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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Fuße des Hrcidschins

und an die Äbtissin zu schicken, aber sein unverändert glattes und Entgegenkommen
zur Schau tragendes Gesicht verriet davon nichts.

Ja, mein Neffe hat viel gesehen und manches Interessante erlebt, fuhr der
Fürst fort, der viel zu weiterfahren war, als daß er nicht hätte wissen sollen, daß
die Unterhaltung gerade bei diesem heikeln Punkte nicht stocken durfte. Er bringt
mich zwei arabische Schimmelheugste und einen Neger mit.

Wenn dem Kaplan infolge seiner Stellung jede mißfällige Bemerkung über
diese Einkäufe verboten war, so hatte Graf Egon keine derartige Rücksicht zu nehmen.
Er drehte sich herum. Was will er denn mit denen? fragte er in einem Tone, der
mehr Befremden als Teilnahme verriet.

Den einen der beiden Hengste will er für Paula, den andern für mich dressieren,
und den Neger, na, den will er eben wahrscheinlich selbst behalten.

Unsinn, brummte Graf Egon, verbesserte sich jedoch sofort, indem er hinzu¬
fügte: Ich meine natürlich nur den Neger.

Die Gräfin fühlte, daß ihrem Neffen schleuniger Zuzug sehr vou nöten war.
wenn sie nicht wollte, daß er etwas Dummes anrichtete. Nachdem sie mit geübter
Hand eine ihrer riesigen Holznndeln aus den roten Wollenmaschen des Gestricks
herausgezogen hatte, um sich mit ihr sofort an einer andern Stelle wieder ein
zubvhren und da geschäftig mit ihr weiterzufnchtelu, sagte sie in der freundlichsten
Weise: Sage selbst, Klemens, begreifst du, Viktor, daß er sich ohne Not mit einem
solchen schwarzen Scheusal behängen hat? Mit denen nimmt es ja nie und nirgends
ein gutes Ende, und so viele unsrer Bekannten es mit einem Schwarzen probiert
haben, sie haben alle ein Haar darin gefunden; es hat allemal schlecht geexdet.
Gelaufe, fügte sie hinzu, als ob es ihr darum zu thun wäre, auch die Lichtseite
der Sache uicht unerwähnt zu lassen, getauft könnte er ja werden, wenn er es noch
nicht ist. Vielleicht würde sogar Vincenz um der Feierlichkeit ... sie uuterbrnch
sich hier und verstrickte das weitere in die rote Kante. Vincenz war niemand Ge¬
ringeres als ihr Vetter, der Kardinal-Fürsterzbischof, und da man über Eminenzen,
die für den gewöhnlichen Sterblichen unberechenbar sind, nie etwas vermuten darf,
so war es besser, ihre geheime Hoffnung. die heilige Taufhandlung könne durch
Vinecnzens Anwesenheit verherrlicht werden, zur Zeit noch für sich zu behalten.

Vielleicht ist er schon getauft, warf der Kaplan ein.

Schwerlich, sagte der Fürst. Das weiß der liebe Gott, wie das kommt, aber
Wenn man sie danach fragt, sind die Kerle nie getauft. Man möchte beinahe glauben,
sie finden am Sichtaufenlassen Vergnügen und gönnen sich das, so oft sie dazu
Gelegenheit haben.

Aber vielleicht liegt Viktor gar nichts daran, daß der Kerl getauft wird, sagte
Graf Egon; er ist ja selbst uicht viel andres als ein Heide.

Das war gerade die Art Kernschuß in die unrechte Scheibe, die die Gräfin
gefürchtet hatte. Es blieb ihr, wenn sie die Sache besser machen wollte, nichts
"ndres übrig, als den Abwesenden in Schutz zu nehmen, was sie -- unter uns
gesagt -- sehr ungern und nur in der höchsten Not that, wenn es sich dabei um
den Grafen Viktor handelte. Und doch war sie im Grunde genommen keine böse
Frau; es wurde ihr nur in ihrer Eigenschaft als Fnmiliendiplomat schwer. So
schlimm, sagte sie, wie du es machst, Egon, ist es denn doch uicht mit ihm. Meinen
Sie nicht auch, lieber Knplan?

Das war sehr geschickt manövriert. In des Paters Händen war me Sache
gut aufgehoben. Ans ihn konnte man sich verlassen. Er würde mit feinem Sinn
°en rechten Weg finden, wie man dem Grafen Viktor etwas um Zeuge flicken
konnte, ohne aus der Rolle der wohlwollenden Herzen zu fallen, die man wegen
des Fürsten und dessen Nichte zu spielen gezwungen war.

Schon das Dogma der von der Taufe und Firmung ausgehenden ^iia in-
üvUoiliL verbot ihm, so versicherte der Knplnn, den Grafen als Nichtkatholiken an¬
zusehen, und wenn dessen Seelenheil, wie er allerdings nicht leugnen könne, durch


Am Fuße des Hrcidschins

und an die Äbtissin zu schicken, aber sein unverändert glattes und Entgegenkommen
zur Schau tragendes Gesicht verriet davon nichts.

Ja, mein Neffe hat viel gesehen und manches Interessante erlebt, fuhr der
Fürst fort, der viel zu weiterfahren war, als daß er nicht hätte wissen sollen, daß
die Unterhaltung gerade bei diesem heikeln Punkte nicht stocken durfte. Er bringt
mich zwei arabische Schimmelheugste und einen Neger mit.

Wenn dem Kaplan infolge seiner Stellung jede mißfällige Bemerkung über
diese Einkäufe verboten war, so hatte Graf Egon keine derartige Rücksicht zu nehmen.
Er drehte sich herum. Was will er denn mit denen? fragte er in einem Tone, der
mehr Befremden als Teilnahme verriet.

Den einen der beiden Hengste will er für Paula, den andern für mich dressieren,
und den Neger, na, den will er eben wahrscheinlich selbst behalten.

Unsinn, brummte Graf Egon, verbesserte sich jedoch sofort, indem er hinzu¬
fügte: Ich meine natürlich nur den Neger.

Die Gräfin fühlte, daß ihrem Neffen schleuniger Zuzug sehr vou nöten war.
wenn sie nicht wollte, daß er etwas Dummes anrichtete. Nachdem sie mit geübter
Hand eine ihrer riesigen Holznndeln aus den roten Wollenmaschen des Gestricks
herausgezogen hatte, um sich mit ihr sofort an einer andern Stelle wieder ein
zubvhren und da geschäftig mit ihr weiterzufnchtelu, sagte sie in der freundlichsten
Weise: Sage selbst, Klemens, begreifst du, Viktor, daß er sich ohne Not mit einem
solchen schwarzen Scheusal behängen hat? Mit denen nimmt es ja nie und nirgends
ein gutes Ende, und so viele unsrer Bekannten es mit einem Schwarzen probiert
haben, sie haben alle ein Haar darin gefunden; es hat allemal schlecht geexdet.
Gelaufe, fügte sie hinzu, als ob es ihr darum zu thun wäre, auch die Lichtseite
der Sache uicht unerwähnt zu lassen, getauft könnte er ja werden, wenn er es noch
nicht ist. Vielleicht würde sogar Vincenz um der Feierlichkeit ... sie uuterbrnch
sich hier und verstrickte das weitere in die rote Kante. Vincenz war niemand Ge¬
ringeres als ihr Vetter, der Kardinal-Fürsterzbischof, und da man über Eminenzen,
die für den gewöhnlichen Sterblichen unberechenbar sind, nie etwas vermuten darf,
so war es besser, ihre geheime Hoffnung. die heilige Taufhandlung könne durch
Vinecnzens Anwesenheit verherrlicht werden, zur Zeit noch für sich zu behalten.

Vielleicht ist er schon getauft, warf der Kaplan ein.

Schwerlich, sagte der Fürst. Das weiß der liebe Gott, wie das kommt, aber
Wenn man sie danach fragt, sind die Kerle nie getauft. Man möchte beinahe glauben,
sie finden am Sichtaufenlassen Vergnügen und gönnen sich das, so oft sie dazu
Gelegenheit haben.

Aber vielleicht liegt Viktor gar nichts daran, daß der Kerl getauft wird, sagte
Graf Egon; er ist ja selbst uicht viel andres als ein Heide.

Das war gerade die Art Kernschuß in die unrechte Scheibe, die die Gräfin
gefürchtet hatte. Es blieb ihr, wenn sie die Sache besser machen wollte, nichts
"ndres übrig, als den Abwesenden in Schutz zu nehmen, was sie — unter uns
gesagt — sehr ungern und nur in der höchsten Not that, wenn es sich dabei um
den Grafen Viktor handelte. Und doch war sie im Grunde genommen keine böse
Frau; es wurde ihr nur in ihrer Eigenschaft als Fnmiliendiplomat schwer. So
schlimm, sagte sie, wie du es machst, Egon, ist es denn doch uicht mit ihm. Meinen
Sie nicht auch, lieber Knplan?

Das war sehr geschickt manövriert. In des Paters Händen war me Sache
gut aufgehoben. Ans ihn konnte man sich verlassen. Er würde mit feinem Sinn
°en rechten Weg finden, wie man dem Grafen Viktor etwas um Zeuge flicken
konnte, ohne aus der Rolle der wohlwollenden Herzen zu fallen, die man wegen
des Fürsten und dessen Nichte zu spielen gezwungen war.

Schon das Dogma der von der Taufe und Firmung ausgehenden ^iia in-
üvUoiliL verbot ihm, so versicherte der Knplnn, den Grafen als Nichtkatholiken an¬
zusehen, und wenn dessen Seelenheil, wie er allerdings nicht leugnen könne, durch


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[0505] Am Fuße des Hrcidschins und an die Äbtissin zu schicken, aber sein unverändert glattes und Entgegenkommen zur Schau tragendes Gesicht verriet davon nichts. Ja, mein Neffe hat viel gesehen und manches Interessante erlebt, fuhr der Fürst fort, der viel zu weiterfahren war, als daß er nicht hätte wissen sollen, daß die Unterhaltung gerade bei diesem heikeln Punkte nicht stocken durfte. Er bringt mich zwei arabische Schimmelheugste und einen Neger mit. Wenn dem Kaplan infolge seiner Stellung jede mißfällige Bemerkung über diese Einkäufe verboten war, so hatte Graf Egon keine derartige Rücksicht zu nehmen. Er drehte sich herum. Was will er denn mit denen? fragte er in einem Tone, der mehr Befremden als Teilnahme verriet. Den einen der beiden Hengste will er für Paula, den andern für mich dressieren, und den Neger, na, den will er eben wahrscheinlich selbst behalten. Unsinn, brummte Graf Egon, verbesserte sich jedoch sofort, indem er hinzu¬ fügte: Ich meine natürlich nur den Neger. Die Gräfin fühlte, daß ihrem Neffen schleuniger Zuzug sehr vou nöten war. wenn sie nicht wollte, daß er etwas Dummes anrichtete. Nachdem sie mit geübter Hand eine ihrer riesigen Holznndeln aus den roten Wollenmaschen des Gestricks herausgezogen hatte, um sich mit ihr sofort an einer andern Stelle wieder ein zubvhren und da geschäftig mit ihr weiterzufnchtelu, sagte sie in der freundlichsten Weise: Sage selbst, Klemens, begreifst du, Viktor, daß er sich ohne Not mit einem solchen schwarzen Scheusal behängen hat? Mit denen nimmt es ja nie und nirgends ein gutes Ende, und so viele unsrer Bekannten es mit einem Schwarzen probiert haben, sie haben alle ein Haar darin gefunden; es hat allemal schlecht geexdet. Gelaufe, fügte sie hinzu, als ob es ihr darum zu thun wäre, auch die Lichtseite der Sache uicht unerwähnt zu lassen, getauft könnte er ja werden, wenn er es noch nicht ist. Vielleicht würde sogar Vincenz um der Feierlichkeit ... sie uuterbrnch sich hier und verstrickte das weitere in die rote Kante. Vincenz war niemand Ge¬ ringeres als ihr Vetter, der Kardinal-Fürsterzbischof, und da man über Eminenzen, die für den gewöhnlichen Sterblichen unberechenbar sind, nie etwas vermuten darf, so war es besser, ihre geheime Hoffnung. die heilige Taufhandlung könne durch Vinecnzens Anwesenheit verherrlicht werden, zur Zeit noch für sich zu behalten. Vielleicht ist er schon getauft, warf der Kaplan ein. Schwerlich, sagte der Fürst. Das weiß der liebe Gott, wie das kommt, aber Wenn man sie danach fragt, sind die Kerle nie getauft. Man möchte beinahe glauben, sie finden am Sichtaufenlassen Vergnügen und gönnen sich das, so oft sie dazu Gelegenheit haben. Aber vielleicht liegt Viktor gar nichts daran, daß der Kerl getauft wird, sagte Graf Egon; er ist ja selbst uicht viel andres als ein Heide. Das war gerade die Art Kernschuß in die unrechte Scheibe, die die Gräfin gefürchtet hatte. Es blieb ihr, wenn sie die Sache besser machen wollte, nichts "ndres übrig, als den Abwesenden in Schutz zu nehmen, was sie — unter uns gesagt — sehr ungern und nur in der höchsten Not that, wenn es sich dabei um den Grafen Viktor handelte. Und doch war sie im Grunde genommen keine böse Frau; es wurde ihr nur in ihrer Eigenschaft als Fnmiliendiplomat schwer. So schlimm, sagte sie, wie du es machst, Egon, ist es denn doch uicht mit ihm. Meinen Sie nicht auch, lieber Knplan? Das war sehr geschickt manövriert. In des Paters Händen war me Sache gut aufgehoben. Ans ihn konnte man sich verlassen. Er würde mit feinem Sinn °en rechten Weg finden, wie man dem Grafen Viktor etwas um Zeuge flicken konnte, ohne aus der Rolle der wohlwollenden Herzen zu fallen, die man wegen des Fürsten und dessen Nichte zu spielen gezwungen war. Schon das Dogma der von der Taufe und Firmung ausgehenden ^iia in- üvUoiliL verbot ihm, so versicherte der Knplnn, den Grafen als Nichtkatholiken an¬ zusehen, und wenn dessen Seelenheil, wie er allerdings nicht leugnen könne, durch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/505>, abgerufen am 01.09.2024.