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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Griechische Uultur in der modernen

ließ er ihn zu seinen deutschen Übungen zu. Wir leugnen nicht, beiß z. B.
ein Kaufmann, der seinen Dickens, seinen Cervantes mit Behagen liest, ganz
denselben verfeinerten Genuß kosten kann wie der humanistisch Gebildete bei
seinen Klassikern; aber um seinem Dichter recht nahe zu kommen, muß er
eine Gedankenarbeit gleich dem humanistisch Geschulten leisten. Ohne diese
Arbeit ist der Genuß keines Schönen in der Kunst zu erreichen, dazu aber
gehört vor allem die Kenntnis der Sprache des Originals.

Und dann, in welcher Sprache sind uns denn die Worte des Herrn, ist
die Kunde von ihm uns überliefert? Es ist doch kein Zufall, daß das Neue
Testament griechisch geschrieben ist, daß die ganze älteste Litteratur des Christen¬
tums nur in dieser Sprache redet, also daß auch die heidnischen Gegner zumeist
nicht anders als griechisch antworten. Wer könnte das Christentum vom Boden
des Altertums ablösen! Die Männer, die in Wort und Schrift den neuen
Glauben verteidigten, waren zum großen Teil Griechen; in griechischen Sym¬
bolen fand man mystischen Ausdruck für den Namen des Herrn, in den Kata¬
komben Roms herrscht die griechische Sprache. Wer das Griechische aus dem
Gymnasium vertreiben will, der nimmt der Schule auch deu Urtext des Neuen
Testaments. Aber es ist ja übersetzt! Jawohl, übersetzt, durch einen Mann, der
es verstand zu übersetzen, wie niemand vor ihm noch nach ihn?, der aus seiner
Übersetzung ein Litteraturdeukmal geschaffen hat. Aber weder er noch seine
Nachfolger dürfen sich rühmen, das Werk zu Ende geführt zu haben. Wer
kann Paulus in Luthers Übersetzung oder einer neuen wirklich ganz verstehn,
wieviel deutet unsre theologische Wissenschaft noch um ihm herum! Wie gut
ist es da für unsre Gymnasiasten, wenn ihnen nach der Konfirmation in den
obern Klassen der griechische Text in die Hände gegeben wird. Noch erinnere
ich mich deutlich, mit welcher Ehrfurcht ich deu kleinen Tischendorf aufschlug
und nun, mit Verwundrung ein höchst unklassisches Griechisch lesend, alle die
alten wohlbekannten Geschichten, die eindringlichen Sprüche im Original mit
Freuden wiederfand. Und warum will man denn den Schülern, denen hier
das Präparieren verhältnismäßig wenig Mühe macht, die echt deutsche Freude
am tiefeindringenden Nachsinnen, am Grübeln, wie dieser oder jener Satz des
Paulus gemeint sei, nehmen, warum will man sie auf diese Weise zurückhalte",
des Lehrers Auffassung am Urtexte zu prüfen und wieder ein Stück sonst ge¬
meinsamer Arbeit durch die sx oicklisärg. gegebne Erklärung ersetzen? Es ist
ja doch gerade einer der herrlichsten Vorzüge des evangelischen Daseins, daß
es bei uns nicht Priester und Laien giebt, daß wir die Lehre vom allgemeinen
Priestertum vertreten. Es ist doch der ungeheure Fortschritt der Reformation
gewesen, daß sie die Tradition beiseite schob, beiseite schob die erbärmliche
Vulgata, durch die bisher dein, der die Bibel las, Kunde wurde vou dem Ur¬
sprünge seines Glaubens, daß sie auf die Urtexte zurückging. Wenn wir dieses
Werk jetzt aufgeben, nicht fortsetzen, so erstarren wir. Dann wird sich wieder
eine vornehme Oberschicht bilden, ein Konzil von vielleicht sehr streitsüchtigen
Philologen und Theologen; die mögen dann über die Deutung des Neuen
Testaments ohne Kontrolle beschließen und den Laien ihre Meinung auf¬
drängen. Nein, wir müssen neben der großen Christengemeinde auch noch eine
kleine haben, eine Gemeinde von Kundigen, die es weiß, was es mit dem
Neuen Testament auf sich hat, die es kennt und gern in der Ursprache liest.
Und durch die historische Notwendigkeit dieser Ursprache soll uns die große
Bedeutung des Griechischen für unsre Religion klar werden. Das ganze
jüdische Volkstum war von hellenischer Kultur durchzogen; begeisterte Juden
schrieben griechisch, nicht etwa, um dadurch bessere Propaganda zu machen,
sondern wesentlich, weil ihnen diese Sprache die natürlichste war. So ist es
auch mit Paulus, der nach Christus selbst uns die wichtigste, die anziehendste
Persönlichkeit bleibt. Kein Mensch kann in eiuer andern als in der ihm eigen-


Griechische Uultur in der modernen

ließ er ihn zu seinen deutschen Übungen zu. Wir leugnen nicht, beiß z. B.
ein Kaufmann, der seinen Dickens, seinen Cervantes mit Behagen liest, ganz
denselben verfeinerten Genuß kosten kann wie der humanistisch Gebildete bei
seinen Klassikern; aber um seinem Dichter recht nahe zu kommen, muß er
eine Gedankenarbeit gleich dem humanistisch Geschulten leisten. Ohne diese
Arbeit ist der Genuß keines Schönen in der Kunst zu erreichen, dazu aber
gehört vor allem die Kenntnis der Sprache des Originals.

Und dann, in welcher Sprache sind uns denn die Worte des Herrn, ist
die Kunde von ihm uns überliefert? Es ist doch kein Zufall, daß das Neue
Testament griechisch geschrieben ist, daß die ganze älteste Litteratur des Christen¬
tums nur in dieser Sprache redet, also daß auch die heidnischen Gegner zumeist
nicht anders als griechisch antworten. Wer könnte das Christentum vom Boden
des Altertums ablösen! Die Männer, die in Wort und Schrift den neuen
Glauben verteidigten, waren zum großen Teil Griechen; in griechischen Sym¬
bolen fand man mystischen Ausdruck für den Namen des Herrn, in den Kata¬
komben Roms herrscht die griechische Sprache. Wer das Griechische aus dem
Gymnasium vertreiben will, der nimmt der Schule auch deu Urtext des Neuen
Testaments. Aber es ist ja übersetzt! Jawohl, übersetzt, durch einen Mann, der
es verstand zu übersetzen, wie niemand vor ihm noch nach ihn?, der aus seiner
Übersetzung ein Litteraturdeukmal geschaffen hat. Aber weder er noch seine
Nachfolger dürfen sich rühmen, das Werk zu Ende geführt zu haben. Wer
kann Paulus in Luthers Übersetzung oder einer neuen wirklich ganz verstehn,
wieviel deutet unsre theologische Wissenschaft noch um ihm herum! Wie gut
ist es da für unsre Gymnasiasten, wenn ihnen nach der Konfirmation in den
obern Klassen der griechische Text in die Hände gegeben wird. Noch erinnere
ich mich deutlich, mit welcher Ehrfurcht ich deu kleinen Tischendorf aufschlug
und nun, mit Verwundrung ein höchst unklassisches Griechisch lesend, alle die
alten wohlbekannten Geschichten, die eindringlichen Sprüche im Original mit
Freuden wiederfand. Und warum will man denn den Schülern, denen hier
das Präparieren verhältnismäßig wenig Mühe macht, die echt deutsche Freude
am tiefeindringenden Nachsinnen, am Grübeln, wie dieser oder jener Satz des
Paulus gemeint sei, nehmen, warum will man sie auf diese Weise zurückhalte«,
des Lehrers Auffassung am Urtexte zu prüfen und wieder ein Stück sonst ge¬
meinsamer Arbeit durch die sx oicklisärg. gegebne Erklärung ersetzen? Es ist
ja doch gerade einer der herrlichsten Vorzüge des evangelischen Daseins, daß
es bei uns nicht Priester und Laien giebt, daß wir die Lehre vom allgemeinen
Priestertum vertreten. Es ist doch der ungeheure Fortschritt der Reformation
gewesen, daß sie die Tradition beiseite schob, beiseite schob die erbärmliche
Vulgata, durch die bisher dein, der die Bibel las, Kunde wurde vou dem Ur¬
sprünge seines Glaubens, daß sie auf die Urtexte zurückging. Wenn wir dieses
Werk jetzt aufgeben, nicht fortsetzen, so erstarren wir. Dann wird sich wieder
eine vornehme Oberschicht bilden, ein Konzil von vielleicht sehr streitsüchtigen
Philologen und Theologen; die mögen dann über die Deutung des Neuen
Testaments ohne Kontrolle beschließen und den Laien ihre Meinung auf¬
drängen. Nein, wir müssen neben der großen Christengemeinde auch noch eine
kleine haben, eine Gemeinde von Kundigen, die es weiß, was es mit dem
Neuen Testament auf sich hat, die es kennt und gern in der Ursprache liest.
Und durch die historische Notwendigkeit dieser Ursprache soll uns die große
Bedeutung des Griechischen für unsre Religion klar werden. Das ganze
jüdische Volkstum war von hellenischer Kultur durchzogen; begeisterte Juden
schrieben griechisch, nicht etwa, um dadurch bessere Propaganda zu machen,
sondern wesentlich, weil ihnen diese Sprache die natürlichste war. So ist es
auch mit Paulus, der nach Christus selbst uns die wichtigste, die anziehendste
Persönlichkeit bleibt. Kein Mensch kann in eiuer andern als in der ihm eigen-


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[0736] Griechische Uultur in der modernen ließ er ihn zu seinen deutschen Übungen zu. Wir leugnen nicht, beiß z. B. ein Kaufmann, der seinen Dickens, seinen Cervantes mit Behagen liest, ganz denselben verfeinerten Genuß kosten kann wie der humanistisch Gebildete bei seinen Klassikern; aber um seinem Dichter recht nahe zu kommen, muß er eine Gedankenarbeit gleich dem humanistisch Geschulten leisten. Ohne diese Arbeit ist der Genuß keines Schönen in der Kunst zu erreichen, dazu aber gehört vor allem die Kenntnis der Sprache des Originals. Und dann, in welcher Sprache sind uns denn die Worte des Herrn, ist die Kunde von ihm uns überliefert? Es ist doch kein Zufall, daß das Neue Testament griechisch geschrieben ist, daß die ganze älteste Litteratur des Christen¬ tums nur in dieser Sprache redet, also daß auch die heidnischen Gegner zumeist nicht anders als griechisch antworten. Wer könnte das Christentum vom Boden des Altertums ablösen! Die Männer, die in Wort und Schrift den neuen Glauben verteidigten, waren zum großen Teil Griechen; in griechischen Sym¬ bolen fand man mystischen Ausdruck für den Namen des Herrn, in den Kata¬ komben Roms herrscht die griechische Sprache. Wer das Griechische aus dem Gymnasium vertreiben will, der nimmt der Schule auch deu Urtext des Neuen Testaments. Aber es ist ja übersetzt! Jawohl, übersetzt, durch einen Mann, der es verstand zu übersetzen, wie niemand vor ihm noch nach ihn?, der aus seiner Übersetzung ein Litteraturdeukmal geschaffen hat. Aber weder er noch seine Nachfolger dürfen sich rühmen, das Werk zu Ende geführt zu haben. Wer kann Paulus in Luthers Übersetzung oder einer neuen wirklich ganz verstehn, wieviel deutet unsre theologische Wissenschaft noch um ihm herum! Wie gut ist es da für unsre Gymnasiasten, wenn ihnen nach der Konfirmation in den obern Klassen der griechische Text in die Hände gegeben wird. Noch erinnere ich mich deutlich, mit welcher Ehrfurcht ich deu kleinen Tischendorf aufschlug und nun, mit Verwundrung ein höchst unklassisches Griechisch lesend, alle die alten wohlbekannten Geschichten, die eindringlichen Sprüche im Original mit Freuden wiederfand. Und warum will man denn den Schülern, denen hier das Präparieren verhältnismäßig wenig Mühe macht, die echt deutsche Freude am tiefeindringenden Nachsinnen, am Grübeln, wie dieser oder jener Satz des Paulus gemeint sei, nehmen, warum will man sie auf diese Weise zurückhalte«, des Lehrers Auffassung am Urtexte zu prüfen und wieder ein Stück sonst ge¬ meinsamer Arbeit durch die sx oicklisärg. gegebne Erklärung ersetzen? Es ist ja doch gerade einer der herrlichsten Vorzüge des evangelischen Daseins, daß es bei uns nicht Priester und Laien giebt, daß wir die Lehre vom allgemeinen Priestertum vertreten. Es ist doch der ungeheure Fortschritt der Reformation gewesen, daß sie die Tradition beiseite schob, beiseite schob die erbärmliche Vulgata, durch die bisher dein, der die Bibel las, Kunde wurde vou dem Ur¬ sprünge seines Glaubens, daß sie auf die Urtexte zurückging. Wenn wir dieses Werk jetzt aufgeben, nicht fortsetzen, so erstarren wir. Dann wird sich wieder eine vornehme Oberschicht bilden, ein Konzil von vielleicht sehr streitsüchtigen Philologen und Theologen; die mögen dann über die Deutung des Neuen Testaments ohne Kontrolle beschließen und den Laien ihre Meinung auf¬ drängen. Nein, wir müssen neben der großen Christengemeinde auch noch eine kleine haben, eine Gemeinde von Kundigen, die es weiß, was es mit dem Neuen Testament auf sich hat, die es kennt und gern in der Ursprache liest. Und durch die historische Notwendigkeit dieser Ursprache soll uns die große Bedeutung des Griechischen für unsre Religion klar werden. Das ganze jüdische Volkstum war von hellenischer Kultur durchzogen; begeisterte Juden schrieben griechisch, nicht etwa, um dadurch bessere Propaganda zu machen, sondern wesentlich, weil ihnen diese Sprache die natürlichste war. So ist es auch mit Paulus, der nach Christus selbst uns die wichtigste, die anziehendste Persönlichkeit bleibt. Kein Mensch kann in eiuer andern als in der ihm eigen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/736>, abgerufen am 01.09.2024.