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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Heimkehr

war wüste und leer, wo sie sonst dahinschossen. War doch schon, wenn sie weg
machten ihrer funfzehn, zwanzig Menscher auf einmal und versperrten die ganze
Straße, daß ma nicht vorüber konnte. Ich hab höchstens sechse auf meinem ganzen
Wege angetroffen. Und an eiuer hab ich bloß meine Freude gehabt.

Vetter, sagte Emma vom Bändchen aus, wenn ich, und ich komme mit, ich
dunkel immer meinen Korb auf -- gelle?

Der Vetter fuhr fort: Das hat mir auch nicht gefallen, der Wechsel mit der
Garderobe. Das ist nichts for c Thüringer Weibsen, die Uuddrchen, die sie itze
einziehn. Ach, meine Mutter, wenn die zur Kirche ging an Feiertagen, da zog die
ihren seidnen Kittel an, war zehn Ellen weit, und die seidne Schürze und das
seidne Brusttuch und den schwarzen Tuchmantel mit dem breiten Kragen, und die
Haube mit der großen Schleife mittelwent auf dem Kopfe, und mit dem goldnen
Haubenboden und den breiten Schärpenenden hinten an der Haube. He! Das sah
"ach was! An die vordersten Bänder war Spitze dran genäht, waren doch ihrer
sechs Stück Bänder epper, über den Rücken weg bis zu den Knieen. So ein
Weibsen mit dem Rocke und dem Mantel und der Haube, die sah breit wie zwei
Mannzen. So gehört sich das zwischen den Bergen. Und beim Tanze, wenn mir
die Weibsen schwenkten, da sahen sie striemig mit ihren Röcken, einer von rotem
Tuch und einer von weißer Leine und wieder einer von rotem Tuch und eiuer
von weißer Leine, mater dreie die Sache mit dem roten Rocke und mit dem weißen,
und alle zehn Ellen weit. Das war e schöner Anblick. Itze gehn sie dürre wie
die Stängelchen.

Die alte Priska sagte: Das war eine Last mit den Hauben, die druckten am
Kopfe, feste mußte man sie binden, daß sie nicht weg rutschten. Die hat balde
keine mehr umgethan. Sie haben sich von den Bändern Schürzen laßt mache.
Und mit den weiten Röcken! Das ist auch hinderlich, ma muß die schleppen. Ma
hat ofte satt um Leben zu schleppen. Ich nicht, ich hätte die schon konnt schleppen.
Auch bei der Arbeit, man ist leichter so.

Kann sein, sagte Adam Jahr. Am mehrsten hat minds aber doch gedauert
mit den Menschen. Wir haben keine bleibende Statt, heißt das in der Bibel.
Wenn man aber han kommt nach fufzg Jahren, und es haben sich ihrer gar viele
aus dem Staube gemacht, das schmeckt bitter. Ich hab noch euch zwei -----

Der alte Scheckg spuckte aus. Das ist nicht anders. Was von Fleisch ist, das
ist der Vergänglichkeit anheimgegeben, das muß weichen. Aber der Geist bleibt.
Die Berge, die stehn auf ihren? Flecke, und die Saale, die läuft wie vordem rab
"uf Jena und auf Halle, und das Temperment von den Leuten hat sich auch nicht
verändert: wir juchzen noch und sprechen noch, wie es unsre Großeltern haben ge¬
halten. Wir betrügen nicht, aber wir machen unsre Winkelzüge; wir arbeiten, wir
müssen arbeiten. Wir kommen auch von der Stelle, wenn wir das unsrige zu¬
sammen halten. Wir sind leichte auf den Beinen, das kommt von den Bergen
^r, und leichte im Sinn, das kommt auch vou den Bergen her. Und dann haben
wir Gemüt, das haben wir. Wenn mir jung sind, sind mir hitzg, das ist nicht anders,
und dann sind mir auf die Weibsen, daß mir die beleckern, das ist anch nicht anders,
^ber in allen andern Dingen sind wir dem Wandel unterworfen. Das wäre auch
reine Sache, wenn sich nichts hätte ändern solle", und unsre Weibsen sprangen itze
daher wie Eva im Paradiese mit dem Pummeranzenblatte.

Es war doch e Feigenblatt, Großemutter, sagte Emma leise.

Die alte Priska verhüllte ihr Gesicht mit den Händen und kicherte.

Der alte Scheckg aber sagte: Das ist auch ein Stücke Geist, was dich Her¬
getrieben hat. Wir hängen an unsern Orte, wo wir zu Hause sind, wo wir
ungeratene Jungens waren -- und Burschen, die den Mädchen zu Gefallen
uefen. Ja, das ist so. Und mit den Burschen und Mädchen! Wie ich meine
-priska geHeirat habe, da habe" mich die Burschen aus ihrem Orte schmählich ver¬
hauen. Und wenn Fritze noch kommt, Emman wegen, nachher wird er seine Tracht


Heimkehr

war wüste und leer, wo sie sonst dahinschossen. War doch schon, wenn sie weg
machten ihrer funfzehn, zwanzig Menscher auf einmal und versperrten die ganze
Straße, daß ma nicht vorüber konnte. Ich hab höchstens sechse auf meinem ganzen
Wege angetroffen. Und an eiuer hab ich bloß meine Freude gehabt.

Vetter, sagte Emma vom Bändchen aus, wenn ich, und ich komme mit, ich
dunkel immer meinen Korb auf — gelle?

Der Vetter fuhr fort: Das hat mir auch nicht gefallen, der Wechsel mit der
Garderobe. Das ist nichts for c Thüringer Weibsen, die Uuddrchen, die sie itze
einziehn. Ach, meine Mutter, wenn die zur Kirche ging an Feiertagen, da zog die
ihren seidnen Kittel an, war zehn Ellen weit, und die seidne Schürze und das
seidne Brusttuch und den schwarzen Tuchmantel mit dem breiten Kragen, und die
Haube mit der großen Schleife mittelwent auf dem Kopfe, und mit dem goldnen
Haubenboden und den breiten Schärpenenden hinten an der Haube. He! Das sah
»ach was! An die vordersten Bänder war Spitze dran genäht, waren doch ihrer
sechs Stück Bänder epper, über den Rücken weg bis zu den Knieen. So ein
Weibsen mit dem Rocke und dem Mantel und der Haube, die sah breit wie zwei
Mannzen. So gehört sich das zwischen den Bergen. Und beim Tanze, wenn mir
die Weibsen schwenkten, da sahen sie striemig mit ihren Röcken, einer von rotem
Tuch und einer von weißer Leine und wieder einer von rotem Tuch und eiuer
von weißer Leine, mater dreie die Sache mit dem roten Rocke und mit dem weißen,
und alle zehn Ellen weit. Das war e schöner Anblick. Itze gehn sie dürre wie
die Stängelchen.

Die alte Priska sagte: Das war eine Last mit den Hauben, die druckten am
Kopfe, feste mußte man sie binden, daß sie nicht weg rutschten. Die hat balde
keine mehr umgethan. Sie haben sich von den Bändern Schürzen laßt mache.
Und mit den weiten Röcken! Das ist auch hinderlich, ma muß die schleppen. Ma
hat ofte satt um Leben zu schleppen. Ich nicht, ich hätte die schon konnt schleppen.
Auch bei der Arbeit, man ist leichter so.

Kann sein, sagte Adam Jahr. Am mehrsten hat minds aber doch gedauert
mit den Menschen. Wir haben keine bleibende Statt, heißt das in der Bibel.
Wenn man aber han kommt nach fufzg Jahren, und es haben sich ihrer gar viele
aus dem Staube gemacht, das schmeckt bitter. Ich hab noch euch zwei —---

Der alte Scheckg spuckte aus. Das ist nicht anders. Was von Fleisch ist, das
ist der Vergänglichkeit anheimgegeben, das muß weichen. Aber der Geist bleibt.
Die Berge, die stehn auf ihren? Flecke, und die Saale, die läuft wie vordem rab
"uf Jena und auf Halle, und das Temperment von den Leuten hat sich auch nicht
verändert: wir juchzen noch und sprechen noch, wie es unsre Großeltern haben ge¬
halten. Wir betrügen nicht, aber wir machen unsre Winkelzüge; wir arbeiten, wir
müssen arbeiten. Wir kommen auch von der Stelle, wenn wir das unsrige zu¬
sammen halten. Wir sind leichte auf den Beinen, das kommt von den Bergen
^r, und leichte im Sinn, das kommt auch vou den Bergen her. Und dann haben
wir Gemüt, das haben wir. Wenn mir jung sind, sind mir hitzg, das ist nicht anders,
und dann sind mir auf die Weibsen, daß mir die beleckern, das ist anch nicht anders,
^ber in allen andern Dingen sind wir dem Wandel unterworfen. Das wäre auch
reine Sache, wenn sich nichts hätte ändern solle», und unsre Weibsen sprangen itze
daher wie Eva im Paradiese mit dem Pummeranzenblatte.

Es war doch e Feigenblatt, Großemutter, sagte Emma leise.

Die alte Priska verhüllte ihr Gesicht mit den Händen und kicherte.

Der alte Scheckg aber sagte: Das ist auch ein Stücke Geist, was dich Her¬
getrieben hat. Wir hängen an unsern Orte, wo wir zu Hause sind, wo wir
ungeratene Jungens waren — und Burschen, die den Mädchen zu Gefallen
uefen. Ja, das ist so. Und mit den Burschen und Mädchen! Wie ich meine
-priska geHeirat habe, da habe» mich die Burschen aus ihrem Orte schmählich ver¬
hauen. Und wenn Fritze noch kommt, Emman wegen, nachher wird er seine Tracht


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[0281] Heimkehr war wüste und leer, wo sie sonst dahinschossen. War doch schon, wenn sie weg machten ihrer funfzehn, zwanzig Menscher auf einmal und versperrten die ganze Straße, daß ma nicht vorüber konnte. Ich hab höchstens sechse auf meinem ganzen Wege angetroffen. Und an eiuer hab ich bloß meine Freude gehabt. Vetter, sagte Emma vom Bändchen aus, wenn ich, und ich komme mit, ich dunkel immer meinen Korb auf — gelle? Der Vetter fuhr fort: Das hat mir auch nicht gefallen, der Wechsel mit der Garderobe. Das ist nichts for c Thüringer Weibsen, die Uuddrchen, die sie itze einziehn. Ach, meine Mutter, wenn die zur Kirche ging an Feiertagen, da zog die ihren seidnen Kittel an, war zehn Ellen weit, und die seidne Schürze und das seidne Brusttuch und den schwarzen Tuchmantel mit dem breiten Kragen, und die Haube mit der großen Schleife mittelwent auf dem Kopfe, und mit dem goldnen Haubenboden und den breiten Schärpenenden hinten an der Haube. He! Das sah »ach was! An die vordersten Bänder war Spitze dran genäht, waren doch ihrer sechs Stück Bänder epper, über den Rücken weg bis zu den Knieen. So ein Weibsen mit dem Rocke und dem Mantel und der Haube, die sah breit wie zwei Mannzen. So gehört sich das zwischen den Bergen. Und beim Tanze, wenn mir die Weibsen schwenkten, da sahen sie striemig mit ihren Röcken, einer von rotem Tuch und einer von weißer Leine und wieder einer von rotem Tuch und eiuer von weißer Leine, mater dreie die Sache mit dem roten Rocke und mit dem weißen, und alle zehn Ellen weit. Das war e schöner Anblick. Itze gehn sie dürre wie die Stängelchen. Die alte Priska sagte: Das war eine Last mit den Hauben, die druckten am Kopfe, feste mußte man sie binden, daß sie nicht weg rutschten. Die hat balde keine mehr umgethan. Sie haben sich von den Bändern Schürzen laßt mache. Und mit den weiten Röcken! Das ist auch hinderlich, ma muß die schleppen. Ma hat ofte satt um Leben zu schleppen. Ich nicht, ich hätte die schon konnt schleppen. Auch bei der Arbeit, man ist leichter so. Kann sein, sagte Adam Jahr. Am mehrsten hat minds aber doch gedauert mit den Menschen. Wir haben keine bleibende Statt, heißt das in der Bibel. Wenn man aber han kommt nach fufzg Jahren, und es haben sich ihrer gar viele aus dem Staube gemacht, das schmeckt bitter. Ich hab noch euch zwei —--- Der alte Scheckg spuckte aus. Das ist nicht anders. Was von Fleisch ist, das ist der Vergänglichkeit anheimgegeben, das muß weichen. Aber der Geist bleibt. Die Berge, die stehn auf ihren? Flecke, und die Saale, die läuft wie vordem rab "uf Jena und auf Halle, und das Temperment von den Leuten hat sich auch nicht verändert: wir juchzen noch und sprechen noch, wie es unsre Großeltern haben ge¬ halten. Wir betrügen nicht, aber wir machen unsre Winkelzüge; wir arbeiten, wir müssen arbeiten. Wir kommen auch von der Stelle, wenn wir das unsrige zu¬ sammen halten. Wir sind leichte auf den Beinen, das kommt von den Bergen ^r, und leichte im Sinn, das kommt auch vou den Bergen her. Und dann haben wir Gemüt, das haben wir. Wenn mir jung sind, sind mir hitzg, das ist nicht anders, und dann sind mir auf die Weibsen, daß mir die beleckern, das ist anch nicht anders, ^ber in allen andern Dingen sind wir dem Wandel unterworfen. Das wäre auch reine Sache, wenn sich nichts hätte ändern solle», und unsre Weibsen sprangen itze daher wie Eva im Paradiese mit dem Pummeranzenblatte. Es war doch e Feigenblatt, Großemutter, sagte Emma leise. Die alte Priska verhüllte ihr Gesicht mit den Händen und kicherte. Der alte Scheckg aber sagte: Das ist auch ein Stücke Geist, was dich Her¬ getrieben hat. Wir hängen an unsern Orte, wo wir zu Hause sind, wo wir ungeratene Jungens waren — und Burschen, die den Mädchen zu Gefallen uefen. Ja, das ist so. Und mit den Burschen und Mädchen! Wie ich meine -priska geHeirat habe, da habe» mich die Burschen aus ihrem Orte schmählich ver¬ hauen. Und wenn Fritze noch kommt, Emman wegen, nachher wird er seine Tracht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/281>, abgerufen am 01.09.2024.