Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
^nfantillilge

Aber dieses mal war Grete ernsthaft geblieben. Nicht! sagte sie leise. Du
bist häßlich, wer ein gutes Herz hat, spottet nicht -- und Jean war verstummt.

So war der erste Kameradschaftstag gewesen, und so wars geblieben: allzeit
lustig, außer wenns was abgegeben hatte -- und nun war sie weg, davongelaufen
vor ihm!

Ah Mademoiselle Marguertte, dieses mal waren Sie häßlich!

Marguerite mochte sie nicht leiden; aber gerade deshalb kams ihm auf die
Lippen. Marguerite, Marguerite -- du kleine Kröte.

Verstimmt ging Jean durch den Garten; er wäre am liebsten sofort wieder
abgereist. Das Heimtückische, das Heimliche und dieses nicht von ihr reden, das wars,
was ihn erzürnte, sonst nichts. Erfurt war auch ohne das Gretel Heimat und
Erinnerung und ein Ort, wo man im Vorbeigehn lernen konnte.

In der Laube saß die Mutter und winkte ihm. Er setzte sich zu ihr mit
der festen Absicht, nicht von Gretchen zu sprechen, und doch war sein erstes Wort:
Warum habt ihr sie fortgeschickt?

Mutter wußte gleich, wen er meinte: sie streichelte ihrem wilden Jungen die
Hand und antwortete: Hat mir selber leid gethan, und dem Gretel nicht minder.
Sie hatte sich hellauf gefreut, als dein Brief kam. Aber was sollten wir thun? Die
Muhme war allzeit gut gegen uns und schreibt, es gehe nicht allein -- und dn
Gretel ihr Patenkind ist -- hoffentlich dauerts nicht lange.

Das kam so natürlich bekümmert zu Tage, daß Jean anfing, seine Gedanken vom
aus dem Weg räumen thöricht zu finden. Außerdem würde es ja nicht lange dauern.

Er war vergnügt und guter Dinge, brachte die Jungen mit seineu Schnurren
in fröhlichen Übermut, und als die schlafen gegangen waren, erfreute er die Eltern
rin dem Bericht von seiner Arbeit und seinen Plänen.

Vater Laugner nickte bedächtig mit seinem buschigen Haupt. Brav, brav! hat
alles Hand und Fuß -- Großmutter Benuregnrd wird ihre Freude an dir haben.

Das schien beinah so, denn sie wanderte über Nacht durch Jeans Zimmer
und hatte die Grete am Arm; beide sahen so heiter aus, wie mans nur wünschen
konnte. Aber nachher lief ihnen auf einmal die kleine Pariserin über den Weg,
die kleine Eidechse, und rief mit dem feinen hohen Stimmchen: IZuk^uM^M --
IZnkantillÄAo -- NntAntill^ö --

Natürlich, sagte Jean und schlug die Augen auf, Grek ist auch un Nnka,ut,i11".ssö,
aber es giebt halt behagliche Kindereien.

Die Sonne schien; die großen, bunten Bilder neumodischer Blumenkreuzungen,
die der Oheim zu Winterszeiten sorgfältig umrahmte, sahen leuchtend von den
Wänden herab -- Jean dachte an Erdmischungen und Samenauswahl, an künst¬
liche Färbungen und Veredlung, er sah seinen Garten in Enghien les bains, wie
er in zehn Jahren sein würde, wenn Lepore ein berühmter Gärtner war, und
sprang leichtfüßig aus dem Bett. Wer etwas erreichen will, hat immer Eile.

Er war drei Tage lang sehr fleißig und sehr lustig, besuchte seine alten
Lehrherren, schnüffelte in Erfurts Mustergärten herum und hatte alle Gedanken im
Geschäft.

Feierabends saß er in der Hasellaube und ließ sich von Mutterchen verhätscheln.
Es war sehr behaglich in dem alten Erfurt, mit oder ohne die Grek -- wenn sie
nicht heim kam, hatte sie ganz allein den Schaden.

Am Sonntag morgen freilich wußte er uicht recht, was er mit sich anfangen
sollte. Sonst war er da mit Greten in den Dom gegangen; das heißt sie waren
alle zusammen gegangen, aber Grete war auch beim Kirchgang die Hauptperson
gewesen wie überall sonst, Grete mit den großen, andächtigen Augen. Das wars! --
er mußte sich jedesmal wieder darüber Wundern, daß die Schelmenaugen so an¬
dächtig zum Himmel aufschauen konnten.

Mit dem frühsten schlenderte Jean hinauf in den Garten und rührte sich nicht,
als die Buben nach ihm riefen. -- Er mußte einmal still für sich nachdenken.


^nfantillilge

Aber dieses mal war Grete ernsthaft geblieben. Nicht! sagte sie leise. Du
bist häßlich, wer ein gutes Herz hat, spottet nicht — und Jean war verstummt.

So war der erste Kameradschaftstag gewesen, und so wars geblieben: allzeit
lustig, außer wenns was abgegeben hatte — und nun war sie weg, davongelaufen
vor ihm!

Ah Mademoiselle Marguertte, dieses mal waren Sie häßlich!

Marguerite mochte sie nicht leiden; aber gerade deshalb kams ihm auf die
Lippen. Marguerite, Marguerite — du kleine Kröte.

Verstimmt ging Jean durch den Garten; er wäre am liebsten sofort wieder
abgereist. Das Heimtückische, das Heimliche und dieses nicht von ihr reden, das wars,
was ihn erzürnte, sonst nichts. Erfurt war auch ohne das Gretel Heimat und
Erinnerung und ein Ort, wo man im Vorbeigehn lernen konnte.

In der Laube saß die Mutter und winkte ihm. Er setzte sich zu ihr mit
der festen Absicht, nicht von Gretchen zu sprechen, und doch war sein erstes Wort:
Warum habt ihr sie fortgeschickt?

Mutter wußte gleich, wen er meinte: sie streichelte ihrem wilden Jungen die
Hand und antwortete: Hat mir selber leid gethan, und dem Gretel nicht minder.
Sie hatte sich hellauf gefreut, als dein Brief kam. Aber was sollten wir thun? Die
Muhme war allzeit gut gegen uns und schreibt, es gehe nicht allein — und dn
Gretel ihr Patenkind ist — hoffentlich dauerts nicht lange.

Das kam so natürlich bekümmert zu Tage, daß Jean anfing, seine Gedanken vom
aus dem Weg räumen thöricht zu finden. Außerdem würde es ja nicht lange dauern.

Er war vergnügt und guter Dinge, brachte die Jungen mit seineu Schnurren
in fröhlichen Übermut, und als die schlafen gegangen waren, erfreute er die Eltern
rin dem Bericht von seiner Arbeit und seinen Plänen.

Vater Laugner nickte bedächtig mit seinem buschigen Haupt. Brav, brav! hat
alles Hand und Fuß — Großmutter Benuregnrd wird ihre Freude an dir haben.

Das schien beinah so, denn sie wanderte über Nacht durch Jeans Zimmer
und hatte die Grete am Arm; beide sahen so heiter aus, wie mans nur wünschen
konnte. Aber nachher lief ihnen auf einmal die kleine Pariserin über den Weg,
die kleine Eidechse, und rief mit dem feinen hohen Stimmchen: IZuk^uM^M —
IZnkantillÄAo — NntAntill^ö —

Natürlich, sagte Jean und schlug die Augen auf, Grek ist auch un Nnka,ut,i11».ssö,
aber es giebt halt behagliche Kindereien.

Die Sonne schien; die großen, bunten Bilder neumodischer Blumenkreuzungen,
die der Oheim zu Winterszeiten sorgfältig umrahmte, sahen leuchtend von den
Wänden herab — Jean dachte an Erdmischungen und Samenauswahl, an künst¬
liche Färbungen und Veredlung, er sah seinen Garten in Enghien les bains, wie
er in zehn Jahren sein würde, wenn Lepore ein berühmter Gärtner war, und
sprang leichtfüßig aus dem Bett. Wer etwas erreichen will, hat immer Eile.

Er war drei Tage lang sehr fleißig und sehr lustig, besuchte seine alten
Lehrherren, schnüffelte in Erfurts Mustergärten herum und hatte alle Gedanken im
Geschäft.

Feierabends saß er in der Hasellaube und ließ sich von Mutterchen verhätscheln.
Es war sehr behaglich in dem alten Erfurt, mit oder ohne die Grek — wenn sie
nicht heim kam, hatte sie ganz allein den Schaden.

Am Sonntag morgen freilich wußte er uicht recht, was er mit sich anfangen
sollte. Sonst war er da mit Greten in den Dom gegangen; das heißt sie waren
alle zusammen gegangen, aber Grete war auch beim Kirchgang die Hauptperson
gewesen wie überall sonst, Grete mit den großen, andächtigen Augen. Das wars! —
er mußte sich jedesmal wieder darüber Wundern, daß die Schelmenaugen so an¬
dächtig zum Himmel aufschauen konnten.

Mit dem frühsten schlenderte Jean hinauf in den Garten und rührte sich nicht,
als die Buben nach ihm riefen. — Er mußte einmal still für sich nachdenken.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0336" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239124"/>
          <fw type="header" place="top"> ^nfantillilge</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1643"> Aber dieses mal war Grete ernsthaft geblieben. Nicht! sagte sie leise. Du<lb/>
bist häßlich, wer ein gutes Herz hat, spottet nicht &#x2014; und Jean war verstummt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1644"> So war der erste Kameradschaftstag gewesen, und so wars geblieben: allzeit<lb/>
lustig, außer wenns was abgegeben hatte &#x2014; und nun war sie weg, davongelaufen<lb/>
vor ihm!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1645"> Ah Mademoiselle Marguertte, dieses mal waren Sie häßlich!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1646"> Marguerite mochte sie nicht leiden; aber gerade deshalb kams ihm auf die<lb/>
Lippen.  Marguerite, Marguerite &#x2014; du kleine Kröte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1647"> Verstimmt ging Jean durch den Garten; er wäre am liebsten sofort wieder<lb/>
abgereist. Das Heimtückische, das Heimliche und dieses nicht von ihr reden, das wars,<lb/>
was ihn erzürnte, sonst nichts. Erfurt war auch ohne das Gretel Heimat und<lb/>
Erinnerung und ein Ort, wo man im Vorbeigehn lernen konnte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1648"> In der Laube saß die Mutter und winkte ihm. Er setzte sich zu ihr mit<lb/>
der festen Absicht, nicht von Gretchen zu sprechen, und doch war sein erstes Wort:<lb/>
Warum habt ihr sie fortgeschickt?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1649"> Mutter wußte gleich, wen er meinte: sie streichelte ihrem wilden Jungen die<lb/>
Hand und antwortete: Hat mir selber leid gethan, und dem Gretel nicht minder.<lb/>
Sie hatte sich hellauf gefreut, als dein Brief kam. Aber was sollten wir thun? Die<lb/>
Muhme war allzeit gut gegen uns und schreibt, es gehe nicht allein &#x2014; und dn<lb/>
Gretel ihr Patenkind ist &#x2014; hoffentlich dauerts nicht lange.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1650"> Das kam so natürlich bekümmert zu Tage, daß Jean anfing, seine Gedanken vom<lb/>
aus dem Weg räumen thöricht zu finden. Außerdem würde es ja nicht lange dauern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1651"> Er war vergnügt und guter Dinge, brachte die Jungen mit seineu Schnurren<lb/>
in fröhlichen Übermut, und als die schlafen gegangen waren, erfreute er die Eltern<lb/>
rin dem Bericht von seiner Arbeit und seinen Plänen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1652"> Vater Laugner nickte bedächtig mit seinem buschigen Haupt. Brav, brav! hat<lb/>
alles Hand und Fuß &#x2014; Großmutter Benuregnrd wird ihre Freude an dir haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1653"> Das schien beinah so, denn sie wanderte über Nacht durch Jeans Zimmer<lb/>
und hatte die Grete am Arm; beide sahen so heiter aus, wie mans nur wünschen<lb/>
konnte. Aber nachher lief ihnen auf einmal die kleine Pariserin über den Weg,<lb/>
die kleine Eidechse, und rief mit dem feinen hohen Stimmchen: IZuk^uM^M &#x2014;<lb/>
IZnkantillÄAo &#x2014; NntAntill^ö &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1654"> Natürlich, sagte Jean und schlug die Augen auf, Grek ist auch un Nnka,ut,i11».ssö,<lb/>
aber es giebt halt behagliche Kindereien.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1655"> Die Sonne schien; die großen, bunten Bilder neumodischer Blumenkreuzungen,<lb/>
die der Oheim zu Winterszeiten sorgfältig umrahmte, sahen leuchtend von den<lb/>
Wänden herab &#x2014; Jean dachte an Erdmischungen und Samenauswahl, an künst¬<lb/>
liche Färbungen und Veredlung, er sah seinen Garten in Enghien les bains, wie<lb/>
er in zehn Jahren sein würde, wenn Lepore ein berühmter Gärtner war, und<lb/>
sprang leichtfüßig aus dem Bett.  Wer etwas erreichen will, hat immer Eile.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1656"> Er war drei Tage lang sehr fleißig und sehr lustig, besuchte seine alten<lb/>
Lehrherren, schnüffelte in Erfurts Mustergärten herum und hatte alle Gedanken im<lb/>
Geschäft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1657"> Feierabends saß er in der Hasellaube und ließ sich von Mutterchen verhätscheln.<lb/>
Es war sehr behaglich in dem alten Erfurt, mit oder ohne die Grek &#x2014; wenn sie<lb/>
nicht heim kam, hatte sie ganz allein den Schaden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1658"> Am Sonntag morgen freilich wußte er uicht recht, was er mit sich anfangen<lb/>
sollte. Sonst war er da mit Greten in den Dom gegangen; das heißt sie waren<lb/>
alle zusammen gegangen, aber Grete war auch beim Kirchgang die Hauptperson<lb/>
gewesen wie überall sonst, Grete mit den großen, andächtigen Augen. Das wars! &#x2014;<lb/>
er mußte sich jedesmal wieder darüber Wundern, daß die Schelmenaugen so an¬<lb/>
dächtig zum Himmel aufschauen konnten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1659"> Mit dem frühsten schlenderte Jean hinauf in den Garten und rührte sich nicht,<lb/>
als die Buben nach ihm riefen. &#x2014; Er mußte einmal still für sich nachdenken.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0336] ^nfantillilge Aber dieses mal war Grete ernsthaft geblieben. Nicht! sagte sie leise. Du bist häßlich, wer ein gutes Herz hat, spottet nicht — und Jean war verstummt. So war der erste Kameradschaftstag gewesen, und so wars geblieben: allzeit lustig, außer wenns was abgegeben hatte — und nun war sie weg, davongelaufen vor ihm! Ah Mademoiselle Marguertte, dieses mal waren Sie häßlich! Marguerite mochte sie nicht leiden; aber gerade deshalb kams ihm auf die Lippen. Marguerite, Marguerite — du kleine Kröte. Verstimmt ging Jean durch den Garten; er wäre am liebsten sofort wieder abgereist. Das Heimtückische, das Heimliche und dieses nicht von ihr reden, das wars, was ihn erzürnte, sonst nichts. Erfurt war auch ohne das Gretel Heimat und Erinnerung und ein Ort, wo man im Vorbeigehn lernen konnte. In der Laube saß die Mutter und winkte ihm. Er setzte sich zu ihr mit der festen Absicht, nicht von Gretchen zu sprechen, und doch war sein erstes Wort: Warum habt ihr sie fortgeschickt? Mutter wußte gleich, wen er meinte: sie streichelte ihrem wilden Jungen die Hand und antwortete: Hat mir selber leid gethan, und dem Gretel nicht minder. Sie hatte sich hellauf gefreut, als dein Brief kam. Aber was sollten wir thun? Die Muhme war allzeit gut gegen uns und schreibt, es gehe nicht allein — und dn Gretel ihr Patenkind ist — hoffentlich dauerts nicht lange. Das kam so natürlich bekümmert zu Tage, daß Jean anfing, seine Gedanken vom aus dem Weg räumen thöricht zu finden. Außerdem würde es ja nicht lange dauern. Er war vergnügt und guter Dinge, brachte die Jungen mit seineu Schnurren in fröhlichen Übermut, und als die schlafen gegangen waren, erfreute er die Eltern rin dem Bericht von seiner Arbeit und seinen Plänen. Vater Laugner nickte bedächtig mit seinem buschigen Haupt. Brav, brav! hat alles Hand und Fuß — Großmutter Benuregnrd wird ihre Freude an dir haben. Das schien beinah so, denn sie wanderte über Nacht durch Jeans Zimmer und hatte die Grete am Arm; beide sahen so heiter aus, wie mans nur wünschen konnte. Aber nachher lief ihnen auf einmal die kleine Pariserin über den Weg, die kleine Eidechse, und rief mit dem feinen hohen Stimmchen: IZuk^uM^M — IZnkantillÄAo — NntAntill^ö — Natürlich, sagte Jean und schlug die Augen auf, Grek ist auch un Nnka,ut,i11».ssö, aber es giebt halt behagliche Kindereien. Die Sonne schien; die großen, bunten Bilder neumodischer Blumenkreuzungen, die der Oheim zu Winterszeiten sorgfältig umrahmte, sahen leuchtend von den Wänden herab — Jean dachte an Erdmischungen und Samenauswahl, an künst¬ liche Färbungen und Veredlung, er sah seinen Garten in Enghien les bains, wie er in zehn Jahren sein würde, wenn Lepore ein berühmter Gärtner war, und sprang leichtfüßig aus dem Bett. Wer etwas erreichen will, hat immer Eile. Er war drei Tage lang sehr fleißig und sehr lustig, besuchte seine alten Lehrherren, schnüffelte in Erfurts Mustergärten herum und hatte alle Gedanken im Geschäft. Feierabends saß er in der Hasellaube und ließ sich von Mutterchen verhätscheln. Es war sehr behaglich in dem alten Erfurt, mit oder ohne die Grek — wenn sie nicht heim kam, hatte sie ganz allein den Schaden. Am Sonntag morgen freilich wußte er uicht recht, was er mit sich anfangen sollte. Sonst war er da mit Greten in den Dom gegangen; das heißt sie waren alle zusammen gegangen, aber Grete war auch beim Kirchgang die Hauptperson gewesen wie überall sonst, Grete mit den großen, andächtigen Augen. Das wars! — er mußte sich jedesmal wieder darüber Wundern, daß die Schelmenaugen so an¬ dächtig zum Himmel aufschauen konnten. Mit dem frühsten schlenderte Jean hinauf in den Garten und rührte sich nicht, als die Buben nach ihm riefen. — Er mußte einmal still für sich nachdenken.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/336
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/336>, abgerufen am 01.09.2024.