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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Beachtung verdienen, ja es könnte sogar unsern Heißspornen in Presse und Parla¬
ment, die beständig von Liebedienerei der kaiserlichen Politik England gegenüber
faseln, einiges zu denken geben, wenn sie überhaupt einmal unbefangen nachdenken
wollten. Wir empfehlen ihnen zu diesem Zweck auch eine Äußerung des Fürsten
Bismarck gegen einen nordamerikanischen Besucher im April 1890 (Poschinger,
Neue Tischgespräche und Interviews, 1895, S. 275): "Das erste Erfordernis einer
Regierung ist Energie. Sie darf sich nicht der Zeit anbequemen, nicht die Zukunft
für eine nur zeitgemäß bequeme Einrichtung aufopfern. Eine Regierung muß
konsequent sein. Die Festigkeit, ja sogar die Härte der herrschenden Macht ist eine
Bürgschaft des Friedens, sowohl nach außen wie nach innen." Die Anwendung
auf deu vorliegenden Fall liegt auf der Hand. Was in einem gegebnen Augen¬
blicke die Reichsregieruug in der auswärtigen Politik zu thun oder zu lassen hat,
darüber kaun mir sie selbst entscheiden, weil nur sie die vollständige Kenntnis der
jeweiligen Lage hat und haben kann. Es ist darum eine lächerliche Anmaßung,
wenn Leute, die diese gar nicht zu übersehen vermögen, sie mögen so Patriotisch
sein, wie sie wollen, der Regierung ihre Haltung im einzelnen vorschreiben wollen,
und ein Unsinn, von einer selbständigen, also sachlich begründeten "volkstümlichen"
Meinung über auswärtige Politik zu reden, die von der "offiziellen" abweicht.
Eine solche giebt es auch bei uns gar nicht. Die leidenschaftliche Parteinahme für
die Buren (die wir in ähnlichem Falle den Engländern sehr verübeln würden)
ist eine Empfiuduugssache; sie entsprang vor allem aus der tiefen Abneigung gegen
die englische Politik und ans der natürlichen Sympathie für ein für seine Freiheit
ringendes stammverwandtes Volk, nicht aus der Sorge um unsern eignen afrika¬
nischen Besitz, dessen Sicherung doch wohl unsrer Regierung ebenso am Herzen
liegt wie den "Altdeutschen." Und was die Regierung "ach deren Ansicht gegen
die stritte Neutralität angeblich gethan hat, als der Kaiser im November 1899
den längst angekündigten Besuch in England machte, dann den Prinzen von Wales,
seinen Oheim, in Hamburg begrüßte, dagegen den Präsidenten Krüger nicht empfing,
das wird doch Wohl durch die antienglischen Kundgebungen unsrer Presse und die
Warme Aufnahme Krügers in Köln, denen niemand etwas in den Weg gelegt hat,
einigermaßen aufgewogen. Da die Opposition jetzt ja selbst beteuert, daß sie eine
deutsche Intervention zu Gunsten der Buren gar nicht verlange, so bleibt von ihren
Beschwerden schlechterdings nichts weiter übrig, als daß der Kaiser den Empfang
Krügers für jetzt abgelehnt und einen Wunsch "des deutschen Volks" nicht erfüllt
hat, weil ihm die Ehrlichkeit seiner Politik höher stand als die Erfüllung eines
volkstümlichen Wunsches. Ist das eines solchen Spektakels und so schwerer Anklagen
wert? Welche tiefe politische Einsicht! Die Altdeutschen, die es in ehrlichem Patrio¬
tismus als ihre Aufgabe betrachten, das deutsche Volk zu einer kraftvollen natio¬
nalen Gesinnung und zur Mitarbeit an deu großen politischen Aufgaben einer großen
Nation zu erziehn, die setzen sich in leidenschaftlichen Widerspruch mit der Politik
des Monarchen, der mit klarem Blick und fester Hand das Deutsche Reich in die
Weltpolitik eingeführt hat, also mit der einzigen Macht, die die alldeutschen Ideale
verwirklichen kaun!

Zum Schluß noch eins. Wenn der oberste Beamte des Reichs einen Reichstags¬
abgeordneten einmal, vielleicht nicht ganz mit Recht, etwas von obeuhernb behandelt,
dann ist das ein unsühnbares Verbrechen gegen die og>8of xopuli xornnmiei;
wenn aber Kaiser und Kanzler alltäglich und in allen Tonarten einer unrichtigen
Führung der auswärtigen Politik, ja grober Vernachlässigung unsrer Interessen
nnr den Euglnuderu zu liebe beschuldigt werde", so ist dies das natürliche und
verfassungsmäßige Recht jedes politisch "mündigen" deutschen Staatsbürgers, und wer
diese Hetzereien nicht mitmacht oder ihnen entgegentritt, der ist ein feiler Offiziosns
oder ein Schwachkopf auf eigne Hand.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Beachtung verdienen, ja es könnte sogar unsern Heißspornen in Presse und Parla¬
ment, die beständig von Liebedienerei der kaiserlichen Politik England gegenüber
faseln, einiges zu denken geben, wenn sie überhaupt einmal unbefangen nachdenken
wollten. Wir empfehlen ihnen zu diesem Zweck auch eine Äußerung des Fürsten
Bismarck gegen einen nordamerikanischen Besucher im April 1890 (Poschinger,
Neue Tischgespräche und Interviews, 1895, S. 275): „Das erste Erfordernis einer
Regierung ist Energie. Sie darf sich nicht der Zeit anbequemen, nicht die Zukunft
für eine nur zeitgemäß bequeme Einrichtung aufopfern. Eine Regierung muß
konsequent sein. Die Festigkeit, ja sogar die Härte der herrschenden Macht ist eine
Bürgschaft des Friedens, sowohl nach außen wie nach innen." Die Anwendung
auf deu vorliegenden Fall liegt auf der Hand. Was in einem gegebnen Augen¬
blicke die Reichsregieruug in der auswärtigen Politik zu thun oder zu lassen hat,
darüber kaun mir sie selbst entscheiden, weil nur sie die vollständige Kenntnis der
jeweiligen Lage hat und haben kann. Es ist darum eine lächerliche Anmaßung,
wenn Leute, die diese gar nicht zu übersehen vermögen, sie mögen so Patriotisch
sein, wie sie wollen, der Regierung ihre Haltung im einzelnen vorschreiben wollen,
und ein Unsinn, von einer selbständigen, also sachlich begründeten „volkstümlichen"
Meinung über auswärtige Politik zu reden, die von der „offiziellen" abweicht.
Eine solche giebt es auch bei uns gar nicht. Die leidenschaftliche Parteinahme für
die Buren (die wir in ähnlichem Falle den Engländern sehr verübeln würden)
ist eine Empfiuduugssache; sie entsprang vor allem aus der tiefen Abneigung gegen
die englische Politik und ans der natürlichen Sympathie für ein für seine Freiheit
ringendes stammverwandtes Volk, nicht aus der Sorge um unsern eignen afrika¬
nischen Besitz, dessen Sicherung doch wohl unsrer Regierung ebenso am Herzen
liegt wie den „Altdeutschen." Und was die Regierung »ach deren Ansicht gegen
die stritte Neutralität angeblich gethan hat, als der Kaiser im November 1899
den längst angekündigten Besuch in England machte, dann den Prinzen von Wales,
seinen Oheim, in Hamburg begrüßte, dagegen den Präsidenten Krüger nicht empfing,
das wird doch Wohl durch die antienglischen Kundgebungen unsrer Presse und die
Warme Aufnahme Krügers in Köln, denen niemand etwas in den Weg gelegt hat,
einigermaßen aufgewogen. Da die Opposition jetzt ja selbst beteuert, daß sie eine
deutsche Intervention zu Gunsten der Buren gar nicht verlange, so bleibt von ihren
Beschwerden schlechterdings nichts weiter übrig, als daß der Kaiser den Empfang
Krügers für jetzt abgelehnt und einen Wunsch „des deutschen Volks" nicht erfüllt
hat, weil ihm die Ehrlichkeit seiner Politik höher stand als die Erfüllung eines
volkstümlichen Wunsches. Ist das eines solchen Spektakels und so schwerer Anklagen
wert? Welche tiefe politische Einsicht! Die Altdeutschen, die es in ehrlichem Patrio¬
tismus als ihre Aufgabe betrachten, das deutsche Volk zu einer kraftvollen natio¬
nalen Gesinnung und zur Mitarbeit an deu großen politischen Aufgaben einer großen
Nation zu erziehn, die setzen sich in leidenschaftlichen Widerspruch mit der Politik
des Monarchen, der mit klarem Blick und fester Hand das Deutsche Reich in die
Weltpolitik eingeführt hat, also mit der einzigen Macht, die die alldeutschen Ideale
verwirklichen kaun!

Zum Schluß noch eins. Wenn der oberste Beamte des Reichs einen Reichstags¬
abgeordneten einmal, vielleicht nicht ganz mit Recht, etwas von obeuhernb behandelt,
dann ist das ein unsühnbares Verbrechen gegen die og>8of xopuli xornnmiei;
wenn aber Kaiser und Kanzler alltäglich und in allen Tonarten einer unrichtigen
Führung der auswärtigen Politik, ja grober Vernachlässigung unsrer Interessen
nnr den Euglnuderu zu liebe beschuldigt werde«, so ist dies das natürliche und
verfassungsmäßige Recht jedes politisch „mündigen" deutschen Staatsbürgers, und wer
diese Hetzereien nicht mitmacht oder ihnen entgegentritt, der ist ein feiler Offiziosns
oder ein Schwachkopf auf eigne Hand.


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[0056] Maßgebliches und Unmaßgebliches Beachtung verdienen, ja es könnte sogar unsern Heißspornen in Presse und Parla¬ ment, die beständig von Liebedienerei der kaiserlichen Politik England gegenüber faseln, einiges zu denken geben, wenn sie überhaupt einmal unbefangen nachdenken wollten. Wir empfehlen ihnen zu diesem Zweck auch eine Äußerung des Fürsten Bismarck gegen einen nordamerikanischen Besucher im April 1890 (Poschinger, Neue Tischgespräche und Interviews, 1895, S. 275): „Das erste Erfordernis einer Regierung ist Energie. Sie darf sich nicht der Zeit anbequemen, nicht die Zukunft für eine nur zeitgemäß bequeme Einrichtung aufopfern. Eine Regierung muß konsequent sein. Die Festigkeit, ja sogar die Härte der herrschenden Macht ist eine Bürgschaft des Friedens, sowohl nach außen wie nach innen." Die Anwendung auf deu vorliegenden Fall liegt auf der Hand. Was in einem gegebnen Augen¬ blicke die Reichsregieruug in der auswärtigen Politik zu thun oder zu lassen hat, darüber kaun mir sie selbst entscheiden, weil nur sie die vollständige Kenntnis der jeweiligen Lage hat und haben kann. Es ist darum eine lächerliche Anmaßung, wenn Leute, die diese gar nicht zu übersehen vermögen, sie mögen so Patriotisch sein, wie sie wollen, der Regierung ihre Haltung im einzelnen vorschreiben wollen, und ein Unsinn, von einer selbständigen, also sachlich begründeten „volkstümlichen" Meinung über auswärtige Politik zu reden, die von der „offiziellen" abweicht. Eine solche giebt es auch bei uns gar nicht. Die leidenschaftliche Parteinahme für die Buren (die wir in ähnlichem Falle den Engländern sehr verübeln würden) ist eine Empfiuduugssache; sie entsprang vor allem aus der tiefen Abneigung gegen die englische Politik und ans der natürlichen Sympathie für ein für seine Freiheit ringendes stammverwandtes Volk, nicht aus der Sorge um unsern eignen afrika¬ nischen Besitz, dessen Sicherung doch wohl unsrer Regierung ebenso am Herzen liegt wie den „Altdeutschen." Und was die Regierung »ach deren Ansicht gegen die stritte Neutralität angeblich gethan hat, als der Kaiser im November 1899 den längst angekündigten Besuch in England machte, dann den Prinzen von Wales, seinen Oheim, in Hamburg begrüßte, dagegen den Präsidenten Krüger nicht empfing, das wird doch Wohl durch die antienglischen Kundgebungen unsrer Presse und die Warme Aufnahme Krügers in Köln, denen niemand etwas in den Weg gelegt hat, einigermaßen aufgewogen. Da die Opposition jetzt ja selbst beteuert, daß sie eine deutsche Intervention zu Gunsten der Buren gar nicht verlange, so bleibt von ihren Beschwerden schlechterdings nichts weiter übrig, als daß der Kaiser den Empfang Krügers für jetzt abgelehnt und einen Wunsch „des deutschen Volks" nicht erfüllt hat, weil ihm die Ehrlichkeit seiner Politik höher stand als die Erfüllung eines volkstümlichen Wunsches. Ist das eines solchen Spektakels und so schwerer Anklagen wert? Welche tiefe politische Einsicht! Die Altdeutschen, die es in ehrlichem Patrio¬ tismus als ihre Aufgabe betrachten, das deutsche Volk zu einer kraftvollen natio¬ nalen Gesinnung und zur Mitarbeit an deu großen politischen Aufgaben einer großen Nation zu erziehn, die setzen sich in leidenschaftlichen Widerspruch mit der Politik des Monarchen, der mit klarem Blick und fester Hand das Deutsche Reich in die Weltpolitik eingeführt hat, also mit der einzigen Macht, die die alldeutschen Ideale verwirklichen kaun! Zum Schluß noch eins. Wenn der oberste Beamte des Reichs einen Reichstags¬ abgeordneten einmal, vielleicht nicht ganz mit Recht, etwas von obeuhernb behandelt, dann ist das ein unsühnbares Verbrechen gegen die og>8of xopuli xornnmiei; wenn aber Kaiser und Kanzler alltäglich und in allen Tonarten einer unrichtigen Führung der auswärtigen Politik, ja grober Vernachlässigung unsrer Interessen nnr den Euglnuderu zu liebe beschuldigt werde«, so ist dies das natürliche und verfassungsmäßige Recht jedes politisch „mündigen" deutschen Staatsbürgers, und wer diese Hetzereien nicht mitmacht oder ihnen entgegentritt, der ist ein feiler Offiziosns oder ein Schwachkopf auf eigne Hand.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/56>, abgerufen am 01.07.2024.