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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Weihnachten vor Paris

sagte "besoffen" -- also so "besoffen" sei er noch lange nicht, daß er das "Schnalle."
Karl habe es sich um einmal eingeredet, Julius sehe mehr "wie e Mädel" aus
als Paul, und, das habe er von seiner guten Mutter, da müsse es auch so sein
und danach gehn, und wenn die Welt darüber in Stücke fliege.

Karl, sagte Zeisig, du konntest ja dem Meester Fräulein Rosas Photegraphic
weisen, wenn de nich schon alles runtergeschmatzt hast. -- Das war auch wahr,
und es stimmte auch alles, anßer dem schönen langen Haar und dem Bolero¬
jäckchen, die fehlten. Das war richtig, das sah auch Vater Hahn ein, der nun
mit einem mal nicht Wußte, wer zuviel getrunken hätte, er oder die andern?
Aber wie käme denn Fräulein Patzschmanu hierher, in Männerkleidung? Das ließ
er sich doch auch nicht einreden, daß Frau Patzschmanu so etwas zugegeben haben
sollte. Warum er überhaupt nie etwas von der Sache erfahren habe? Er würde
doch nie etwas dagegen gehabt haben. Im Gegenteil.

Meester, sagte Zeisig, in dem Briefe, den Sie uns nich ganz vorgelesen ham,
da schtand wohl nischt weiter drinne?

Freilich stand noch "eine ganze lange Litanei drinne." -- Da konnte man
ja nachsehen. -- Das war ein Gedanke. -- Daß der Brief zu gleicher Zeit vom
Vater Hahn, vou Karl, von Julius und auch von Zeisig gelesen wurde, war
-- da beißt die Maus keinen Faden ab -- ein Beweis, daß man allerseits etwas
aus dem Häuschen war. Wir lassen es dahingestellt sein, wer es znerst hercms-
buchstabiert hatte, daß Frau Hahn und Frau Patzschmanu "in einem Aufwasch"
alles besprochen hatten, und daß es nach Frau Hahns Meinung ein zum Himmel
schreiendes Unglück wäre, wenn Karl etwas zugestoßen wäre, gerade in dem Augen¬
blick, wo sich die Pforten der Glückseligkeit für ihn aufthaten: aber das
stand fest, die brave Henne hatte sich dieses orientalischen Trvpns bedient, den
sie als festliches Klischee nur bei Verlobungen in Gebrauch nahm. Wer sich zuerst
umarmte, waren nicht Karl und Rosa, obwohl sie den Weg wußten, sondern Rohr
und Vater Hahn. Nu bist de doch noch meine Tochter geworden, schluchzte er,
und obendrein e Mädel. Er weinte viel und lange: es werde ihm gut thun, meinte
Zeisig, der ihn beim "Jubiliere"" beobachtet hatte und die absorbierten Quantitäten
kaum für möglich gehalten haben wollte. Das war wahrscheinlich die Ausführung
des am Schlüsse seiner philosophischen Betrachtung gefaßten Vorsatzes, dem lieben
Gott recht danken, "richtigen" Roten trinken und fidel sein zu wollen.

Als Paul Karl gratulierte, meinte der: Da können wir gleich Doppelhochzeit
machen. Von der dritten Hochzeit war zwar in dem Falle wegen des chrono¬
logischen Anstoßes nicht die Rede, aber Engen dachte doch im stillen, so schön wie
sür die beiden andern würde es für ihn mindestens auch sei". Wenn nnr hier schon
alles zu Ende gewesen wäre, daß man sich gleich der Familie hätte widmen können.

Und nun hatte man Vater Hahn anch gestehn tonnen, warum man ihm die
Jagdgeschichte mit der Zwangswerbnng hatte aufbinden müssen. Er war, nachdem
das Thränenelend einmal nachgelassen hatte, so in seinem Gott vergnügt, daß er
auch das verzieh. Recht hatte er doch gehabt, denn ausgesehen hatte Paul doch
mehr "wie e Mädel," nur daß er eben tems gewesen war, und darauf leurs eben
gar nich an.

Mau war aufgebrochen; Vater Hunger und Zeisig waren "mitgegangen."
Zeisig der Gesellschaft wegen, der Stabskoch, um Madame Lemoine seine Lands-
leute selbst vorzustellen. Wie sie auf die Straße kamen, sagte er, auf ein erleuchtetes
Fenster im ersten Stock zeigend: Er ist noch auf, er kanns nicht verwinden. Es ist,
als Wenns seine eignen Kinder gewesen wären, die er verloren hätte. Er konnte
bei Tisch keinen Bissen hinunterbringen, und er ist auch gleich nach dem Kaffee
fortgegangen, was er sonst nie that.

Vater Hahn hatte das nicht gehört, denn er ging mit Zeisig, und die andern
vier waren ein Stückchen voraus.


Weihnachten vor Paris

sagte „besoffen" — also so „besoffen" sei er noch lange nicht, daß er das „Schnalle."
Karl habe es sich um einmal eingeredet, Julius sehe mehr „wie e Mädel" aus
als Paul, und, das habe er von seiner guten Mutter, da müsse es auch so sein
und danach gehn, und wenn die Welt darüber in Stücke fliege.

Karl, sagte Zeisig, du konntest ja dem Meester Fräulein Rosas Photegraphic
weisen, wenn de nich schon alles runtergeschmatzt hast. — Das war auch wahr,
und es stimmte auch alles, anßer dem schönen langen Haar und dem Bolero¬
jäckchen, die fehlten. Das war richtig, das sah auch Vater Hahn ein, der nun
mit einem mal nicht Wußte, wer zuviel getrunken hätte, er oder die andern?
Aber wie käme denn Fräulein Patzschmanu hierher, in Männerkleidung? Das ließ
er sich doch auch nicht einreden, daß Frau Patzschmanu so etwas zugegeben haben
sollte. Warum er überhaupt nie etwas von der Sache erfahren habe? Er würde
doch nie etwas dagegen gehabt haben. Im Gegenteil.

Meester, sagte Zeisig, in dem Briefe, den Sie uns nich ganz vorgelesen ham,
da schtand wohl nischt weiter drinne?

Freilich stand noch „eine ganze lange Litanei drinne." — Da konnte man
ja nachsehen. — Das war ein Gedanke. — Daß der Brief zu gleicher Zeit vom
Vater Hahn, vou Karl, von Julius und auch von Zeisig gelesen wurde, war
— da beißt die Maus keinen Faden ab — ein Beweis, daß man allerseits etwas
aus dem Häuschen war. Wir lassen es dahingestellt sein, wer es znerst hercms-
buchstabiert hatte, daß Frau Hahn und Frau Patzschmanu „in einem Aufwasch"
alles besprochen hatten, und daß es nach Frau Hahns Meinung ein zum Himmel
schreiendes Unglück wäre, wenn Karl etwas zugestoßen wäre, gerade in dem Augen¬
blick, wo sich die Pforten der Glückseligkeit für ihn aufthaten: aber das
stand fest, die brave Henne hatte sich dieses orientalischen Trvpns bedient, den
sie als festliches Klischee nur bei Verlobungen in Gebrauch nahm. Wer sich zuerst
umarmte, waren nicht Karl und Rosa, obwohl sie den Weg wußten, sondern Rohr
und Vater Hahn. Nu bist de doch noch meine Tochter geworden, schluchzte er,
und obendrein e Mädel. Er weinte viel und lange: es werde ihm gut thun, meinte
Zeisig, der ihn beim „Jubiliere«" beobachtet hatte und die absorbierten Quantitäten
kaum für möglich gehalten haben wollte. Das war wahrscheinlich die Ausführung
des am Schlüsse seiner philosophischen Betrachtung gefaßten Vorsatzes, dem lieben
Gott recht danken, „richtigen" Roten trinken und fidel sein zu wollen.

Als Paul Karl gratulierte, meinte der: Da können wir gleich Doppelhochzeit
machen. Von der dritten Hochzeit war zwar in dem Falle wegen des chrono¬
logischen Anstoßes nicht die Rede, aber Engen dachte doch im stillen, so schön wie
sür die beiden andern würde es für ihn mindestens auch sei». Wenn nnr hier schon
alles zu Ende gewesen wäre, daß man sich gleich der Familie hätte widmen können.

Und nun hatte man Vater Hahn anch gestehn tonnen, warum man ihm die
Jagdgeschichte mit der Zwangswerbnng hatte aufbinden müssen. Er war, nachdem
das Thränenelend einmal nachgelassen hatte, so in seinem Gott vergnügt, daß er
auch das verzieh. Recht hatte er doch gehabt, denn ausgesehen hatte Paul doch
mehr „wie e Mädel," nur daß er eben tems gewesen war, und darauf leurs eben
gar nich an.

Mau war aufgebrochen; Vater Hunger und Zeisig waren „mitgegangen."
Zeisig der Gesellschaft wegen, der Stabskoch, um Madame Lemoine seine Lands-
leute selbst vorzustellen. Wie sie auf die Straße kamen, sagte er, auf ein erleuchtetes
Fenster im ersten Stock zeigend: Er ist noch auf, er kanns nicht verwinden. Es ist,
als Wenns seine eignen Kinder gewesen wären, die er verloren hätte. Er konnte
bei Tisch keinen Bissen hinunterbringen, und er ist auch gleich nach dem Kaffee
fortgegangen, was er sonst nie that.

Vater Hahn hatte das nicht gehört, denn er ging mit Zeisig, und die andern
vier waren ein Stückchen voraus.


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[0686] Weihnachten vor Paris sagte „besoffen" — also so „besoffen" sei er noch lange nicht, daß er das „Schnalle." Karl habe es sich um einmal eingeredet, Julius sehe mehr „wie e Mädel" aus als Paul, und, das habe er von seiner guten Mutter, da müsse es auch so sein und danach gehn, und wenn die Welt darüber in Stücke fliege. Karl, sagte Zeisig, du konntest ja dem Meester Fräulein Rosas Photegraphic weisen, wenn de nich schon alles runtergeschmatzt hast. — Das war auch wahr, und es stimmte auch alles, anßer dem schönen langen Haar und dem Bolero¬ jäckchen, die fehlten. Das war richtig, das sah auch Vater Hahn ein, der nun mit einem mal nicht Wußte, wer zuviel getrunken hätte, er oder die andern? Aber wie käme denn Fräulein Patzschmanu hierher, in Männerkleidung? Das ließ er sich doch auch nicht einreden, daß Frau Patzschmanu so etwas zugegeben haben sollte. Warum er überhaupt nie etwas von der Sache erfahren habe? Er würde doch nie etwas dagegen gehabt haben. Im Gegenteil. Meester, sagte Zeisig, in dem Briefe, den Sie uns nich ganz vorgelesen ham, da schtand wohl nischt weiter drinne? Freilich stand noch „eine ganze lange Litanei drinne." — Da konnte man ja nachsehen. — Das war ein Gedanke. — Daß der Brief zu gleicher Zeit vom Vater Hahn, vou Karl, von Julius und auch von Zeisig gelesen wurde, war — da beißt die Maus keinen Faden ab — ein Beweis, daß man allerseits etwas aus dem Häuschen war. Wir lassen es dahingestellt sein, wer es znerst hercms- buchstabiert hatte, daß Frau Hahn und Frau Patzschmanu „in einem Aufwasch" alles besprochen hatten, und daß es nach Frau Hahns Meinung ein zum Himmel schreiendes Unglück wäre, wenn Karl etwas zugestoßen wäre, gerade in dem Augen¬ blick, wo sich die Pforten der Glückseligkeit für ihn aufthaten: aber das stand fest, die brave Henne hatte sich dieses orientalischen Trvpns bedient, den sie als festliches Klischee nur bei Verlobungen in Gebrauch nahm. Wer sich zuerst umarmte, waren nicht Karl und Rosa, obwohl sie den Weg wußten, sondern Rohr und Vater Hahn. Nu bist de doch noch meine Tochter geworden, schluchzte er, und obendrein e Mädel. Er weinte viel und lange: es werde ihm gut thun, meinte Zeisig, der ihn beim „Jubiliere«" beobachtet hatte und die absorbierten Quantitäten kaum für möglich gehalten haben wollte. Das war wahrscheinlich die Ausführung des am Schlüsse seiner philosophischen Betrachtung gefaßten Vorsatzes, dem lieben Gott recht danken, „richtigen" Roten trinken und fidel sein zu wollen. Als Paul Karl gratulierte, meinte der: Da können wir gleich Doppelhochzeit machen. Von der dritten Hochzeit war zwar in dem Falle wegen des chrono¬ logischen Anstoßes nicht die Rede, aber Engen dachte doch im stillen, so schön wie sür die beiden andern würde es für ihn mindestens auch sei». Wenn nnr hier schon alles zu Ende gewesen wäre, daß man sich gleich der Familie hätte widmen können. Und nun hatte man Vater Hahn anch gestehn tonnen, warum man ihm die Jagdgeschichte mit der Zwangswerbnng hatte aufbinden müssen. Er war, nachdem das Thränenelend einmal nachgelassen hatte, so in seinem Gott vergnügt, daß er auch das verzieh. Recht hatte er doch gehabt, denn ausgesehen hatte Paul doch mehr „wie e Mädel," nur daß er eben tems gewesen war, und darauf leurs eben gar nich an. Mau war aufgebrochen; Vater Hunger und Zeisig waren „mitgegangen." Zeisig der Gesellschaft wegen, der Stabskoch, um Madame Lemoine seine Lands- leute selbst vorzustellen. Wie sie auf die Straße kamen, sagte er, auf ein erleuchtetes Fenster im ersten Stock zeigend: Er ist noch auf, er kanns nicht verwinden. Es ist, als Wenns seine eignen Kinder gewesen wären, die er verloren hätte. Er konnte bei Tisch keinen Bissen hinunterbringen, und er ist auch gleich nach dem Kaffee fortgegangen, was er sonst nie that. Vater Hahn hatte das nicht gehört, denn er ging mit Zeisig, und die andern vier waren ein Stückchen voraus.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/686>, abgerufen am 01.09.2024.