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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Land abermals und berichtigte es nach seinen Erfahrungen, in kunsthistorischer
Hinsicht auf Grund der ebenfalls in Korrekturabzügen vorliegenden Übersicht
der spanischen Kunst, die der Verlag von Professor Justi erhalten hatte. Den
Artikel "Madrid" bearbeitete A, Drcssel, der langjährige Sekretär der deutschen
Botschaft in Madrid, zweimal im Laufe der Jahre ebenfalls zuerst auf Grund
des Passargischeu Manuskripts neu. Die Beschreibung und Würdigung der
Gemäldegalerie im Prado hatte den bekannten Kunstkenner Dr. W, Bode zum
Verfasser (von ihm sind auch die Beschreibungen der Galerien in Stockholm,
Kopenhagen, Petersburg usw. in den ersten Auflagen der betreffenden Bände),
doch mußte der Text infolge wiederholter Neuordnung der Sammlung mehr¬
mals umgearbeitet werden. Dann gingen die Korrekturabzüge an eine Anzahl
in Spanien und Portugal ansässiger Deutscher zur Durchsicht. Da mir die
Darstellung immer noch zu breit war, ich auch bei der Vergleichung des Textes
mit den Karten lind Plänen vielerlei zu ändern fand, so arbeitete ich den Text
nochmals durch, wobei ich, ohne meines Erachtens wesentliches wegzulassen,
an drei Bogen herausredigierte. Mir die zweite Auflage gewann ich Professor
Hübner in Berlin, der die archäologischen Abschnitte in einer scharfen Kritik
für ungenügend erklärt hatte. Herr Dressel bereiste Asturien und Galicien
und andre Teile; Barcelona, Sevilla, Lissabon usw. wurden wieder durch orts¬
ansässige Deutsche revidiert; Majorka wurde von l)r. Arndt bereist, der auch
die Angaben über die antiken Skulpturen in Madrid und vielen andern Orten
berichtigte; auch einige Kunsthistoriker lieferten Beiträge und revidierten die
Angaben über eine Anzahl kleinerer Städte, die Dr. Propping nicht hatte be¬
suchen können. Das ganze Buch habe ich dann nochmals scharf dnrch-
redigiert."

Die Bilder, mit denen noch die ältern Auflagen des Rhcinführers ge¬
schmückt waren, sind mit guten: Recht beiseite gelassen worden, die Karten und
die Pläne aber haben sich ungemein vermehrt und gehören zu dem Besten, was
überhaupt Reisehandbücher auszuweisen haben. Die Originale zu einer Anzahl
von Karten in den Baedekerschen Orientfnhrern hat Heinrich Kiepert gezeichnet,
die große Mehrzahl ist von Ernst Debes oder unter dessen Leitung ausgeführt
worden. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man den handlichen, genauen und
vollständigen und dabei doch klaren und gefälligen Karten, Kärtchen und
Plänen einen Teil der Vorliebe zuschreibt, der sich die Baedekerschen Reise¬
handbücher beim Publikum erfreuen. Sie vermitteln eine Summe von geogra¬
phischer Belehrung und Übung.

Die Hauptsache bleibt aber natürlich doch, daß Karl Baedeker und seine
Nachfolger die Aufgabe des Reisehandbuchs mit methodischer Gründlichkeit
angefaßt haben, die sie auf jede neue Auflage verwandten, auf die zwölfte so
gut wie auf die zweite. Hauptsächlich dadurch ist diesen Büchern allen ohne
Ausnahme das unbedingte Vertrauen erworben und erhalten worden, das
vorher kein andres ähnliches Unternehmen an sich zu fesseln gewußt hatte.
Die Sorgfalt, die ans die neuen Auflagen verwandt wird, ist zugleich der


Land abermals und berichtigte es nach seinen Erfahrungen, in kunsthistorischer
Hinsicht auf Grund der ebenfalls in Korrekturabzügen vorliegenden Übersicht
der spanischen Kunst, die der Verlag von Professor Justi erhalten hatte. Den
Artikel »Madrid« bearbeitete A, Drcssel, der langjährige Sekretär der deutschen
Botschaft in Madrid, zweimal im Laufe der Jahre ebenfalls zuerst auf Grund
des Passargischeu Manuskripts neu. Die Beschreibung und Würdigung der
Gemäldegalerie im Prado hatte den bekannten Kunstkenner Dr. W, Bode zum
Verfasser (von ihm sind auch die Beschreibungen der Galerien in Stockholm,
Kopenhagen, Petersburg usw. in den ersten Auflagen der betreffenden Bände),
doch mußte der Text infolge wiederholter Neuordnung der Sammlung mehr¬
mals umgearbeitet werden. Dann gingen die Korrekturabzüge an eine Anzahl
in Spanien und Portugal ansässiger Deutscher zur Durchsicht. Da mir die
Darstellung immer noch zu breit war, ich auch bei der Vergleichung des Textes
mit den Karten lind Plänen vielerlei zu ändern fand, so arbeitete ich den Text
nochmals durch, wobei ich, ohne meines Erachtens wesentliches wegzulassen,
an drei Bogen herausredigierte. Mir die zweite Auflage gewann ich Professor
Hübner in Berlin, der die archäologischen Abschnitte in einer scharfen Kritik
für ungenügend erklärt hatte. Herr Dressel bereiste Asturien und Galicien
und andre Teile; Barcelona, Sevilla, Lissabon usw. wurden wieder durch orts¬
ansässige Deutsche revidiert; Majorka wurde von l)r. Arndt bereist, der auch
die Angaben über die antiken Skulpturen in Madrid und vielen andern Orten
berichtigte; auch einige Kunsthistoriker lieferten Beiträge und revidierten die
Angaben über eine Anzahl kleinerer Städte, die Dr. Propping nicht hatte be¬
suchen können. Das ganze Buch habe ich dann nochmals scharf dnrch-
redigiert."

Die Bilder, mit denen noch die ältern Auflagen des Rhcinführers ge¬
schmückt waren, sind mit guten: Recht beiseite gelassen worden, die Karten und
die Pläne aber haben sich ungemein vermehrt und gehören zu dem Besten, was
überhaupt Reisehandbücher auszuweisen haben. Die Originale zu einer Anzahl
von Karten in den Baedekerschen Orientfnhrern hat Heinrich Kiepert gezeichnet,
die große Mehrzahl ist von Ernst Debes oder unter dessen Leitung ausgeführt
worden. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man den handlichen, genauen und
vollständigen und dabei doch klaren und gefälligen Karten, Kärtchen und
Plänen einen Teil der Vorliebe zuschreibt, der sich die Baedekerschen Reise¬
handbücher beim Publikum erfreuen. Sie vermitteln eine Summe von geogra¬
phischer Belehrung und Übung.

Die Hauptsache bleibt aber natürlich doch, daß Karl Baedeker und seine
Nachfolger die Aufgabe des Reisehandbuchs mit methodischer Gründlichkeit
angefaßt haben, die sie auf jede neue Auflage verwandten, auf die zwölfte so
gut wie auf die zweite. Hauptsächlich dadurch ist diesen Büchern allen ohne
Ausnahme das unbedingte Vertrauen erworben und erhalten worden, das
vorher kein andres ähnliches Unternehmen an sich zu fesseln gewußt hatte.
Die Sorgfalt, die ans die neuen Auflagen verwandt wird, ist zugleich der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/250>, abgerufen am 01.09.2024.