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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Elstisser," wie der Ausdruck bei uns lautete, dort getroffen und sich so einer kleinen
Gesellschaft von Bordeauxkonsumenteu angeschlossen. Der bevorstehende Prozeß war
selbstverständlich das Gesprächsthema. Man war nicht bösartig, aber eine gewisse
Schadenfreude über diese Schlappe des Beamtentums klang doch durch. Herr Beuner
kam dazu und begann in leicht erkennbarer Gedankenverbindung sich über die
Schwierigkeiten zu äußern, die er mit dem Landwehrmajor hatte. Dem war es
thatsächlich geglückt, auch ihn anzupumpen. Die heilig versprochne Rückzahlung, die
vor einigen Wochen hätte erfolgen sollen, war ausgeblieben. Wir andern wußten
ja, wie der Abgang Drysens das ganze Finanzsystem unsers Majors zerrüttet hatte;
da klappte natürlich nichts mehr. Berner schilderte nun die verzweifelten Bitten
des Schuldners um Verlcingeruug. Schiefrich lächelte noch dazu, begann sich aber
doch unbehaglich zu fühlen, denn es stand ja so, daß dergleichen jede" Deutschen
mit traf. Dann brachte Berner noch einen Haupttrumpf: Wie er gar nichts mehr
wußte, hat er mir meinen Neffen vorgehalten, der voriges Jahr vom Militärdienst
frei wurde; ich habe doch für ihn gethan, was ich konnte, sagte er. Was soll man
mit so einem Mann machen? Ich muß ihm am Ende sein Gehalt pfänden. --
Man lachte. -- Schiefrich fühlte ans einmal, daß er auch Soldat gewesen sei, wenn
auch kein besondrer, und wegen Gesundheitsverhältnissen längst nicht mehr aktiv.
Er warf gereizt hinein: Herr Berner, "ach dem, was Sie da gesagt haben, wird
der Herr Major seinen Gehalt nicht mehr lauge beziehn. -- Die rudern schienen
seine Empörung nicht zu bemerken, die Unterhaltung ging weiter. Schiefrich nahm
erst noch daran teil. Dann ward ihm klar, daß etwas geschehn müsse; er brach
auf und eilte zunächst zu niir. Leider traf er mich nicht; ich aß mit Dr. Stürmer
im Bergleiter zu Abend. Daun ging er in den Klub. Der Zufall wollte es, daß
dort der Kreisdirektor zugegen war, als er seinem Herzen Luft machte und den
Vorfall erzählte. Der war magenleidend und kam selten. Er nahm die Sache ernst
und fragte, ob er ihn nennen dürfe, wenn er amtlich vorgehe. Deshalb sage ichs
in Ihrer Gegenwart, erwiderte er tapfer; ich will nicht mir solche Sachen vor¬
werfen lassen. Bitte, schaffen Sie Ordnung gegen Berner oder gegen den Major.
Mir ists gleich. Der Kreisdirektor hatte sofort den andern Tag Berner aufgesucht,
der erst rundweg leugnete, dann aber so viel zugab, daß Schiefrichs Aussage nußer
Zweifel gesetzt wurde. Dann war die Militärbehörde verständigt worden. Den
Major sah man nicht mehr; er wurde voraussichtlich versetzt, und zwar ans andre
Ende des Reiches, wo sich die Füchse und Wölfe gute Nacht sagen.

Also noch einer, sagte ich, als der Bericht zu Ende war; schade um den Mann;
er war liebenswürdig und gebildet; die Not hat ihn getrieben, dem Berner die
bedenklichen Redensarten zu machen; aber ich bin überzeugt, daß er in Wirklichkeit
nichts Schlechtes gethan hat.

Jawohl, ich auch, sagte der Friedensrichter; aber nun ist glücklich die ganze
deutsche Flotte ruiniert. Ein Schicksal! Der Schicksalsmensch aber ist zweifellos
unser Freund Doktor Schiefrich. Der hat durch seine stürmische Werbung um Fräulein
Strademann den Stiefvater veranlaßt, mit ihr durchzubreunen, worauf daun einer
nach dem andern daran kam. Es war wie mit aufgestellten Kartenblättern, wo
man an das letzte tippt, und die ganze Reihe nacheinander umfällt, eines vom andern
getroffen. Beim letzten Kartenblatt hat er dann noch kräftig nachgeholfen. Herr
Doktor Schiefrich, Sie sind ein zweiter Hannibal Fischer!

Ich habe wirklich uicht anders gekonnt, sagte dieser; ich hätte mich gern noch
mit jemand besprochen, aber ich traf ja den Kollegen nicht.

Sie haben Recht gethan, tröstete ich ihn; ich würde Ihnen auch nichts andres
geraten haben. Ich freue mich, daß Sie so viel moralischen Mut bewiesen haben.
Und ich reichte ihm die Hand.


Unstern

Elstisser," wie der Ausdruck bei uns lautete, dort getroffen und sich so einer kleinen
Gesellschaft von Bordeauxkonsumenteu angeschlossen. Der bevorstehende Prozeß war
selbstverständlich das Gesprächsthema. Man war nicht bösartig, aber eine gewisse
Schadenfreude über diese Schlappe des Beamtentums klang doch durch. Herr Beuner
kam dazu und begann in leicht erkennbarer Gedankenverbindung sich über die
Schwierigkeiten zu äußern, die er mit dem Landwehrmajor hatte. Dem war es
thatsächlich geglückt, auch ihn anzupumpen. Die heilig versprochne Rückzahlung, die
vor einigen Wochen hätte erfolgen sollen, war ausgeblieben. Wir andern wußten
ja, wie der Abgang Drysens das ganze Finanzsystem unsers Majors zerrüttet hatte;
da klappte natürlich nichts mehr. Berner schilderte nun die verzweifelten Bitten
des Schuldners um Verlcingeruug. Schiefrich lächelte noch dazu, begann sich aber
doch unbehaglich zu fühlen, denn es stand ja so, daß dergleichen jede» Deutschen
mit traf. Dann brachte Berner noch einen Haupttrumpf: Wie er gar nichts mehr
wußte, hat er mir meinen Neffen vorgehalten, der voriges Jahr vom Militärdienst
frei wurde; ich habe doch für ihn gethan, was ich konnte, sagte er. Was soll man
mit so einem Mann machen? Ich muß ihm am Ende sein Gehalt pfänden. —
Man lachte. — Schiefrich fühlte ans einmal, daß er auch Soldat gewesen sei, wenn
auch kein besondrer, und wegen Gesundheitsverhältnissen längst nicht mehr aktiv.
Er warf gereizt hinein: Herr Berner, »ach dem, was Sie da gesagt haben, wird
der Herr Major seinen Gehalt nicht mehr lauge beziehn. — Die rudern schienen
seine Empörung nicht zu bemerken, die Unterhaltung ging weiter. Schiefrich nahm
erst noch daran teil. Dann ward ihm klar, daß etwas geschehn müsse; er brach
auf und eilte zunächst zu niir. Leider traf er mich nicht; ich aß mit Dr. Stürmer
im Bergleiter zu Abend. Daun ging er in den Klub. Der Zufall wollte es, daß
dort der Kreisdirektor zugegen war, als er seinem Herzen Luft machte und den
Vorfall erzählte. Der war magenleidend und kam selten. Er nahm die Sache ernst
und fragte, ob er ihn nennen dürfe, wenn er amtlich vorgehe. Deshalb sage ichs
in Ihrer Gegenwart, erwiderte er tapfer; ich will nicht mir solche Sachen vor¬
werfen lassen. Bitte, schaffen Sie Ordnung gegen Berner oder gegen den Major.
Mir ists gleich. Der Kreisdirektor hatte sofort den andern Tag Berner aufgesucht,
der erst rundweg leugnete, dann aber so viel zugab, daß Schiefrichs Aussage nußer
Zweifel gesetzt wurde. Dann war die Militärbehörde verständigt worden. Den
Major sah man nicht mehr; er wurde voraussichtlich versetzt, und zwar ans andre
Ende des Reiches, wo sich die Füchse und Wölfe gute Nacht sagen.

Also noch einer, sagte ich, als der Bericht zu Ende war; schade um den Mann;
er war liebenswürdig und gebildet; die Not hat ihn getrieben, dem Berner die
bedenklichen Redensarten zu machen; aber ich bin überzeugt, daß er in Wirklichkeit
nichts Schlechtes gethan hat.

Jawohl, ich auch, sagte der Friedensrichter; aber nun ist glücklich die ganze
deutsche Flotte ruiniert. Ein Schicksal! Der Schicksalsmensch aber ist zweifellos
unser Freund Doktor Schiefrich. Der hat durch seine stürmische Werbung um Fräulein
Strademann den Stiefvater veranlaßt, mit ihr durchzubreunen, worauf daun einer
nach dem andern daran kam. Es war wie mit aufgestellten Kartenblättern, wo
man an das letzte tippt, und die ganze Reihe nacheinander umfällt, eines vom andern
getroffen. Beim letzten Kartenblatt hat er dann noch kräftig nachgeholfen. Herr
Doktor Schiefrich, Sie sind ein zweiter Hannibal Fischer!

Ich habe wirklich uicht anders gekonnt, sagte dieser; ich hätte mich gern noch
mit jemand besprochen, aber ich traf ja den Kollegen nicht.

Sie haben Recht gethan, tröstete ich ihn; ich würde Ihnen auch nichts andres
geraten haben. Ich freue mich, daß Sie so viel moralischen Mut bewiesen haben.
Und ich reichte ihm die Hand.


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[0637] Unstern Elstisser," wie der Ausdruck bei uns lautete, dort getroffen und sich so einer kleinen Gesellschaft von Bordeauxkonsumenteu angeschlossen. Der bevorstehende Prozeß war selbstverständlich das Gesprächsthema. Man war nicht bösartig, aber eine gewisse Schadenfreude über diese Schlappe des Beamtentums klang doch durch. Herr Beuner kam dazu und begann in leicht erkennbarer Gedankenverbindung sich über die Schwierigkeiten zu äußern, die er mit dem Landwehrmajor hatte. Dem war es thatsächlich geglückt, auch ihn anzupumpen. Die heilig versprochne Rückzahlung, die vor einigen Wochen hätte erfolgen sollen, war ausgeblieben. Wir andern wußten ja, wie der Abgang Drysens das ganze Finanzsystem unsers Majors zerrüttet hatte; da klappte natürlich nichts mehr. Berner schilderte nun die verzweifelten Bitten des Schuldners um Verlcingeruug. Schiefrich lächelte noch dazu, begann sich aber doch unbehaglich zu fühlen, denn es stand ja so, daß dergleichen jede» Deutschen mit traf. Dann brachte Berner noch einen Haupttrumpf: Wie er gar nichts mehr wußte, hat er mir meinen Neffen vorgehalten, der voriges Jahr vom Militärdienst frei wurde; ich habe doch für ihn gethan, was ich konnte, sagte er. Was soll man mit so einem Mann machen? Ich muß ihm am Ende sein Gehalt pfänden. — Man lachte. — Schiefrich fühlte ans einmal, daß er auch Soldat gewesen sei, wenn auch kein besondrer, und wegen Gesundheitsverhältnissen längst nicht mehr aktiv. Er warf gereizt hinein: Herr Berner, »ach dem, was Sie da gesagt haben, wird der Herr Major seinen Gehalt nicht mehr lauge beziehn. — Die rudern schienen seine Empörung nicht zu bemerken, die Unterhaltung ging weiter. Schiefrich nahm erst noch daran teil. Dann ward ihm klar, daß etwas geschehn müsse; er brach auf und eilte zunächst zu niir. Leider traf er mich nicht; ich aß mit Dr. Stürmer im Bergleiter zu Abend. Daun ging er in den Klub. Der Zufall wollte es, daß dort der Kreisdirektor zugegen war, als er seinem Herzen Luft machte und den Vorfall erzählte. Der war magenleidend und kam selten. Er nahm die Sache ernst und fragte, ob er ihn nennen dürfe, wenn er amtlich vorgehe. Deshalb sage ichs in Ihrer Gegenwart, erwiderte er tapfer; ich will nicht mir solche Sachen vor¬ werfen lassen. Bitte, schaffen Sie Ordnung gegen Berner oder gegen den Major. Mir ists gleich. Der Kreisdirektor hatte sofort den andern Tag Berner aufgesucht, der erst rundweg leugnete, dann aber so viel zugab, daß Schiefrichs Aussage nußer Zweifel gesetzt wurde. Dann war die Militärbehörde verständigt worden. Den Major sah man nicht mehr; er wurde voraussichtlich versetzt, und zwar ans andre Ende des Reiches, wo sich die Füchse und Wölfe gute Nacht sagen. Also noch einer, sagte ich, als der Bericht zu Ende war; schade um den Mann; er war liebenswürdig und gebildet; die Not hat ihn getrieben, dem Berner die bedenklichen Redensarten zu machen; aber ich bin überzeugt, daß er in Wirklichkeit nichts Schlechtes gethan hat. Jawohl, ich auch, sagte der Friedensrichter; aber nun ist glücklich die ganze deutsche Flotte ruiniert. Ein Schicksal! Der Schicksalsmensch aber ist zweifellos unser Freund Doktor Schiefrich. Der hat durch seine stürmische Werbung um Fräulein Strademann den Stiefvater veranlaßt, mit ihr durchzubreunen, worauf daun einer nach dem andern daran kam. Es war wie mit aufgestellten Kartenblättern, wo man an das letzte tippt, und die ganze Reihe nacheinander umfällt, eines vom andern getroffen. Beim letzten Kartenblatt hat er dann noch kräftig nachgeholfen. Herr Doktor Schiefrich, Sie sind ein zweiter Hannibal Fischer! Ich habe wirklich uicht anders gekonnt, sagte dieser; ich hätte mich gern noch mit jemand besprochen, aber ich traf ja den Kollegen nicht. Sie haben Recht gethan, tröstete ich ihn; ich würde Ihnen auch nichts andres geraten haben. Ich freue mich, daß Sie so viel moralischen Mut bewiesen haben. Und ich reichte ihm die Hand.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/637>, abgerufen am 22.07.2024.