Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Dnttmüller und sein Freund

einen großen Spektakel machten, und weil im kleinen Saale für die Gesell¬
schaft zur merkantilen Ausbeutung der toten Asse schon gedeckt worden war. Das
Privatzimmer sah nicht besonders freundlich aus, vielmehr etwas muffig und un¬
sauber und war ein Mittelding zwischen Gaststube und Wohnstube. Von dieser
Stube aus führte ein Nebeneingang auch nach dem kleinen Saale, wo die kleinen
Festlichkeiten gefeiert zu werden pflegten. Man mußte dazu ein paar Stufen empor
steigen.

Es dauerte uicht lange, so kam die Duttmüllern mit Fräulein Hefter an. Auch
bei Fritze Poplitz war kein Mensch zu Haus gewesen. Auch sie wurden in das
Privatzimmer geführt. Sie nahmen feierlich auf demi Sofa Platz, ohne abzulegen,
was vermutlich geschah, um den Hut zu rechter Wirkung kommen zu lassen. Fräulein
Hefter benahm sich sehr fein, kriegte kaum die Lippen ausetuander und sah, wenn
sie etwas äußerte, mit geneigtem Kopfe auf ihre Handschuhe, die sie auch uicht
ausgezogen hatte. Am Fenstertische hatte sich Göckel niedergelassen, und zu ihm
setzten sich Dörcher und Laura, die die neu auftauchende schreckliche Gefahr schnell
zu einander geführt hatte. Beide Parteien beobachteten sich längere Zeit. Dann
bestellte Fräulein Hefter Kaffee, und Göckel -- Schokolade. Darauf bestellte Fräulein
Hefter Sauerbrunnen, und Göckel -- eine Flasche Rotspohn. Weiter ging das Turnier
nicht, denn Göckel zog mit seiner Flasche ab. Darauf brachte Fräulein Hefter
Bisquits aus der Tasche und zeigte, wie man vornehm, das heißt ohne die Hand¬
schuhe auszuziehn, in den Kaffee einstippt. Dabei kommandierte sie Dörcher und
nannte es mit so geringschätziger Betonung "Fräulein," als wenn es ein Laden¬
mädchen in einer Konditorei gewesen wäre. Dörcher brachte, was verlangt wurde,
und setzte sich wieder zu Laura, und beide steckten die Köpfe zusammen und hielten
ein eifriges Zwiegespräch. Ebenso vertiefte man sich auf dem Sofaplatze in eine eifrige
Unterhaltung. Es war, wie wenn zwei Paar Hähne auf Mensur stehn und scheinbar
gleichgiltig zur Seite sehen und Körner aufpicken, aber jeder hat doch den andern
im Auge und die Sporen in Bereitschaft. Man sprach halblaut, erhob aber die
Stimme bei den Spitzen, die der Gegenpartei galten. Und so hörte man vom
Sofa her: Drei Häuser in Magdeburg--und vom Fenster: Mindestens dreißig
Jahre alt--, vom Sofa: Vierzigtauseud Mark Hypotheken----, vom Fenster:
Angemalt wie eine Holzpuppe---, vom Sofa: Theater und Konzert---, vom
Fenster: Wäschgeschäft -- --, vom Sofa: Veranda, Telefong und Schäslong---,
vom Fenster: Zöpfchen wie Rattenschwänze--, vom Sofa: Pariser Hut-->,
vom Fenster: Jawohl mit Federn drauf, die für drei ausgereicht hätten. -- Wissen
Sie, Dörcher, fragte Laura, wo ich solche Federn schon gesehen habe? Beim Kaiser.

Beim Kaiser? -- Die beiden Gesichter am Sofa flogen herum.

Ja, beim Kaiser, als er das Denkmal einweihte. Das heißt, bei dem Kaiser
seinen Pferden.

Die Frau Duttmüller erhob sich, setzte die Arme nach Waschfraueuart in die
Seite und legte hochrot im Gesichte los: Sooo? Bei dem Kaiser seinen Pferden?
Wer redet hier von dem Kaiser seinen Pferden?

Ich, Duttmüllern, erwiderte Laura schnippisch. Ich werde doch hier reden
können, was mir beliebt.

Und ich sage Ihnen, Jumfer Naseweis, daß es eine Unverschämtheit ist. Wie
können Sie überhaupt von dem Kaiser seinen Pferden reden? Und was so ein
Hut kostet -- echte Pariser Ware --, wie ihn Fräulein Hefter aufs Land aufsetzt,
den können Sie gar nicht bezahlen, und wenn Sie alle Ihre Kasten zusammen¬
kratzen. Wissen Sie das?

Will ich auch gar nicht. So einen babylonischen Turm würde ich auch gar
nicht aufsetzen.

Woran Sie sehr wohl thun. Was kein komplettes Frauenzimmer ist, soll so
einen Hut auch nicht aufsetzen, Versteh" Sie mich? Sie Knirps Sie!

Was? Knirps ---?


Doktor Dnttmüller und sein Freund

einen großen Spektakel machten, und weil im kleinen Saale für die Gesell¬
schaft zur merkantilen Ausbeutung der toten Asse schon gedeckt worden war. Das
Privatzimmer sah nicht besonders freundlich aus, vielmehr etwas muffig und un¬
sauber und war ein Mittelding zwischen Gaststube und Wohnstube. Von dieser
Stube aus führte ein Nebeneingang auch nach dem kleinen Saale, wo die kleinen
Festlichkeiten gefeiert zu werden pflegten. Man mußte dazu ein paar Stufen empor
steigen.

Es dauerte uicht lange, so kam die Duttmüllern mit Fräulein Hefter an. Auch
bei Fritze Poplitz war kein Mensch zu Haus gewesen. Auch sie wurden in das
Privatzimmer geführt. Sie nahmen feierlich auf demi Sofa Platz, ohne abzulegen,
was vermutlich geschah, um den Hut zu rechter Wirkung kommen zu lassen. Fräulein
Hefter benahm sich sehr fein, kriegte kaum die Lippen ausetuander und sah, wenn
sie etwas äußerte, mit geneigtem Kopfe auf ihre Handschuhe, die sie auch uicht
ausgezogen hatte. Am Fenstertische hatte sich Göckel niedergelassen, und zu ihm
setzten sich Dörcher und Laura, die die neu auftauchende schreckliche Gefahr schnell
zu einander geführt hatte. Beide Parteien beobachteten sich längere Zeit. Dann
bestellte Fräulein Hefter Kaffee, und Göckel — Schokolade. Darauf bestellte Fräulein
Hefter Sauerbrunnen, und Göckel — eine Flasche Rotspohn. Weiter ging das Turnier
nicht, denn Göckel zog mit seiner Flasche ab. Darauf brachte Fräulein Hefter
Bisquits aus der Tasche und zeigte, wie man vornehm, das heißt ohne die Hand¬
schuhe auszuziehn, in den Kaffee einstippt. Dabei kommandierte sie Dörcher und
nannte es mit so geringschätziger Betonung „Fräulein," als wenn es ein Laden¬
mädchen in einer Konditorei gewesen wäre. Dörcher brachte, was verlangt wurde,
und setzte sich wieder zu Laura, und beide steckten die Köpfe zusammen und hielten
ein eifriges Zwiegespräch. Ebenso vertiefte man sich auf dem Sofaplatze in eine eifrige
Unterhaltung. Es war, wie wenn zwei Paar Hähne auf Mensur stehn und scheinbar
gleichgiltig zur Seite sehen und Körner aufpicken, aber jeder hat doch den andern
im Auge und die Sporen in Bereitschaft. Man sprach halblaut, erhob aber die
Stimme bei den Spitzen, die der Gegenpartei galten. Und so hörte man vom
Sofa her: Drei Häuser in Magdeburg--und vom Fenster: Mindestens dreißig
Jahre alt--, vom Sofa: Vierzigtauseud Mark Hypotheken----, vom Fenster:
Angemalt wie eine Holzpuppe---, vom Sofa: Theater und Konzert---, vom
Fenster: Wäschgeschäft — —, vom Sofa: Veranda, Telefong und Schäslong---,
vom Fenster: Zöpfchen wie Rattenschwänze--, vom Sofa: Pariser Hut-->,
vom Fenster: Jawohl mit Federn drauf, die für drei ausgereicht hätten. — Wissen
Sie, Dörcher, fragte Laura, wo ich solche Federn schon gesehen habe? Beim Kaiser.

Beim Kaiser? — Die beiden Gesichter am Sofa flogen herum.

Ja, beim Kaiser, als er das Denkmal einweihte. Das heißt, bei dem Kaiser
seinen Pferden.

Die Frau Duttmüller erhob sich, setzte die Arme nach Waschfraueuart in die
Seite und legte hochrot im Gesichte los: Sooo? Bei dem Kaiser seinen Pferden?
Wer redet hier von dem Kaiser seinen Pferden?

Ich, Duttmüllern, erwiderte Laura schnippisch. Ich werde doch hier reden
können, was mir beliebt.

Und ich sage Ihnen, Jumfer Naseweis, daß es eine Unverschämtheit ist. Wie
können Sie überhaupt von dem Kaiser seinen Pferden reden? Und was so ein
Hut kostet — echte Pariser Ware —, wie ihn Fräulein Hefter aufs Land aufsetzt,
den können Sie gar nicht bezahlen, und wenn Sie alle Ihre Kasten zusammen¬
kratzen. Wissen Sie das?

Will ich auch gar nicht. So einen babylonischen Turm würde ich auch gar
nicht aufsetzen.

Woran Sie sehr wohl thun. Was kein komplettes Frauenzimmer ist, soll so
einen Hut auch nicht aufsetzen, Versteh» Sie mich? Sie Knirps Sie!

Was? Knirps ---?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237040"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Dnttmüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2096" prev="#ID_2095"> einen großen Spektakel machten, und weil im kleinen Saale für die Gesell¬<lb/>
schaft zur merkantilen Ausbeutung der toten Asse schon gedeckt worden war. Das<lb/>
Privatzimmer sah nicht besonders freundlich aus, vielmehr etwas muffig und un¬<lb/>
sauber und war ein Mittelding zwischen Gaststube und Wohnstube. Von dieser<lb/>
Stube aus führte ein Nebeneingang auch nach dem kleinen Saale, wo die kleinen<lb/>
Festlichkeiten gefeiert zu werden pflegten. Man mußte dazu ein paar Stufen empor<lb/>
steigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2097"> Es dauerte uicht lange, so kam die Duttmüllern mit Fräulein Hefter an. Auch<lb/>
bei Fritze Poplitz war kein Mensch zu Haus gewesen. Auch sie wurden in das<lb/>
Privatzimmer geführt. Sie nahmen feierlich auf demi Sofa Platz, ohne abzulegen,<lb/>
was vermutlich geschah, um den Hut zu rechter Wirkung kommen zu lassen. Fräulein<lb/>
Hefter benahm sich sehr fein, kriegte kaum die Lippen ausetuander und sah, wenn<lb/>
sie etwas äußerte, mit geneigtem Kopfe auf ihre Handschuhe, die sie auch uicht<lb/>
ausgezogen hatte. Am Fenstertische hatte sich Göckel niedergelassen, und zu ihm<lb/>
setzten sich Dörcher und Laura, die die neu auftauchende schreckliche Gefahr schnell<lb/>
zu einander geführt hatte. Beide Parteien beobachteten sich längere Zeit. Dann<lb/>
bestellte Fräulein Hefter Kaffee, und Göckel &#x2014; Schokolade. Darauf bestellte Fräulein<lb/>
Hefter Sauerbrunnen, und Göckel &#x2014; eine Flasche Rotspohn. Weiter ging das Turnier<lb/>
nicht, denn Göckel zog mit seiner Flasche ab. Darauf brachte Fräulein Hefter<lb/>
Bisquits aus der Tasche und zeigte, wie man vornehm, das heißt ohne die Hand¬<lb/>
schuhe auszuziehn, in den Kaffee einstippt. Dabei kommandierte sie Dörcher und<lb/>
nannte es mit so geringschätziger Betonung &#x201E;Fräulein," als wenn es ein Laden¬<lb/>
mädchen in einer Konditorei gewesen wäre. Dörcher brachte, was verlangt wurde,<lb/>
und setzte sich wieder zu Laura, und beide steckten die Köpfe zusammen und hielten<lb/>
ein eifriges Zwiegespräch. Ebenso vertiefte man sich auf dem Sofaplatze in eine eifrige<lb/>
Unterhaltung. Es war, wie wenn zwei Paar Hähne auf Mensur stehn und scheinbar<lb/>
gleichgiltig zur Seite sehen und Körner aufpicken, aber jeder hat doch den andern<lb/>
im Auge und die Sporen in Bereitschaft. Man sprach halblaut, erhob aber die<lb/>
Stimme bei den Spitzen, die der Gegenpartei galten.  Und so hörte man vom<lb/>
Sofa her: Drei Häuser in Magdeburg--und vom Fenster: Mindestens dreißig<lb/>
Jahre alt--, vom Sofa: Vierzigtauseud Mark Hypotheken----, vom Fenster:<lb/>
Angemalt wie eine Holzpuppe---, vom Sofa: Theater und Konzert---, vom<lb/>
Fenster: Wäschgeschäft &#x2014; &#x2014;, vom Sofa: Veranda, Telefong und Schäslong---,<lb/>
vom Fenster: Zöpfchen wie Rattenschwänze--, vom Sofa: Pariser Hut--&gt;,<lb/>
vom Fenster: Jawohl mit Federn drauf, die für drei ausgereicht hätten. &#x2014; Wissen<lb/>
Sie, Dörcher, fragte Laura, wo ich solche Federn schon gesehen habe? Beim Kaiser.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2098"> Beim Kaiser? &#x2014; Die beiden Gesichter am Sofa flogen herum.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2099"> Ja, beim Kaiser, als er das Denkmal einweihte. Das heißt, bei dem Kaiser<lb/>
seinen Pferden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2100"> Die Frau Duttmüller erhob sich, setzte die Arme nach Waschfraueuart in die<lb/>
Seite und legte hochrot im Gesichte los: Sooo? Bei dem Kaiser seinen Pferden?<lb/>
Wer redet hier von dem Kaiser seinen Pferden?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2101"> Ich, Duttmüllern, erwiderte Laura schnippisch. Ich werde doch hier reden<lb/>
können, was mir beliebt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2102"> Und ich sage Ihnen, Jumfer Naseweis, daß es eine Unverschämtheit ist. Wie<lb/>
können Sie überhaupt von dem Kaiser seinen Pferden reden? Und was so ein<lb/>
Hut kostet &#x2014; echte Pariser Ware &#x2014;, wie ihn Fräulein Hefter aufs Land aufsetzt,<lb/>
den können Sie gar nicht bezahlen, und wenn Sie alle Ihre Kasten zusammen¬<lb/>
kratzen.  Wissen Sie das?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2103"> Will ich auch gar nicht. So einen babylonischen Turm würde ich auch gar<lb/>
nicht aufsetzen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2104"> Woran Sie sehr wohl thun.  Was kein komplettes Frauenzimmer ist, soll so<lb/>
einen Hut auch nicht aufsetzen,  Versteh» Sie mich? Sie Knirps Sie!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2105"> Was? Knirps ---?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0516] Doktor Dnttmüller und sein Freund einen großen Spektakel machten, und weil im kleinen Saale für die Gesell¬ schaft zur merkantilen Ausbeutung der toten Asse schon gedeckt worden war. Das Privatzimmer sah nicht besonders freundlich aus, vielmehr etwas muffig und un¬ sauber und war ein Mittelding zwischen Gaststube und Wohnstube. Von dieser Stube aus führte ein Nebeneingang auch nach dem kleinen Saale, wo die kleinen Festlichkeiten gefeiert zu werden pflegten. Man mußte dazu ein paar Stufen empor steigen. Es dauerte uicht lange, so kam die Duttmüllern mit Fräulein Hefter an. Auch bei Fritze Poplitz war kein Mensch zu Haus gewesen. Auch sie wurden in das Privatzimmer geführt. Sie nahmen feierlich auf demi Sofa Platz, ohne abzulegen, was vermutlich geschah, um den Hut zu rechter Wirkung kommen zu lassen. Fräulein Hefter benahm sich sehr fein, kriegte kaum die Lippen ausetuander und sah, wenn sie etwas äußerte, mit geneigtem Kopfe auf ihre Handschuhe, die sie auch uicht ausgezogen hatte. Am Fenstertische hatte sich Göckel niedergelassen, und zu ihm setzten sich Dörcher und Laura, die die neu auftauchende schreckliche Gefahr schnell zu einander geführt hatte. Beide Parteien beobachteten sich längere Zeit. Dann bestellte Fräulein Hefter Kaffee, und Göckel — Schokolade. Darauf bestellte Fräulein Hefter Sauerbrunnen, und Göckel — eine Flasche Rotspohn. Weiter ging das Turnier nicht, denn Göckel zog mit seiner Flasche ab. Darauf brachte Fräulein Hefter Bisquits aus der Tasche und zeigte, wie man vornehm, das heißt ohne die Hand¬ schuhe auszuziehn, in den Kaffee einstippt. Dabei kommandierte sie Dörcher und nannte es mit so geringschätziger Betonung „Fräulein," als wenn es ein Laden¬ mädchen in einer Konditorei gewesen wäre. Dörcher brachte, was verlangt wurde, und setzte sich wieder zu Laura, und beide steckten die Köpfe zusammen und hielten ein eifriges Zwiegespräch. Ebenso vertiefte man sich auf dem Sofaplatze in eine eifrige Unterhaltung. Es war, wie wenn zwei Paar Hähne auf Mensur stehn und scheinbar gleichgiltig zur Seite sehen und Körner aufpicken, aber jeder hat doch den andern im Auge und die Sporen in Bereitschaft. Man sprach halblaut, erhob aber die Stimme bei den Spitzen, die der Gegenpartei galten. Und so hörte man vom Sofa her: Drei Häuser in Magdeburg--und vom Fenster: Mindestens dreißig Jahre alt--, vom Sofa: Vierzigtauseud Mark Hypotheken----, vom Fenster: Angemalt wie eine Holzpuppe---, vom Sofa: Theater und Konzert---, vom Fenster: Wäschgeschäft — —, vom Sofa: Veranda, Telefong und Schäslong---, vom Fenster: Zöpfchen wie Rattenschwänze--, vom Sofa: Pariser Hut-->, vom Fenster: Jawohl mit Federn drauf, die für drei ausgereicht hätten. — Wissen Sie, Dörcher, fragte Laura, wo ich solche Federn schon gesehen habe? Beim Kaiser. Beim Kaiser? — Die beiden Gesichter am Sofa flogen herum. Ja, beim Kaiser, als er das Denkmal einweihte. Das heißt, bei dem Kaiser seinen Pferden. Die Frau Duttmüller erhob sich, setzte die Arme nach Waschfraueuart in die Seite und legte hochrot im Gesichte los: Sooo? Bei dem Kaiser seinen Pferden? Wer redet hier von dem Kaiser seinen Pferden? Ich, Duttmüllern, erwiderte Laura schnippisch. Ich werde doch hier reden können, was mir beliebt. Und ich sage Ihnen, Jumfer Naseweis, daß es eine Unverschämtheit ist. Wie können Sie überhaupt von dem Kaiser seinen Pferden reden? Und was so ein Hut kostet — echte Pariser Ware —, wie ihn Fräulein Hefter aufs Land aufsetzt, den können Sie gar nicht bezahlen, und wenn Sie alle Ihre Kasten zusammen¬ kratzen. Wissen Sie das? Will ich auch gar nicht. So einen babylonischen Turm würde ich auch gar nicht aufsetzen. Woran Sie sehr wohl thun. Was kein komplettes Frauenzimmer ist, soll so einen Hut auch nicht aufsetzen, Versteh» Sie mich? Sie Knirps Sie! Was? Knirps ---?

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/516
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/516>, abgerufen am 27.09.2024.