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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Die Anfänge der Bildnerei

der menschlichen Kultur zusammen, je nachdem wir den abstrakten Asthetrteru
oder den beschreibenden Kunstschriftstellern folgen Dre Aufange sind nat^al
oder international, je nachdem wir die Wurzeln der Kunst Vollstn
oder in der Menschheit, in dem individuellen Selbstgefühl rmer oder dem
Massengefühl despotisch regierter und primitiver Vblier su^n^ W^ in d
Grieche oder der Italiener der Renaissance in seiner Volksmd ^Menschheit sieht, wird sie nicht über die Grenzen seines ^erkant. ^aus
verlegen. Erheben wir uus v°u diesem Standpunkte zu dem koutme aler
von diesem zu dem ethnologischen oder kosmopolitischen. so w^w ^ un. dle
Anfänge der Kunst in den Grenzen des Kontinents oder der Mensch

Wieder verschiebt sich der Horizont, wenn wir den kunstlos pH h
oder kuustkritischen Standpunkt betreten. Wer das Wesen der Kunst nur u
dem gesetzmäßigen Bilden sieht und den ästhetischen Genuß auf das Schone
beschränkt, der wird in der Erklärung der kunsthistorischen Tha^eben ab¬
weichen von dem. der die Kunst unabhängig vou den Regeln der Ästhetik und
den Wandlungen der Form und des Inhalts aus sich selbst/'egrefft und se
w ihrem Verhältnis zu dem jedesmaligen Bewußtseinsmhatt der Reen ckM^trachtet. Ähnlich werden die Anfänge der Kunst in dre Nahe oder in d
Ferne fallen, je nachdem man in den Begriff der Kmist nur d:e den
Interessen dienenden Künste wie die Griffel-, die Mendel- und die ^n Äwnst
^de oder darunter auch die den praktischen Interessen dienenden Künste v erste .
Wie die architektonische. ornamentale, keramische, kosmische oder gar Sy
wüst. Narbe^.i^'.."-............wie dielenzeichnnng und Tattnierung. Diese praktischen Künste hervor-
vder"s^^'- ^^rügte es, die Keime weiterzuentwickeln, die schon die tierischen
^ . ^nlbtierischen Vorfahren gelegt hatten. Jene geistigen Künste aber sind
liebe ^ 'menschliche und setzen die Trennung des tierischen und des mensch-
yz/" Seelenlebens voraus. Je nachdem sich der Kunsthistoriker auf diesen
und^ VStandpunkt stellt, wird er die Kmistgeschichte auf die Plastik
Vers s Malerei beschränken und nicht über die Grenzen der Menschheit yinans
> gen, oder ^ ^ tierische Kunst ausdehnen und in den
^es seiner Darstellung auch die andern Künste ziehn.

oss> . ^er Standpunkt ist der richtige? Die weiteste Fernsicht gewährt
i erbar der Standpunkt der rein mechanistischen Erklärung der Kunst. Vou
des finden mit den Endursachen alle Gegensätze des Physischen und
setze )^Rheden, der belebten und der unbelebten Natur; denn dieselben Ge-
° - denen die innern Vorgänge der Lebewesen folgen, bestimmen auch die
ein?N"xM ^ leblosen Körper. Die menschliche Kunst erscheint danach als
in? in?^^ der Welt- oder Schvpfungsinaschine, das mit seinen Anfängen bis
^ ' "neralreich zurückgreift. Die mannigfaltigen, mit mathematischer Genauig-
der ""^^"hrten Kristallisationen der Minerale, die kunstvollen Bildungen
r - unter und der Blüten unsrer Pflanz eil. die unsre Bewunderung heraus-
^^ernten Gebilde der Tierwelt und die künstlerischen Erzeugnisse des Menschen
d . nur Glieder einer Kette. So verschieden auch diese Erscheinungsformen
den / ? sind, so sind sie doch nicht durch Klüfte geschieden/ sondern
Gradunterschiede verbunden.


Die Anfänge der Bildnerei

der menschlichen Kultur zusammen, je nachdem wir den abstrakten Asthetrteru
oder den beschreibenden Kunstschriftstellern folgen Dre Aufange sind nat^al
oder international, je nachdem wir die Wurzeln der Kunst Vollstn
oder in der Menschheit, in dem individuellen Selbstgefühl rmer oder dem
Massengefühl despotisch regierter und primitiver Vblier su^n^ W^ in d
Grieche oder der Italiener der Renaissance in seiner Volksmd ^Menschheit sieht, wird sie nicht über die Grenzen seines ^erkant. ^aus
verlegen. Erheben wir uus v°u diesem Standpunkte zu dem koutme aler
von diesem zu dem ethnologischen oder kosmopolitischen. so w^w ^ un. dle
Anfänge der Kunst in den Grenzen des Kontinents oder der Mensch

Wieder verschiebt sich der Horizont, wenn wir den kunstlos pH h
oder kuustkritischen Standpunkt betreten. Wer das Wesen der Kunst nur u
dem gesetzmäßigen Bilden sieht und den ästhetischen Genuß auf das Schone
beschränkt, der wird in der Erklärung der kunsthistorischen Tha^eben ab¬
weichen von dem. der die Kunst unabhängig vou den Regeln der Ästhetik und
den Wandlungen der Form und des Inhalts aus sich selbst/'egrefft und se
w ihrem Verhältnis zu dem jedesmaligen Bewußtseinsmhatt der Reen ckM^trachtet. Ähnlich werden die Anfänge der Kunst in dre Nahe oder in d
Ferne fallen, je nachdem man in den Begriff der Kmist nur d:e den
Interessen dienenden Künste wie die Griffel-, die Mendel- und die ^n Äwnst
^de oder darunter auch die den praktischen Interessen dienenden Künste v erste .
Wie die architektonische. ornamentale, keramische, kosmische oder gar Sy
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^ . ^nlbtierischen Vorfahren gelegt hatten. Jene geistigen Künste aber sind
liebe ^ 'menschliche und setzen die Trennung des tierischen und des mensch-
yz/" Seelenlebens voraus. Je nachdem sich der Kunsthistoriker auf diesen
und^ VStandpunkt stellt, wird er die Kmistgeschichte auf die Plastik
Vers s Malerei beschränken und nicht über die Grenzen der Menschheit yinans
> gen, oder ^ ^ tierische Kunst ausdehnen und in den
^es seiner Darstellung auch die andern Künste ziehn.

oss> . ^er Standpunkt ist der richtige? Die weiteste Fernsicht gewährt
i erbar der Standpunkt der rein mechanistischen Erklärung der Kunst. Vou
des finden mit den Endursachen alle Gegensätze des Physischen und
setze )^Rheden, der belebten und der unbelebten Natur; denn dieselben Ge-
° - denen die innern Vorgänge der Lebewesen folgen, bestimmen auch die
ein?N"xM ^ leblosen Körper. Die menschliche Kunst erscheint danach als
in? in?^^ der Welt- oder Schvpfungsinaschine, das mit seinen Anfängen bis
^ ' "neralreich zurückgreift. Die mannigfaltigen, mit mathematischer Genauig-
der »"^^"hrten Kristallisationen der Minerale, die kunstvollen Bildungen
r - unter und der Blüten unsrer Pflanz eil. die unsre Bewunderung heraus-
^^ernten Gebilde der Tierwelt und die künstlerischen Erzeugnisse des Menschen
d . nur Glieder einer Kette. So verschieden auch diese Erscheinungsformen
den / ? sind, so sind sie doch nicht durch Klüfte geschieden/ sondern
Gradunterschiede verbunden.


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[0151] Die Anfänge der Bildnerei der menschlichen Kultur zusammen, je nachdem wir den abstrakten Asthetrteru oder den beschreibenden Kunstschriftstellern folgen Dre Aufange sind nat^al oder international, je nachdem wir die Wurzeln der Kunst Vollstn oder in der Menschheit, in dem individuellen Selbstgefühl rmer oder dem Massengefühl despotisch regierter und primitiver Vblier su^n^ W^ in d Grieche oder der Italiener der Renaissance in seiner Volksmd ^Menschheit sieht, wird sie nicht über die Grenzen seines ^erkant. ^aus verlegen. Erheben wir uus v°u diesem Standpunkte zu dem koutme aler von diesem zu dem ethnologischen oder kosmopolitischen. so w^w ^ un. dle Anfänge der Kunst in den Grenzen des Kontinents oder der Mensch Wieder verschiebt sich der Horizont, wenn wir den kunstlos pH h oder kuustkritischen Standpunkt betreten. Wer das Wesen der Kunst nur u dem gesetzmäßigen Bilden sieht und den ästhetischen Genuß auf das Schone beschränkt, der wird in der Erklärung der kunsthistorischen Tha^eben ab¬ weichen von dem. der die Kunst unabhängig vou den Regeln der Ästhetik und den Wandlungen der Form und des Inhalts aus sich selbst/'egrefft und se w ihrem Verhältnis zu dem jedesmaligen Bewußtseinsmhatt der Reen ckM^trachtet. Ähnlich werden die Anfänge der Kunst in dre Nahe oder in d Ferne fallen, je nachdem man in den Begriff der Kmist nur d:e den Interessen dienenden Künste wie die Griffel-, die Mendel- und die ^n Äwnst ^de oder darunter auch die den praktischen Interessen dienenden Künste v erste . Wie die architektonische. ornamentale, keramische, kosmische oder gar Sy wüst. Narbe^.i^'.."-............wie dielenzeichnnng und Tattnierung. Diese praktischen Künste hervor- vder"s^^'- ^^rügte es, die Keime weiterzuentwickeln, die schon die tierischen ^ . ^nlbtierischen Vorfahren gelegt hatten. Jene geistigen Künste aber sind liebe ^ 'menschliche und setzen die Trennung des tierischen und des mensch- yz/" Seelenlebens voraus. Je nachdem sich der Kunsthistoriker auf diesen und^ VStandpunkt stellt, wird er die Kmistgeschichte auf die Plastik Vers s Malerei beschränken und nicht über die Grenzen der Menschheit yinans > gen, oder ^ ^ tierische Kunst ausdehnen und in den ^es seiner Darstellung auch die andern Künste ziehn. oss> . ^er Standpunkt ist der richtige? Die weiteste Fernsicht gewährt i erbar der Standpunkt der rein mechanistischen Erklärung der Kunst. Vou des finden mit den Endursachen alle Gegensätze des Physischen und setze )^Rheden, der belebten und der unbelebten Natur; denn dieselben Ge- ° - denen die innern Vorgänge der Lebewesen folgen, bestimmen auch die ein?N"xM ^ leblosen Körper. Die menschliche Kunst erscheint danach als in? in?^^ der Welt- oder Schvpfungsinaschine, das mit seinen Anfängen bis ^ ' "neralreich zurückgreift. Die mannigfaltigen, mit mathematischer Genauig- der »"^^"hrten Kristallisationen der Minerale, die kunstvollen Bildungen r - unter und der Blüten unsrer Pflanz eil. die unsre Bewunderung heraus- ^^ernten Gebilde der Tierwelt und die künstlerischen Erzeugnisse des Menschen d . nur Glieder einer Kette. So verschieden auch diese Erscheinungsformen den / ? sind, so sind sie doch nicht durch Klüfte geschieden/ sondern Gradunterschiede verbunden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/151>, abgerufen am 01.09.2024.