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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ausführliche Darstellung der Unterscheidungslchren ist objektiv gehalten und frei von
Gehässigkeit im Ton. Den Sekten, unter denen anch die Spiritisten und die
Chiliasten abgehandelt werden (hätte nicht die ethische Bewegung mehr Recht auf
Erwähnung gehabt als der Spiritisteuhumbng?), find 180 Seiten eingeräumt. --
Professor Wilhelm von gehender hat uuter dem Titel: Die Weltreligionen
auf dem Columbia-Kongreß von Chicago 1893 (zweite, neubearbeitete Auf¬
lage; Gotha, Friedrich Andreas Perthes, 1900) aus den dort gehaltnen Reden
zusammengestellt, was ihm am wichtigsten schien, und eine Reihe erläuternder Ab¬
handlungen beigefügt über Religion im allgemeinen, Glauben, Wunderglauben,
Dreieinigkeit usw. Der Verfasser ist ein frommer Semipantheist, der das Gute in
den "geoffenbarten" Religionen anerkennt, selbst aber Gott in der Natur gesucht
und gefunden hat. Er hat vor mehr als einem halben Jahrhundert bei seiner
medizinischen Doktorpromotion die These verteidigt: ^.nakoiniav Senninen xist^loin
ol'g'g, Oeuiu lag'ol, iäoo<iuo tboologis etirun aiMg otia,ur eommeuÄanÄunr L8i. Die
Teilnehmer an jenem amerikanischen Kongreß haben allesamt Versöhnlichkeit be¬
kundet. Die Anordner beabsichtigten, einen zweiten 1900 in Paris zu veran¬
stalte!?, haben aber den Plan aufgegeben. Und das war gut, meint Zchender, denn
bei der Art christlicher Liebe, die in Europa die Angehörigen der verschiednen
christlichen Konfessionen beseelt, hatte leicht eine Prügelei daraus werden können. --
Fr. Whß, Schulinspektor a. D., hat ein Schriftchen: Theologie und Ethik
herausgegeben (Wien, A. Piasters Witwe n. Sohn; zweite Ausgabe 1901), worin
er u. a. beweist, daß der Glaube an ein Jenseits ans dem Heidentum stammt, daß
Jesus "die Gottesherrschaft der Wahrheit und Liebe in dieser realen Welt ge¬
predigt" hat, und daß alle Bibelübcrsetzer von Luther bis Allioli das Neue
Testament gefälscht haben; auch Luther hat nicht erkannt, daß Jesus und Paulus
die vegetarische Lebensweise vorschreiben, z. B. Johannes 6, 64 (das Fleisch nützet
nichts; nicht 63, wie zitiert wird) und Rom. 7, 5; statt: als wir noch im Fleische
lebten, übersetzt Wyß: als wir noch bei der Fleischspeise lebten. Wir erwähnen
den harmlosen Unsinn nur deswegen, weil das Schriftchen in Österreich verboten
worden ist; wenn die Herren Zeit haben, sogar für solches Zeug Reklame zu mache",
müssen sie doch gar nichts nützliches mehr zu thun haben. -- Der Dr. xlril. Hermann
Franke wendet in der Schrift: Christentum und Darwinismus in ihrer
Versöhnung die Entwicklungslehre auf Religion und Ethik an: die wahre Gottes¬
erkenntnis und die echte Sittlichkeit können nicht am Anfange der Entwicklung des
Menschengeschlechts vorhanden gewesen sein, sondern müssen als ihr Ziel ins Auge
gefaßt werden. Selbstverständlich kann von diesem Standpunkt aus vou eurer
Reformation, von Wiederherstellung des Urchristentums u. tgi. nicht die Rede sein.
Der Verfasser ist Monist, bekämpft die aus dem Heidentum stammenden dualistischen,
namentlich gnostischen Lehren der Theologen und schreibt Seite 12: "Nicht eine
neue Offenbarung über Gottes Wesen ist das Christentum, sondern eine solche
über Gottes Willen an der Menschheit (so!), über das Ziel, das er ihr gesetzt
jhatj und das sie im rechten Anschluß an ihn erreichen soll. Christus hat keine
irgendwie geartete neue Lehre von Gott aufgestellt, soudern er hat zu Gott
hingeführt, hat versöhnt mit Gott, d. h. uus zu dem ewig unerforschlichen Gott
in das rechte Verhältnis gesetzt." In Christus hat die Menschheit das Ziel der
religiösen Entwicklung erreicht; was nach ihm geschieht, ist, daß mit seiner Hilfe
eine immer größere Zahl von Menschen diesem Ziel immer näher kommt. Das
haben die Reformatoren erkannt, aber ihre Zeitgenossen waren für diese Erkenntnis
nicht reif, und darum hat unser Volk zwei Jahrhunderte im Banne der Orthodoxie
leben müssen.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig .....- Druck von Carl Marqunrt in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

ausführliche Darstellung der Unterscheidungslchren ist objektiv gehalten und frei von
Gehässigkeit im Ton. Den Sekten, unter denen anch die Spiritisten und die
Chiliasten abgehandelt werden (hätte nicht die ethische Bewegung mehr Recht auf
Erwähnung gehabt als der Spiritisteuhumbng?), find 180 Seiten eingeräumt. —
Professor Wilhelm von gehender hat uuter dem Titel: Die Weltreligionen
auf dem Columbia-Kongreß von Chicago 1893 (zweite, neubearbeitete Auf¬
lage; Gotha, Friedrich Andreas Perthes, 1900) aus den dort gehaltnen Reden
zusammengestellt, was ihm am wichtigsten schien, und eine Reihe erläuternder Ab¬
handlungen beigefügt über Religion im allgemeinen, Glauben, Wunderglauben,
Dreieinigkeit usw. Der Verfasser ist ein frommer Semipantheist, der das Gute in
den „geoffenbarten" Religionen anerkennt, selbst aber Gott in der Natur gesucht
und gefunden hat. Er hat vor mehr als einem halben Jahrhundert bei seiner
medizinischen Doktorpromotion die These verteidigt: ^.nakoiniav Senninen xist^loin
ol'g'g, Oeuiu lag'ol, iäoo<iuo tboologis etirun aiMg otia,ur eommeuÄanÄunr L8i. Die
Teilnehmer an jenem amerikanischen Kongreß haben allesamt Versöhnlichkeit be¬
kundet. Die Anordner beabsichtigten, einen zweiten 1900 in Paris zu veran¬
stalte!?, haben aber den Plan aufgegeben. Und das war gut, meint Zchender, denn
bei der Art christlicher Liebe, die in Europa die Angehörigen der verschiednen
christlichen Konfessionen beseelt, hatte leicht eine Prügelei daraus werden können. —
Fr. Whß, Schulinspektor a. D., hat ein Schriftchen: Theologie und Ethik
herausgegeben (Wien, A. Piasters Witwe n. Sohn; zweite Ausgabe 1901), worin
er u. a. beweist, daß der Glaube an ein Jenseits ans dem Heidentum stammt, daß
Jesus „die Gottesherrschaft der Wahrheit und Liebe in dieser realen Welt ge¬
predigt" hat, und daß alle Bibelübcrsetzer von Luther bis Allioli das Neue
Testament gefälscht haben; auch Luther hat nicht erkannt, daß Jesus und Paulus
die vegetarische Lebensweise vorschreiben, z. B. Johannes 6, 64 (das Fleisch nützet
nichts; nicht 63, wie zitiert wird) und Rom. 7, 5; statt: als wir noch im Fleische
lebten, übersetzt Wyß: als wir noch bei der Fleischspeise lebten. Wir erwähnen
den harmlosen Unsinn nur deswegen, weil das Schriftchen in Österreich verboten
worden ist; wenn die Herren Zeit haben, sogar für solches Zeug Reklame zu mache«,
müssen sie doch gar nichts nützliches mehr zu thun haben. — Der Dr. xlril. Hermann
Franke wendet in der Schrift: Christentum und Darwinismus in ihrer
Versöhnung die Entwicklungslehre auf Religion und Ethik an: die wahre Gottes¬
erkenntnis und die echte Sittlichkeit können nicht am Anfange der Entwicklung des
Menschengeschlechts vorhanden gewesen sein, sondern müssen als ihr Ziel ins Auge
gefaßt werden. Selbstverständlich kann von diesem Standpunkt aus vou eurer
Reformation, von Wiederherstellung des Urchristentums u. tgi. nicht die Rede sein.
Der Verfasser ist Monist, bekämpft die aus dem Heidentum stammenden dualistischen,
namentlich gnostischen Lehren der Theologen und schreibt Seite 12: „Nicht eine
neue Offenbarung über Gottes Wesen ist das Christentum, sondern eine solche
über Gottes Willen an der Menschheit (so!), über das Ziel, das er ihr gesetzt
jhatj und das sie im rechten Anschluß an ihn erreichen soll. Christus hat keine
irgendwie geartete neue Lehre von Gott aufgestellt, soudern er hat zu Gott
hingeführt, hat versöhnt mit Gott, d. h. uus zu dem ewig unerforschlichen Gott
in das rechte Verhältnis gesetzt." In Christus hat die Menschheit das Ziel der
religiösen Entwicklung erreicht; was nach ihm geschieht, ist, daß mit seiner Hilfe
eine immer größere Zahl von Menschen diesem Ziel immer näher kommt. Das
haben die Reformatoren erkannt, aber ihre Zeitgenossen waren für diese Erkenntnis
nicht reif, und darum hat unser Volk zwei Jahrhunderte im Banne der Orthodoxie
leben müssen.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig .....- Druck von Carl Marqunrt in Leipzig
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[0688] Maßgebliches und Unmaßgebliches ausführliche Darstellung der Unterscheidungslchren ist objektiv gehalten und frei von Gehässigkeit im Ton. Den Sekten, unter denen anch die Spiritisten und die Chiliasten abgehandelt werden (hätte nicht die ethische Bewegung mehr Recht auf Erwähnung gehabt als der Spiritisteuhumbng?), find 180 Seiten eingeräumt. — Professor Wilhelm von gehender hat uuter dem Titel: Die Weltreligionen auf dem Columbia-Kongreß von Chicago 1893 (zweite, neubearbeitete Auf¬ lage; Gotha, Friedrich Andreas Perthes, 1900) aus den dort gehaltnen Reden zusammengestellt, was ihm am wichtigsten schien, und eine Reihe erläuternder Ab¬ handlungen beigefügt über Religion im allgemeinen, Glauben, Wunderglauben, Dreieinigkeit usw. Der Verfasser ist ein frommer Semipantheist, der das Gute in den „geoffenbarten" Religionen anerkennt, selbst aber Gott in der Natur gesucht und gefunden hat. Er hat vor mehr als einem halben Jahrhundert bei seiner medizinischen Doktorpromotion die These verteidigt: ^.nakoiniav Senninen xist^loin ol'g'g, Oeuiu lag'ol, iäoo<iuo tboologis etirun aiMg otia,ur eommeuÄanÄunr L8i. Die Teilnehmer an jenem amerikanischen Kongreß haben allesamt Versöhnlichkeit be¬ kundet. Die Anordner beabsichtigten, einen zweiten 1900 in Paris zu veran¬ stalte!?, haben aber den Plan aufgegeben. Und das war gut, meint Zchender, denn bei der Art christlicher Liebe, die in Europa die Angehörigen der verschiednen christlichen Konfessionen beseelt, hatte leicht eine Prügelei daraus werden können. — Fr. Whß, Schulinspektor a. D., hat ein Schriftchen: Theologie und Ethik herausgegeben (Wien, A. Piasters Witwe n. Sohn; zweite Ausgabe 1901), worin er u. a. beweist, daß der Glaube an ein Jenseits ans dem Heidentum stammt, daß Jesus „die Gottesherrschaft der Wahrheit und Liebe in dieser realen Welt ge¬ predigt" hat, und daß alle Bibelübcrsetzer von Luther bis Allioli das Neue Testament gefälscht haben; auch Luther hat nicht erkannt, daß Jesus und Paulus die vegetarische Lebensweise vorschreiben, z. B. Johannes 6, 64 (das Fleisch nützet nichts; nicht 63, wie zitiert wird) und Rom. 7, 5; statt: als wir noch im Fleische lebten, übersetzt Wyß: als wir noch bei der Fleischspeise lebten. Wir erwähnen den harmlosen Unsinn nur deswegen, weil das Schriftchen in Österreich verboten worden ist; wenn die Herren Zeit haben, sogar für solches Zeug Reklame zu mache«, müssen sie doch gar nichts nützliches mehr zu thun haben. — Der Dr. xlril. Hermann Franke wendet in der Schrift: Christentum und Darwinismus in ihrer Versöhnung die Entwicklungslehre auf Religion und Ethik an: die wahre Gottes¬ erkenntnis und die echte Sittlichkeit können nicht am Anfange der Entwicklung des Menschengeschlechts vorhanden gewesen sein, sondern müssen als ihr Ziel ins Auge gefaßt werden. Selbstverständlich kann von diesem Standpunkt aus vou eurer Reformation, von Wiederherstellung des Urchristentums u. tgi. nicht die Rede sein. Der Verfasser ist Monist, bekämpft die aus dem Heidentum stammenden dualistischen, namentlich gnostischen Lehren der Theologen und schreibt Seite 12: „Nicht eine neue Offenbarung über Gottes Wesen ist das Christentum, sondern eine solche über Gottes Willen an der Menschheit (so!), über das Ziel, das er ihr gesetzt jhatj und das sie im rechten Anschluß an ihn erreichen soll. Christus hat keine irgendwie geartete neue Lehre von Gott aufgestellt, soudern er hat zu Gott hingeführt, hat versöhnt mit Gott, d. h. uus zu dem ewig unerforschlichen Gott in das rechte Verhältnis gesetzt." In Christus hat die Menschheit das Ziel der religiösen Entwicklung erreicht; was nach ihm geschieht, ist, daß mit seiner Hilfe eine immer größere Zahl von Menschen diesem Ziel immer näher kommt. Das haben die Reformatoren erkannt, aber ihre Zeitgenossen waren für diese Erkenntnis nicht reif, und darum hat unser Volk zwei Jahrhunderte im Banne der Orthodoxie leben müssen. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig .....- Druck von Carl Marqunrt in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/688>, abgerufen am 26.06.2024.