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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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und denen, die behaupteten, er habe seine Sache schlecht gemacht. Die zweiten
siegten, und Frau Dr. Förster-Nietzsche hat andre berufen, die Schätze des Nietzsche¬
archivs zu heben. Zunächst haben diese, die Herren Ernst und August Hornesfer,
den 11. und 12. Band der gesamten Werke, die Ungedrucktes aus der Zeit von
1875 bis 1886, vom "Menschlichen, Allzmnenschlichen" bis Zarathustra enthalten,
noch einmal herausgegeben tLeipzig, C. G. Nnnmcmn, 1901). Die Verlagsbuch¬
handlung hat uns die beiden Bände zugeschickt, und wir zeigen sie hiermit an aus
Rücksicht auf die Schwester des unglückliche" Dichterphilosophen, deren Bewundrung
für den geliebten und berühmten Bruder wir selbstverständlich finden, und deren
aufopfernde Fürsorge für das Glück des Lebenden und den Ruhm des Toten wir
hochachte" und bewundern. Aber so weit geht unsre Rücksicht nicht, daß wir die
beiden Bände durchstudiert hätten; wir haben nützlicheres zu thun, und Was hätte
es für einen Zweck? Dessen, was Nietzsche selbst veröffentlicht hat, ist wahrlich
genng, daß ma" sich ein Urteil über ihn bilden kann. Wir haben im Sommer
1898 gesagt, was wir über seine Person und sein Lebenswerk denken, und dabei
allerdings mich die Postuma in ihrer damaligen Gestalt benutzt, aber ob diese dem
Publikum in der oder jener Auswahl und Anordnung dargeboten werden, darauf
kommt nichts an, und namentlich vermag keine noch so sorgfältige Auswahl Nietzsches
Bild im günstigen Sinne zu verändern, denn daß er bei der Herausgabe seiner
Bücher von den Vorarbeiten und Probeniederschriften gerade die unterdrückt oder
ausgelassen haben sollte, die er für die bessern hielt, ist nicht anzunehmen. Geist¬
reiche und sogar gute Gedanken mögen darin vorkommen, die in der ersten Aus¬
gabe gefehlt haben, aber alle geistreichen und guten Gedanken Nietzsches sind lange
vor ihm in andrer Form von andern ausgesprochen worden, und alten guten Ge¬
danken in neuer Bearbeitung nachzuspüren hat nur da"" eine" Zweck, we"" "us
diese neue Bearbeitung die Dinge der Welt in einem neuen befriedigenden Zu¬
sammenhange zeigt, nicht, wen" sie uns als unversöhnte und unversöhnliche Wider¬
sprüche an den Kopf geworfen werden. Beim Durchblättern sind wir ja ans
manches gestoßen, was uns ganz gut gefallen hat, z. B. im 12. Bande auf
Seite 17: "Hellwald, Häckel und Konsorten: sie haben die Stimmung der Spe¬
zialistin und eine Froschnasenweisheit. Das kleine Gehirnstückchen, welches der Er¬
kenntnis ihrer Welt geöffnet ist, hat mit ihrer Gesamtheit nichts zu schaffen; es ist
ein Eckentaleutchen, wie wenn einer zeichnet, ein andrer Klavier spielt . . . höle sind j
Bildnngsknmele, auf deren Höckern viel g"te Einsichten und Kenntnisse sitzen,
ohne zu hindern, daß das Ganze doch eben nur ein Kamel ist." Wunderschön!
Aber um dieses Urteil über die beiden H zu gewinnen, braucht man doch nicht
Nietzsche zu lesen; so zierlich ausdrücken kanns unsereins freilich nicht. Hinter dieser
Bemerkung kommen Gedanken über Erkenntnistheorie, wie sie jeder hat, wenn er
diesen schwierigen Teil der Philosophie studiert, aber veröffentlichen wird solche
Erwägungen ein Besonueuer nur daun, wenn ihre Gesamtheit ein neues wichtiges
Ergebnis oder wenigstens eine neue Ansicht der Sache darstellt, und das ist bei
diesen Gedankenspänen nicht der Fall. Von wunderbarer Selbsterkenntnis zeugt
folgender Entwurf einer Vorrede auf Seite 498 des 11. Bandes: "Als ich jüngst
den Versuch machte, meine ältern Schriften, die ich vergessen hatte, kennen zu lernen,
erschrak ich über ein gemeinsames Merkmal derselben: sie sprechen die Sprache des
Fanatismus. Fast überall, wo in ihnen die Rede auf Andersdenkende kommt,
macht sich jene blutige Art zu lästern und jene Begeisterung in der Bosheit be¬
merklich, welche die Abzeichen des Fanatismus sind . . Leider haben ihn diese
Selbsterkenntnis und dieser Abscheu vor dem Fanatismus nicht gehindert, immer
fanatischer zu werden. In demselben Bande lesen wir Seite 317: "Das Christen¬
tum als große Pvbelbewegnng des römischen Reichs ist die Erhebung der Schlechten,


und denen, die behaupteten, er habe seine Sache schlecht gemacht. Die zweiten
siegten, und Frau Dr. Förster-Nietzsche hat andre berufen, die Schätze des Nietzsche¬
archivs zu heben. Zunächst haben diese, die Herren Ernst und August Hornesfer,
den 11. und 12. Band der gesamten Werke, die Ungedrucktes aus der Zeit von
1875 bis 1886, vom „Menschlichen, Allzmnenschlichen" bis Zarathustra enthalten,
noch einmal herausgegeben tLeipzig, C. G. Nnnmcmn, 1901). Die Verlagsbuch¬
handlung hat uns die beiden Bände zugeschickt, und wir zeigen sie hiermit an aus
Rücksicht auf die Schwester des unglückliche» Dichterphilosophen, deren Bewundrung
für den geliebten und berühmten Bruder wir selbstverständlich finden, und deren
aufopfernde Fürsorge für das Glück des Lebenden und den Ruhm des Toten wir
hochachte» und bewundern. Aber so weit geht unsre Rücksicht nicht, daß wir die
beiden Bände durchstudiert hätten; wir haben nützlicheres zu thun, und Was hätte
es für einen Zweck? Dessen, was Nietzsche selbst veröffentlicht hat, ist wahrlich
genng, daß ma» sich ein Urteil über ihn bilden kann. Wir haben im Sommer
1898 gesagt, was wir über seine Person und sein Lebenswerk denken, und dabei
allerdings mich die Postuma in ihrer damaligen Gestalt benutzt, aber ob diese dem
Publikum in der oder jener Auswahl und Anordnung dargeboten werden, darauf
kommt nichts an, und namentlich vermag keine noch so sorgfältige Auswahl Nietzsches
Bild im günstigen Sinne zu verändern, denn daß er bei der Herausgabe seiner
Bücher von den Vorarbeiten und Probeniederschriften gerade die unterdrückt oder
ausgelassen haben sollte, die er für die bessern hielt, ist nicht anzunehmen. Geist¬
reiche und sogar gute Gedanken mögen darin vorkommen, die in der ersten Aus¬
gabe gefehlt haben, aber alle geistreichen und guten Gedanken Nietzsches sind lange
vor ihm in andrer Form von andern ausgesprochen worden, und alten guten Ge¬
danken in neuer Bearbeitung nachzuspüren hat nur da»» eine» Zweck, we»» »us
diese neue Bearbeitung die Dinge der Welt in einem neuen befriedigenden Zu¬
sammenhange zeigt, nicht, wen» sie uns als unversöhnte und unversöhnliche Wider¬
sprüche an den Kopf geworfen werden. Beim Durchblättern sind wir ja ans
manches gestoßen, was uns ganz gut gefallen hat, z. B. im 12. Bande auf
Seite 17: „Hellwald, Häckel und Konsorten: sie haben die Stimmung der Spe¬
zialistin und eine Froschnasenweisheit. Das kleine Gehirnstückchen, welches der Er¬
kenntnis ihrer Welt geöffnet ist, hat mit ihrer Gesamtheit nichts zu schaffen; es ist
ein Eckentaleutchen, wie wenn einer zeichnet, ein andrer Klavier spielt . . . höle sind j
Bildnngsknmele, auf deren Höckern viel g»te Einsichten und Kenntnisse sitzen,
ohne zu hindern, daß das Ganze doch eben nur ein Kamel ist." Wunderschön!
Aber um dieses Urteil über die beiden H zu gewinnen, braucht man doch nicht
Nietzsche zu lesen; so zierlich ausdrücken kanns unsereins freilich nicht. Hinter dieser
Bemerkung kommen Gedanken über Erkenntnistheorie, wie sie jeder hat, wenn er
diesen schwierigen Teil der Philosophie studiert, aber veröffentlichen wird solche
Erwägungen ein Besonueuer nur daun, wenn ihre Gesamtheit ein neues wichtiges
Ergebnis oder wenigstens eine neue Ansicht der Sache darstellt, und das ist bei
diesen Gedankenspänen nicht der Fall. Von wunderbarer Selbsterkenntnis zeugt
folgender Entwurf einer Vorrede auf Seite 498 des 11. Bandes: „Als ich jüngst
den Versuch machte, meine ältern Schriften, die ich vergessen hatte, kennen zu lernen,
erschrak ich über ein gemeinsames Merkmal derselben: sie sprechen die Sprache des
Fanatismus. Fast überall, wo in ihnen die Rede auf Andersdenkende kommt,
macht sich jene blutige Art zu lästern und jene Begeisterung in der Bosheit be¬
merklich, welche die Abzeichen des Fanatismus sind . . Leider haben ihn diese
Selbsterkenntnis und dieser Abscheu vor dem Fanatismus nicht gehindert, immer
fanatischer zu werden. In demselben Bande lesen wir Seite 317: „Das Christen¬
tum als große Pvbelbewegnng des römischen Reichs ist die Erhebung der Schlechten,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/643>, abgerufen am 22.07.2024.