Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Das Goldne Vlies; Im Jahre 1468 zog es der Graf von Revers, der der Zauberei ange¬ In den ^ueoäotes bistoriqueL sur 1'orclre cle 1" loiLvu et'Or teilt Malte Noch viel unerwarteter kommt einem, wenn man sich Karl den Fünften So wurde ihm im Jahre 1531 bemerklich gemacht, daß man ihn in der Der Kaiser, heißt es, nahm diese Ausstellungen dankbar und gütig auf. Noch stärker trat man in einem spätern Kapitel gegen ihn auf. Es wurde Das Goldne Vlies; Im Jahre 1468 zog es der Graf von Revers, der der Zauberei ange¬ In den ^ueoäotes bistoriqueL sur 1'orclre cle 1» loiLvu et'Or teilt Malte Noch viel unerwarteter kommt einem, wenn man sich Karl den Fünften So wurde ihm im Jahre 1531 bemerklich gemacht, daß man ihn in der Der Kaiser, heißt es, nahm diese Ausstellungen dankbar und gütig auf. Noch stärker trat man in einem spätern Kapitel gegen ihn auf. Es wurde <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239586"/> <fw type="header" place="top"> Das Goldne Vlies;</fw><lb/> <p xml:id="ID_67"> Im Jahre 1468 zog es der Graf von Revers, der der Zauberei ange¬<lb/> klagt und aufgefordert worden war, sich vor dem Kapitel zu verantworten,<lb/> vor, nicht zu erscheinen. Er sandte die Ordenskette zurück, und sein Wappen¬<lb/> schild wurde aus dem Kirchenchor, wo die Schilder der übrigen Vließritter<lb/> hingen, entfernt.</p><lb/> <p xml:id="ID_68"> In den ^ueoäotes bistoriqueL sur 1'orclre cle 1» loiLvu et'Or teilt Malte<lb/> Brun (vergl. ^uuales ach vo^a^es, as 1a geossraplüe et as l'Iüstvüg S. 184<lb/> des neunten Bandes, Paris, 1809) mit: Lu 1431 le 6 ruai, Iss eüevaliei's<lb/> Stand Ässsrudlös, 1s Lire av Vauläraz^ outra »u vuaMs et ävwkwäa an<lb/> souvsrain 1c- oollier Äo 1'0rare izour I^ouis ?iiuce ä'0ranAö. ?uilipxs lui<lb/> rvpouäit, ein'it etait iukorme ciuo ve urinve, 8ö trouvant 1'annee xreeeäsuto<lb/> äaus uno aotiou vu vsuxuiuö » 1a, töte ä'un oorvs ac trouvos, avait voutrv<lb/> los Statuts ac 1'Orärs kalt battre on retraite, et c^ne xour estte raison it<lb/> — also hier der Herzog, nicht das Kapitel — 8'etait clSteriuine a us xas<lb/> lui äonnsr 1e oollier c^u'it sollieitait.</p><lb/> <p xml:id="ID_69"> Noch viel unerwarteter kommt einem, wenn man sich Karl den Fünften<lb/> nur als den absoluten Herrscher, der er in Spanien war, vorstellen kann, das,<lb/> was über das Auftreten des Kapitels des Goldner Vließes ihm gegenüber zu<lb/> zwei verschiednen Malen berichtet wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_70"> So wurde ihm im Jahre 1531 bemerklich gemacht, daß man ihn in der<lb/> Erledigung der Staatsgeschäfte lässig tient) gefunden habe. In seinen Privat¬<lb/> angelegenheiten bekümmere er sich viel um Nebendinge und vernachlässige darüber<lb/> das wichtigste. Sein Staatsrat, den er wenig oder gnr nicht befrage, sei nicht<lb/> ausreichend besetzt, er trage nicht genügend dafür Sorge, daß die Gerichte,<lb/> vor denen die Prozesse arg verschleppt würden, ans den rechten Leuten be¬<lb/> stünden; endlich bezahle er seine Hofleute und die in seinem Solde stehenden<lb/> Kriegsleute (ses Zeus Ä'ariue8) sehr schlecht.</p><lb/> <p xml:id="ID_71"> Der Kaiser, heißt es, nahm diese Ausstellungen dankbar und gütig auf.<lb/> Er schob die Schuld der von dem Kapitel gerügten Prozeßverschlcppungen<lb/> ans die, die er während seiner Abwesenheit mit der Aufsicht hierüber betraut<lb/> habe. An der eingetretenen Vernachlässigung seien auch die wichtigen Geschäfte<lb/> schuld, die ihn immer von neuem in Anspruch nähmen und ihn bisher ge¬<lb/> hindert hätten, sich mit allem Fleiß seinen eignen Angelegenheiten und denen<lb/> seiner Untertanen zu widmen. Er fügte hinzu, was seinen Staatsrat anlange,<lb/> so sei es ihm bisher nicht gelungen, Leute zu finden von Erfahrung lind<lb/> Pflichteifer, auf die er sich hätte verlassen können, und er sei deshalb ge¬<lb/> zwungen gewesen, eine Menge Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen,<lb/> in deren Besorgung er sich sonst mit andern hätte teilen können. Er versprach<lb/> übrigens, sein möglichstes zu tun und mit größter Beschleunigung die von<lb/> dem Kapitel gerügten Mißbräuche abzustellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_72" next="#ID_73"> Noch stärker trat man in einem spätern Kapitel gegen ihn auf. Es wurde<lb/> ihm bemerklich gemacht, daß er die Großmeisterwürde im Fall einer Verzicht-<lb/> leistung auf Burgund werde aufgeben müssen — ein Fingerzeig, der, wenn<lb/> er gerechtfertigt gewesen wäre, die gegenwärtigen Ansprüche der habsburgischen<lb/> wie der spanischen Krone ausschließen würde. Auch wurden ihm seine vielen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Das Goldne Vlies;
Im Jahre 1468 zog es der Graf von Revers, der der Zauberei ange¬
klagt und aufgefordert worden war, sich vor dem Kapitel zu verantworten,
vor, nicht zu erscheinen. Er sandte die Ordenskette zurück, und sein Wappen¬
schild wurde aus dem Kirchenchor, wo die Schilder der übrigen Vließritter
hingen, entfernt.
In den ^ueoäotes bistoriqueL sur 1'orclre cle 1» loiLvu et'Or teilt Malte
Brun (vergl. ^uuales ach vo^a^es, as 1a geossraplüe et as l'Iüstvüg S. 184
des neunten Bandes, Paris, 1809) mit: Lu 1431 le 6 ruai, Iss eüevaliei's
Stand Ässsrudlös, 1s Lire av Vauläraz^ outra »u vuaMs et ävwkwäa an
souvsrain 1c- oollier Äo 1'0rare izour I^ouis ?iiuce ä'0ranAö. ?uilipxs lui
rvpouäit, ein'it etait iukorme ciuo ve urinve, 8ö trouvant 1'annee xreeeäsuto
äaus uno aotiou vu vsuxuiuö » 1a, töte ä'un oorvs ac trouvos, avait voutrv
los Statuts ac 1'Orärs kalt battre on retraite, et c^ne xour estte raison it
— also hier der Herzog, nicht das Kapitel — 8'etait clSteriuine a us xas
lui äonnsr 1e oollier c^u'it sollieitait.
Noch viel unerwarteter kommt einem, wenn man sich Karl den Fünften
nur als den absoluten Herrscher, der er in Spanien war, vorstellen kann, das,
was über das Auftreten des Kapitels des Goldner Vließes ihm gegenüber zu
zwei verschiednen Malen berichtet wird.
So wurde ihm im Jahre 1531 bemerklich gemacht, daß man ihn in der
Erledigung der Staatsgeschäfte lässig tient) gefunden habe. In seinen Privat¬
angelegenheiten bekümmere er sich viel um Nebendinge und vernachlässige darüber
das wichtigste. Sein Staatsrat, den er wenig oder gnr nicht befrage, sei nicht
ausreichend besetzt, er trage nicht genügend dafür Sorge, daß die Gerichte,
vor denen die Prozesse arg verschleppt würden, ans den rechten Leuten be¬
stünden; endlich bezahle er seine Hofleute und die in seinem Solde stehenden
Kriegsleute (ses Zeus Ä'ariue8) sehr schlecht.
Der Kaiser, heißt es, nahm diese Ausstellungen dankbar und gütig auf.
Er schob die Schuld der von dem Kapitel gerügten Prozeßverschlcppungen
ans die, die er während seiner Abwesenheit mit der Aufsicht hierüber betraut
habe. An der eingetretenen Vernachlässigung seien auch die wichtigen Geschäfte
schuld, die ihn immer von neuem in Anspruch nähmen und ihn bisher ge¬
hindert hätten, sich mit allem Fleiß seinen eignen Angelegenheiten und denen
seiner Untertanen zu widmen. Er fügte hinzu, was seinen Staatsrat anlange,
so sei es ihm bisher nicht gelungen, Leute zu finden von Erfahrung lind
Pflichteifer, auf die er sich hätte verlassen können, und er sei deshalb ge¬
zwungen gewesen, eine Menge Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen,
in deren Besorgung er sich sonst mit andern hätte teilen können. Er versprach
übrigens, sein möglichstes zu tun und mit größter Beschleunigung die von
dem Kapitel gerügten Mißbräuche abzustellen.
Noch stärker trat man in einem spätern Kapitel gegen ihn auf. Es wurde
ihm bemerklich gemacht, daß er die Großmeisterwürde im Fall einer Verzicht-
leistung auf Burgund werde aufgeben müssen — ein Fingerzeig, der, wenn
er gerechtfertigt gewesen wäre, die gegenwärtigen Ansprüche der habsburgischen
wie der spanischen Krone ausschließen würde. Auch wurden ihm seine vielen
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