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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Vuttmüller und sein Freund

ich mit gutem Gewissen bezeugen kann; fein, nobel und überhaupt ein Schentelmensch
durch und durch.

Die Gäste sahen dem Wagen nach, der eine, indem er den Kopf nach rechts,
und der andre, indem er ihn nach links legte. Sie traten auf Grund ihrer persön¬
lichen Wahrnehmung der ihres Wirtes unbedenklich bei.

Inzwischen fuhr Duttmüller zum Dorfe hinaus, um Fronhofe vorüber, über
die Asse und durch Asseborn nach Rodersdorf.

Doktor Blumes Haus war eine echte ländliche Idylle. Es war ganz grün
überwachsen und lag ganz ini Grünen, nämlich in einem grünen Garten mit grünen
Bäumen und grünem Nasen und einem grünen stated. An dem Giebel des Hanfes,
dem Garten zugekehrt, war eine Veranda, davor ein Rasenplatz, und ans diesem
ein Ständer mit einer Glaskugel und Pfähle für die Wäscheleinen. Den übrigen
Raum nahmen Obstbäume und Johannisbeerbüsche ein. Als der alte Franz begriffen
hatte, daß er vor der Gartenthür Halt machen sollte, und mit einem Rucke zum
Stehn gekommen war, erklang auf dem nächsten Apfelbaume ein Jndicmergeheul.
Ein Knabe, der oben gesessen hatte, ließ sich mit halsbrechender Geschwindigkeit
herab, lief quer über den Rasen und brüllte: Großpapa, da kommt schon wieder
einer, in einem ganz schlechten Wagen. Und solche rote Hände hat er, und so einen
hohen Hut.

Großpapa war von dieser Nachricht nicht gerade angenehm berührt, weil er
gerade Johanntsbeerwein machte. Und Frau Doktor Blume schlug vor Schrecken
die Hände zusammen, weil ihr Gustav den Rock ausgezogen, eine Küchenschürze
umgethan und die Hände voll Johannisbeersaft hatte, weil sie selbst eine keines¬
wegs empfangsmäßige Kleidung trug -- alles wegen der Beeren --, und weil in
der Veranda und im Hause überall Töpfe und Schüsseln mit Saft standen. Herr
Doktor Blume war ein alter Herr mit weißem Kopfe und stark verwittertem Gesicht,
aus dem ein paar scharfe, helle Augen heraussahen. Er war lang und schmal
gebaut und trug eine alte Mütze von prähistorischer Form auf dem Kopfe. Und
die Frau Doktor war rundlich und klein, hatte auch weiße Haare, aber rote Backen
wie ein junges Mädchen.

Minna! rief die Frau Doktor mit großem Nachdruck ins Haus hinein. Minna,
thu schnell eine reine Schürze vor und geh an die Pforte, es kommt Besuch. --
Minna stürzte denn anch aus dem Hause und über den Grasplatz, was die Frau
Doktor jedesmal ärgerte, was sie aber niemals verhindern konnte, und kam mit
einer Karte zurück. Du sollst aber doch nicht über den Grasplatz gehn, rief ihr
die Frau Doktor zu. Aber Miuuci war schon wieder über den Platz hinweg und
hielt der Frau Doktor die Karte unter die Augen. Die Frau Doktor hatte ihre
Brille nicht bei sich, und der Herr Doktor konnte mit seinen Saftfingern auch nicht
zu seinem Kneifer gelangen. -- So lies doch, Minna, sagte die Frau Doktor. --
Minna las: Drrr, Drrr, Düll, Dullmutter . . . und konnte den Sinn nicht heraus¬
kriegen, denn die Karte war mit neumodischen, unleserlicher Schriftzügen ge¬
schrieben.

Ach der, sagte der Doktor, Duttmüller aus Holzweißig, mit Visitenkarte und
Cylinder! Hum! Na, laßt ihn nur kommen.

Ehe sich jedoch Minna in Bewegung gesetzt hatte, war der kleine Paul
-- Wieder quer über den Grasplatz -- davon gestürmt und hatte sich am Wagen
aufgestellt und gerufen: Mann, du sollst reinkommen, aber nicht am Safte lecken,
das hat Großpapa verbietet.

Inzwischen war die Frau Doktor verschwunden, um sich etwas menschlich zu
machen, und um im Hause und in der Studierstube zu revidieren, ob nicht vielleicht
ein Stiefel daliege oder ein Kleidungsstück an der Thür hänge, denn der liebe
Gustav liebte in solchen Dingen die Bequemlichkeit. Der alte Herr wischte sich die
Hände notdürftig ab und ging in Hemdärmeln und der blauen Schürze -- wieder
über den Grasplatz weg, glücklicherweise sah es die liebe Frau nicht -- seinem Gast


Doktor Vuttmüller und sein Freund

ich mit gutem Gewissen bezeugen kann; fein, nobel und überhaupt ein Schentelmensch
durch und durch.

Die Gäste sahen dem Wagen nach, der eine, indem er den Kopf nach rechts,
und der andre, indem er ihn nach links legte. Sie traten auf Grund ihrer persön¬
lichen Wahrnehmung der ihres Wirtes unbedenklich bei.

Inzwischen fuhr Duttmüller zum Dorfe hinaus, um Fronhofe vorüber, über
die Asse und durch Asseborn nach Rodersdorf.

Doktor Blumes Haus war eine echte ländliche Idylle. Es war ganz grün
überwachsen und lag ganz ini Grünen, nämlich in einem grünen Garten mit grünen
Bäumen und grünem Nasen und einem grünen stated. An dem Giebel des Hanfes,
dem Garten zugekehrt, war eine Veranda, davor ein Rasenplatz, und ans diesem
ein Ständer mit einer Glaskugel und Pfähle für die Wäscheleinen. Den übrigen
Raum nahmen Obstbäume und Johannisbeerbüsche ein. Als der alte Franz begriffen
hatte, daß er vor der Gartenthür Halt machen sollte, und mit einem Rucke zum
Stehn gekommen war, erklang auf dem nächsten Apfelbaume ein Jndicmergeheul.
Ein Knabe, der oben gesessen hatte, ließ sich mit halsbrechender Geschwindigkeit
herab, lief quer über den Rasen und brüllte: Großpapa, da kommt schon wieder
einer, in einem ganz schlechten Wagen. Und solche rote Hände hat er, und so einen
hohen Hut.

Großpapa war von dieser Nachricht nicht gerade angenehm berührt, weil er
gerade Johanntsbeerwein machte. Und Frau Doktor Blume schlug vor Schrecken
die Hände zusammen, weil ihr Gustav den Rock ausgezogen, eine Küchenschürze
umgethan und die Hände voll Johannisbeersaft hatte, weil sie selbst eine keines¬
wegs empfangsmäßige Kleidung trug — alles wegen der Beeren —, und weil in
der Veranda und im Hause überall Töpfe und Schüsseln mit Saft standen. Herr
Doktor Blume war ein alter Herr mit weißem Kopfe und stark verwittertem Gesicht,
aus dem ein paar scharfe, helle Augen heraussahen. Er war lang und schmal
gebaut und trug eine alte Mütze von prähistorischer Form auf dem Kopfe. Und
die Frau Doktor war rundlich und klein, hatte auch weiße Haare, aber rote Backen
wie ein junges Mädchen.

Minna! rief die Frau Doktor mit großem Nachdruck ins Haus hinein. Minna,
thu schnell eine reine Schürze vor und geh an die Pforte, es kommt Besuch. —
Minna stürzte denn anch aus dem Hause und über den Grasplatz, was die Frau
Doktor jedesmal ärgerte, was sie aber niemals verhindern konnte, und kam mit
einer Karte zurück. Du sollst aber doch nicht über den Grasplatz gehn, rief ihr
die Frau Doktor zu. Aber Miuuci war schon wieder über den Platz hinweg und
hielt der Frau Doktor die Karte unter die Augen. Die Frau Doktor hatte ihre
Brille nicht bei sich, und der Herr Doktor konnte mit seinen Saftfingern auch nicht
zu seinem Kneifer gelangen. — So lies doch, Minna, sagte die Frau Doktor. —
Minna las: Drrr, Drrr, Düll, Dullmutter . . . und konnte den Sinn nicht heraus¬
kriegen, denn die Karte war mit neumodischen, unleserlicher Schriftzügen ge¬
schrieben.

Ach der, sagte der Doktor, Duttmüller aus Holzweißig, mit Visitenkarte und
Cylinder! Hum! Na, laßt ihn nur kommen.

Ehe sich jedoch Minna in Bewegung gesetzt hatte, war der kleine Paul
— Wieder quer über den Grasplatz — davon gestürmt und hatte sich am Wagen
aufgestellt und gerufen: Mann, du sollst reinkommen, aber nicht am Safte lecken,
das hat Großpapa verbietet.

Inzwischen war die Frau Doktor verschwunden, um sich etwas menschlich zu
machen, und um im Hause und in der Studierstube zu revidieren, ob nicht vielleicht
ein Stiefel daliege oder ein Kleidungsstück an der Thür hänge, denn der liebe
Gustav liebte in solchen Dingen die Bequemlichkeit. Der alte Herr wischte sich die
Hände notdürftig ab und ging in Hemdärmeln und der blauen Schürze — wieder
über den Grasplatz weg, glücklicherweise sah es die liebe Frau nicht — seinem Gast


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[0274] Doktor Vuttmüller und sein Freund ich mit gutem Gewissen bezeugen kann; fein, nobel und überhaupt ein Schentelmensch durch und durch. Die Gäste sahen dem Wagen nach, der eine, indem er den Kopf nach rechts, und der andre, indem er ihn nach links legte. Sie traten auf Grund ihrer persön¬ lichen Wahrnehmung der ihres Wirtes unbedenklich bei. Inzwischen fuhr Duttmüller zum Dorfe hinaus, um Fronhofe vorüber, über die Asse und durch Asseborn nach Rodersdorf. Doktor Blumes Haus war eine echte ländliche Idylle. Es war ganz grün überwachsen und lag ganz ini Grünen, nämlich in einem grünen Garten mit grünen Bäumen und grünem Nasen und einem grünen stated. An dem Giebel des Hanfes, dem Garten zugekehrt, war eine Veranda, davor ein Rasenplatz, und ans diesem ein Ständer mit einer Glaskugel und Pfähle für die Wäscheleinen. Den übrigen Raum nahmen Obstbäume und Johannisbeerbüsche ein. Als der alte Franz begriffen hatte, daß er vor der Gartenthür Halt machen sollte, und mit einem Rucke zum Stehn gekommen war, erklang auf dem nächsten Apfelbaume ein Jndicmergeheul. Ein Knabe, der oben gesessen hatte, ließ sich mit halsbrechender Geschwindigkeit herab, lief quer über den Rasen und brüllte: Großpapa, da kommt schon wieder einer, in einem ganz schlechten Wagen. Und solche rote Hände hat er, und so einen hohen Hut. Großpapa war von dieser Nachricht nicht gerade angenehm berührt, weil er gerade Johanntsbeerwein machte. Und Frau Doktor Blume schlug vor Schrecken die Hände zusammen, weil ihr Gustav den Rock ausgezogen, eine Küchenschürze umgethan und die Hände voll Johannisbeersaft hatte, weil sie selbst eine keines¬ wegs empfangsmäßige Kleidung trug — alles wegen der Beeren —, und weil in der Veranda und im Hause überall Töpfe und Schüsseln mit Saft standen. Herr Doktor Blume war ein alter Herr mit weißem Kopfe und stark verwittertem Gesicht, aus dem ein paar scharfe, helle Augen heraussahen. Er war lang und schmal gebaut und trug eine alte Mütze von prähistorischer Form auf dem Kopfe. Und die Frau Doktor war rundlich und klein, hatte auch weiße Haare, aber rote Backen wie ein junges Mädchen. Minna! rief die Frau Doktor mit großem Nachdruck ins Haus hinein. Minna, thu schnell eine reine Schürze vor und geh an die Pforte, es kommt Besuch. — Minna stürzte denn anch aus dem Hause und über den Grasplatz, was die Frau Doktor jedesmal ärgerte, was sie aber niemals verhindern konnte, und kam mit einer Karte zurück. Du sollst aber doch nicht über den Grasplatz gehn, rief ihr die Frau Doktor zu. Aber Miuuci war schon wieder über den Platz hinweg und hielt der Frau Doktor die Karte unter die Augen. Die Frau Doktor hatte ihre Brille nicht bei sich, und der Herr Doktor konnte mit seinen Saftfingern auch nicht zu seinem Kneifer gelangen. — So lies doch, Minna, sagte die Frau Doktor. — Minna las: Drrr, Drrr, Düll, Dullmutter . . . und konnte den Sinn nicht heraus¬ kriegen, denn die Karte war mit neumodischen, unleserlicher Schriftzügen ge¬ schrieben. Ach der, sagte der Doktor, Duttmüller aus Holzweißig, mit Visitenkarte und Cylinder! Hum! Na, laßt ihn nur kommen. Ehe sich jedoch Minna in Bewegung gesetzt hatte, war der kleine Paul — Wieder quer über den Grasplatz — davon gestürmt und hatte sich am Wagen aufgestellt und gerufen: Mann, du sollst reinkommen, aber nicht am Safte lecken, das hat Großpapa verbietet. Inzwischen war die Frau Doktor verschwunden, um sich etwas menschlich zu machen, und um im Hause und in der Studierstube zu revidieren, ob nicht vielleicht ein Stiefel daliege oder ein Kleidungsstück an der Thür hänge, denn der liebe Gustav liebte in solchen Dingen die Bequemlichkeit. Der alte Herr wischte sich die Hände notdürftig ab und ging in Hemdärmeln und der blauen Schürze — wieder über den Grasplatz weg, glücklicherweise sah es die liebe Frau nicht — seinem Gast

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/274>, abgerufen am 20.10.2024.