Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.LMenentum und Christentum Lyell. Wenn er, um sich schauend, eine letzte Ursache des Alls mit einem Geist Hellenentum und Christentum 6. T>lo von prusa esus für eine mythische Person zu erklaren, die niemals gelebt Grenzboten II 1902 74
LMenentum und Christentum Lyell. Wenn er, um sich schauend, eine letzte Ursache des Alls mit einem Geist Hellenentum und Christentum 6. T>lo von prusa esus für eine mythische Person zu erklaren, die niemals gelebt Grenzboten II 1902 74
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0593" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237879"/> <fw type="header" place="top"> LMenentum und Christentum</fw><lb/> <p xml:id="ID_2989" prev="#ID_2988"> Lyell. Wenn er, um sich schauend, eine letzte Ursache des Alls mit einem Geist<lb/> ähnlich dem des Menschen annahm, nannte er sich selbst einen Theisten, be¬<lb/> kannte aber zugleich, daß auch diese Überzeugung in ihm schwächer geworden<lb/> sei, allerdings unter manchen Schwankungen. Er hat sie aber offenbar nicht<lb/> verloren, und das ist das Wichtige. Darwins geistige Entwicklung ist bis<lb/> zuletzt aufsteigend gewesen. Die Klarheit seines Geistes ist höchstens vorüber¬<lb/> gehend getrübt worden, am meisten durch die Weihrauchwolke seiner tief unter<lb/> ihm stehende» Verehrer, besonders der deutschen. Sein kritisches Vermögen<lb/> ist im ganzen immer mehr gewachsen. Und dabei ist ihm als unverlierbarer<lb/> Rest nnvollkommnerer Gottesideen die Idee geblieben, die sich den tiefsten<lb/> und u<note type="byline"/> mfassendsten Denkern aller Zeiten offenbart hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Hellenentum und Christentum<lb/> 6. T>lo von prusa </head><lb/> <p xml:id="ID_2990" next="#ID_2991"> esus für eine mythische Person zu erklaren, die niemals gelebt<lb/> hat, wird heute auch der verwegenste Kritiker, der noch Anspruch<lb/> auf Wissenschaftlichkeit macht, kaum wagen. Abgesehen von dem<lb/> Zeugnisse des Paulus haben wir die beiden Stellen in den<lb/> ^ Jüdischen Altertümern des Flcwius Josephus. Die Echtheit der<lb/> Zweiten ist niemals bestritten worden. (Uranus führte dem Synedrium den<lb/> prüder Jesu, der Christus genannt wird, vor; Jakobus war sein Name. 20, 9.)<lb/> ^ erste ist zwar vielfach für eine Fälschung gehalten worden — auch Hase<lb/> "eigte dieser Ansicht zu —, aber Wilhelm Christ hält in seiner 1898 er-<lb/> Wenenen Griechischen Litteraturgeschichte S. 646 nur zwei Sätzchen darin für<lb/> ^utervoliert, die in der nachstehenden Übersetzung eingeklammerten: „Es war<lb/> ^er um diese Zeit Jesus, ein weiser Mann, wenn es erlaubt ist, ihn einen<lb/> -^ann zu nennen. Denn er war ein Verrichter außerordentlicher Thaten<lb/> "ud Lehrer der Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnehmen, und<lb/> ^le Juden, much viele hellenischen Stammes zog er an sich. ^Dieser war<lb/> "er Christus.j Und als er auf die Anklage der Vornehmsten unsers Volkes<lb/> Pilatus zum Kreuz verurteilt worden war, ließen doch die, die ihn vor-<lb/> ^ geliebt hatten, von ihrer Liebe nicht ab. jDenn am dritten Tage erschien<lb/> ^ ehren wieder lebend, was nebst vielem andern Wunderbaren die göttlichen<lb/> ProplMm von ihm vorausverkttndet hatten.j Bis jetzt ist das nach ihm be-<lb/> nannte Geschlecht der Christianer nicht ausgestorben." Dann die berühmte<lb/> Nachricht bei Taeitus. Daß dieser nichts näheres von Christus weiß, die<lb/> ^rigen heidnischen Schriftsteller aber ihn gar nicht erwähnen, ist ganz natürlich.<lb/> Kreuzigung eines armen Juden im entlegensten Winkel Syriens war<lb/> kein Ereignis. Die jüdische Diaspora wird überall, auch in Rom, von Jesus<lb/> ^fahren haben, aber falls hier und da die Kunde von ihm gesprächsweise<lb/> über eine Synagogengemeinde hiuausgedrungen ist, so haben die Heiden etwas</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1902 74</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0593]
LMenentum und Christentum
Lyell. Wenn er, um sich schauend, eine letzte Ursache des Alls mit einem Geist
ähnlich dem des Menschen annahm, nannte er sich selbst einen Theisten, be¬
kannte aber zugleich, daß auch diese Überzeugung in ihm schwächer geworden
sei, allerdings unter manchen Schwankungen. Er hat sie aber offenbar nicht
verloren, und das ist das Wichtige. Darwins geistige Entwicklung ist bis
zuletzt aufsteigend gewesen. Die Klarheit seines Geistes ist höchstens vorüber¬
gehend getrübt worden, am meisten durch die Weihrauchwolke seiner tief unter
ihm stehende» Verehrer, besonders der deutschen. Sein kritisches Vermögen
ist im ganzen immer mehr gewachsen. Und dabei ist ihm als unverlierbarer
Rest nnvollkommnerer Gottesideen die Idee geblieben, die sich den tiefsten
und u mfassendsten Denkern aller Zeiten offenbart hat.
Hellenentum und Christentum
6. T>lo von prusa
esus für eine mythische Person zu erklaren, die niemals gelebt
hat, wird heute auch der verwegenste Kritiker, der noch Anspruch
auf Wissenschaftlichkeit macht, kaum wagen. Abgesehen von dem
Zeugnisse des Paulus haben wir die beiden Stellen in den
^ Jüdischen Altertümern des Flcwius Josephus. Die Echtheit der
Zweiten ist niemals bestritten worden. (Uranus führte dem Synedrium den
prüder Jesu, der Christus genannt wird, vor; Jakobus war sein Name. 20, 9.)
^ erste ist zwar vielfach für eine Fälschung gehalten worden — auch Hase
"eigte dieser Ansicht zu —, aber Wilhelm Christ hält in seiner 1898 er-
Wenenen Griechischen Litteraturgeschichte S. 646 nur zwei Sätzchen darin für
^utervoliert, die in der nachstehenden Übersetzung eingeklammerten: „Es war
^er um diese Zeit Jesus, ein weiser Mann, wenn es erlaubt ist, ihn einen
-^ann zu nennen. Denn er war ein Verrichter außerordentlicher Thaten
"ud Lehrer der Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnehmen, und
^le Juden, much viele hellenischen Stammes zog er an sich. ^Dieser war
"er Christus.j Und als er auf die Anklage der Vornehmsten unsers Volkes
Pilatus zum Kreuz verurteilt worden war, ließen doch die, die ihn vor-
^ geliebt hatten, von ihrer Liebe nicht ab. jDenn am dritten Tage erschien
^ ehren wieder lebend, was nebst vielem andern Wunderbaren die göttlichen
ProplMm von ihm vorausverkttndet hatten.j Bis jetzt ist das nach ihm be-
nannte Geschlecht der Christianer nicht ausgestorben." Dann die berühmte
Nachricht bei Taeitus. Daß dieser nichts näheres von Christus weiß, die
^rigen heidnischen Schriftsteller aber ihn gar nicht erwähnen, ist ganz natürlich.
Kreuzigung eines armen Juden im entlegensten Winkel Syriens war
kein Ereignis. Die jüdische Diaspora wird überall, auch in Rom, von Jesus
^fahren haben, aber falls hier und da die Kunde von ihm gesprächsweise
über eine Synagogengemeinde hiuausgedrungen ist, so haben die Heiden etwas
Grenzboten II 1902 74
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |