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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Heimkehr

breit, und die Pferde waren junge mutige Tiere, die scharf im Zügel gehalten
werden mußten.

Das Mädchen rückte am Korb, an den schönen Tragebändern von Glanzleder,
denen eine feine Rosenguirlande aufgemalt war nebst Namenszug der Trägerin und
Datum und Jahreszahl des Gcschenktages.

Die wills nich wahr haben, das; die unsern Großvater zu Gefallen gelaufen
ist. Die hat euue Rache auf uns. Unser Arno hats mußt büße. Der hat ihre Limnei
wollt heirate, aber sie hats nicht zugegeben. Der ist heute noch nicht drüber weg.
Sie sprechen Rippe auf ihn, ans meinen Bruder, aber ich weiß nicht wegen was.

Wenn er die gekriegt hätte, da würde er nicht so finzenwie er itze thut,
antwortete der alte Jahr mit Bezug auf den Großvater. Das Weibsbild, das
würd ihn schon kuriert haben von seiner guten Laune. Ich hab ihr gestern ä
liuzchen zugeschaut, wie sie ihren Mnun torbiert hat, das Deibelslnder, das die is.

Ja, da muß an sich hüten, sagte das Mädchen wichtig. Großvater spricht,
das hätt er gleich weisgekriegt, was die für einen Charakter hat. Nachher ist er
nach der Grvßemutter gelaufen, die hatte er in sei Herze eingeschlossen. Aber die
hat ihn nicht wollt nehmen, die hat gesagt, sie woll nich heiraten. Zwei Jahre
ist er ihr wegen gelaufen. Dann hat er sie mal in Holze getroffen. Erst hat er
ihr helft auflesen und packen und verschnüren, und dann hat er gesprochen:
Hast denn du dir das nunc überlegt, ob du mich willst? -- Ach, ich mag
dich schon gerne, hat sie gesagt. Du bist nicht schlecht -- nein! -- Na, willst
denn du mich nunc heiraten? hat er weiter gesprochen. -- Aber unsre Großemntter hat
gesagt: Zum Heiroten, da thuts das uicht, daß man einen bloß mag. Da muß
man einen schon hehre lieb haben. Die Weibsen, die sind ja dazu da, daß sie den
Mannsen was nachsehen. -- So hat sie gesprochen. Und der Großvater hat zu ihr
gesagt: Wenn dn mich uicht willst, dünn geh ich unter. Dann werde ich ein
schlechter Mensch. Ich kann mir das vürstelle, hat er gesagt, daß ich einen konnte
überfallen und den windelweich hauen aus blußeu Spaß nu der Sache. Und wenn
man erst soweit is, da kommt man leichte weiter. Dn thut mau leichte mehr vom
Guten einbüßen. Und da fängt man an zu sinken und zu fallen. Und da ist ein
Schritt, da is man ganz verloren. Wenn du mich aber nimmst, hat er gesagt,
du sollst nie keine Klage zu führe" haben. Ich will dich auf meinen Händen durch
das Leben tragen. Der König soll nicht besser zu seiner Fraue sein, wie ich zu dir
bin. -- Aber sie hat uicht gemocht, so viel er auch in sie hinein geredt hat. Da
hat er sich hingesetzt und hat angefangen zu weinen. Mit den Händen vor seinein
Gesicht hat er dagesessen und hat so aus tiefen Herzen geweint, daß die Große¬
mntter das nicht hat konnt mit ansehen. -- Ach, hat sie gesagt, du überfällst ja
mich gar! Das kann ich nicht hören. -- Und dn hat sie auch geweint. Er hat
aber ihren Korb aufgehuckelt und hat thu rab getragen. Und wie er ihr den Korb
hat wieder gegeben, dn hat er gesagt: Ich muß noch einmal mit dir reden, wie
ein Bettelmann: Willst dn mir denn nicht ein Stückchen Brot gebe, daß ich nicht
Hungers sterbe? Damit hat er gemeint, ob sie ihm nicht wolle ein linzchen Hoffnung
losse. -- Die Großemntter hat nacher gesagt: Na, denn in Gottes Namen sags
dem Vater, der wird nicht nein spreche. -- Da hat sich der Großvater auf die
Wiese niedergeworfen und hat gebrüllt wie ein Stier, so voll ist sein Herz gewesen.

Das Mädchen hatte ein hellgrundiges Taschentuch herausgezogen, das es und
beiden Händen vor seine Augen hielt. Dann rückte sie wieder an den Tragbändern.

Nu hab ichs aber notwendig, sagte sie. Ich bin mit dem Zug ranis gefahren,
daß ich rascher sollte retour kommen. Sie stand doch noch einen Angenblick, als
wolle sie etwas fragen, nickte aber schließlich und sagte: Hatjeh -- na ich wünsch
auch gute Reise. Darauf nickte sie wieder und verfiel sogleich in einen kräftigen
schritt, dem der alte Jahr wohl nicht hätte folgen können.

Der nahm die Pfeife aus dem Munde und rief hinterdrein: Spring zu!



^) lachen.
Heimkehr

breit, und die Pferde waren junge mutige Tiere, die scharf im Zügel gehalten
werden mußten.

Das Mädchen rückte am Korb, an den schönen Tragebändern von Glanzleder,
denen eine feine Rosenguirlande aufgemalt war nebst Namenszug der Trägerin und
Datum und Jahreszahl des Gcschenktages.

Die wills nich wahr haben, das; die unsern Großvater zu Gefallen gelaufen
ist. Die hat euue Rache auf uns. Unser Arno hats mußt büße. Der hat ihre Limnei
wollt heirate, aber sie hats nicht zugegeben. Der ist heute noch nicht drüber weg.
Sie sprechen Rippe auf ihn, ans meinen Bruder, aber ich weiß nicht wegen was.

Wenn er die gekriegt hätte, da würde er nicht so finzenwie er itze thut,
antwortete der alte Jahr mit Bezug auf den Großvater. Das Weibsbild, das
würd ihn schon kuriert haben von seiner guten Laune. Ich hab ihr gestern ä
liuzchen zugeschaut, wie sie ihren Mnun torbiert hat, das Deibelslnder, das die is.

Ja, da muß an sich hüten, sagte das Mädchen wichtig. Großvater spricht,
das hätt er gleich weisgekriegt, was die für einen Charakter hat. Nachher ist er
nach der Grvßemutter gelaufen, die hatte er in sei Herze eingeschlossen. Aber die
hat ihn nicht wollt nehmen, die hat gesagt, sie woll nich heiraten. Zwei Jahre
ist er ihr wegen gelaufen. Dann hat er sie mal in Holze getroffen. Erst hat er
ihr helft auflesen und packen und verschnüren, und dann hat er gesprochen:
Hast denn du dir das nunc überlegt, ob du mich willst? — Ach, ich mag
dich schon gerne, hat sie gesagt. Du bist nicht schlecht — nein! — Na, willst
denn du mich nunc heiraten? hat er weiter gesprochen. — Aber unsre Großemntter hat
gesagt: Zum Heiroten, da thuts das uicht, daß man einen bloß mag. Da muß
man einen schon hehre lieb haben. Die Weibsen, die sind ja dazu da, daß sie den
Mannsen was nachsehen. — So hat sie gesprochen. Und der Großvater hat zu ihr
gesagt: Wenn dn mich uicht willst, dünn geh ich unter. Dann werde ich ein
schlechter Mensch. Ich kann mir das vürstelle, hat er gesagt, daß ich einen konnte
überfallen und den windelweich hauen aus blußeu Spaß nu der Sache. Und wenn
man erst soweit is, da kommt man leichte weiter. Dn thut mau leichte mehr vom
Guten einbüßen. Und da fängt man an zu sinken und zu fallen. Und da ist ein
Schritt, da is man ganz verloren. Wenn du mich aber nimmst, hat er gesagt,
du sollst nie keine Klage zu führe» haben. Ich will dich auf meinen Händen durch
das Leben tragen. Der König soll nicht besser zu seiner Fraue sein, wie ich zu dir
bin. — Aber sie hat uicht gemocht, so viel er auch in sie hinein geredt hat. Da
hat er sich hingesetzt und hat angefangen zu weinen. Mit den Händen vor seinein
Gesicht hat er dagesessen und hat so aus tiefen Herzen geweint, daß die Große¬
mntter das nicht hat konnt mit ansehen. — Ach, hat sie gesagt, du überfällst ja
mich gar! Das kann ich nicht hören. — Und dn hat sie auch geweint. Er hat
aber ihren Korb aufgehuckelt und hat thu rab getragen. Und wie er ihr den Korb
hat wieder gegeben, dn hat er gesagt: Ich muß noch einmal mit dir reden, wie
ein Bettelmann: Willst dn mir denn nicht ein Stückchen Brot gebe, daß ich nicht
Hungers sterbe? Damit hat er gemeint, ob sie ihm nicht wolle ein linzchen Hoffnung
losse. — Die Großemntter hat nacher gesagt: Na, denn in Gottes Namen sags
dem Vater, der wird nicht nein spreche. — Da hat sich der Großvater auf die
Wiese niedergeworfen und hat gebrüllt wie ein Stier, so voll ist sein Herz gewesen.

Das Mädchen hatte ein hellgrundiges Taschentuch herausgezogen, das es und
beiden Händen vor seine Augen hielt. Dann rückte sie wieder an den Tragbändern.

Nu hab ichs aber notwendig, sagte sie. Ich bin mit dem Zug ranis gefahren,
daß ich rascher sollte retour kommen. Sie stand doch noch einen Angenblick, als
wolle sie etwas fragen, nickte aber schließlich und sagte: Hatjeh — na ich wünsch
auch gute Reise. Darauf nickte sie wieder und verfiel sogleich in einen kräftigen
schritt, dem der alte Jahr wohl nicht hätte folgen können.

Der nahm die Pfeife aus dem Munde und rief hinterdrein: Spring zu!



^) lachen.
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[0112] Heimkehr breit, und die Pferde waren junge mutige Tiere, die scharf im Zügel gehalten werden mußten. Das Mädchen rückte am Korb, an den schönen Tragebändern von Glanzleder, denen eine feine Rosenguirlande aufgemalt war nebst Namenszug der Trägerin und Datum und Jahreszahl des Gcschenktages. Die wills nich wahr haben, das; die unsern Großvater zu Gefallen gelaufen ist. Die hat euue Rache auf uns. Unser Arno hats mußt büße. Der hat ihre Limnei wollt heirate, aber sie hats nicht zugegeben. Der ist heute noch nicht drüber weg. Sie sprechen Rippe auf ihn, ans meinen Bruder, aber ich weiß nicht wegen was. Wenn er die gekriegt hätte, da würde er nicht so finzenwie er itze thut, antwortete der alte Jahr mit Bezug auf den Großvater. Das Weibsbild, das würd ihn schon kuriert haben von seiner guten Laune. Ich hab ihr gestern ä liuzchen zugeschaut, wie sie ihren Mnun torbiert hat, das Deibelslnder, das die is. Ja, da muß an sich hüten, sagte das Mädchen wichtig. Großvater spricht, das hätt er gleich weisgekriegt, was die für einen Charakter hat. Nachher ist er nach der Grvßemutter gelaufen, die hatte er in sei Herze eingeschlossen. Aber die hat ihn nicht wollt nehmen, die hat gesagt, sie woll nich heiraten. Zwei Jahre ist er ihr wegen gelaufen. Dann hat er sie mal in Holze getroffen. Erst hat er ihr helft auflesen und packen und verschnüren, und dann hat er gesprochen: Hast denn du dir das nunc überlegt, ob du mich willst? — Ach, ich mag dich schon gerne, hat sie gesagt. Du bist nicht schlecht — nein! — Na, willst denn du mich nunc heiraten? hat er weiter gesprochen. — Aber unsre Großemntter hat gesagt: Zum Heiroten, da thuts das uicht, daß man einen bloß mag. Da muß man einen schon hehre lieb haben. Die Weibsen, die sind ja dazu da, daß sie den Mannsen was nachsehen. — So hat sie gesprochen. Und der Großvater hat zu ihr gesagt: Wenn dn mich uicht willst, dünn geh ich unter. Dann werde ich ein schlechter Mensch. Ich kann mir das vürstelle, hat er gesagt, daß ich einen konnte überfallen und den windelweich hauen aus blußeu Spaß nu der Sache. Und wenn man erst soweit is, da kommt man leichte weiter. Dn thut mau leichte mehr vom Guten einbüßen. Und da fängt man an zu sinken und zu fallen. Und da ist ein Schritt, da is man ganz verloren. Wenn du mich aber nimmst, hat er gesagt, du sollst nie keine Klage zu führe» haben. Ich will dich auf meinen Händen durch das Leben tragen. Der König soll nicht besser zu seiner Fraue sein, wie ich zu dir bin. — Aber sie hat uicht gemocht, so viel er auch in sie hinein geredt hat. Da hat er sich hingesetzt und hat angefangen zu weinen. Mit den Händen vor seinein Gesicht hat er dagesessen und hat so aus tiefen Herzen geweint, daß die Große¬ mntter das nicht hat konnt mit ansehen. — Ach, hat sie gesagt, du überfällst ja mich gar! Das kann ich nicht hören. — Und dn hat sie auch geweint. Er hat aber ihren Korb aufgehuckelt und hat thu rab getragen. Und wie er ihr den Korb hat wieder gegeben, dn hat er gesagt: Ich muß noch einmal mit dir reden, wie ein Bettelmann: Willst dn mir denn nicht ein Stückchen Brot gebe, daß ich nicht Hungers sterbe? Damit hat er gemeint, ob sie ihm nicht wolle ein linzchen Hoffnung losse. — Die Großemntter hat nacher gesagt: Na, denn in Gottes Namen sags dem Vater, der wird nicht nein spreche. — Da hat sich der Großvater auf die Wiese niedergeworfen und hat gebrüllt wie ein Stier, so voll ist sein Herz gewesen. Das Mädchen hatte ein hellgrundiges Taschentuch herausgezogen, das es und beiden Händen vor seine Augen hielt. Dann rückte sie wieder an den Tragbändern. Nu hab ichs aber notwendig, sagte sie. Ich bin mit dem Zug ranis gefahren, daß ich rascher sollte retour kommen. Sie stand doch noch einen Angenblick, als wolle sie etwas fragen, nickte aber schließlich und sagte: Hatjeh — na ich wünsch auch gute Reise. Darauf nickte sie wieder und verfiel sogleich in einen kräftigen schritt, dem der alte Jahr wohl nicht hätte folgen können. Der nahm die Pfeife aus dem Munde und rief hinterdrein: Spring zu! ^) lachen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/112>, abgerufen am 01.09.2024.