Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr."unse "Aus Kunst und Leben, Studien und Reisebilder" von Friedrich Schaar- «unse „Aus Kunst und Leben, Studien und Reisebilder" von Friedrich Schaar- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235315"/> <fw type="header" place="top"> «unse</fw><lb/> <p xml:id="ID_551" next="#ID_552"> „Aus Kunst und Leben, Studien und Reisebilder" von Friedrich Schaar-<lb/> schmidt (München, Bruckmann) enthält zwölf früher (seit 1892) in Zeitschriften<lb/> und Zeitungen gedruckte Aufsätze sehr verschiednen Inhalts: Die Lampe im<lb/> Altertum, Das Museum Plautin-Moretus in Antwerpen, Eduard von Ger¬<lb/> hardts Fresken im Kloster Loccum, Über italienische Thürklopfer, Wanderungen<lb/> durch Florenz und Neapel. Wir meinen zunächst nach unserm ganz persön¬<lb/> lichen Geschmack, Bücher vou so lautem Inhalt sollten in einem andern Ton<lb/> geschrieben sein, und stellen zur Verständigung darüber, wie wir das meinen^<lb/> dieser Aufsatzsammluug ein andres Buch gegenüber: „Studienfnhrtcu, Farben¬<lb/> skizzen und Randglosse» aus Gegenden der Kultur und Kunst" von Benno<lb/> Nüttenauer (Straßburg, Heitz), Vielleicht sind auch diese bunten Reiseberichte<lb/> aus Trieft und Pola, Südfmukreich und der Normandie, Gent, Brügge, Ant¬<lb/> werpen und dem Elsaß ursprünglich einmal Feuilletons gewesen, sie machen<lb/> aber in ihrer Vereinigung den Eindrnck eines Ganzen vermöge einer gleich¬<lb/> mäßig gehaltnen Schilderung, die, ohne tief einzudringen, sehr munter und<lb/> unterhaltend ist und voll von lebendiger, durchaus persönlicher Beobachtung.<lb/> Da möchtest du auch einmal hin, oder davon hättest du gern noch etwas mehr<lb/> gehört, sagt sich der Leser. Das Meiste wird nur angedeutet, kaum etwas<lb/> beschriebe», aber mau bekommt deutliche Vorstellungen, z. B. von dem Kampfe<lb/> des Mimischen und des Französischen in Belgien. ,,Als in der Revolution<lb/> von 1830 die Niederlande auseinandergerissen wurden, da war wieder einmal,<lb/> wie so oft bei den Germanen, das Religionsgefühl stärker als das Rassen-<lb/> gefühl. Dieses schlief den Schlaf des Gerechten, und das Volk von Flandern<lb/> und Brabant ging, echt germanisch, nicht mit den Stammesbrüdern, sondern<lb/> mit den Ncligionsgenossen, woraus diese, nämlich die Wallonen, die Folgerung<lb/> zogen, daß sie vou um an mit dem Mimischen Volkstum nicht mehr zu rechnen<lb/> brauchten. Es ist die alte Geschichte vom schlafenden Michel. Heute freilich<lb/> sehen die Vlamen ein, daß sie die Gefoppten waren bei jener famosen Revo¬<lb/> lution, und heute ist die Wiedervereinigung mit Holland bei manchem ein<lb/> heimlicher oder auch offen ausgesprochner Wunsch." Das ist nur ein Beispiel<lb/> für viele. Über das reichsdeutsche Element im Elsaß ist unendlich oft ge¬<lb/> schrieben worden, aber bei Rütteuauer lesen wir doch noch manches, was wir<lb/> so noch nicht ausgesprochen gefunden zu haben meinen. So etwas ist Sache<lb/> des Talents, und ein solches mag schreiben, worüber es will. Schnarschmidt<lb/> hingegen ist durchweg belehrend, oft sehr gründlich, z. B. über Kloster Loccum<lb/> oder über die Lampen im Altertum (die uus uicht mehr sehr nötig sind) oder<lb/> über Plautin-Moretus, was wir nur ausnütze» könnten, wenn wir einmal in<lb/> Autwerpe» im Plciutiumusenm wären. Schreibt er über leichter aufzunehmende<lb/> Stoffe, so fehlt das Unterhaltende, oder, wie man auch sage» kann, das Be¬<lb/> sondre und irgeudnne Neue, daS uus reizen müßte, immer wieder etwas über<lb/> Neapel oder Cnpri und Ischia zu lesen. Mitten unter diesen historischen<lb/> Dingen steht ein aktueller Aufsatz: „Nationale Kunst," dessen Gedanken uns<lb/> sehr beherzigenswert zu sein scheinen. Er wendet sich gegen die Auslünderei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0143]
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„Aus Kunst und Leben, Studien und Reisebilder" von Friedrich Schaar-
schmidt (München, Bruckmann) enthält zwölf früher (seit 1892) in Zeitschriften
und Zeitungen gedruckte Aufsätze sehr verschiednen Inhalts: Die Lampe im
Altertum, Das Museum Plautin-Moretus in Antwerpen, Eduard von Ger¬
hardts Fresken im Kloster Loccum, Über italienische Thürklopfer, Wanderungen
durch Florenz und Neapel. Wir meinen zunächst nach unserm ganz persön¬
lichen Geschmack, Bücher vou so lautem Inhalt sollten in einem andern Ton
geschrieben sein, und stellen zur Verständigung darüber, wie wir das meinen^
dieser Aufsatzsammluug ein andres Buch gegenüber: „Studienfnhrtcu, Farben¬
skizzen und Randglosse» aus Gegenden der Kultur und Kunst" von Benno
Nüttenauer (Straßburg, Heitz), Vielleicht sind auch diese bunten Reiseberichte
aus Trieft und Pola, Südfmukreich und der Normandie, Gent, Brügge, Ant¬
werpen und dem Elsaß ursprünglich einmal Feuilletons gewesen, sie machen
aber in ihrer Vereinigung den Eindrnck eines Ganzen vermöge einer gleich¬
mäßig gehaltnen Schilderung, die, ohne tief einzudringen, sehr munter und
unterhaltend ist und voll von lebendiger, durchaus persönlicher Beobachtung.
Da möchtest du auch einmal hin, oder davon hättest du gern noch etwas mehr
gehört, sagt sich der Leser. Das Meiste wird nur angedeutet, kaum etwas
beschriebe», aber mau bekommt deutliche Vorstellungen, z. B. von dem Kampfe
des Mimischen und des Französischen in Belgien. ,,Als in der Revolution
von 1830 die Niederlande auseinandergerissen wurden, da war wieder einmal,
wie so oft bei den Germanen, das Religionsgefühl stärker als das Rassen-
gefühl. Dieses schlief den Schlaf des Gerechten, und das Volk von Flandern
und Brabant ging, echt germanisch, nicht mit den Stammesbrüdern, sondern
mit den Ncligionsgenossen, woraus diese, nämlich die Wallonen, die Folgerung
zogen, daß sie vou um an mit dem Mimischen Volkstum nicht mehr zu rechnen
brauchten. Es ist die alte Geschichte vom schlafenden Michel. Heute freilich
sehen die Vlamen ein, daß sie die Gefoppten waren bei jener famosen Revo¬
lution, und heute ist die Wiedervereinigung mit Holland bei manchem ein
heimlicher oder auch offen ausgesprochner Wunsch." Das ist nur ein Beispiel
für viele. Über das reichsdeutsche Element im Elsaß ist unendlich oft ge¬
schrieben worden, aber bei Rütteuauer lesen wir doch noch manches, was wir
so noch nicht ausgesprochen gefunden zu haben meinen. So etwas ist Sache
des Talents, und ein solches mag schreiben, worüber es will. Schnarschmidt
hingegen ist durchweg belehrend, oft sehr gründlich, z. B. über Kloster Loccum
oder über die Lampen im Altertum (die uus uicht mehr sehr nötig sind) oder
über Plautin-Moretus, was wir nur ausnütze» könnten, wenn wir einmal in
Autwerpe» im Plciutiumusenm wären. Schreibt er über leichter aufzunehmende
Stoffe, so fehlt das Unterhaltende, oder, wie man auch sage» kann, das Be¬
sondre und irgeudnne Neue, daS uus reizen müßte, immer wieder etwas über
Neapel oder Cnpri und Ischia zu lesen. Mitten unter diesen historischen
Dingen steht ein aktueller Aufsatz: „Nationale Kunst," dessen Gedanken uns
sehr beherzigenswert zu sein scheinen. Er wendet sich gegen die Auslünderei
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