Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.Zur Umgestaltung der Ivasserwirtschaft Berglands und des Harzes sind ganz besonders geeignet zur Aussperrung be¬ Wie überall, so ist auch in Deutschland dem Wasser, sowohl dem fließenden Zur Umgestaltung der Ivasserwirtschaft Berglands und des Harzes sind ganz besonders geeignet zur Aussperrung be¬ Wie überall, so ist auch in Deutschland dem Wasser, sowohl dem fließenden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0084" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235906"/> <fw type="header" place="top"> Zur Umgestaltung der Ivasserwirtschaft</fw><lb/> <p xml:id="ID_266" prev="#ID_265"> Berglands und des Harzes sind ganz besonders geeignet zur Aussperrung be¬<lb/> deutender Wassermassen in Gruppen van Thalsperrteichen mit großem Stau¬<lb/> inhalt und zur Erzeugung umfangreicher elektrischer Betriebskräfte. Vermöge<lb/> der Lage dieser Werke in der Nähe der industriereichsten Gegenden des Reichs<lb/> und am Rande der intensivsten landwirtschaftlichen Kulturgebiete, ans die die<lb/> erzeugte Bctriebskraft in einem Radius von 30 bis 50 Kilometern ausgestrahlt<lb/> werden kann, würde ihnen ein ungemein wirkungsvoller wirtschaftlicher Ein¬<lb/> fluß gesichert sein. Ähnlich günstige Verhältnisse liegen in den thüringisch-<lb/> sächsischen Gebirgen, in Schlesien und in den gesamten mitteldeutschen Gebirgs-<lb/> gruppen vor, ganz besonders aber in dem regenreichen, ans drei Seiten von<lb/> den blühendsten und gewerblichsten Landschaften umgebnen Schwarzwald, in<lb/> den Vogesen, im Bayrischen und im Böhmerwalde. Dabei ist es sehr wesent¬<lb/> lich, daß der geologische Aufbau dieser Gebirge fast überall sehr fundament¬<lb/> sicher ist, nud daß sich geeignetes Baumaterial meistens an Ort und Stelle<lb/> oder in nächster Nähe bietet. Die unterhalb der Sperrstellen zur Verfügung<lb/> stehenden Flnßgesälle ermöglichen eine oft wiederholte Ausnützung der Sperr-<lb/> wäsfer; die Niederschlage in den hinterliegenden Hvchgebieten sind so reichlich,<lb/> daß eine mehrfache Füllung der Sammelbecken im Jahre gesichert ist. Die<lb/> Natur bietet in den gleitenden Wnssermassen dieser Gebirge gewaltige Arbeitskräfte,<lb/> die uns in regelloser Entfesselung mit den mannigfachsten Zerstörungen bedrohen,<lb/> geregelt aber ein vorzügliches Mittel zur weiter» Hebung unsrer Gewerbe sein<lb/> könnten. Deutschland steht im Begriff, seine Wasserstraßen auszubauen und Kanüle<lb/> für den mächtig anwachsenden Verkehr durch das Land zu ziehn. Diesen Unter-<lb/> nehmungen, besonders aber dem weitern Ausbau der Hnnptkcmallinien durch<lb/> Stich- und Nebenkanäle, werden die Wasserriickstauanlagen der obern Flu߬<lb/> gebiete in der vorteilhaftester Weise zu Hilfe kommen. Nicht minder sind die<lb/> Wassersammelanlagen berufen, die dringend notwendige Einrichtung eiuer<lb/> mehr technisch-modernen Betriebsart in der Landwirtschaft, im große» und im<lb/> kleine», zu erleichtern und zu beschleunigen, womit zugleich in vielen Gegenden<lb/> dem immer mehr um sich greifenden Arbeitermaugel wirksam entgegengetreten<lb/> werden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_267" next="#ID_268"> Wie überall, so ist auch in Deutschland dem Wasser, sowohl dem fließenden<lb/> wie auch dein ruhenden, von jeher eine besondre Wichtigkeit für das Wirtschafts¬<lb/> leben beigelegt worden. Einige dreißig Wafsergesetze der verschiednen Einzel-<lb/> stantcn und eine große Zahl von nebenhergehenden Verordnungen für beschränktere<lb/> Geltungsbereiche sind der Beweis hierfür. Leider entbehrt dieser Reichtum<lb/> an gesetzgeberischen Leistungen der Einheit, und zwar sowohl in formeller wie<lb/> auch in materieller Hinsicht; z. B. wird die Frage des Eigentums der An¬<lb/> lieger am Bette des nicht schiffbare» Flusses i» Braunschweig, Hesse» »»d<lb/> Oldenburg (auch in Österreich) ganz bestimmt verneint, in Bayer», Sachseu-<lb/> Alteuburg und Neuß j. L. dagegen ausdrücklich bejaht, während sie in Boden,<lb/> Sachsen-Meiningen, Waldeck, Anhalt-Köthen, Bremen mehr oder weniger offen<lb/> gelassen wird. I» Preuße» besteht »ach dieser Richtung noch ein Unterschied</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
Zur Umgestaltung der Ivasserwirtschaft
Berglands und des Harzes sind ganz besonders geeignet zur Aussperrung be¬
deutender Wassermassen in Gruppen van Thalsperrteichen mit großem Stau¬
inhalt und zur Erzeugung umfangreicher elektrischer Betriebskräfte. Vermöge
der Lage dieser Werke in der Nähe der industriereichsten Gegenden des Reichs
und am Rande der intensivsten landwirtschaftlichen Kulturgebiete, ans die die
erzeugte Bctriebskraft in einem Radius von 30 bis 50 Kilometern ausgestrahlt
werden kann, würde ihnen ein ungemein wirkungsvoller wirtschaftlicher Ein¬
fluß gesichert sein. Ähnlich günstige Verhältnisse liegen in den thüringisch-
sächsischen Gebirgen, in Schlesien und in den gesamten mitteldeutschen Gebirgs-
gruppen vor, ganz besonders aber in dem regenreichen, ans drei Seiten von
den blühendsten und gewerblichsten Landschaften umgebnen Schwarzwald, in
den Vogesen, im Bayrischen und im Böhmerwalde. Dabei ist es sehr wesent¬
lich, daß der geologische Aufbau dieser Gebirge fast überall sehr fundament¬
sicher ist, nud daß sich geeignetes Baumaterial meistens an Ort und Stelle
oder in nächster Nähe bietet. Die unterhalb der Sperrstellen zur Verfügung
stehenden Flnßgesälle ermöglichen eine oft wiederholte Ausnützung der Sperr-
wäsfer; die Niederschlage in den hinterliegenden Hvchgebieten sind so reichlich,
daß eine mehrfache Füllung der Sammelbecken im Jahre gesichert ist. Die
Natur bietet in den gleitenden Wnssermassen dieser Gebirge gewaltige Arbeitskräfte,
die uns in regelloser Entfesselung mit den mannigfachsten Zerstörungen bedrohen,
geregelt aber ein vorzügliches Mittel zur weiter» Hebung unsrer Gewerbe sein
könnten. Deutschland steht im Begriff, seine Wasserstraßen auszubauen und Kanüle
für den mächtig anwachsenden Verkehr durch das Land zu ziehn. Diesen Unter-
nehmungen, besonders aber dem weitern Ausbau der Hnnptkcmallinien durch
Stich- und Nebenkanäle, werden die Wasserriickstauanlagen der obern Flu߬
gebiete in der vorteilhaftester Weise zu Hilfe kommen. Nicht minder sind die
Wassersammelanlagen berufen, die dringend notwendige Einrichtung eiuer
mehr technisch-modernen Betriebsart in der Landwirtschaft, im große» und im
kleine», zu erleichtern und zu beschleunigen, womit zugleich in vielen Gegenden
dem immer mehr um sich greifenden Arbeitermaugel wirksam entgegengetreten
werden muß.
Wie überall, so ist auch in Deutschland dem Wasser, sowohl dem fließenden
wie auch dein ruhenden, von jeher eine besondre Wichtigkeit für das Wirtschafts¬
leben beigelegt worden. Einige dreißig Wafsergesetze der verschiednen Einzel-
stantcn und eine große Zahl von nebenhergehenden Verordnungen für beschränktere
Geltungsbereiche sind der Beweis hierfür. Leider entbehrt dieser Reichtum
an gesetzgeberischen Leistungen der Einheit, und zwar sowohl in formeller wie
auch in materieller Hinsicht; z. B. wird die Frage des Eigentums der An¬
lieger am Bette des nicht schiffbare» Flusses i» Braunschweig, Hesse» »»d
Oldenburg (auch in Österreich) ganz bestimmt verneint, in Bayer», Sachseu-
Alteuburg und Neuß j. L. dagegen ausdrücklich bejaht, während sie in Boden,
Sachsen-Meiningen, Waldeck, Anhalt-Köthen, Bremen mehr oder weniger offen
gelassen wird. I» Preuße» besteht »ach dieser Richtung noch ein Unterschied
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |