Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.11t SUQt man sich das Thema wählt Ill sunt und damit die Jesuiten meint. Wird dem Es ist uns zwar bis jetzt nicht gelungen, das Wesen und die Gepflogen¬ 11t SUQt man sich das Thema wählt Ill sunt und damit die Jesuiten meint. Wird dem Es ist uns zwar bis jetzt nicht gelungen, das Wesen und die Gepflogen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0092" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237378"/> <fw type="header" place="top"> 11t SUQt</fw><lb/> <p xml:id="ID_447" prev="#ID_446"> man sich das Thema wählt Ill sunt und damit die Jesuiten meint. Wird dem<lb/> Leser dieser unheimlichen Schar gegenüber ein kühles Urteil nicht geradezu un¬<lb/> erträglich sei«? Knieschüssig nennt man Leute, die uicht aufhören, das Für<lb/> und Wider abzuwägen, und sich nie zu einem schwungvollen Anathema be¬<lb/> geistern können. Wir haben uns das wohl gesagt, aber wir haben auch<lb/> andrerseits gedacht, wenn der Leser sehe, wie wir dem Katholiken seine Frende<lb/> an dem nachfühlen, was für Millionen der Wert und der Reiz des römisch¬<lb/> katholischen Dogmas und des katholischen Gottesdienstes ist, und dennoch zu<lb/> der Überzeugung gelangt sind, daß „der Orden" der gefährlichste, mit allen<lb/> uns zu Gebote stehenden Waffen zu bekämpfende Feind unsers Landes und<lb/> unsers Glaubens ist, so könnte das doch den einen oder den andern auf den<lb/> Gedanken bringen, daß wir nicht bloß nachreden, was wir gelesen und gehört<lb/> haben, daß wir nicht in das Horn eines fix und fertigen Vorurteils stoßen,<lb/> sondern daß uns um die höchsten Güter des deutschen Volkes bange ist, und<lb/> daß wir Haumdgl ante xorws rufen, weil wir wirklich an eine drohende<lb/> große Gefahr glauben.</p><lb/> <p xml:id="ID_448" next="#ID_449"> Es ist uns zwar bis jetzt nicht gelungen, das Wesen und die Gepflogen¬<lb/> heiten der römisch-katholischen Kirche mit dem Inhalte der Evangelien, am<lb/> wenigsten der Bergpredigt in erfreulichen Einklang zu bringen, und wenn wir<lb/> lesen: Hütet euch vor denen, die in langen Kleidern umhergehn, so ist es uns<lb/> bisweilen, als wenn das mit überirdischer Hellsicht begabte, über Jahrhunderte<lb/> hinwegschauende Auge schou die rotgekleideten Kirchenfürsten gesehen Hütte, die<lb/> ohne Caudatar nicht zurechtkommen: aber, abgesehen von diesem Zwiespalt,<lb/> begriffen, verstanden haben wir den Katholizismus und die Katholiken immer.<lb/> Katholik sein ist für das Denkvermögen so ausruhend, für die Phantasie und<lb/> das Auge so anregend. Da wir uns weder über die Bilocität der mit ihr<lb/> begnadigten Heiligen, noch über die unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes,<lb/> noch über die Unfehlbarkeit des heiligen Vaters Gedanken zu machen brauchten,<lb/> so bewunderten wir harmlos, was es da, wo wir gerade lebten, an hohen<lb/> katholischen Kirchenfesten zu sehen und zu hören gab, und wir bekennen offen,<lb/> nirgends anders vollendetere Angen- und Ohrenweide genossen zu haben. Was<lb/> mau auch immer über heidnische Prachtentfaltung sagen mag, den Gottesdienst mit<lb/> so herrlichen und geschmackvollen Äußerlichkeiten umgeben zu können ist doch<lb/> schließlich eine Kunst, die eine jahrhundertelange Tradition erfordert. Von<lb/> Se. Peter, dem Papst, der hoäo8 A<zstg.tora, der Nobelgarde und den Pfauen-<lb/> Wedeln haben wir freilich leider nur gehört: aber was Nur z. B. in Prag<lb/> unter weit geringerm Zulauf und deshalb in einem wirksamern Rahmen von<lb/> der Pracht des sich in einer sechsspännigen, über und über vergoldeten und<lb/> Monierten, altmodisch in Hüngeriemen schwankenden Galakutsche durch die<lb/> hallenden Höfe des Hradschin nach dem Dom begehenden Kardinals und dann<lb/> von dessen ritueller Umkleidung zum pontifizierenden Fürsterzbischof gesehen<lb/> haben, ist bei weitem der künstlerisch vollendetste xg.A6g.ut, wie sich die Eng¬<lb/> länder ausdrücken, dem wir je beigewohnt haben. Bor und hinter dem Wagen<lb/> Scharen galonierter Diener, Glockengeläute, der Kirchenfürst durch hohe<lb/> Spiegelscheiben von allen Seiten sichtbar und nach rechts und links den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0092]
11t SUQt
man sich das Thema wählt Ill sunt und damit die Jesuiten meint. Wird dem
Leser dieser unheimlichen Schar gegenüber ein kühles Urteil nicht geradezu un¬
erträglich sei«? Knieschüssig nennt man Leute, die uicht aufhören, das Für
und Wider abzuwägen, und sich nie zu einem schwungvollen Anathema be¬
geistern können. Wir haben uns das wohl gesagt, aber wir haben auch
andrerseits gedacht, wenn der Leser sehe, wie wir dem Katholiken seine Frende
an dem nachfühlen, was für Millionen der Wert und der Reiz des römisch¬
katholischen Dogmas und des katholischen Gottesdienstes ist, und dennoch zu
der Überzeugung gelangt sind, daß „der Orden" der gefährlichste, mit allen
uns zu Gebote stehenden Waffen zu bekämpfende Feind unsers Landes und
unsers Glaubens ist, so könnte das doch den einen oder den andern auf den
Gedanken bringen, daß wir nicht bloß nachreden, was wir gelesen und gehört
haben, daß wir nicht in das Horn eines fix und fertigen Vorurteils stoßen,
sondern daß uns um die höchsten Güter des deutschen Volkes bange ist, und
daß wir Haumdgl ante xorws rufen, weil wir wirklich an eine drohende
große Gefahr glauben.
Es ist uns zwar bis jetzt nicht gelungen, das Wesen und die Gepflogen¬
heiten der römisch-katholischen Kirche mit dem Inhalte der Evangelien, am
wenigsten der Bergpredigt in erfreulichen Einklang zu bringen, und wenn wir
lesen: Hütet euch vor denen, die in langen Kleidern umhergehn, so ist es uns
bisweilen, als wenn das mit überirdischer Hellsicht begabte, über Jahrhunderte
hinwegschauende Auge schou die rotgekleideten Kirchenfürsten gesehen Hütte, die
ohne Caudatar nicht zurechtkommen: aber, abgesehen von diesem Zwiespalt,
begriffen, verstanden haben wir den Katholizismus und die Katholiken immer.
Katholik sein ist für das Denkvermögen so ausruhend, für die Phantasie und
das Auge so anregend. Da wir uns weder über die Bilocität der mit ihr
begnadigten Heiligen, noch über die unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes,
noch über die Unfehlbarkeit des heiligen Vaters Gedanken zu machen brauchten,
so bewunderten wir harmlos, was es da, wo wir gerade lebten, an hohen
katholischen Kirchenfesten zu sehen und zu hören gab, und wir bekennen offen,
nirgends anders vollendetere Angen- und Ohrenweide genossen zu haben. Was
mau auch immer über heidnische Prachtentfaltung sagen mag, den Gottesdienst mit
so herrlichen und geschmackvollen Äußerlichkeiten umgeben zu können ist doch
schließlich eine Kunst, die eine jahrhundertelange Tradition erfordert. Von
Se. Peter, dem Papst, der hoäo8 A<zstg.tora, der Nobelgarde und den Pfauen-
Wedeln haben wir freilich leider nur gehört: aber was Nur z. B. in Prag
unter weit geringerm Zulauf und deshalb in einem wirksamern Rahmen von
der Pracht des sich in einer sechsspännigen, über und über vergoldeten und
Monierten, altmodisch in Hüngeriemen schwankenden Galakutsche durch die
hallenden Höfe des Hradschin nach dem Dom begehenden Kardinals und dann
von dessen ritueller Umkleidung zum pontifizierenden Fürsterzbischof gesehen
haben, ist bei weitem der künstlerisch vollendetste xg.A6g.ut, wie sich die Eng¬
länder ausdrücken, dem wir je beigewohnt haben. Bor und hinter dem Wagen
Scharen galonierter Diener, Glockengeläute, der Kirchenfürst durch hohe
Spiegelscheiben von allen Seiten sichtbar und nach rechts und links den
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