkte. Ich wurde von einem der Mädchen gefragt, wann das erwartete Regiment eintreffen werde. Ich hatte noch nichts davon gehört, daß überhaupt eins komme. Nun fielen alle vereint über mich her. Vou mir, dem Polizeibeamten, hatte» sie gehofft, genaue Auskunft zu erhalten, wie das Regiment heiße, woher es komme, ob es in vollem Bestand in der Stadt bleiben oder zum Teil in die Kreisstädte gelegt werden solle. Des Regiments wegen, sagte die Mutter, müßten sie sich eben mit dem Umziehn beeilen, denn sei das erst da, werde es zur Unmöglichkeit, kleine Wohnungen zu finde». Es heiße, erzählte eine der Freundinnen, diese Truppen kämen weit, weit her, fast aus einen: andern Weltteil, und die Offiziere seien voll¬ ständig wild, säßen nicht auf Stühlen, sonder» mit gekreuzten. Beinen ans Teppichen, äßen nur rohes Fleisch und tränken Pferdemilch statt Wasser oder Tee. Die Mutter lachte herzlich über das Geschwätz und erklärte, daß die Offiziere überall dieselbe Erziehung und dieselbe Art und Weise hätten wie in der früher» hiesige» Garniso». Ich konnte mich nicht enthalten, zu fragen, ob sie mit de» Offizieren der frühern Garnison viel verkehrt hätte. Trotz meines festen Entschlusses, das Gerede des Brandmeisters zu vergesse», fühlte ich doch, daß es mich innerlich wie mit Nadeln prickelte, während über die Offiziere geplaudert wurde. Ach ja, antwortete sie, die jüngern Offiziere gingen bei nur ein und ans, als ob sie zur Familie gehörten. Was wolle» Sie, Alexander Andrejewitsch! Die jungen Leute hatten meinen Mann wie einen Vater betrachtet. Viele von ihnen waren sozusagen mit Mahada zusammen aufgewachsen. Ich kann nicht sagen, daß die Auskunft mich sehr erfreut hätte. Anderseits ließ sich aber auch wenig daran aussetzen. Die Sache verhielt sich jedenfalls so, wie die Frau sagte. Sowohl vou ihrer wie von Mahadas Seite war der Unigang mit den Offizieren etwas natürliches gewesen. Die Mutter hatte mütterlich und die Tochter kameradschaftlich mit den jungen Leuten verkehrt. Daß vielleicht einige, die in dieses Verhältnis mehr Wärme hatten bringen wollen, in ihre Schranken zurückgewiesen worden waren, lag in der Natur der Sache, und selbstverständlich hatte das Anlaß zu Klatschereien gegeben.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/568
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/568>, abgerufen am 28.07.2024.