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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

erklärt, und das Kriegsministerium und das der öffentlichen Arbeiten find
übereingekommen, den Bau zu einem Museum der italienischen Kriegsende zu
machen, weil man an ihm mehr als an einem andern die lebhaftesten Erinnerungen
und Spuren der sich langsam entwickelnden Befestigungskunst erkennen kann von
dem Untergange des römischen Weltreichs bis zu der Wiedergeburt des euugen
Italiens.

Natürlich tritt die Frage auf. in welcher Gestalt seiner protensartigcn Ver¬
wandlungen der Bau der Nachwelt überliefert werden soll. Ein antikes Grabmal,
das dann nach den zeitlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten als Baronialschloß,
als Festung, als Aufenthalt der Päpste in Notzeiten gedient und also die ver¬
schiedensten Veränderungen erfahren hat. die sogar noch jetzt nachgewiesen werden
können, müßte so restauriert werden, wie es in seiner höchsten Glanzperiode
gewesen ist. Welche ^eit gibt nun die beste Bürgschaft für eine typische Wieder¬
herstellung? ' ^ ^

Ausgeschlossen bleibt die ursprüngliche Form als Grabmonument, denn es ist
Zu wenig vorhanden, was dem alten Prachtbau gerecht werden konnte. Davon
Vstiereu die kreisrunde Umfassungsmauer, im Innern der Vorhof, die gewundne,
zur Kaisergruft führende Galerie. Grabzellen, ein Teil des Lnftschachtes und em
sehr geringer Rest der Marmorbekleidnng. Wir wissen ja nicht einmal, wie der
Originalbau ausgesehen hat. Die kürzlich versuchte Ergänzung in konischer Form mit
einem Wald von Bäumen ähnlich dem gegenüberliegenden Augustusgrabmal wegen
der jetzt aufgefundnen Erdmassen halte ich für unrichtig. Wenn Hadrian hier ein
irgendwo gesehenes Gebäude nachahmte, so wird es jedenfalls kein altetruskisches
Vorbild, sondern etwas Orientalisches gewesen sein, und dafür stimmt besser das
Grabmal des Maussollos in Halikarnaß, eins der sieben Weltwunder, wie auch
Rafael in der Konstantinschlacht einen solchen Prachtbau abbildet.

Auch die Art des Anbaus zu einer Festung am Ausgange des Mittelalters
mit Wohnräumen für den Besitzer kann man nicht mehr feststellen. Nur wissen
wir. daß das römische Volk, als es sich am Ende des vierzehnten Jahrhunderts
anschickte, die verhaßte Zwingburg der Erde gleich zu machen, hier übel gehaust
hat. und dem haben wir es wohl zu verdanken, daß sich ein so geringer Rest des
kaiserlichen Baues erhalten hat Die jetzt aufgefundnen Vorratsränme mit Reihen
von eingemauerten Ollae aroßen Tonkrügen antikisierender Form für Ol. Wein
und Getreide, sind wohl 'ans späterer Zeit. Daß das Öl siedend gemacht wurde
und zur Abwehr des angreifenden Feindes gedient haben soll, kommt mir etwas
märchenhaft vor. Die Krüae werden Proviant für die Besatzung enthalten haben,
^-rst die sich unbeschränkt befestigende Macht der Päpste hat dem Ban die heutige
Form gegeben. Die ersten Abbildungen ans dem fünfzehnten Jahrhundert zeigen
ihn als eine mächtige Burg in drei aufsteigenden Abteilungen mit stolzen Zinnen,
das Ganze von der streue eines Engels gekrönt, der noch der Sage hier erschienen
war und das Ende einer die Stadt verheerenden Pest verkündete.
Doe

ch ine starke, mit Absicht für diesen Zweck angelegte Festung ist die Engels¬
burg erst durch den Borgia-Papst Alexander den Sechsten und seine nächsten Nach¬
folger geworden. Aus dieser Zeit stammen also die mächtigen Bastionen, nach den
vier Evangelisten genannt, und die sie verbindenden Mauern. Die Renaissance tiefer e
die herrlichen Loggien Julius des Zweiten und Pauls des Dritten die Kapelle
Leos des Zehnten, das Badezimmer Clemens des Siebenten, die päpstlichen Zmnner-
einrichtnngen mit den fröhlichen Malereien, die eingelegten Fußböden, die geschnitzten
Decken, die Marmorknmine. Madonnenreliefs usw.; auch die gewaltigen vrouze-
beschlagnen Geldkisten Julins des Zweiten, die jetzt leider leer sind. Wenn auch
spätere Jahrhunderte hier vieles überbaut, abgeändert und ruiniert haben, so ist
doch nicht allein der Charakter, sondern auch das Material noch größtenteils vor¬
handen; im Stil der Hochrennissanee soll also der Bau restauriert werden! All¬
zuschwierig ist das Unternehmen nicht, nnr bedarf es eines eingehenden Studiums.
Es soll ja nichts Neues geschaffen, sondern das Bestehende erhalten und ergänzt


Maßgebliches und Unmaßgebliches

erklärt, und das Kriegsministerium und das der öffentlichen Arbeiten find
übereingekommen, den Bau zu einem Museum der italienischen Kriegsende zu
machen, weil man an ihm mehr als an einem andern die lebhaftesten Erinnerungen
und Spuren der sich langsam entwickelnden Befestigungskunst erkennen kann von
dem Untergange des römischen Weltreichs bis zu der Wiedergeburt des euugen
Italiens.

Natürlich tritt die Frage auf. in welcher Gestalt seiner protensartigcn Ver¬
wandlungen der Bau der Nachwelt überliefert werden soll. Ein antikes Grabmal,
das dann nach den zeitlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten als Baronialschloß,
als Festung, als Aufenthalt der Päpste in Notzeiten gedient und also die ver¬
schiedensten Veränderungen erfahren hat. die sogar noch jetzt nachgewiesen werden
können, müßte so restauriert werden, wie es in seiner höchsten Glanzperiode
gewesen ist. Welche ^eit gibt nun die beste Bürgschaft für eine typische Wieder¬
herstellung? ' ^ ^

Ausgeschlossen bleibt die ursprüngliche Form als Grabmonument, denn es ist
Zu wenig vorhanden, was dem alten Prachtbau gerecht werden konnte. Davon
Vstiereu die kreisrunde Umfassungsmauer, im Innern der Vorhof, die gewundne,
zur Kaisergruft führende Galerie. Grabzellen, ein Teil des Lnftschachtes und em
sehr geringer Rest der Marmorbekleidnng. Wir wissen ja nicht einmal, wie der
Originalbau ausgesehen hat. Die kürzlich versuchte Ergänzung in konischer Form mit
einem Wald von Bäumen ähnlich dem gegenüberliegenden Augustusgrabmal wegen
der jetzt aufgefundnen Erdmassen halte ich für unrichtig. Wenn Hadrian hier ein
irgendwo gesehenes Gebäude nachahmte, so wird es jedenfalls kein altetruskisches
Vorbild, sondern etwas Orientalisches gewesen sein, und dafür stimmt besser das
Grabmal des Maussollos in Halikarnaß, eins der sieben Weltwunder, wie auch
Rafael in der Konstantinschlacht einen solchen Prachtbau abbildet.

Auch die Art des Anbaus zu einer Festung am Ausgange des Mittelalters
mit Wohnräumen für den Besitzer kann man nicht mehr feststellen. Nur wissen
wir. daß das römische Volk, als es sich am Ende des vierzehnten Jahrhunderts
anschickte, die verhaßte Zwingburg der Erde gleich zu machen, hier übel gehaust
hat. und dem haben wir es wohl zu verdanken, daß sich ein so geringer Rest des
kaiserlichen Baues erhalten hat Die jetzt aufgefundnen Vorratsränme mit Reihen
von eingemauerten Ollae aroßen Tonkrügen antikisierender Form für Ol. Wein
und Getreide, sind wohl 'ans späterer Zeit. Daß das Öl siedend gemacht wurde
und zur Abwehr des angreifenden Feindes gedient haben soll, kommt mir etwas
märchenhaft vor. Die Krüae werden Proviant für die Besatzung enthalten haben,
^-rst die sich unbeschränkt befestigende Macht der Päpste hat dem Ban die heutige
Form gegeben. Die ersten Abbildungen ans dem fünfzehnten Jahrhundert zeigen
ihn als eine mächtige Burg in drei aufsteigenden Abteilungen mit stolzen Zinnen,
das Ganze von der streue eines Engels gekrönt, der noch der Sage hier erschienen
war und das Ende einer die Stadt verheerenden Pest verkündete.
Doe

ch ine starke, mit Absicht für diesen Zweck angelegte Festung ist die Engels¬
burg erst durch den Borgia-Papst Alexander den Sechsten und seine nächsten Nach¬
folger geworden. Aus dieser Zeit stammen also die mächtigen Bastionen, nach den
vier Evangelisten genannt, und die sie verbindenden Mauern. Die Renaissance tiefer e
die herrlichen Loggien Julius des Zweiten und Pauls des Dritten die Kapelle
Leos des Zehnten, das Badezimmer Clemens des Siebenten, die päpstlichen Zmnner-
einrichtnngen mit den fröhlichen Malereien, die eingelegten Fußböden, die geschnitzten
Decken, die Marmorknmine. Madonnenreliefs usw.; auch die gewaltigen vrouze-
beschlagnen Geldkisten Julins des Zweiten, die jetzt leider leer sind. Wenn auch
spätere Jahrhunderte hier vieles überbaut, abgeändert und ruiniert haben, so ist
doch nicht allein der Charakter, sondern auch das Material noch größtenteils vor¬
handen; im Stil der Hochrennissanee soll also der Bau restauriert werden! All¬
zuschwierig ist das Unternehmen nicht, nnr bedarf es eines eingehenden Studiums.
Es soll ja nichts Neues geschaffen, sondern das Bestehende erhalten und ergänzt


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[0315] Maßgebliches und Unmaßgebliches erklärt, und das Kriegsministerium und das der öffentlichen Arbeiten find übereingekommen, den Bau zu einem Museum der italienischen Kriegsende zu machen, weil man an ihm mehr als an einem andern die lebhaftesten Erinnerungen und Spuren der sich langsam entwickelnden Befestigungskunst erkennen kann von dem Untergange des römischen Weltreichs bis zu der Wiedergeburt des euugen Italiens. Natürlich tritt die Frage auf. in welcher Gestalt seiner protensartigcn Ver¬ wandlungen der Bau der Nachwelt überliefert werden soll. Ein antikes Grabmal, das dann nach den zeitlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten als Baronialschloß, als Festung, als Aufenthalt der Päpste in Notzeiten gedient und also die ver¬ schiedensten Veränderungen erfahren hat. die sogar noch jetzt nachgewiesen werden können, müßte so restauriert werden, wie es in seiner höchsten Glanzperiode gewesen ist. Welche ^eit gibt nun die beste Bürgschaft für eine typische Wieder¬ herstellung? ' ^ ^ Ausgeschlossen bleibt die ursprüngliche Form als Grabmonument, denn es ist Zu wenig vorhanden, was dem alten Prachtbau gerecht werden konnte. Davon Vstiereu die kreisrunde Umfassungsmauer, im Innern der Vorhof, die gewundne, zur Kaisergruft führende Galerie. Grabzellen, ein Teil des Lnftschachtes und em sehr geringer Rest der Marmorbekleidnng. Wir wissen ja nicht einmal, wie der Originalbau ausgesehen hat. Die kürzlich versuchte Ergänzung in konischer Form mit einem Wald von Bäumen ähnlich dem gegenüberliegenden Augustusgrabmal wegen der jetzt aufgefundnen Erdmassen halte ich für unrichtig. Wenn Hadrian hier ein irgendwo gesehenes Gebäude nachahmte, so wird es jedenfalls kein altetruskisches Vorbild, sondern etwas Orientalisches gewesen sein, und dafür stimmt besser das Grabmal des Maussollos in Halikarnaß, eins der sieben Weltwunder, wie auch Rafael in der Konstantinschlacht einen solchen Prachtbau abbildet. Auch die Art des Anbaus zu einer Festung am Ausgange des Mittelalters mit Wohnräumen für den Besitzer kann man nicht mehr feststellen. Nur wissen wir. daß das römische Volk, als es sich am Ende des vierzehnten Jahrhunderts anschickte, die verhaßte Zwingburg der Erde gleich zu machen, hier übel gehaust hat. und dem haben wir es wohl zu verdanken, daß sich ein so geringer Rest des kaiserlichen Baues erhalten hat Die jetzt aufgefundnen Vorratsränme mit Reihen von eingemauerten Ollae aroßen Tonkrügen antikisierender Form für Ol. Wein und Getreide, sind wohl 'ans späterer Zeit. Daß das Öl siedend gemacht wurde und zur Abwehr des angreifenden Feindes gedient haben soll, kommt mir etwas märchenhaft vor. Die Krüae werden Proviant für die Besatzung enthalten haben, ^-rst die sich unbeschränkt befestigende Macht der Päpste hat dem Ban die heutige Form gegeben. Die ersten Abbildungen ans dem fünfzehnten Jahrhundert zeigen ihn als eine mächtige Burg in drei aufsteigenden Abteilungen mit stolzen Zinnen, das Ganze von der streue eines Engels gekrönt, der noch der Sage hier erschienen war und das Ende einer die Stadt verheerenden Pest verkündete. Doe ch ine starke, mit Absicht für diesen Zweck angelegte Festung ist die Engels¬ burg erst durch den Borgia-Papst Alexander den Sechsten und seine nächsten Nach¬ folger geworden. Aus dieser Zeit stammen also die mächtigen Bastionen, nach den vier Evangelisten genannt, und die sie verbindenden Mauern. Die Renaissance tiefer e die herrlichen Loggien Julius des Zweiten und Pauls des Dritten die Kapelle Leos des Zehnten, das Badezimmer Clemens des Siebenten, die päpstlichen Zmnner- einrichtnngen mit den fröhlichen Malereien, die eingelegten Fußböden, die geschnitzten Decken, die Marmorknmine. Madonnenreliefs usw.; auch die gewaltigen vrouze- beschlagnen Geldkisten Julins des Zweiten, die jetzt leider leer sind. Wenn auch spätere Jahrhunderte hier vieles überbaut, abgeändert und ruiniert haben, so ist doch nicht allein der Charakter, sondern auch das Material noch größtenteils vor¬ handen; im Stil der Hochrennissanee soll also der Bau restauriert werden! All¬ zuschwierig ist das Unternehmen nicht, nnr bedarf es eines eingehenden Studiums. Es soll ja nichts Neues geschaffen, sondern das Bestehende erhalten und ergänzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/315>, abgerufen am 01.09.2024.