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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Aursächsische Streifzüge

Schirmenitz erreichte, schon einen Tagemarsch von 25 bis 30 Kilometern hinter
sich, und ein noch größerer nebst einem Kampfe stand noch für denselben Tag
bevor. Karl war nämlich uns die Kunde, der Kurfürst habe bei Mühlberg ein
Lager aufgeschlagen, von fast jugendlichem Ungestüm erfaßt, gegen Albus Rat
plötzlich mit dem Plane hervorgetreten, durch einen Geschwindmarsch bis zur
Elbe vorzurücken, den Fluß zu forcieren und den. Kurfürsten mit seinem Heere
zu fangen. Deshalb war er viele Stunden vor Tagesanbruch -- etwa nachts
zwei Uhr -- ans den nordwestlich von Lommatzsch liegenden Dörfern Jahna
und Hof, seinein Quartier am 23. April, abmarschiert, sodaß seine Kolonnen,
Alba und Herzog Moritz voran, seit Vormittag acht Uhr über Strehla im
Gelände von Panßnitz und Schirmenitz eintrafen. Nun ließ er vorläufig Halt
machen und das Lager aufschlagen. Warum er dies gerade hier that, erkennt
jeder, der das Gelände mit Augen sieht. Die schon oben erwähnte, sich nord¬
wärts ziehende Hügelkette senkt sich hier in einem ostwärts geneigten Plateau
zur Elbe hinab; dieses Plateau aber endigt bei Schirmenitz in einer langen,
von der Straße markierter, nordwärts gerichteten Randlinie so jäh, daß ein
5 bis <> Meter höher fast senkrechter Absturz entsteht, an dessen Fuß sich der
Schirmeuitzbach dnrch die Ane schlängelt. Diese Ane setzt sich ohne weitere
Faltung des Geländes ostwärts fort bis zu den den Strom begleitenden Ufer¬
wiesen. So bildet also der Rand des Plateaus bei Schirmenitz einen von der
Elbe her fast unangreifbaren, ivie durch einen hohen künstlichen Wall befestigten
Lagerplatz von großer strategischer Wichtigkeit. Deshalb spielt der Name
schirmenitz eine große Rolle nicht nur am Tage der Schlacht, sondern auch
noch nachher: hierher kehrte der siegreiche Kaiser trotz der 25 bis 30 Kilo¬
meter betragenden Entfernung vom Schlnchtselde zurück, weil er sich nur
hier vor jedem unvermuteten Angriff sicher fühlte; in die Nähe von Schirmenitz
(nach Außig) brachte er seinen Gefangnen, hier rastete er mit dem ruhebedürf¬
tigen Heere zwei volle Tage, bis er am 27. April in der Richtung ans Witten-
berg aufbrach. Das Plateau bei Schirmenitz, auf dem damals sein Heer drei
Tage lang lagerte, heißt bis aus den heutigen Tag bei den Bauern der
"Speensberg," d. h. der Spanierberg. Diese und andre Mitteilungen, ins¬
besondre mich eine wichtige Stelle aus den Pfnrrakten, verdanke ich Herrn
Pfarrer Frehtag in Schirmenitz.

Karl selbst und sein Bruder Ferdinand, König von Böhmen und Ungarn,
nahmen ihr Quartier i" der Pfarre bei Mathäus Umlauf, dem ersten prote-
stantischen Geistlichen der Gemeinde. Ein passenderes Quartier war undenkbar;
denn die Pfarre liegt am äußersten Rande des oben geschilderten Plateaus
mit freiem Überblick über das ganze sich nach Anßig und Mühlberg hin
erstreckende Wiesengelände. Vor der Pfarre standen noch bis vor kurzen: zwei
mächtige, uralte Linden, die möglicherweise in ihren jungen Tagen die ganze
fremdartige Szenerie, die diese Kriegsereignisse für das'stille Dorf mit sich
brachten, geschaut haben; leider war der eine der beiden ehrwürdigen Burne
wenig Tage vor meiner Ankunft von einem starken Sturme umgebrochen
worden. In der Pfarre selbst ist ein älterer Teil mit niedrigern Zimmern
erhalten, der nach seiner Bauweise sehr wohl aus dem Zeitalter der Reforma¬
tion stammen kann; das größte Zimmer dieses Bars gilt nach einer von Ge¬
schlecht zu Geschlecht fortgepflanzten Tradition als das, worin der Kaiser und
sein Bruder gewohnt hätten. Natürlich läßt sich nicht feststellen, ob diese
Tradition wirklich vollkommen der Wahrheit entspricht.

Die lange Kette von kriegerischen Ereignissen, die sich am 24. April 1547
zwischen Schirmenitz und dem fast 30 Kilometer weiter nördlich liegenden Süd-
rande der Lochauer Heide abspielten, Kämpfe, die man in der Regel unter dem
Namen der Mnhlberger Schlacht zusammenfaßt, ist in den neuern GeschichtS-


Aursächsische Streifzüge

Schirmenitz erreichte, schon einen Tagemarsch von 25 bis 30 Kilometern hinter
sich, und ein noch größerer nebst einem Kampfe stand noch für denselben Tag
bevor. Karl war nämlich uns die Kunde, der Kurfürst habe bei Mühlberg ein
Lager aufgeschlagen, von fast jugendlichem Ungestüm erfaßt, gegen Albus Rat
plötzlich mit dem Plane hervorgetreten, durch einen Geschwindmarsch bis zur
Elbe vorzurücken, den Fluß zu forcieren und den. Kurfürsten mit seinem Heere
zu fangen. Deshalb war er viele Stunden vor Tagesanbruch — etwa nachts
zwei Uhr — ans den nordwestlich von Lommatzsch liegenden Dörfern Jahna
und Hof, seinein Quartier am 23. April, abmarschiert, sodaß seine Kolonnen,
Alba und Herzog Moritz voran, seit Vormittag acht Uhr über Strehla im
Gelände von Panßnitz und Schirmenitz eintrafen. Nun ließ er vorläufig Halt
machen und das Lager aufschlagen. Warum er dies gerade hier that, erkennt
jeder, der das Gelände mit Augen sieht. Die schon oben erwähnte, sich nord¬
wärts ziehende Hügelkette senkt sich hier in einem ostwärts geneigten Plateau
zur Elbe hinab; dieses Plateau aber endigt bei Schirmenitz in einer langen,
von der Straße markierter, nordwärts gerichteten Randlinie so jäh, daß ein
5 bis <> Meter höher fast senkrechter Absturz entsteht, an dessen Fuß sich der
Schirmeuitzbach dnrch die Ane schlängelt. Diese Ane setzt sich ohne weitere
Faltung des Geländes ostwärts fort bis zu den den Strom begleitenden Ufer¬
wiesen. So bildet also der Rand des Plateaus bei Schirmenitz einen von der
Elbe her fast unangreifbaren, ivie durch einen hohen künstlichen Wall befestigten
Lagerplatz von großer strategischer Wichtigkeit. Deshalb spielt der Name
schirmenitz eine große Rolle nicht nur am Tage der Schlacht, sondern auch
noch nachher: hierher kehrte der siegreiche Kaiser trotz der 25 bis 30 Kilo¬
meter betragenden Entfernung vom Schlnchtselde zurück, weil er sich nur
hier vor jedem unvermuteten Angriff sicher fühlte; in die Nähe von Schirmenitz
(nach Außig) brachte er seinen Gefangnen, hier rastete er mit dem ruhebedürf¬
tigen Heere zwei volle Tage, bis er am 27. April in der Richtung ans Witten-
berg aufbrach. Das Plateau bei Schirmenitz, auf dem damals sein Heer drei
Tage lang lagerte, heißt bis aus den heutigen Tag bei den Bauern der
„Speensberg," d. h. der Spanierberg. Diese und andre Mitteilungen, ins¬
besondre mich eine wichtige Stelle aus den Pfnrrakten, verdanke ich Herrn
Pfarrer Frehtag in Schirmenitz.

Karl selbst und sein Bruder Ferdinand, König von Böhmen und Ungarn,
nahmen ihr Quartier i» der Pfarre bei Mathäus Umlauf, dem ersten prote-
stantischen Geistlichen der Gemeinde. Ein passenderes Quartier war undenkbar;
denn die Pfarre liegt am äußersten Rande des oben geschilderten Plateaus
mit freiem Überblick über das ganze sich nach Anßig und Mühlberg hin
erstreckende Wiesengelände. Vor der Pfarre standen noch bis vor kurzen: zwei
mächtige, uralte Linden, die möglicherweise in ihren jungen Tagen die ganze
fremdartige Szenerie, die diese Kriegsereignisse für das'stille Dorf mit sich
brachten, geschaut haben; leider war der eine der beiden ehrwürdigen Burne
wenig Tage vor meiner Ankunft von einem starken Sturme umgebrochen
worden. In der Pfarre selbst ist ein älterer Teil mit niedrigern Zimmern
erhalten, der nach seiner Bauweise sehr wohl aus dem Zeitalter der Reforma¬
tion stammen kann; das größte Zimmer dieses Bars gilt nach einer von Ge¬
schlecht zu Geschlecht fortgepflanzten Tradition als das, worin der Kaiser und
sein Bruder gewohnt hätten. Natürlich läßt sich nicht feststellen, ob diese
Tradition wirklich vollkommen der Wahrheit entspricht.

Die lange Kette von kriegerischen Ereignissen, die sich am 24. April 1547
zwischen Schirmenitz und dem fast 30 Kilometer weiter nördlich liegenden Süd-
rande der Lochauer Heide abspielten, Kämpfe, die man in der Regel unter dem
Namen der Mnhlberger Schlacht zusammenfaßt, ist in den neuern GeschichtS-


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[0654] Aursächsische Streifzüge Schirmenitz erreichte, schon einen Tagemarsch von 25 bis 30 Kilometern hinter sich, und ein noch größerer nebst einem Kampfe stand noch für denselben Tag bevor. Karl war nämlich uns die Kunde, der Kurfürst habe bei Mühlberg ein Lager aufgeschlagen, von fast jugendlichem Ungestüm erfaßt, gegen Albus Rat plötzlich mit dem Plane hervorgetreten, durch einen Geschwindmarsch bis zur Elbe vorzurücken, den Fluß zu forcieren und den. Kurfürsten mit seinem Heere zu fangen. Deshalb war er viele Stunden vor Tagesanbruch — etwa nachts zwei Uhr — ans den nordwestlich von Lommatzsch liegenden Dörfern Jahna und Hof, seinein Quartier am 23. April, abmarschiert, sodaß seine Kolonnen, Alba und Herzog Moritz voran, seit Vormittag acht Uhr über Strehla im Gelände von Panßnitz und Schirmenitz eintrafen. Nun ließ er vorläufig Halt machen und das Lager aufschlagen. Warum er dies gerade hier that, erkennt jeder, der das Gelände mit Augen sieht. Die schon oben erwähnte, sich nord¬ wärts ziehende Hügelkette senkt sich hier in einem ostwärts geneigten Plateau zur Elbe hinab; dieses Plateau aber endigt bei Schirmenitz in einer langen, von der Straße markierter, nordwärts gerichteten Randlinie so jäh, daß ein 5 bis <> Meter höher fast senkrechter Absturz entsteht, an dessen Fuß sich der Schirmeuitzbach dnrch die Ane schlängelt. Diese Ane setzt sich ohne weitere Faltung des Geländes ostwärts fort bis zu den den Strom begleitenden Ufer¬ wiesen. So bildet also der Rand des Plateaus bei Schirmenitz einen von der Elbe her fast unangreifbaren, ivie durch einen hohen künstlichen Wall befestigten Lagerplatz von großer strategischer Wichtigkeit. Deshalb spielt der Name schirmenitz eine große Rolle nicht nur am Tage der Schlacht, sondern auch noch nachher: hierher kehrte der siegreiche Kaiser trotz der 25 bis 30 Kilo¬ meter betragenden Entfernung vom Schlnchtselde zurück, weil er sich nur hier vor jedem unvermuteten Angriff sicher fühlte; in die Nähe von Schirmenitz (nach Außig) brachte er seinen Gefangnen, hier rastete er mit dem ruhebedürf¬ tigen Heere zwei volle Tage, bis er am 27. April in der Richtung ans Witten- berg aufbrach. Das Plateau bei Schirmenitz, auf dem damals sein Heer drei Tage lang lagerte, heißt bis aus den heutigen Tag bei den Bauern der „Speensberg," d. h. der Spanierberg. Diese und andre Mitteilungen, ins¬ besondre mich eine wichtige Stelle aus den Pfnrrakten, verdanke ich Herrn Pfarrer Frehtag in Schirmenitz. Karl selbst und sein Bruder Ferdinand, König von Böhmen und Ungarn, nahmen ihr Quartier i» der Pfarre bei Mathäus Umlauf, dem ersten prote- stantischen Geistlichen der Gemeinde. Ein passenderes Quartier war undenkbar; denn die Pfarre liegt am äußersten Rande des oben geschilderten Plateaus mit freiem Überblick über das ganze sich nach Anßig und Mühlberg hin erstreckende Wiesengelände. Vor der Pfarre standen noch bis vor kurzen: zwei mächtige, uralte Linden, die möglicherweise in ihren jungen Tagen die ganze fremdartige Szenerie, die diese Kriegsereignisse für das'stille Dorf mit sich brachten, geschaut haben; leider war der eine der beiden ehrwürdigen Burne wenig Tage vor meiner Ankunft von einem starken Sturme umgebrochen worden. In der Pfarre selbst ist ein älterer Teil mit niedrigern Zimmern erhalten, der nach seiner Bauweise sehr wohl aus dem Zeitalter der Reforma¬ tion stammen kann; das größte Zimmer dieses Bars gilt nach einer von Ge¬ schlecht zu Geschlecht fortgepflanzten Tradition als das, worin der Kaiser und sein Bruder gewohnt hätten. Natürlich läßt sich nicht feststellen, ob diese Tradition wirklich vollkommen der Wahrheit entspricht. Die lange Kette von kriegerischen Ereignissen, die sich am 24. April 1547 zwischen Schirmenitz und dem fast 30 Kilometer weiter nördlich liegenden Süd- rande der Lochauer Heide abspielten, Kämpfe, die man in der Regel unter dem Namen der Mnhlberger Schlacht zusammenfaßt, ist in den neuern GeschichtS-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/654>, abgerufen am 28.07.2024.