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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Werden. Nach Tilgung der Prioritätenanleihc. ungefähr im Jahre 1931, soll
'hre Annuität von 430 000 türk. Pf. verwandt werden: zum Rückkauf der
Tieres der neuen Anleihe und der Lose, in dein Verhältnis, das der Umlauf
beider .Kategorien aufweist.

Die von Nonvier vorgcschlagne Finanzoperation würde eine Annuität
von 1528000 türk. Pf. verlangen'; sodann 430 500 türk. Pf. für den Dienst
der Prioritäten (nicht in der Konversion einbegriffen) und 240000 türk. Pf.
für die Lose, die ebenfalls von der Konversion ausgeschlossen sind; zusammen
2198500 türk. Pf. Da die dem Conseil überwiesenen Einnahmen 2290000
türk. Pf. ausmachen, so bleiben ungefähr 90000 türk. Pf. übrig, die kapita¬
lisiert werden können, entweder um deu Betrag der neuen Anleihe zu er¬
höhen, oder in andrer Art: Erhöhung der Reserve oder der Überweisung an die
Regierung. Die Summe kann vermehrt werden, indem man die Tilgungsfrist
für die neue Anleihe hinausschiebt.

Für das deutsche Publikum bietet die Reorganisation der türkischen Finanzen
nicht allein das zunächst liegende Interesse der Inhaber türkischer Tieres. Darüber
hinaus kommt in Betracht das schnell wachsende Interesse des deutschen Kapi¬
tals, der Industrie und des Handels in der Türkei, der glänzende Erfolg der
Anatolischen Eisenbahnen. Das an Aussichten, die auf fester Grundlage be¬
ruhen, jede andre zeitgenössische Unternehmung in den Hintergrund verweisende
Projekt der Bagdadbahn und die eingangs dieser Darstellung berührte That¬
sache, daß allein der über Hamburg geleitete deutsche Handel mit der Levante
in zehn Jahren von 77 Millionen auf 158 Millionen Mark gestiegen ist. diese
Punkte geben den Fingerzeig für die fernere Entwicklung. Belehrung ist anch
zu schöpfen aus dem Erfolg der Banque Ottomane. Daß diese Bank Divi¬
denden bis zu 56 Prozent verteilt hat, soll hier nicht in Betracht gezogen werden,
da es sich dabei um außergewöhnliche Vorgänge gehandelt hat. -- Nachdem
Zwischen der Banane Ottomane und der Deutschen Bank als Vertreterin der
Anatolischen Eisenbahnen ein Abkommen geschlossen worden ist. wonach 00 Pro¬
zent des für die Bagdadbahn nötigen Kapitals ans Deutschland, 40 Prozent
auf Frankreich entfallen, kann man auch in der Zukunft erwarten, daß sich
französische und deutsche Interessen dort einander begünstigend entwickeln. Unter
allen Umständen ist in den nächsten Jahren eine energische Bethätigung deutscheu
Unternehmungsgeistes in der Türkei zu erwarten. Der oben erwähnte Kon-
versionsplan Nouviers scheint jetzt nicht mehr im Vordergrunde zu stehn, es
hat den Anschein, als ob andre Verabredungen mit der Deutschen Bank an¬
gebahnt seien. Die Entwicklung muß abgewartet werdeu. -- Man erfüllt nur
wie Pflicht, wenn man am Schluß auf die hervorragende Arbeit hinweist, die
der verstorbne Dr. G. von Siemers im deutschen Interesse in der Türkei ge¬
leist F. Me>c>s et hat.




Gren,boten !V 190^! 75

Werden. Nach Tilgung der Prioritätenanleihc. ungefähr im Jahre 1931, soll
'hre Annuität von 430 000 türk. Pf. verwandt werden: zum Rückkauf der
Tieres der neuen Anleihe und der Lose, in dein Verhältnis, das der Umlauf
beider .Kategorien aufweist.

Die von Nonvier vorgcschlagne Finanzoperation würde eine Annuität
von 1528000 türk. Pf. verlangen'; sodann 430 500 türk. Pf. für den Dienst
der Prioritäten (nicht in der Konversion einbegriffen) und 240000 türk. Pf.
für die Lose, die ebenfalls von der Konversion ausgeschlossen sind; zusammen
2198500 türk. Pf. Da die dem Conseil überwiesenen Einnahmen 2290000
türk. Pf. ausmachen, so bleiben ungefähr 90000 türk. Pf. übrig, die kapita¬
lisiert werden können, entweder um deu Betrag der neuen Anleihe zu er¬
höhen, oder in andrer Art: Erhöhung der Reserve oder der Überweisung an die
Regierung. Die Summe kann vermehrt werden, indem man die Tilgungsfrist
für die neue Anleihe hinausschiebt.

Für das deutsche Publikum bietet die Reorganisation der türkischen Finanzen
nicht allein das zunächst liegende Interesse der Inhaber türkischer Tieres. Darüber
hinaus kommt in Betracht das schnell wachsende Interesse des deutschen Kapi¬
tals, der Industrie und des Handels in der Türkei, der glänzende Erfolg der
Anatolischen Eisenbahnen. Das an Aussichten, die auf fester Grundlage be¬
ruhen, jede andre zeitgenössische Unternehmung in den Hintergrund verweisende
Projekt der Bagdadbahn und die eingangs dieser Darstellung berührte That¬
sache, daß allein der über Hamburg geleitete deutsche Handel mit der Levante
in zehn Jahren von 77 Millionen auf 158 Millionen Mark gestiegen ist. diese
Punkte geben den Fingerzeig für die fernere Entwicklung. Belehrung ist anch
zu schöpfen aus dem Erfolg der Banque Ottomane. Daß diese Bank Divi¬
denden bis zu 56 Prozent verteilt hat, soll hier nicht in Betracht gezogen werden,
da es sich dabei um außergewöhnliche Vorgänge gehandelt hat. — Nachdem
Zwischen der Banane Ottomane und der Deutschen Bank als Vertreterin der
Anatolischen Eisenbahnen ein Abkommen geschlossen worden ist. wonach 00 Pro¬
zent des für die Bagdadbahn nötigen Kapitals ans Deutschland, 40 Prozent
auf Frankreich entfallen, kann man auch in der Zukunft erwarten, daß sich
französische und deutsche Interessen dort einander begünstigend entwickeln. Unter
allen Umständen ist in den nächsten Jahren eine energische Bethätigung deutscheu
Unternehmungsgeistes in der Türkei zu erwarten. Der oben erwähnte Kon-
versionsplan Nouviers scheint jetzt nicht mehr im Vordergrunde zu stehn, es
hat den Anschein, als ob andre Verabredungen mit der Deutschen Bank an¬
gebahnt seien. Die Entwicklung muß abgewartet werdeu. — Man erfüllt nur
wie Pflicht, wenn man am Schluß auf die hervorragende Arbeit hinweist, die
der verstorbne Dr. G. von Siemers im deutschen Interesse in der Türkei ge¬
leist F. Me>c>s et hat.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/611>, abgerufen am 01.09.2024.