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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmütler und sein Freund

Dreck dagegen, sagte Klapphvrn mit dem Ausdruck unerschütterlicher Über¬
zeugung.

Wir werden von diesen Stecklingen Samen ziehn und mit Hilfe dieses Samens
alle andern Sorten der Gegend verdrängen.

Siehst du woll, sagte Klapphorn, immer weg damit.

Wir werden der Gegend damit eine unschätzbare Wohlthat erweisen. Meinen
Sie uicht auch, .Klapphorn?

Befehl, Herr Oberstleutnant. Wir bauen von jetzt an nur noch Walzenrunkeln
und verdienen damit eine Masse Geld.

Verdienen? Meinen Sie, daß wir Geld verdienen? fragte der "Herr."

Befehl, Herr Oberstleutnant. Einen ganzen Haufen Geld.

Hier hörte man das bekannte Rauschen des seidnen Kleides, das den Oberst¬
leutnant immer mit bangen Ahnungen erfüllte. Deal das Eude war jedesmal ein
Augriff auf seinen Geldbeutel, und daß er diesem Angriffe der Beharrlichkeit seiner
lieben Fran gegenüber nicht werde stand halten können, wußte er aus Erfahrung.
Die gnädige Frau also rauschte heran, ihren Brief in der Hand haltend, und sagte:
Egon, ich habe mit dir zu reden.

Egon antwortete nicht, sondern buddelte weiter.

Eine Sache von großer Wichtigkeit. Jork hat geschrieben.

Ach du barmherziger Gott! dachte Egon, und man sah es ihm mich an, daß
er das dachte.

Aork braucht Geld.

Natürlich, wann hätte dieser Mensch kein Geld gebraucht!

Er hat Mnlhenr gehabt mit seiner Fuchsstute, und er führt außerdem auch
noch eine Reihe unabweisbarer Bedürfnisse auf, gegen deren Dringlichkeit wir nus
nicht verschließen dürfen. Folgte die Verlesung und Begründung dieser Bedürfnisse.
Egon buddelte weiter, und die gnädige Frau fuhr fort: Das wirst dn einsehen,
Egon, ein andres Pferd muß er beiden. Da sich nun die Gelegenheit bietet, von
Knesebeck unter Draufgabe von fünfhundert Mark ein gutes Pferd zu kaufen, so würde
es unverantwortlich, ja geradezu Verschwendung sein, die Gelegenheit vorübergehn
zu lassen. Der arme York! Er ist so sparsam, er giebt nicht einen Groschen mehr
aus, als nötig ist, wie er mir erst neulich wieder versichert hat. (Egon nahm
den Rest seiner Stecklinge und trug ihn zu der Bank, auf der die Kakteen standen.
Die guttdige Frau folgte, und Klapphorn bildete den Schluß.) Ich kann mir das
Zeugnis geben, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich York stets zur Sparsamkeit
angehalten habe. Auch liegt Ehrenhaftigkeit und verständiger Sinn in der Familie
derer von Brvta. Wenn Uork schreibt, das brauche ich, dann braucht er es ganz
gewiß, darin traue ich ihm unbedingt. Dn sagst, du habest zu deiner Zeit nicht
die Hälfte gebraucht. Aber du warst auch nur ein einfacher Leutnant von Nien-
hagen, hattest keine vornehmen Verwandten und machtest keine Ansprüche. Aber
die Zeiten haben sich geändert. Ein junger Mann muß heutzutage Ansprüche
wachen. (Egon zog sich wiederum zurück bis in seine Tintenküche. Die Gnädige
folgte, und Klapphorn bildete den Schluß.) Heutzutage muß ein junger Mann,
fuhr die gnädige Frau unverdrossen fort, Ansprüche machen, sonst gilt er nichts.
Wer zu etwas kommen will, muß repräsentieren. Repräsentieren gehört zur Karriere,
und wer sich zurückzieht und nicht mitmacht, der ist verloren. Es ist unsre Pflicht,
Nork die Möglichkeit zu bieten, Karriere zu machen. Ein so begabter Mensch und
ein so tüchtiger Offizier, der es gewiß noch zum General bringen wird, wenn ihn
seine Eltern nicht im Stich lassen. Was sehr thöricht wäre, denn man kann ja
sein Geld gar nicht besser anlegen. (Egon hielt es auch in der Tinteuküche nicht
mehr aus, sondern retirierte in seine "Studierstube," die seine liebe Frau, weil sie
deu Tabaksgeruch verabscheute, zu melden Pflegte. Aber diesesmal trieb sie die
Mutterliebe, auch das zu überwinden und zu folgen.) Was sind denn fünfhundert
Mark für den braunen Walachen von Herrn von Knesebeck! Ich erinnere mich, daß


Grenzboten I 1902 23
Doktor Duttmütler und sein Freund

Dreck dagegen, sagte Klapphvrn mit dem Ausdruck unerschütterlicher Über¬
zeugung.

Wir werden von diesen Stecklingen Samen ziehn und mit Hilfe dieses Samens
alle andern Sorten der Gegend verdrängen.

Siehst du woll, sagte Klapphorn, immer weg damit.

Wir werden der Gegend damit eine unschätzbare Wohlthat erweisen. Meinen
Sie uicht auch, .Klapphorn?

Befehl, Herr Oberstleutnant. Wir bauen von jetzt an nur noch Walzenrunkeln
und verdienen damit eine Masse Geld.

Verdienen? Meinen Sie, daß wir Geld verdienen? fragte der „Herr."

Befehl, Herr Oberstleutnant. Einen ganzen Haufen Geld.

Hier hörte man das bekannte Rauschen des seidnen Kleides, das den Oberst¬
leutnant immer mit bangen Ahnungen erfüllte. Deal das Eude war jedesmal ein
Augriff auf seinen Geldbeutel, und daß er diesem Angriffe der Beharrlichkeit seiner
lieben Fran gegenüber nicht werde stand halten können, wußte er aus Erfahrung.
Die gnädige Frau also rauschte heran, ihren Brief in der Hand haltend, und sagte:
Egon, ich habe mit dir zu reden.

Egon antwortete nicht, sondern buddelte weiter.

Eine Sache von großer Wichtigkeit. Jork hat geschrieben.

Ach du barmherziger Gott! dachte Egon, und man sah es ihm mich an, daß
er das dachte.

Aork braucht Geld.

Natürlich, wann hätte dieser Mensch kein Geld gebraucht!

Er hat Mnlhenr gehabt mit seiner Fuchsstute, und er führt außerdem auch
noch eine Reihe unabweisbarer Bedürfnisse auf, gegen deren Dringlichkeit wir nus
nicht verschließen dürfen. Folgte die Verlesung und Begründung dieser Bedürfnisse.
Egon buddelte weiter, und die gnädige Frau fuhr fort: Das wirst dn einsehen,
Egon, ein andres Pferd muß er beiden. Da sich nun die Gelegenheit bietet, von
Knesebeck unter Draufgabe von fünfhundert Mark ein gutes Pferd zu kaufen, so würde
es unverantwortlich, ja geradezu Verschwendung sein, die Gelegenheit vorübergehn
zu lassen. Der arme York! Er ist so sparsam, er giebt nicht einen Groschen mehr
aus, als nötig ist, wie er mir erst neulich wieder versichert hat. (Egon nahm
den Rest seiner Stecklinge und trug ihn zu der Bank, auf der die Kakteen standen.
Die guttdige Frau folgte, und Klapphorn bildete den Schluß.) Ich kann mir das
Zeugnis geben, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich York stets zur Sparsamkeit
angehalten habe. Auch liegt Ehrenhaftigkeit und verständiger Sinn in der Familie
derer von Brvta. Wenn Uork schreibt, das brauche ich, dann braucht er es ganz
gewiß, darin traue ich ihm unbedingt. Dn sagst, du habest zu deiner Zeit nicht
die Hälfte gebraucht. Aber du warst auch nur ein einfacher Leutnant von Nien-
hagen, hattest keine vornehmen Verwandten und machtest keine Ansprüche. Aber
die Zeiten haben sich geändert. Ein junger Mann muß heutzutage Ansprüche
wachen. (Egon zog sich wiederum zurück bis in seine Tintenküche. Die Gnädige
folgte, und Klapphorn bildete den Schluß.) Heutzutage muß ein junger Mann,
fuhr die gnädige Frau unverdrossen fort, Ansprüche machen, sonst gilt er nichts.
Wer zu etwas kommen will, muß repräsentieren. Repräsentieren gehört zur Karriere,
und wer sich zurückzieht und nicht mitmacht, der ist verloren. Es ist unsre Pflicht,
Nork die Möglichkeit zu bieten, Karriere zu machen. Ein so begabter Mensch und
ein so tüchtiger Offizier, der es gewiß noch zum General bringen wird, wenn ihn
seine Eltern nicht im Stich lassen. Was sehr thöricht wäre, denn man kann ja
sein Geld gar nicht besser anlegen. (Egon hielt es auch in der Tinteuküche nicht
mehr aus, sondern retirierte in seine „Studierstube," die seine liebe Frau, weil sie
deu Tabaksgeruch verabscheute, zu melden Pflegte. Aber diesesmal trieb sie die
Mutterliebe, auch das zu überwinden und zu folgen.) Was sind denn fünfhundert
Mark für den braunen Walachen von Herrn von Knesebeck! Ich erinnere mich, daß


Grenzboten I 1902 23
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[0225] Doktor Duttmütler und sein Freund Dreck dagegen, sagte Klapphvrn mit dem Ausdruck unerschütterlicher Über¬ zeugung. Wir werden von diesen Stecklingen Samen ziehn und mit Hilfe dieses Samens alle andern Sorten der Gegend verdrängen. Siehst du woll, sagte Klapphorn, immer weg damit. Wir werden der Gegend damit eine unschätzbare Wohlthat erweisen. Meinen Sie uicht auch, .Klapphorn? Befehl, Herr Oberstleutnant. Wir bauen von jetzt an nur noch Walzenrunkeln und verdienen damit eine Masse Geld. Verdienen? Meinen Sie, daß wir Geld verdienen? fragte der „Herr." Befehl, Herr Oberstleutnant. Einen ganzen Haufen Geld. Hier hörte man das bekannte Rauschen des seidnen Kleides, das den Oberst¬ leutnant immer mit bangen Ahnungen erfüllte. Deal das Eude war jedesmal ein Augriff auf seinen Geldbeutel, und daß er diesem Angriffe der Beharrlichkeit seiner lieben Fran gegenüber nicht werde stand halten können, wußte er aus Erfahrung. Die gnädige Frau also rauschte heran, ihren Brief in der Hand haltend, und sagte: Egon, ich habe mit dir zu reden. Egon antwortete nicht, sondern buddelte weiter. Eine Sache von großer Wichtigkeit. Jork hat geschrieben. Ach du barmherziger Gott! dachte Egon, und man sah es ihm mich an, daß er das dachte. Aork braucht Geld. Natürlich, wann hätte dieser Mensch kein Geld gebraucht! Er hat Mnlhenr gehabt mit seiner Fuchsstute, und er führt außerdem auch noch eine Reihe unabweisbarer Bedürfnisse auf, gegen deren Dringlichkeit wir nus nicht verschließen dürfen. Folgte die Verlesung und Begründung dieser Bedürfnisse. Egon buddelte weiter, und die gnädige Frau fuhr fort: Das wirst dn einsehen, Egon, ein andres Pferd muß er beiden. Da sich nun die Gelegenheit bietet, von Knesebeck unter Draufgabe von fünfhundert Mark ein gutes Pferd zu kaufen, so würde es unverantwortlich, ja geradezu Verschwendung sein, die Gelegenheit vorübergehn zu lassen. Der arme York! Er ist so sparsam, er giebt nicht einen Groschen mehr aus, als nötig ist, wie er mir erst neulich wieder versichert hat. (Egon nahm den Rest seiner Stecklinge und trug ihn zu der Bank, auf der die Kakteen standen. Die guttdige Frau folgte, und Klapphorn bildete den Schluß.) Ich kann mir das Zeugnis geben, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich York stets zur Sparsamkeit angehalten habe. Auch liegt Ehrenhaftigkeit und verständiger Sinn in der Familie derer von Brvta. Wenn Uork schreibt, das brauche ich, dann braucht er es ganz gewiß, darin traue ich ihm unbedingt. Dn sagst, du habest zu deiner Zeit nicht die Hälfte gebraucht. Aber du warst auch nur ein einfacher Leutnant von Nien- hagen, hattest keine vornehmen Verwandten und machtest keine Ansprüche. Aber die Zeiten haben sich geändert. Ein junger Mann muß heutzutage Ansprüche wachen. (Egon zog sich wiederum zurück bis in seine Tintenküche. Die Gnädige folgte, und Klapphorn bildete den Schluß.) Heutzutage muß ein junger Mann, fuhr die gnädige Frau unverdrossen fort, Ansprüche machen, sonst gilt er nichts. Wer zu etwas kommen will, muß repräsentieren. Repräsentieren gehört zur Karriere, und wer sich zurückzieht und nicht mitmacht, der ist verloren. Es ist unsre Pflicht, Nork die Möglichkeit zu bieten, Karriere zu machen. Ein so begabter Mensch und ein so tüchtiger Offizier, der es gewiß noch zum General bringen wird, wenn ihn seine Eltern nicht im Stich lassen. Was sehr thöricht wäre, denn man kann ja sein Geld gar nicht besser anlegen. (Egon hielt es auch in der Tinteuküche nicht mehr aus, sondern retirierte in seine „Studierstube," die seine liebe Frau, weil sie deu Tabaksgeruch verabscheute, zu melden Pflegte. Aber diesesmal trieb sie die Mutterliebe, auch das zu überwinden und zu folgen.) Was sind denn fünfhundert Mark für den braunen Walachen von Herrn von Knesebeck! Ich erinnere mich, daß Grenzboten I 1902 23

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/225>, abgerufen am 21.10.2024.