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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Jahren hatte ich Gelegenheit, die alte Kulturstätte ans der Merowingerzeit zu sehen
und die so lange zurückgehaltne Wißbegierde zu befriedigen.

Der Nebel lag noch auf der Seine und dem weiten Werber jenseits des
Flusses, als ich von meinem Hotel aufbrach und durch Caudebce wanderte. Caudebec
ist in seinem Kern ein uraltes Städtchen mit einer herrlichen gotischen Kirche und
liegt lieblich zwischen Höhen und Fluß eingebettet wie ein rheinischer Ort. Dann
schließen sich an die alte Stadt die kleinen reizenden Villen, die eine Spezialität
der Franzosen sind, mit ihren hellen großen Fensterscheiben und den sorgfältig ge¬
pflegten kleinen Gärten mit dem Spalierobst und den kleinen Treibhäusern. Auch
diese Villen gehn zu Eude, und ich wanderte weiter auf der sich zwischen Felsen
und Fluß hinziehenden Chaussee. Wie ich schon erwähnt habe, ist ein Fußgänger
in Frankreich etwas ungewöhnliches! ein Bauer, der mir mit seinem Fuhrwerk nach¬
kam, bot mir mit französischer Liebenswürdigkeit einen Platz auf seinem Wagen an.
Ich dankte herzlich, dem: ich wollte laufen, der Morgen war zu entzückend. Bei
der Station Se. Waudrille öffnet sich links ein Thal. Der Thalgrund ist eine
breite Wiesenfläche, aus der sich wie in einem Park Gruppen von Rüstern, Eschen
und Ahorn heraushebe". An dein Thalrande dann und wann ein Haus, von
Bäumen beschattet, das Strohdach von Moos überzogen. Die Berghänge lagen
umschleiert, man konnte nur undeutlich erkennen, daß sie bewaldet waren. Am Ende
des Thals zeigt sich zunächst der plumpe Turm der Pfarrkirche und diese selbst, in
Kreuzform gebaut mit Rundbvgenfenstern. Im Innern tragen Säulen ans den
ältesten Zeiten des romanischen Stils das gewölbte Hauptschiff, die halbhohen
Seitenschiffe haben ein einfaches schräges Holzdach. Es muß eine der ältesten
Kirchen des Landes sein.

Einige Schritte weiter, und man kommt zur Ruine der alten Benediktinerabtei,
deren Grundstein schon im siebenten Jahrhundert gelegt worden ist, als ein Teil
der Franken vom Christentum noch nichts wissen wollte. Von der Abteikirche, die
im vierzehnten Jahrhundert in gotischen Formen erbaut wurde, stehn nur uoch auf
einer Seite die Mauern und Flügel des Kreuzschiffs, herrliche hohe Pfeiler mit
hochstrebenden Bogen. Ich trete durch die Thüre in das Klostergebäude. Rechts
eine kleine Kapelle, links der Kreuzgang aus dein dreizehnten bis sechzehnten Jahr¬
hundert. Niemand stört mich, meine Schritte machen das einzige Geräusch, ich
habe Muße, mich umzusehen. Welche Verwüstung! Von den Sarkophagen sind
die Figuren herabgestürzt, von den Grabplatten die Wappen weggeschlagen, einer
weiblichen Tvtenfigur ist die Gewandung abgemeißelt, um sie nackt erscheinen zu
lassen. Köpfe, Arme, abgebrochn" Steinverzierungen liegen aufgeschichtet, die einzige
Spur einer menschlichen Fürsorge. Sonst könnte man glauben, daß die Sans¬
culotten, die vor hundert Jahren diese Zerstörung verübten, vor kurzem erst ihre
Gräberschändung verübt hätten. Diese Art des Wandalismus scheint eine fran¬
zösische Eigentümlichkeit zu sein; in Speier haben Mines Soldaten die Grüfte der
deutschen Kaiser, in Caen Hugenotten das Grab Wilhelms des Eroberers, in
Se. Denys Nevolutionshorden die letzten Ruhestätten der französischen Könige ver¬
nichtet.

Aber wieviel Schönheit ist trotz cilledem noch in dem Kreuzgang erhalten.
Die Arme sind den Zerstörern müde geworden, der Stein war zäher als die mensch¬
liche Kraft. Die jetzige französische Regierung sucht auch hier zu verwischen, was ver¬
wüstet ist. Seit sieben Jahren hat sie Benediktinern die Ruine eingeräumt, und diese
wollen jetzt, nachdem sie sich die notwendigen Wohnungen eingerichtet haben, an die
Ausräumung gehn. Vorläufig haben sie alles, was später vielleicht gebraucht werden
kann, zusammengehäuft und unter Dach und Fach gebracht. Im Klostergnrten traf
ich einen Benediktiner. Er sprach mich an, fragte, als ich ihm sagte, daß ich el"


Jahren hatte ich Gelegenheit, die alte Kulturstätte ans der Merowingerzeit zu sehen
und die so lange zurückgehaltne Wißbegierde zu befriedigen.

Der Nebel lag noch auf der Seine und dem weiten Werber jenseits des
Flusses, als ich von meinem Hotel aufbrach und durch Caudebce wanderte. Caudebec
ist in seinem Kern ein uraltes Städtchen mit einer herrlichen gotischen Kirche und
liegt lieblich zwischen Höhen und Fluß eingebettet wie ein rheinischer Ort. Dann
schließen sich an die alte Stadt die kleinen reizenden Villen, die eine Spezialität
der Franzosen sind, mit ihren hellen großen Fensterscheiben und den sorgfältig ge¬
pflegten kleinen Gärten mit dem Spalierobst und den kleinen Treibhäusern. Auch
diese Villen gehn zu Eude, und ich wanderte weiter auf der sich zwischen Felsen
und Fluß hinziehenden Chaussee. Wie ich schon erwähnt habe, ist ein Fußgänger
in Frankreich etwas ungewöhnliches! ein Bauer, der mir mit seinem Fuhrwerk nach¬
kam, bot mir mit französischer Liebenswürdigkeit einen Platz auf seinem Wagen an.
Ich dankte herzlich, dem: ich wollte laufen, der Morgen war zu entzückend. Bei
der Station Se. Waudrille öffnet sich links ein Thal. Der Thalgrund ist eine
breite Wiesenfläche, aus der sich wie in einem Park Gruppen von Rüstern, Eschen
und Ahorn heraushebe». An dein Thalrande dann und wann ein Haus, von
Bäumen beschattet, das Strohdach von Moos überzogen. Die Berghänge lagen
umschleiert, man konnte nur undeutlich erkennen, daß sie bewaldet waren. Am Ende
des Thals zeigt sich zunächst der plumpe Turm der Pfarrkirche und diese selbst, in
Kreuzform gebaut mit Rundbvgenfenstern. Im Innern tragen Säulen ans den
ältesten Zeiten des romanischen Stils das gewölbte Hauptschiff, die halbhohen
Seitenschiffe haben ein einfaches schräges Holzdach. Es muß eine der ältesten
Kirchen des Landes sein.

Einige Schritte weiter, und man kommt zur Ruine der alten Benediktinerabtei,
deren Grundstein schon im siebenten Jahrhundert gelegt worden ist, als ein Teil
der Franken vom Christentum noch nichts wissen wollte. Von der Abteikirche, die
im vierzehnten Jahrhundert in gotischen Formen erbaut wurde, stehn nur uoch auf
einer Seite die Mauern und Flügel des Kreuzschiffs, herrliche hohe Pfeiler mit
hochstrebenden Bogen. Ich trete durch die Thüre in das Klostergebäude. Rechts
eine kleine Kapelle, links der Kreuzgang aus dein dreizehnten bis sechzehnten Jahr¬
hundert. Niemand stört mich, meine Schritte machen das einzige Geräusch, ich
habe Muße, mich umzusehen. Welche Verwüstung! Von den Sarkophagen sind
die Figuren herabgestürzt, von den Grabplatten die Wappen weggeschlagen, einer
weiblichen Tvtenfigur ist die Gewandung abgemeißelt, um sie nackt erscheinen zu
lassen. Köpfe, Arme, abgebrochn« Steinverzierungen liegen aufgeschichtet, die einzige
Spur einer menschlichen Fürsorge. Sonst könnte man glauben, daß die Sans¬
culotten, die vor hundert Jahren diese Zerstörung verübten, vor kurzem erst ihre
Gräberschändung verübt hätten. Diese Art des Wandalismus scheint eine fran¬
zösische Eigentümlichkeit zu sein; in Speier haben Mines Soldaten die Grüfte der
deutschen Kaiser, in Caen Hugenotten das Grab Wilhelms des Eroberers, in
Se. Denys Nevolutionshorden die letzten Ruhestätten der französischen Könige ver¬
nichtet.

Aber wieviel Schönheit ist trotz cilledem noch in dem Kreuzgang erhalten.
Die Arme sind den Zerstörern müde geworden, der Stein war zäher als die mensch¬
liche Kraft. Die jetzige französische Regierung sucht auch hier zu verwischen, was ver¬
wüstet ist. Seit sieben Jahren hat sie Benediktinern die Ruine eingeräumt, und diese
wollen jetzt, nachdem sie sich die notwendigen Wohnungen eingerichtet haben, an die
Ausräumung gehn. Vorläufig haben sie alles, was später vielleicht gebraucht werden
kann, zusammengehäuft und unter Dach und Fach gebracht. Im Klostergnrten traf
ich einen Benediktiner. Er sprach mich an, fragte, als ich ihm sagte, daß ich el»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/232>, abgerufen am 03.07.2024.