Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.Aursächstsche Streifzüge Wirkungen, in seiner schlichten Sicherheit und unbeirrten Kraft wie einer, der A. Se. Kursächsische Htreifzüge von O. L. Schmidt Pretzsch ! Aber auch noch vor tausend Jahren und später war die Elbe keineswegs Aursächstsche Streifzüge Wirkungen, in seiner schlichten Sicherheit und unbeirrten Kraft wie einer, der A. Se. Kursächsische Htreifzüge von O. L. Schmidt Pretzsch ! Aber auch noch vor tausend Jahren und später war die Elbe keineswegs <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0212" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236736"/> <fw type="header" place="top"> Aursächstsche Streifzüge</fw><lb/> <p xml:id="ID_757" prev="#ID_756"> Wirkungen, in seiner schlichten Sicherheit und unbeirrten Kraft wie einer, der<lb/> zum Elfentanz ans verborgner Waldwiese geladen war:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <note type="byline"> A. Se.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kursächsische Htreifzüge<lb/><note type="byline"> von O. L. Schmidt </note><lb/> Pretzsch </head><lb/> <p xml:id="ID_758"> !<lb/> I er ans der etwas einförmigen und staubigen Straße, die von<lb/> Torgau in fast schnurgerader Richtung nach Dvmmitzsch führt,<lb/> an einem warmen Herbsttage dnhinwandert, der hat Zeit, über<lb/> die frühere Gestaltung der Gegend nachzudenken. Zu Beginn<lb/> unsrer Zeitrechnung war das Landschaftsbild — anch abgesehen<lb/> von den fehlenden Ortschaften — wesentlich anders als heute. Ein ungeheurer<lb/> Urwald erstreckte sich von der in zahllosen Schlingen und Rinnen leise dcchin-<lb/> zieheudeu Schwarze» Elster zur Elbe und von da zur Mulde. Jeder der drei<lb/> Flüsse hatte ein ganzes Heer von Trabanten zur Seite, sodaß der eigentliche<lb/> Hauptarm zwischen dem Gewirr von Inseln und Werbern kaum zu erkennen<lb/> war. Zur Frühjahrszeit bedeckte wohl das ganze Gebiet ein riesiger See, aus<lb/> dem nur wenige hoher liegende Waldstreifen eilandartig hervorragten. Von<lb/> menschlichen Ansiedlungen konnte man in dieser Wald- und Wassercinöde nichts<lb/> wahrnehmen, als hier und dn einen Pfahlbau von Jägern und Fischern; dafür<lb/> herrschte in diesem Gebiete der gewaltige schwarze, wildblickende Auerochs, neben<lb/> ihm der Elch und das Wildschwein; vom knorrigen Eichbaume schaute wohl<lb/> auch das große grünliche Genug des Luchses blutgierig herab auf das darunter<lb/> äsende Reh, und an den zahlreichen Wasserläufen, besonders da, wo riesige<lb/> Baumleichen, die Wurzel nach oben, gurgelnde Strudel hervorriefen, ballte der<lb/> Biber in ungestörter Stille seinen Wohnsitz — das Ganze glich einem Eldorado<lb/> für Jäger und Trapper, wie es im vorigen Jahrhundert am Mississippi und<lb/> Missouri zu finden war.</p><lb/> <p xml:id="ID_759" next="#ID_760"> Aber auch noch vor tausend Jahren und später war die Elbe keineswegs<lb/> der verhältnismäßig schmale und befriedete Strom, der heute diese wohl¬<lb/> angebauten Gefilde durchzieht. Ein Blick auf die Generalstabskarte genügt,<lb/> zu erkennen, daß die Elbe in früherer Zeit ein mehrere Kilometer breites<lb/> Bett hatte. Es reichte vom Rande der Dommitzscher Heide hinüber bis zum<lb/> Rande der Lochancr, jetzt Annaburger Heide, von einer durch die Orte Süptitz</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0212]
Aursächstsche Streifzüge
Wirkungen, in seiner schlichten Sicherheit und unbeirrten Kraft wie einer, der
zum Elfentanz ans verborgner Waldwiese geladen war:
A. Se.
Kursächsische Htreifzüge
von O. L. Schmidt
Pretzsch
!
I er ans der etwas einförmigen und staubigen Straße, die von
Torgau in fast schnurgerader Richtung nach Dvmmitzsch führt,
an einem warmen Herbsttage dnhinwandert, der hat Zeit, über
die frühere Gestaltung der Gegend nachzudenken. Zu Beginn
unsrer Zeitrechnung war das Landschaftsbild — anch abgesehen
von den fehlenden Ortschaften — wesentlich anders als heute. Ein ungeheurer
Urwald erstreckte sich von der in zahllosen Schlingen und Rinnen leise dcchin-
zieheudeu Schwarze» Elster zur Elbe und von da zur Mulde. Jeder der drei
Flüsse hatte ein ganzes Heer von Trabanten zur Seite, sodaß der eigentliche
Hauptarm zwischen dem Gewirr von Inseln und Werbern kaum zu erkennen
war. Zur Frühjahrszeit bedeckte wohl das ganze Gebiet ein riesiger See, aus
dem nur wenige hoher liegende Waldstreifen eilandartig hervorragten. Von
menschlichen Ansiedlungen konnte man in dieser Wald- und Wassercinöde nichts
wahrnehmen, als hier und dn einen Pfahlbau von Jägern und Fischern; dafür
herrschte in diesem Gebiete der gewaltige schwarze, wildblickende Auerochs, neben
ihm der Elch und das Wildschwein; vom knorrigen Eichbaume schaute wohl
auch das große grünliche Genug des Luchses blutgierig herab auf das darunter
äsende Reh, und an den zahlreichen Wasserläufen, besonders da, wo riesige
Baumleichen, die Wurzel nach oben, gurgelnde Strudel hervorriefen, ballte der
Biber in ungestörter Stille seinen Wohnsitz — das Ganze glich einem Eldorado
für Jäger und Trapper, wie es im vorigen Jahrhundert am Mississippi und
Missouri zu finden war.
Aber auch noch vor tausend Jahren und später war die Elbe keineswegs
der verhältnismäßig schmale und befriedete Strom, der heute diese wohl¬
angebauten Gefilde durchzieht. Ein Blick auf die Generalstabskarte genügt,
zu erkennen, daß die Elbe in früherer Zeit ein mehrere Kilometer breites
Bett hatte. Es reichte vom Rande der Dommitzscher Heide hinüber bis zum
Rande der Lochancr, jetzt Annaburger Heide, von einer durch die Orte Süptitz
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