Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.Im Kampf ums Leben und antwortete: Ich glaube ganz gewiß, daß ein Kiebitz beqnem hier liegen kann, Nach einem anstrengenden Tage saßen die drei Arbeiter am Abend in Sörens Das ist einmal ein herrliches Essen, Leute! sagte Peter Kiebitz und wischte sich Aber, Spreu, daß du das alles, wovon du da redest, durchsetzen willst, das Aber Sören entwickelte seine Gedanken mit solchem Eifer und mit solcher Das wäre schon die Probe wert! Ja das wäre wirklich die Probe wert! Nachdem die drei fleißigen Arbeiter auf diese Weise den Sonntag verbracht Im Kampf ums Leben und antwortete: Ich glaube ganz gewiß, daß ein Kiebitz beqnem hier liegen kann, Nach einem anstrengenden Tage saßen die drei Arbeiter am Abend in Sörens Das ist einmal ein herrliches Essen, Leute! sagte Peter Kiebitz und wischte sich Aber, Spreu, daß du das alles, wovon du da redest, durchsetzen willst, das Aber Sören entwickelte seine Gedanken mit solchem Eifer und mit solcher Das wäre schon die Probe wert! Ja das wäre wirklich die Probe wert! Nachdem die drei fleißigen Arbeiter auf diese Weise den Sonntag verbracht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0511" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236333"/> <fw type="header" place="top"> Im Kampf ums Leben</fw><lb/> <p xml:id="ID_1928" prev="#ID_1927"> und antwortete: Ich glaube ganz gewiß, daß ein Kiebitz beqnem hier liegen kann,<lb/> «ut wenn er die Flügel spreizt. — Da begann Peter eine Melodie vor sich hin-<lb/> znpfeifen und grub mit den beiden andern um die Wette.</p><lb/> <p xml:id="ID_1929"> Nach einem anstrengenden Tage saßen die drei Arbeiter am Abend in Sörens<lb/> Stube bei einander. Die Möbel waren unangestrichen, und das kleine Zimmer<lb/> sah leer und armselig aus. In der Ecke über dem Ofen hing auf einen« Stück<lb/> benähter Sackleinwand Sörens Rasiermesser; der einzige Wandschmuck waren außer¬<lb/> dem zwei Nürnberger Bilderbogen biblischen Inhalts mit Goldrändern. Die<lb/> Männer nahmen erwartungsvoll am Tische Platz. Eine gute Aufwartung war<lb/> nämlich der einzige Lohn, den die beiden Hamster für den Freundschaftsdienst, den<lb/> sie Sören geleistet hatten, beanspruchten. Zuerst kam nun ein Laib Weißbrot auf<lb/> den Tisch, dann eine Flasche Kornbranntwein und ein dampfend heißer Speckpfann¬<lb/> kuchen in einer eisernen Pfanne, die vorsorglich auf eine zusammengelegte Zeitung<lb/> gesetzt wurde, daß sie den weißgescheuerten Tisch nicht beschmutze.</p><lb/> <p xml:id="ID_1930"> Das ist einmal ein herrliches Essen, Leute! sagte Peter Kiebitz und wischte sich<lb/> das Fett von den Mundwinkeln. — Sören schenkte ein. Gieß einen Tropfen in<lb/> die Gurgel, Peter, du wirst sehen, wie das gut thut. — Ach! So ein guter<lb/> dänischer Schnaps, der liegt so ruhig im Magen! Das ist ganz was andres, als<lb/> all der Kognak und Fuselschnaps, den der Prokurator in sich gefüllt hat, denn das<lb/> mußte ihm absolut die Eingeweide durchfressen, sollte man denken. — Wie lange<lb/> warst du eigentlich bei Prokurator Vindfeld im Dienst, Peter? fragte Jens Berg,<lb/> um Peter auf sein Lieblingsthema zu bringen. — Acht Jahre! Sage und schreibe<lb/> acht Jahre! Und im letzten hatten wir den großen Prozeß mit dem Justizrat!<lb/> fügte er hinzu. Ob der Prokurator seine Sache verstand? Peters Gesicht war<lb/> wie versteinert vor Erstaunen. Ob er seine Sache verstand? Ja da kannst du<lb/> ruhig drauf schwören. Der Justizrat zum Beispiel, der war damals in seinem<lb/> sonnenklaren Recht, da herrschte gar kein Zweifel darüber. Und doch mußte er<lb/> zu Kreuz kriechen! rief Peter und schlug mit der Faust auf den Tisch. Dann<lb/> neigte er sich vor und flüsterte, während er mit den Angen zwinkerte: Wir kannten<lb/> ja die Kniffe, versteht ihr? — Du hättest damals das Examen machen sollen, warf<lb/> Jens Berg hinterlistig ein. — Ja freilich hätte ich das thun sollen! Aber die<lb/> Jugend, Jens! antwortete Peter mit einem bedauernden Achselzucken. Und dann<lb/> die Weisheit, weißt du. . . . Nein, aber ich danke Gott doch für meine juristischen<lb/> Kenntnisse ot, evtora! Damit war Peter um der Zeit angekommen, die der Glanz¬<lb/> punkt seines Lebens war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1931"> Aber, Spreu, daß du das alles, wovon du da redest, durchsetzen willst, das<lb/> mit der Anpflanzung et eotera! rief Peter später am Abend. Nein, zum......<lb/> Ja wenn du ein Mann wärst wie der Prokurator oder einer von diesen andern<lb/> Protzen! Aber dn bist und bleibst doch immer nur ein Hungerleider, jawohl!<lb/> schloß er und schlürfte sein Glas aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1932"> Aber Sören entwickelte seine Gedanken mit solchem Eifer und mit solcher<lb/> Wärme, daß schließlich die beiden Häusler mit fortgerissen wurden. Zum Schluß<lb/> scigte aber Peter Kiebitz doch mit ziemlich sicherm Ton: Dn magst sagen, was dn<lb/> willst, Sören! An dem Tage gebe ich dir eine rote Kuh und hundert Thaler dazu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1933"> Das wäre schon die Probe wert! Ja das wäre wirklich die Probe wert!<lb/> wiederholte Sören und nickte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1934"> Nachdem die drei fleißigen Arbeiter auf diese Weise den Sonntag verbracht<lb/> hatten, trennten sie sich, und alle drei krochen in ihre Betten, um am nächsten<lb/> Morgen wieder rechtzeitig auf ihrem Felde zu sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0511]
Im Kampf ums Leben
und antwortete: Ich glaube ganz gewiß, daß ein Kiebitz beqnem hier liegen kann,
«ut wenn er die Flügel spreizt. — Da begann Peter eine Melodie vor sich hin-
znpfeifen und grub mit den beiden andern um die Wette.
Nach einem anstrengenden Tage saßen die drei Arbeiter am Abend in Sörens
Stube bei einander. Die Möbel waren unangestrichen, und das kleine Zimmer
sah leer und armselig aus. In der Ecke über dem Ofen hing auf einen« Stück
benähter Sackleinwand Sörens Rasiermesser; der einzige Wandschmuck waren außer¬
dem zwei Nürnberger Bilderbogen biblischen Inhalts mit Goldrändern. Die
Männer nahmen erwartungsvoll am Tische Platz. Eine gute Aufwartung war
nämlich der einzige Lohn, den die beiden Hamster für den Freundschaftsdienst, den
sie Sören geleistet hatten, beanspruchten. Zuerst kam nun ein Laib Weißbrot auf
den Tisch, dann eine Flasche Kornbranntwein und ein dampfend heißer Speckpfann¬
kuchen in einer eisernen Pfanne, die vorsorglich auf eine zusammengelegte Zeitung
gesetzt wurde, daß sie den weißgescheuerten Tisch nicht beschmutze.
Das ist einmal ein herrliches Essen, Leute! sagte Peter Kiebitz und wischte sich
das Fett von den Mundwinkeln. — Sören schenkte ein. Gieß einen Tropfen in
die Gurgel, Peter, du wirst sehen, wie das gut thut. — Ach! So ein guter
dänischer Schnaps, der liegt so ruhig im Magen! Das ist ganz was andres, als
all der Kognak und Fuselschnaps, den der Prokurator in sich gefüllt hat, denn das
mußte ihm absolut die Eingeweide durchfressen, sollte man denken. — Wie lange
warst du eigentlich bei Prokurator Vindfeld im Dienst, Peter? fragte Jens Berg,
um Peter auf sein Lieblingsthema zu bringen. — Acht Jahre! Sage und schreibe
acht Jahre! Und im letzten hatten wir den großen Prozeß mit dem Justizrat!
fügte er hinzu. Ob der Prokurator seine Sache verstand? Peters Gesicht war
wie versteinert vor Erstaunen. Ob er seine Sache verstand? Ja da kannst du
ruhig drauf schwören. Der Justizrat zum Beispiel, der war damals in seinem
sonnenklaren Recht, da herrschte gar kein Zweifel darüber. Und doch mußte er
zu Kreuz kriechen! rief Peter und schlug mit der Faust auf den Tisch. Dann
neigte er sich vor und flüsterte, während er mit den Angen zwinkerte: Wir kannten
ja die Kniffe, versteht ihr? — Du hättest damals das Examen machen sollen, warf
Jens Berg hinterlistig ein. — Ja freilich hätte ich das thun sollen! Aber die
Jugend, Jens! antwortete Peter mit einem bedauernden Achselzucken. Und dann
die Weisheit, weißt du. . . . Nein, aber ich danke Gott doch für meine juristischen
Kenntnisse ot, evtora! Damit war Peter um der Zeit angekommen, die der Glanz¬
punkt seines Lebens war.
Aber, Spreu, daß du das alles, wovon du da redest, durchsetzen willst, das
mit der Anpflanzung et eotera! rief Peter später am Abend. Nein, zum......
Ja wenn du ein Mann wärst wie der Prokurator oder einer von diesen andern
Protzen! Aber dn bist und bleibst doch immer nur ein Hungerleider, jawohl!
schloß er und schlürfte sein Glas aus.
Aber Sören entwickelte seine Gedanken mit solchem Eifer und mit solcher
Wärme, daß schließlich die beiden Häusler mit fortgerissen wurden. Zum Schluß
scigte aber Peter Kiebitz doch mit ziemlich sicherm Ton: Dn magst sagen, was dn
willst, Sören! An dem Tage gebe ich dir eine rote Kuh und hundert Thaler dazu.
Das wäre schon die Probe wert! Ja das wäre wirklich die Probe wert!
wiederholte Sören und nickte.
Nachdem die drei fleißigen Arbeiter auf diese Weise den Sonntag verbracht
hatten, trennten sie sich, und alle drei krochen in ihre Betten, um am nächsten
Morgen wieder rechtzeitig auf ihrem Felde zu sein.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |